30. Jäger und Heiler

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Wie immer wollte Alpha noch etwas sagen, bevor das Rudel zu fressen begann. Mit lauter, aber warmer und freundlicher Stimme sagte sie: ,,Bevor ich noch wichtige Ankündigungen zu machen habe, erzählt Nightmoon euch noch etwas." Sie nickte der schwarz-weißen Wölfin zu. Diese trat mit stolz erhobenem Kopf vor das Rudel. ,,Ich möchte euch sagen, dass ich in etwa zwei Monaten Welpen bekommen werde. Pfeil ist der Vater."
Alle Wölfe jaulten erfreut, Pfeil saß in der Mitte und klopfte mit seinem Schwanz auf den Boden. Nightmoon sah ihm glücklich in die Augen. Danach stellte sie sich wieder neben ihren Gefährten und die Beiden umschlangen liebevoll ihre Schwänze ineinander.
Mit einem lauten Jaulen brachte Alpha das Rudel zum Schweigen, dann ergriff sie wieder das Wort. ,,Glückwunsch, Pfeil und Nightmoon. Wenn unsere Jagd so weitergeht, werden sie sogar im Winter wohlgenährt aufwachsen. Woody und Noire haben heute zu zweit ein Reh erlegt. Später hat Tiffany mit mir wahres Jagdgeschick bewiesen. Beide beherrschen die meisten Kampfzüge perfekt, die anderen fast. Es ist Zeit, sie zu vollständigen Jägern zu ernennen. Noire, Tiffany, tretet vor."
Begeistert sprangen die beiden Freundinnen zu Noires Mutter und stellten sich mit hocherhobenen Schwänzen vor die Leitwölfin des Rudels. Diese sagte: ,,Ihr beiden seid jetzt acht Monate alt und bereit, vollständige Jägerinnen zu werden. Ihr werdet in Jagdgruppen eingeteilt und Beute für das Rudel erlegen. In einem Kampf das Rudel beschützen. Heute Abend werdet ihr als erstes Fressen, in der Nacht in der Jägerhöhle schlafen."
Glücklich stellten Tiffany und Noire sich zu den anderen Jägern. Sie wurden freudig mit wedelnden Schwänzen begrüßt.
Dann trat Snowdrop vor. ,,Ebenso wie unsere beiden jüngsten Jäger hat auch Maroni in den letzten zwei Monaten viel gelernt. Sie ist nun bereit, ein vollständiger Heiler zu werden.", sagte er. Alpha gab ihr Einverständnis und Maroni hüpfte aufgeregt zu ihr. Auch bei ihr wurden ein paar Worte gesprochen, dann sprang sie wieder zu Snowdrop, doch nicht vor einem schnellen, begeisterten Blick zu Tiffany und Noire.
Die Stimmung im Rudel war jetzt noch besser als vorher, überall wurde gescherzt und fröhlich mit dem Schwanz gewedelt.
Mit einem Kopfnicken bedeutete Alpha den jungen Jägern und der zweiten Heilerin, dass sie sich als erste ihre Beute nehmen sollten. Zu dritt nahmen sie sich ihren Anteil und stellten sich wieder in den unförmigen Kreis aus Rudelgefährten. Danach kam Alpha, dann der Rest des Rudels. Es war genug da für alle, keiner stritt sich um ein Stück.
Erst jetzt fiel Noire auf, dass einer der Wölfe fehlte. ,,Wo ist Federohr?", fragte sie ihre Freundinnen und biss herzhaft in ihr Kaninchen. Tiffany schaute ratlos, doch Maroni sagte: ,,Im Heilerbau. Er hustet schon die ganze Zeit, es wird nicht besser. Am Nachmittag habe ich ihm schon etwas Beute gebracht." Besorgt schluckte Noire ihren Bissen hinunter. Federohr war schon alt, der älteste Wolf im Rudel. Eine schlimme Krankheit würde er wohl kaum überleben. Noire hoffte, dass es bei dem Husten blieb.
Sie fraßen schweigend weiter, doch Noires gute Laune konnte von der Nachricht nicht gedämpft werden.
Es war ein zu schöner Abend, zu gute Beute und viel zu gute Stimmung im Lager, als dass sie sich große Sorgen machen könnte. Natürlich war es schlecht, wenn ein Wolf krank war, aber Federohr würde schon wieder gesund werden.
Kurz nachdem sie ihr Mahl beendet hatten, war ein frischer Wind aufgezogen, der ihr Fell verwirbelte und kühl um die Ohren pfiff. ,,Lass uns in die Höhle gehen. Es wird Winter.", sagte Noire und sprang auf die Pfoten. Mit Maroni und Tiffany lief sie über die Lichtung zur Welpenhöhle, bis Tiffany plötzlich stehen blieb. ,,Wartet mal. Wir müssen doch in die Jägerhöhle, schon vergessen? Beziehungsweise Maroni, du in die Heilerhöhle.", sagte sie. Noire und Tiffany schwenkten um zur Jägerhöhle, Maroni in die Heilerhöhle. ,,Gute Nacht!", rief Noire noch über die Schulter, was von der Heilerin erwidert wurde.
An den Schatten der Höhle gewöhnten sich Noires Augen nur schlecht. Noch lagen nur Mondschein und Dagger auf ihrem Polster, alle anderen waren noch draußen. Tiffanys Eltern sahen auf, als die beiden herein kamen. ,,Oh, hallo Tiffany, Noire. Ihr braucht ein Polster, nehme ich an?", fragte Mondschein und schaute fragend. Noire nickte und Dagger bot ihnen an, mit ihnen Moos holen zu gehen. Sie nahmen das Angebot danken an, zu dritt gingen sie nochmal los und holten im Wald ein wenig Moos. Es war nicht leicht, noch trockenes zu finden, aber gemeinsam hatten sie bald genug für zwei Polsterungen.
Während sie es zurück zur Lichtung trugen, setzte ein leichter Nieselregen ein, wodurch sie sich noch mehr beeilten.
Als sie wieder beim Rudel angekommen waren, war der Regen stärker geworden und ihr Fell war komplett nass, ebenso wie das Moos.
Jetzt waren alle Wölfe in der Höhle, und es war schwer, ein freies Plätzchen zu finden, wo Tiffany und Noire schlafen konnten. Schließlich quetschten sie sich an den Rand der Höhle, wo gerade genug Platz für zwei Wölfe war.
Sie richteten das Moos so gut es ging her, dann legten sie sich vorsichtig darauf. Es war nass, wie zu erwarten gewesen war, aber für diese Nacht würde es gehen.
Noire atmete ruhig, passte sich den Atemgeräuschen der anderen Jäger an. Sie war es nicht gewohnt, mit so vielen anderen in einer Höhle zu schlafen, doch das stetige Auf und Ab der Flanke von Woody, der neben ihr lag, schläferte sie ein. Von der anstrengenden Jagd an diesem Tag war Noire sowieso müde, sodass sie innerhalb von fünf Minuten einschlief.

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt