50. Außerhalb des Reviers

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Schweigend und wachsam liefen die Wölfe durch den Wald, wobei jeder immer wieder nervöse Blicke in alle Richtungen warf.

Noire hatte Angst, das konnte sie nicht leugnen, und die ihrer Rudelgefährten konnte sie riechen. Der Gestank der Bären war penetrant und stach in ihrer Schnauze.

Doch noch befanden sie sich in ihrem Revier, und eigentlich war sich Noire sicher, dass sie es bemerkt hätten, wenn so viele Eindringlinge in ihrem üblichen Jagdgebiet hausen würden.

Schließlich kamen sie an die Grenze ihres Revers, und Noire stoppte kurz. ,,Wir müssen jetzt noch vorsichtiger sein.'', sagte sie leise, aber schon so laut, dass jeder sie verstehen konnte.

,,Hier kennen wir uns nicht mehr so gut aus. Seid leise und unsichtbar. Wenn sie uns bemerken, sind wir tot.'', fügte sie hinzu und wartete, bis jeder Wolf zustimmend genickt hatte - in Mondscheins Fall etwas zögerlich.

Dann setzte sie sich in Bewegung und hörte, wie der Rest der Gruppe folgte. Noire schlich nun noch wachsamer und angespannter durch den Wald.

Sie fühlte sich beobachtet, als würden die Bäume nur darauf warten, sie unter dicken Ästen begraben oder zwischen sich zerquetschen zu können.

Besagte Bäume waren viel größer und ... wilder als die in ihrem Revier. Der Boden war übersät von Unterholz, ohne die starke Spur des Bärengestankes hätte Noire schon die Orientierung verloren.

Das Unterholz war von einer weißen Decke überzogen, darunter roch es feucht und modrig. Das Laub unter der Schneedecke war nass und faulig und verströmte einen widerlichen Gestank.

Wenn auch dieser Gestank nicht halb so schlimm war wie der, dem sie gerade folgten. Insgesamt hatte Noire ein sehr mulmiges Gefühl im Bauch.

Trotzdem lief sie weiter und ließ sich nichts anmerken, denn jetzt umkehren kam überhaupt nicht in Frage. Schlagartig hielt sie inne, als der Gestank der Bären plötzlich stärker wurde.

An den zwischen die Beine geklemmten Schweifen und aufgerissenen Augen ihrer Rudelgefährten erkannte sie, dass nicht nur sie es bemerkt hatte.

Mit einem Zeichen machte Noire ihnen klar, dass sie jetzt weder einen Laut von sich geben durften, noch gesehen werden. Sie begann, von Unterholz zu Unterholz zu schleichen.

Alle Wölfe bemühten sich nun noch mehr als vorher, keinen Laut von sich zu geben. Noire blickte nach vorne. Sie glaubte, dass der Wald dort etwas lichter wurde.

Vorsichtig schlich sie weiter. Mit einem Zeichen ihres Schweifes bedeutete Noire den anderen, kurz zu warten. Sie hielten inne, Mondschein dabei etwas zögerlich.

Innerlich verdrehte Noire die Augen über so viel Sturheit, wenn sie doch eigentlich eine Einheit sein müssten, aber dann fokussierte sie sich wieder.

In einem vermoderten, hohlen Ast versteckte sie sich und wagte einen schnellen Blick durch eine Lücke im Holz. Der Wald vor ihr war tatsächlich nicht mehr so dicht und Noire glaubte, dass dort vorne eine Lichtung war.

Doch von diesem Beobachtungsposten konnte sie nicht viel erkennen, also schlich Noire weiter. Ein frischerer, vom Sturm heruntergerissener Ast wurde zu ihrem nächsten Versteck.

Wolves - Eine unbekannte GefahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt