10. Der Wald

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,,Noire! Was haben wir gerade besprochen?! Wir gehen gemeinsam weiter!"
Was?
Dann bemerkte Noire, dass sie unabsichtlich ein paar Schritte nach vorn gegangen war, und jetzt schon fast im Schatten der Bäume stand.
,,Entschuldigung, Mutter."
Mühsam wandte sie den Blick von den Bäumen ab und stellte sich wieder ans Ufer des Flusses, den Tiffany schon mehr als die Hälfte überquert hatte.
Irgendwie zogen die Bäume sie an. Noire wollte in den Wald gehen, dem rascheln der Blätter lauschen.
Trotzdem zwang sie sich ruhig stehen zu bleiben.
Rose war jetzt neben ihr, wartete auf Tiffany, bereit, ihr zu helfen doch die dunkle Jungwölfin landete sicher auf der Erde.
Während Rose zurücksprang richtete Tiffany den Blick auf die Bäume. Auch sie war sichtlich eingeschüchtert.
,,Wow.", hauchte sie.
,,Ja. Ich weiß.", sagte Noire leise. Da war er wieder; dieser Zug zum Wald. Ihre Beine wollten dort rein. Jetzt. Sofort.
,,Noire, bleib hier.", riss Tiffanys Stimme sie aus ihrer ... Was war es? Trance?
Erschreckt bemerkte Noire schon wieder, dass ihre Beine dem Drang nachgegeben hatten.
Warum will ich so dringend zwischen die Bäume?! Geht es Tiffany genauso?
Mühsam drehte Noire sich noch einmal um zu dem Fluss.
Verdutzt sah sie, dass Maroni noch am Ufer stand. Alpha redete leise auf sie ein.
Tiffany stellte sich neben Noire und bemühte sich, so wie es aussah, Alphas Worte zu verstehen.
Noire konnte die Worte ihrer Mutter jedoch gut hören, zwar leise, aber verständlich.
Zu ihrer Überraschung sagte Tiffany nach einigen Momenten: ,,Was Alpha wohl zu ihr sagt? Meinst du, Maroni traut sich nicht?"
Tiffany schaute weiter angestrengt aufs andere Ufer, bis sie Noires verwirrten Blick bemerkte.
,,Du kannst Mutter nicht verstehen? Kein Wort?"
,,Nein. Kein Wort. Du etwa?"
Langsam nickte Noire und auf Tiffanys Gesicht machte sich Schrecken breit.
Panisch sagte sie: ,,Du versteht sie?! Deutlich? Aber ich höre gar nichts! Wenn ich es nicht sehen würde, würde ich meinen sie stehen einfach still am anderen Ufer. Und wenn etwas mit meinen Ohren ist? Dann kann ich kein Jäger werden! Dann muss ich in der Altenwolfhöhle wohnen!"
Warum ist sie denn so panisch?!
,,Tiffany. Beruhige dich.", ruhig schaute Noire in das Gesicht ihrer Freundin.
Tiffany hatte den Schwanz zwischen die Beine geklemmt und die Ohren angelegt.
Noire redete weiter auf sie ein und unter den beruhigenden Wörtern entspannte sie sich langsam wieder.
Zum näheren Besprechen hatten sie keine Zeit, denn Alpha war von Maroni zurückgetreten und die braune Wölfin duckte sich konzentriert, wahrscheinlich um Kräfte zu sammeln.
Noire konnte deutlich sehen dass sie Angst hatte.
Warum ist sie denn so ängstlich? Sie hat doch bei uns beiden gesehen, dass es nicht schwer ist, und das Rose uns hilft.
Dann sprang Maroni.
Knapp landete sie auf dem ersten Stein, jedoch ohne das Wasser zu berühren.
Das war knapp. Wenn sie schon beim ersten Sprung solche Schwierigkeiten hatte, wie sieht es dann beim zweiten aus? Der ist länger...
Noires Sorgen waren begründet: Beim nächsten Stein kam Maroni nur mit den Vorderpfoten hin, ihr Hinterteil platschte ins Wasser und sie begann abzurutschen.
Maroni jaulte so laut auf dass sich viele Köpfe auf der Lichtung drehten, aber Rose zog sie am Nackenfell, wie vorher auch Noire, aus dem Wasser.
Maroni stand triefend und zitternd auf dem Stein und kauerte sich nieder.
,,Ich kann nicht weiter."
Ihre Stimme war brüchig und leise.
Warum nur hat sie so eine Angst vor Wasser?
Rose beruhigte Maroni, indem sie leise auf die braune Wölfin einredete.
,,Ganz ruhig, Maroni. Du machst das super. Nur noch zwei Steine, dann hast du es geschafft. Außerdem sind heute Alpha, Snowdrop und Ich da um dich aus dem Wasser zu ziehen. Dir wird nichts passieren."
Dann begriff Noire.
Das ist es! Sie ist doch als Welpe einmal in den Fluss gefallen und fast ertrunken. Aber das ist doch schon so lange her. Sie ist jetzt viel größer, und kann auch ein bisschen schwimmen.
Nach Rose' Worten hatte Maroni sich wieder etwas beruhigt, zitterte aber immer noch.
Die nächsten Sprünge verliefen Fehlerfrei, jedoch war es immer knapp dass Maroni auf den Stein kam.
Als sie bei Noire und Tiffany war, schüttelte sie sich und ihre Freunde nahmen sie in ihre Mitte.
,,Das war schrecklich. Das Wasser i-"
Maronis Blick war auf die Bäume gefallen. Auch sie war gefesselt.
,,Sie sind so riesig."
Zustimmend neigte Noire den Kopf, was aber von Maroni nicht bemerkt wurde, da die immernoch die Bäume anstarrte.
Dann waren ihre Lehrer da und sie konnten endlich in den Wald gehen.
Keiner verlor ein Wort über Maronis Schwierigkeiten.
Als sie den Schatten der Bäume betraten, wurde es merklich kühler.
Noire war noch nie zwischen Bäumen gewesen, trotzdem fühlte es sich an, als würde sie auf bekannten Pfaden wandeln.
Es kommt mir hier so vertraut vor. Als wäre ich hier schon unzählige Male gelaufen...
Unterwegs erklärte Alpha: ,,Klare Reviergrenzen haben wir nicht, aber wir haben ein Hauptjagdgebiet und drumherum das Winterjagdgebiet. Im Hauptjagdgebiet jagen wir immer, im Winterjagdgebiet, wie der Name schon sagt, jagen wir eigentlich nur in Winter, weil uns dann die Beute aus dem Hauptgebiet nicht reicht."

Zwischen den verfärbten Bäumen, mit den gelegentlich goldenen Sonnenstrahlen trocknete Maroni schnell und sie wurde wieder fröhlich.

Nach kurzer Zeit kamen sie an einen Bach, nicht annähernd so schnell, tief oder breit wie der Fluss vor ihrem Lager.
,,Das ist der Wildbach. Hier kommen oft Rehe und Hirsche her um zu trinken. Kaninchen und Hasen natürlich auch.", erklärte Rose.
Snowdrop fügte an Maroni gewandt hinzu: ,,Hier wachsen auch viele Kräuter. Es ist die beste Stelle im Revier zum Sammeln."
Sie gingen weiter, durch teils riesige Eichen, teils junge Buchen.
Dann kamen sie zu einer Lichtung. Sie lag in einer kleiner Senke, ringsherum waren Büsche. Sie liefen über die Kante und in die Mulde herab.
Doch direkt auf der Kante blieb Noire abrupt stehen.
Nein! Das kann nicht sein. Es DARF nicht sein!
Sie hatte die Lichtung erkannt.

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt