Ein Drink zu viel

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„Ich liebe dieses Lied!"
Frieda packte meine Hände die ich tänzelnd in die Luft warf und drückte sie an meinen Körper zurück.

„Boa Smilla wenn ich es nicht besser wüsste würde ich behaupten du bist so was von besoffen!"
Kichernd, wie ein kleines Kind, prustete sie los und wog sich ebenfalls im Rhythmus des Songs.
Alex kam zurück und packte sie am Arm, zog sie zu sich und küsste sie leidenschaftlich als wären sie in einem dieser Hollywood-Streifen.
Wäre ich nicht so unnatürlich gut gelaunt und total hibbelig, würde ich eine Schnute ziehen und einen dummen Kommentar an meine Freundin weiter leiten.
Aber um die Schnute kam ich nicht drum rum.

Wo blieb Zac eigentlich?
Einer nach dem anderen schnappte sich einen Tanzpartner und wiegten sich im Klang des Songs und es sah aus als wäre ich die einzige die alleine auf der Tanzfläche stand.
Dabei wollte er doch nur eine weitere Runde von diesem leckeren roten Zeugs an der Bar besorgen?

Egal.

Ich klammerte mich an dem letzen Schluck in meinem roten Becher, dessen Farbe mich mittlerweile nicht mehr störte, bzw. Ich an einem Punkt angekommen bin an dem es mir einfach egal war und folgte ebenfalls der Wirkung des Taktes indem ich mich mit wippen ließ.
„Darf ich?"

Wie aus dem nichts tauche Caleb vor mir auf und hielt mir seine Hand hin.

Was wollte er?

Vor einer Stunde hatte er mir noch klar und deutlich gesagt dass wir keine Freunde mehr sein konnten, aus welchen unerklärlichen Gründen auch immer und jetzt stand er hier und wollte mich zum tanzen auffordern?
„Warum?"

„Warum nicht?"

War er wirklich so blöd oder tat er nur so?
„Ich dachte wir sind keine Freunde, warum willst du dann tanzen?"

Er griff ohne zu fragen nach meinem Arm und zog mich an seine Brust.
So nahe war ich ihm seit dem Unfall auf dem Sportplatz nicht mehr.
Der Duft aus meiner Kindheit, gemischt mit einer neuen Note stieg mir in die Nase und egal was ich gewollt hätte, in diesem Moment hätte ich nicht genug Kraft besessen um mich gegen ihn zu wehren.

„Ich bin mir nicht sicher."
Kurz zog er seinen Kopf zurück und wartete auf meine Reaktion.

„In welcher Hinsicht?"

Er drückte mich wieder an seine Brust und ohne dass ich es bemerkt hatte tanzten nun auch Caleb und ich zur Musik.
„In jeglicher Hinsicht auf dich."

„Warum stößt du mich dann weg? Früher konnten wir auch über alles reden."

„Richtig Smilla, das war früher. Bevor du einfach gegangen bist."
War er tatsächlich sauer dass ich fort gezogen bin?
Aber dazu konnte ich doch nichts?

„Glaubst du wirklich das war so einfach?"

„Sag mal..?"
Er legte seine Wange an meine und meine Haut prickelte an der Stelle wo er mich berührte.
Seine Lippen strichen über meine Haut und ich wusste beim besten Willen nicht was zur Hölle mit meinem Körper los war, dass er so seltsam darauf reagierte.
Es war nur Caleb!
„Hast du getrunken?"

„Was?!"
Ich stieß ihn von mir fort und wusste, dass es keine gute Idee gewesen war ihn so nah an mich heran gelassen zu haben.
„Nein!?"

„Klar! Du stinkst wie einer aus dem Schnapsladen!"

„Du warst es doch der mit mir tanzen wollte und jetzt stink ich? Weist du was? Geh einfach wieder!"

„Was hast du bitte getrunken?"

„Hast du nicht gehört? Ich habe gesagt du sollst gehen!"

„Es wäre besser wenn du das machst was sie dir sagt!"
Zac stand auf einmal wie aus dem nichts neben mir und wollte mir gerade meinen sehnsüchtig erwarteten Drink reichen als Caleb dazwischen grätschte und ihn an sich nahm.

„Du hast hier nichts zu melden Clark."
Er roch an dem Becher und verzog angewidert  das Gesicht.
„Der wie vielte ist das?"

„Keine Ahnung?"
Ich zuckte mit den Schultern.

„Smilla."
Caleb's Stimme war drohend und ich ahnte, dass er nicht locker lassen würde bis er bekam was er wollte.

„Vielleicht vier?"

Ungläubig schnaubte er aus.
„Vier?!"

„Oder fünf? Ich weis es nicht! Ist doch auch egal!"

„Es ist eben nicht egal! Weißt du wie viel Likör da drin ist?"

„Da ist Alkohol drin?!"
Ungläubig riss ich ihm den Becher aus der Hand um selbst daran zu schnüffeln. Aber nach wie vor viel mir nichts außergewöhnliches auf, allerdings würde das meine Leichtigkeit und das immer stärker werdende Schwindelgefühl erklären. Und ich dachte das sei die stickige Luft hier drin.

„Du füllst sie hier ab im Glauben dass der Drink alkoholfrei wäre?"
Drohend wand Caleb sich an Zac, der jedoch stand einfach regungslos da und nahm einen Schluck aus seinem eigenen Becher.

„Das war ich nicht."
Wollte der mich jetzt auch verarschen?

„Aha und woher hat sie den Drink bitte?"

„Vom Barmann?"
Zac fand sich offenbar besonders lustig denn er grinste als wäre es er beste Witz aller Zeiten den er gerade gerissen hatte.

Aber da hatte er die Rechnung ohne Caleb gemacht.
„Pass auf was du sagst oder ich.."

„Oder was hä? Warum bläst du dich hier überhaupt so auf? Bist du ihr Vormund?"

„Zac.."
Ich versuchte ihn zu beschwichtigen und davon abzuhalten, dass er Caleb weiter provozierte.
Aber wie zwei Löwen auf der Suche nach Nahrung pirschten sie sich an und standen sich  mit gespannten Muskeln gegenüber.
„Zac verdammt jetzt hör auf damit!"

„Smilla misch dich da nicht ein."
Gelähmt vor der Warnung in Zac's Stimme blieb ich regungslos stehen.

„Könnt ihr es nicht einfach lassen?"
Wir hatten mittlerweile die Aufmerksamkeit der meisten Leute auf uns gezogen und ich erkannte meine eigene Stimme nicht wieder als ich die beiden verzweifelt anschrie.

Zac packte mich grob am Arm und schüttelte mich.
„Und ich hab gesagt du sollst dich verdammt nochmal nicht einmischen!"

„Aua! Zac lass mich los das tut weh!"

„Erst wenn du dich hier raus hälls!"

Das schwindelerregende Gefühl von vorhin schlug wie ein Blitz in mir ein und ich zerrte an meinem Arm um mich von Zac los zu reißen.
„Fass sie nicht an!"

Wie aus dem nichts schlug die Faust in Zac's Gesicht ein und das Blut tropfte sofort aus seiner Nase und dem Riss in seiner Lippe.
Schockiert wechselte ich meinen Blick zwischen ihm und Caleb und wusste nicht ob ich schreien oder weinen sollte, entschied mich dann aber für die erste Option.
„Spinnst du?! Was sollte das?"

Aber Caleb kam garnicht erst dazu mir zu antworten, Zac schnallte hervor und schlug ihm ebenfalls mit der Faust in's Gesicht.
Travis und die anderen Kumpels von Caleb versuchten dazwischen zu gehen, die beiden waren aber so in Rage dass sie nichts mehr um sich herum wahrzunehmen schienen.

Ohne darüber nachzudenken was ich hier tat stürzte ich mich auf die zwei wild um sich schlagenden Jungs und versuchte sie davon abzuhalten sich gegenseitig umzubringen.
„Was soll denn das?! Hört gefälligst auf mit dem scheiss aah!!"

Zac hatte ausgeholt um Caleb erneut eine zu verpassen, nur leider hatte er dabei nicht Caleb, sondern mich erwischt.
Mit einem dumpfen Aufprall ging ich zu Boden und das letzte woran ich mich erinnern konnte, war der entsetze, schmerzverzerrte Blick von Caleb als ich zu Boden ging und mein Bewusstsein verlor.

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