Was für einen Liebesbrief?

175 12 1
                                    

„Smilla jetzt warte doch!"

Kaum war der Klang der Schulglocke ertönt, stieß ich auch schon die Türe zum Klassenzimmer auf und rannte mehr oder weniger in den sich immer mehr füllenden Flur als Zac versuchte mich einzuholen.

Ohne auf seine Bitte zu achten marschierte ich durch den mittlerweile vollen Flur als er mich eingeholt und sich vor mich gestellt hatte.

„Was soll das?"
Fragte er mich das gerade wirklich?

„Das fragst du mich? Was war das von deinem Vater eben?"

„Smilla du weist ganz genau dass seine Entscheidungen nichts mit mir zu tun haben."

„Achja?"
Trotzig stemmte ich meine Arme in die Seite.
„Denkst du er hätte mich genau so hart bestraft wenn der Zettel an jemand anderen gerichtet wäre?"

„So ist er nun mal."
Unbeholfen hob er die Schultern und griff mich am Arm um meine trotzige Pose aufzulösen und die Spannung zwischen uns zu lindern.

„Aber du hättest mich doch jederzeit fragen können ob ich mit dir auf diesen Ball gehe."

Ich raufte mir die Haare und würde am liebsten gegen den nächst besten Spind treten oder meine Faust so fest ich konnte in dem kühlen Blech eingraben und einen bleibenden Schaden hinterlassen.
„Sag mal checkst dus nicht? Der Brief war nicht von mir!"

Er strich mir eine Strähne hinter das Ohr, worauf hin ich einen Schritt nach hinten machte um dieser Friedlichen Berührung zu entgehen.
Denn in mir drin war es gerade alles andere außer friedlich.
„Ich verstehe dass du das vor versammelter Klasse behaupten musstest, aber Smilla ich bins! Du kannst doch einfach mit mir reden."

„Ich weis gerade ehrlich gesagt nicht wer mich mehr aufregt, dein Vater oder du? Liegt das in der Familie dass ihr so eingebildet und schwer von Begriff seit?! Ich sage es dir ein letztes mal! „

Drohend legte ich meinen Zeigefinger auf seine Brust und machte warnend einen Schritt auf ihn zu.
„Der Brief ist nicht von mir gewesen, genau so wenig wie ich mit dir auf diesen beschissenen Ball gehen möchte! Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest!"

Ich drückte mich an seiner Schulter vorbei ehe ich mich ein letztes Mal zu ihm umdrehte.
„Und wage es nicht mir noch einmal hinterher zu laufen!"

Als ich mich umdrehte rannte ich beinahe direkt in die Arme meines nächsten Peinigers, Caleb.
Konnte dieser Tag eigentlich noch grausamer werden?
Was hatte ich dem Universum nur angetan, dass es mir so übel mitspielte.
„Alles in Ordnung?"

War das gerade sein Ernst?
Offensichtlich war gerade eben nichts in Ordnung!

Ich würdigte ihn einzig und allein mit einem vernichtenden Blick doch leider war ich nicht schnell genug an ihm vorbei weshalb er mich am Arm zu fassen bekam und abbremste.
„Smilla?"

Ich sah auf die Stelle wo er meinen Arm berührte und riss mich los ehe ich ihm in die Augen sah und die meinen zu schmalen Schlitzen zusammenkniff.
„Lass. Mich. Los."

Mit einem bitteren Beigeschmack betonte ich jedes einzelne Wort und es funktionierte, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern lies er meinen Arm los, machte dennoch keine Anstalten sich wieder seinen eigenen Dingen zu widmen.
Er stand einfach da und sah mich an, genau wie er es früher immer getan hatte wenn er Informationen aus mir heraus finden wollte, ich jedoch nichts verraten wollte. Es hatte ein einziger Blick gereicht und er wusste ganz genau was ich dachte, fühlte oder wie meine nächste Handlung aussah. Doch so sehr er sich auch anstrengte, offensichtlich war zu viel Zeit vergangen, denn ich konnte ihm ganz genau ansehen, dass er leer ausging.
Er ahnte nicht einmal ansatzweise was gerade in mir vorging.

SPIRITWo Geschichten leben. Entdecke jetzt