Nudeln mit Soße

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„Was war das denn bitte heute Mittag?"
Frieda schob den überfüllten Einkaufswagen vor sich her durch die Flure des Supermarkts während ich alle Sachen von unserer Einkaufsliste rein warf.

„Was meinst du?"

„Äh Caleb?"
Als hätte sie etwas verbotenes gesagt blieb ich stehen und sah sie mit einem stechenden Blick an.
Wir kam sie denn plötzlich darauf?

„Was?"

Verwirrt sah sie mich an und ging weiter als hätte sie mit eine einfache Frage gestellt und nicht nach dem seltsamen Verhalten meines ehemaligen besten Freundes gefragt, bei dem nicht einmal ich selbst wusste was das für eine Freundschaft zwischen uns war, geschweige denn, ob man das ganze Theater überhaupt noch eine Freundschaft nennen kann.

„Keine Ahnung."
War alles was ich dazu sagen konnte und das war die Wahrheit.

„Scheint als würde er dich auch nicht komplett ignorieren können."

„Versuch das mal, ist garnicht so leicht ihn zu ignorieren."
Seufzend ließ ich die Packung Nudeln in den Einkaufswagen gleiten, drehte mich um das Regal und pralle gegen eine harte Brust sodass ich mich im nächsten Augenblick sofort auf meinem Hintern und dem kalten Fliesenboden wieder fand.

„Wenn man vom teufel spricht."
Frieda gab sich größte Mühe nicht laut los zu lachen als sie Caleb sah, der ebenfalls lächelnd zu mir zu Boden sah und mir die Hand hinhielt um aufzustehen.

Mürrisch lehnte ich seine Hilfe ab und fand von alleine wieder auf die Beine.

„Da hab ich dich aber umgehauen was."
Als hätte er den besten Witz des Jahrhunderts gerissen, grinste er breit über sein ganzes, vollkommenes Gesicht, sodass seine grün-grauen Augen nur noch schmale Schlitze waren und seine Grübchen hervortraten.

„Super witzig."
So emotionslos wie ich konnte, ließ ich ihn stehen und ging an ihm vorbei in den Flur um die weiteren Sachen unseres Einkaufszettels einzuladen, als er immer noch neben Frieda und unserem Wagen stand.
Unsicher, was sie machen oder wie sie reagieren sollte, stand sie da und musterte zwischen ihm und mir hin und her.

„Was ist?"
Genervt von seinem dämlichen Dauergrinsen fuhr ich ihn an und wollte ihn somit verscheuchen, aber Caleb blieb sichtlich unbeeindruckt neben unserem Wagen stehen.

„Du bist einfach unwiderstehlich wenn du sauer bist.", selbst dann, als ich Frieda am Arm mit mir mit zog in Richtung Kasse stand er noch da und ich konnte sein blödes Grinsen im Nacken spüren.
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„Eigentlich ist er ja doch ganz süß."

Ich hielt in meiner Bewegung inne und sah Frieda an als hätte sie gerade versucht mir klar zu machen, dass die Erde eine Scheibe wäre.

„Von wem redest du?"

„Caleb?"

Skeptisch zog ich die Augenbrauen nach oben und legte die Stirn in Falten, ehe ich mich mehr als je zuvor damit beschäftigte, die Tomatensoße umzurühren.
„Du hast gerade nicht ernsthaft gesagt dass du Caleb süß findest?"

„Naja nicht süß in Sachen er wäre was für mich, aber wie er mit dir um geht das ist.."

„..extrem anstrengend."
Beendete ich ihren Satz auf eine andere Art und weise wie sie es womöglich getan hätte.

„Ich versteh dich nicht Smilla, offensichtlicher geht's ja wohl nicht dass er Interesse an dir zeigt."
Sie versuchte eine der Nudeln aus dem Topf zu angeln, ohne sich an dem kochendem Wasser zu verbrennen. Dabei war sie höchst konzentriert als würde sie eher eine  Doktorarbeit schreiben, statt zu kochen.

„Du kannst das nicht verstehen, weil du nicht weißt wie es früher zwischen uns war."

„Dann klär mich doch auf."
Hakte sie nach und griff inzwischen zu einer Gabel um an eine Nudel zu gelangen.

„Das ist eine Lage Geschichte."
Versuchte ich endlich das Thema abzuwinken.

„Ich hab den ganzen Abend Zeit. Schon vergessen?"
Diesmal war es Frieda, die mich mit diesem dümmlichen Grinsen musterte und mit ihren perfekt gezupften Brauen wackelte.
„Mädelsabend schon vergessen? Da macht man doch sowas wie die tiefsten Geheimnisse zu erzählen, sich die Nägel lackieren und irgendwelche schnulzigen Filme dabei zu sehen, während man sich den Bauch voll schlägt und überflüssige Kalorien zu sich nimmt die den Liebeskummer lindern sollen."

„Keiner hier hat Liebeskummer."
Sie war einfach so süß, dass ich lachen musste  und wieder konnte ich nicht glauben eine Freundin wie sie gefunden zu haben.

„Aber das Schokoladeneis gönnen wir uns trotzdem oder?"

„Ich glaube auch, dass wir für Schokoladeneis nicht wirklich einen Grund brauchen. Sagen wir einfach es gehört zur Kategorie Nahrungsergänzungsmittel."

„Einverstanden"
Glücklich wie ein kleines Kind lächelte sie mich an ehe die geangelte Nudel haarscharf an meinem Kopf vorbei gegen den Kühlschrank geflogen kam, an dem sie eisern kleben blieb und Frieda mich mit einem fröhlichen Lächeln bestätigte.
„Ich würde mal behaupten die sind al dente."

Glücklich, darüber sie als Freundin zu haben deckte ich lachend den Tisch und konnte es nicht erwarten, meinen Bauch mit den Nudeln und der Tomatensoße voll zu schlagen. 
In Gedanken ging ich bereits das Gespräch mit Frieda über Caleb und unserer ehemaligen Freundschaft durch und schüttelte den Kopf bei der Erinnerung wie wir uns heute gegenüber verhielten.

Wenn doch das „über die Gefühle reden" nur so einfach wäre, wie das kochen von Nudeln mit Soße..

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