Eintritt gewähren

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„Grams? Ich bin wieder da!"
Schrie ich in die Küche, als ich mir die tropfenden Schuhe im Eingang von den Füßen strampelte.

„Bin in der Küche!"

Wo sonst, wenn nicht in der Küche oder im Stall sollte sie auch sein? Fragte ich mich innerlich und schmunzelte als ich sie mal wieder an dem großen Gasherd stehen sah.

„Na? Wie war der erste Schultag?"

„Wie soll er schon gewesen sein?"
Fragend sah sie sich zu mir um und ich zuckte nur mit den Schultern.

„Es ist alles etwas viel gewesen und alles auf einmal."
Versuchte ich mich kurz zu erklären, die Komplikation mit Caleb lies ich weg, mit langen Fingern angelete ich mir eine halbierte Karotte von dem Schneidebrett auf der Kücheninsel.

„Und wer ist dein neuer Freund?"

Sie nickte mit dem Kopf in Richtung Fenster und ich sah zu, wie Zac gerade mit dem Auto aus unserer Auffahrt verschwand.

„Sein Name ist Zachory Clark."

Noch immer starrte sie aus dem Fenster auf den mittlerweile leeren Hof und schien in Gedanken ganz wo anders zu sein.

„Clark?"

„Ja Clark, wieso?"

„Und woher kennt ihr euch?"

„Wir gehen in den gleichen Geschichtskurs."

„Okaaay."
Sie zog ihre Antwort merkwürdig in die Länge als sie noch immer mit starrem Blick in die Richtung sah, aus der Zac so eben verschwunden war.
Ich biss knackend von der Karotte ab und beobachtete sie.

„Alles gut bei dir Grams?"

„Smilla mit vollem Mund spricht man nicht!"

Als hätte ich sie bei etwas verbotenem erwischt zuckte sie zusammen, rührte weiter in ihrem Topf und rügte mich in Sachen Anstand.

„Sicher dass alles gut ist?"

Ich schluckte die Reste meiner Karotte runter und stemmte mich mit beiden Händen an der Kücheninsel ab.

„Was habe ich dir gerade eben bezüglich deiner Manieren gesagt?"

„Da ist doch garnichts mehr drin schau!"

Ich öffnete den Mund und zeigte ihr meine Zunge.

„Smilla!"

Lachend schlug sie mit dem Küchentuch nach mir und schüttelte belustigt ihren Kopf.

„Ich glaube den Punkt Manieren haben deine Eltern damals komplett übersprungen!"

„Ich hab dich auch lieb Grams!"

Ohne weiter auf das Gespräch ein zu gehen, umarmte ich sie feste von der Seite, verschwand aus der lecker duftenden Küche und rannte die alten Treppenstufen hoch in mein Zimmer um endlich in eine weiche und vor allem trockene, graue Jogginghose, einem grauen Hoodie und warmen Kuschelsocken zu schlüpfen.

Mein Haar hatte sich bereits, dank der hohen Luftfeuchtigkeit, begonnen zu locken, weshalb ich es zu einem unordentlichen Dutt auf meinem Kopf zusammen gebunden hatte.

Lächelnd betrachtete ich meinen gammligen Look im Spiegel ehe mich das Klingeln der Haustüre zusammen schrecken ließ.

„Smilla kannst du bitte mal an die Türe gehen?"
rief Grams aus der Küche.

Ich schlitterte auf meinen Kuschelsocken durch das Erdgeschoss und öffnete zum ersten mal ohne durch das Fenster zu sehen die Eingangstüre und bereute es sofort, als ich Caleb direkt vor mir stehen sah. Schockiert riss ich die Augen auf und hatte vor Augen wie ich mich selbst vor wenigen Sekunden noch im Spiegel betrachtete hatte, doch jetzt war das nicht mein Spiegelbild, welches mich in meinem lächerlichen Aufzug hier stehen sah.

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