Horrorfilm

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Zwei Teller Spagetti und einem völligst überfüllten Magen später, lag ich mit Frieda auf dem Sofa und starrte auf den Fernseher als gäbe es nichts wichtigeres auf der Welt.

Ich hatte ihr alles über Caleb und mich erzählt, wie unsere Mütter sich schon vor unserer Geburt kennen gelernt hatten, Caleb's Mum war ca. Drei Monate vor meiner schwanger und als dann auch sie erfahren hatte, dass sie mich erwarten würde hatten sie die meiste Zeit nur noch zusammen verbracht.
Ich erzählte ihr von meiner Kindheit mir Caleb, wie er sich für mich im Kindergarten bereits geschlägert hatte wenn ich von anderen Kindern gehänselt wurde und selbst in der middle School noch die Fäuste verteilte wenn mir die Jungs an meinen roten locken zogen.

Ich merkte selbst wie glücklich ich war als ich ihr all die Erinnerungen an unsere Freundschaft erzählte, bis hin zu dem Tag an dem ich fort gezogen bin.

Ich konnte ihr nicht sagen warum, aber dass es um meine Eltern ging und ich keine andere Wahl hatte.
Frieda hatte gesagt sie hätte es verstanden.
Aber was sie genau so wenig verstand wie ich, war Caleb's verhalten, seit ich zurück gezogen bin.

Immerhin war ich da nicht die einzige.
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Nach ewigem diskutieren hatte Frieda mich breit geschlagen doch noch einen ihrer Gruselfilme einzuschalten, auch wenn ich mehr als dagegen war!

Was war an Horrorfilmen so toll?

Dauerhaft unter Spannung zu stehen, gefasst darauf das eventuell um die nächste Ecke ein geisteskranker steht der dir den Kopf abhackt, nur um einen weiteren leeren Flur vorzufinden und genau dann wenn man nicht damit rechnete wie aus dem nichts ein Typ mit Kettensäge auf dich zu gerannt kommt
und man weiß ganz genau, dass man keine Chance hat und rennt dennoch hysterisch durch irgendwelche alten und verlassenen Gebäude in denen man sich so oder so verirren würde.

Aber was hat man gewonnen, wenn der Abspann kam und jeder der Hauptpersonen auf seine ganz eigene, grausame Art und weise abgeschlachtet wurde, bis auf einen, der jedoch all seine Freunde verloren hat und am liebsten selbst nicht mehr existieren würde, um all das erlebte zu vergessen?

Eigentlich nimmt man nichts mit aus einem Horrorfilm, bis auf die ohnehin logische Tatsache sich nicht zu trennen wenn man an eine Abzweigung in einem ohnehin gruseligem Gebäude, Tunnel oder ähnlichem kommt.

Auch wenn ich mich über die Filme am liebsten lustig machen würde und neutral betrachte, jagten sie mir verdammt viel Angst ein.
Das war mein größtes Problem mit Horrorfilmen.

Außerdem, warum sollte ich mir einen Horrorfilm ansehen, wenn mein eigenes Leben teilweise der Horror war?

„Hör auf."

Erschrocken sah ich Frieda an, die meinen Blick mit einem breiten grinsen und hoch gezogenen Augenbrauen erwiderte.

„Hm?"

„Du tust's schon wieder."

„Was denn?"

„Du grübelst zu viel nach!"
Sie warf mit einem Kissen nach mir, das mich mitten ins Gesicht traf.

„Stimmt doch garnicht."
Gerade als ich ausholen und ihr das Kissen zurück werfen wollte bekam ich schon das zweite ab.
„Hey lass das!"

Kichernd machte ich mich bereit zurück zu feuern, da landete ein weiteres Kissen direkt in meinem Gesicht.
„Frieda hör auf sonst.."

„Sonst was? Kommt dann der Sensenmann und tötet uns?"
Lachend formte sie ihre Hände zu einem Trichter und legte den Kopf in den Nacken.
„Wir sind hier Sensenmann! Komm und hol uns!"

Diesmal traf ich sie mit voller Wucht mit dem Kissen ins Gesicht, lachend drückte sie es sich an die Brust und wollte gerade weiter rufen.
„Frieda ich warne dich! Lass das!"

„Hast du Schiss?"
Provozierend rief sie ein weiteres Mal und wieder bekam sie ein Kissen von mir ab.
„Smilla du glaubst doch echt nicht das es den Sensenmann gibt?"

„Klar nicht."
Trotz meines Unwohlseins tat ich als würde es mir nichts ausmachen, in Wahrheit hatte ich aber tatsächlich etwas schiss auch wenn ich nicht glaubte, dass es einen Sensenmann gab.
„Aber musst du so schreien?"

„Wieso nicht? Es ist ja weit und breit niemand in der Nähe den wir stören könnten."
Sie spreizte ihre Finger und tat als würde sie mich packen wollen während sie ein grunzendes Geräusch von sich gab als wir durch das Küchenfenster Scheinwerfer wahr nahmen.

„Kommt da jemand?"
Frieda hielt in ihrer Bewegung inne und sah mich mit gespielter Panik an.
„Oh mein Gott Smilla das ist der Sensenmann! Ich habe ihn direkt zu uns gelockt!"

„Ha.Ha. Sau witzig."
Auch wenn ich so tat als würde ich nicht darauf rein fallen, wurde mir zugegebener Maßen etwas mulmig zu Mute.

Gespannt sahen wir uns an und lauschten in die Stille.
Frieda hatte den Fernseher auf stumm geschalten aber wir konnten weder Licht sehen, noch irgendwelche Anzeichen hören, dass jemand auf dem Hof war.

Die Schrille Klingel der Tür riss uns aus der Starre und wir machten kreischend einen Satz in die Arme der jeweils anderen.

„Wer ist das?"
Nun war Frieda doch nicht mehr so tapfer wie sie sich gerade noch gegeben hatte und klammerte sich an meinen Arm.

„Ich weis es nicht."

„Tut mir leid dass ich mich über dich so lu.."

„Scht!"
Unterbrach ich sie und lauschte in den Flur.

„Was hast du vor?"
Frieda wollte mich zurück halten aber ich war schon so gut wie an der Tür.

„Nachsehen wer das ist."
Mein Herz pochte bis zum Hals, aber meine Neugier siegte.

Ich riss die Türe auf und das was ich sah war schlimmer als der Sensenmann..

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