Wie in Trance zog die Schulwoche an mir vorbei, Caleb hatte ich seit der Nacht in der er unseren Mädelsabend gecrasht hatte nicht wieder gesehen, selbst sein Wagen war am nächsten morgen verschwunden ehe wir aufgestanden waren.
Es schien fast als wäre er nie hier gewesen.
Zumindest hätte ich es geglaubt wenn Frieda mir nicht bestätigen könnte was tatsächlich in der Nacht geschehen war.Selbstverständlich verlangte sie eine Erklärung von mir, die konnte ich ihr allerdings nicht geben und nach ewigem diskutieren sah sie das auch endlich ein.
„Soll ich dich nach Hause fahren?"
Zac stand unmittelbar hinter meinem Spind und holte mich schlagartig zurück in die Gegenwart.„Was?"
„Komm ich fahr dich heim."
Wiederholte er sich.„Danke, aber ich glaube ich geh heute zu Fuß."
Ich schloss den Spind, lächelte ihn verlegen an und ging an ihm vorbei in Richtung Ausgang.„Bist du sicher?"
„Ich bin mir sicher."
Er schloss den Abstand zwischen uns indem er mir nach joggte und sich vor mir in den Weg stellte.
Abrupt blieb ich stehen und sah ihn an.
„Ist alles okay zwischen uns?"Ich runzelte die Stirn und war in Versuchung mit den Augen zu rollen.
„Äh, ja? Warum nicht?"„Du bist momentan so abwesend, nicht nur in Gedanken auch wenn wir uns treffen wollen. Als wärst du zwar physisch da aber dein Kopf scheint ganz wo anders zu sein."
Ganz ehrlich?
Es wunderte mich dass Zac so aufmerksam war, dass ihm das tatsächlich auffiel.„Hör mal Smilla, ich mag dich. Wirklich sehr!"
Er machte wieder einen Schritt auf mich zu und ich zwang mich nicht von ihm fort zu weichen.
„Und ich weis nicht was in deinem kleinen Dickschädel so alles vor sich geht. Aber ich wollte einfach dass du das weist."Ich musste schlucken und wusste ehrlich gesagt nicht was ich sagen sollte.
Zac war immer gut zu mir und wirklich stark darum bemüht meine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen.
Aber mochte ich ihn wirklich so wie er es von mir verlangte?
Könnte ich es jemals tun?„Danke."
Ich wusste nicht, was ich anderes sagen sollte.„Danke?"
Wiederholte er meine Antwort ungläubig.„Okay ähm.. wie soll ich dir das sagen damit es auch in deinem Spatzenhirn ankommt."
Er wich nicht aus dem Weg, zwickte mit den Fingern seine Augen zusammen und massierte sich den Nasenrücken.„Spatzenhirn?"
Spielerisch verletzt legte ich mir die Hand aufs Herz und spürte sofort, wie ich mit dieser Geste die Stimmung auflockerte.„Ganz ehrlich?", er sah mich an als wäre ich von einem anderen Planeten.
„Man könnte dir einen Wink mit ner riesigen Leuchtreklame geben und du würdest es nicht merken, also spring ich einfach ins kalte Wasser."Ich spürte, dass es ihm nicht einfach viel, aber so wirklich ernst bleiben konnte ich nicht.
„Alles klar Zac, dann spring."Erwartungsvoll blieb ich vor ihn stehen und wartete.
„Denkst du.. also glaubst du dass du und ich.. also das wir.."
„Na komm Zac gib dir nen Ruck und spring."
Versuchte ich ihn zu ermutigen und forderte ihn spielerisch auf über seinen Schatten zu springen.„Willst du meine Freundin sein?"
Was?!
„Was?!"
Sprach ich meine Gedanken schneller aus als ich darüber nachdenken konnte.„Ich habe dich gefragt ob du.."
„Stop! Ich weiß was du gesagt hast. Aber.."
„Aber was?"
Seine süße Schüchternheit von eben war wie weg gefegt, erwartungsvoll baute er sich vor mir auf und das schreckte mich ein wenig zurück.„Zac wir sind doch Freunde?"
„Ja Freunde. Aber ich möchte dass du meine Freundin bist."
Auch als er seine Wortwahl bedachter wählte konnte ich nicht glauben was er gerade gesagt hatte.
Bis auf ein paar wenige Dates wovon ich bei dem ersten beinahe drauf gegangen wäre, und einem einzigen Kuss an genau dem gleichen Abend hatten wir nie wirklich Zeit miteinander verbracht.
Ich wusste nicht einmal wirklich wer er war.
In meinem Kopf dreht sich gerade alles im Kreis und damit das Zac mehr als nur Freundschaft für mich empfand hätte ich bei weitem nicht gerechnet.
„Also nein."
Enttäuscht ließ er die Schultern hängen und ich wusste dass es falsch war was ich jetzt tat, aber bei seinem traurigen Anblick brach mir beinahe das Herz.„Zac, ich bin dafür noch nicht bereit."
Sofort erhellten sich seine Augen und in meiner Magengrube Schlich sich ein seltsames Kribbeln ein.„Noch nicht bereit bedeutet aber nicht dass du nie bereit dafür wärst?"
„Zac ich.."
„Smilla ich werde nicht aufgeben."
„Aber du.."
Ohne Vorwarnung machte er einen Schritt auf mich zu, packte meinen Kopf mit den Händen und küsste mich. Seine Zunge bat nicht um Einlass er ging einfach davon aus, dass es richtig war.Zaghaft versuchte ich seinen Kuss zu unterbinden, aber er zog mich noch fester an sich.
Zac hielt mich so fest an seine Brust gedrückt, dass ich beinahe seinen Herzschlag an meiner Brust spüren konnte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit löste er sich keuchend von meinen Lippen, sofort griff ich mit den Fingern nach meiner pochenden haut die er zurück gelassen hatte.
„Wir sehen uns Babe."Und so wie er mich überrumpelt hatte, ließ er mich wie einen platt gefahrenen Hasen auf der Straße zurück der vor Schreck nicht wusste wohin mit sich und seinen Gefühlen.
Warum meinte eigentlich jeder mit mir einfach machen zu können was er wollte?
Hatte ich kein eigenes Entscheidungsrecht?
Ich versuchte mich unauffällig umzudrehen und abzuchecken dass uns niemand beobachtet hatte, aber kaum hatte ich mich umgedreht fixierten grüne Augen die meine und ich wusste, dass das alles nur noch schlimmer machte.
Nach knapp einer Woche sah ich Caleb zum ersten Mal wieder und ich packte all meinen Mut zusammen um auf ihn zu zu gehen und ihn auf vergangenes Wochenende anzusprechen, da kam Stacy aus der großen Schwingtüre, ging auf ihn zu und trotz dass er meinen Blick nicht abwich, nahm er sie in eine intime Umarmung, nur um ihr anschließend seine Zunge in den Hals zu stecken.
Abgeschreckt von dieser widerlichen mir bietenden Darstellung, blieb ich wie im Boden festgewurzelt stehen und schaffte es nicht den Blick abzuwenden.
Bitte lass den Kuss zwischen Zac und mir nicht auch so für Außenstehende ausgesehen haben..
Ich kniff die Augen zusammen, stampfte auf dem Boden auf und zwang mich in die andere Richtung fort zu laufen.
Froh darüber, auf dem Nachhauseweg den Kopf etwas frei zu bekommen marschierte ich los in der Hoffnung, dass der aufbrausende Wind von den Küsten auch das Chaos in meinem Kopf einfach fortblasen könnte..
Was war nur los mit den Jungs heut zu Tage?
Und warum ärgerte ich mich so sehr darüber, dass Caleb Stacy geküsst hat, wobei ich doch selbst vor wenigen Minuten erst Zac geküsst hatte?
Genau genommen hatte er mich geküsst, aber spielte das denn überhaupt eine Rolle?
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SPIRIT
Teen FictionMit der leidenschaftlichen Liebe ist es wie mit Gespenstern: Alle reden davon, aber keiner hat sie gesehen. (François VI. Herzog de La Rochefoucauld Zitat) ___________________________________________ Einen „Neuanfang" haben sie es genannt, doch wora...