Vertraust du mir?

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Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten uns die dampfenden Teller und mein Magen zog sich beinahe schmerzhaft zusammen vor Hunger.
Wann hatte ich eigentlich das letzte mal heute etwas gegessen?
Nach meinen sprunghaften Aufbruch bei Caleb war keine Zeit mehr zum Frühstücken.

Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern heute irgendetwas gegessen zu haben, umso mehr freute ich mich als der Teller voll mit..

.. was sollte das sein?

Fragend sah ich zu Zac und stellte fest das er das gleiche hatte.
Wenn ich jetzt fragen würde was das war gäbe das Caleb eine weitere Vorlage mich irgendwie bloß zu stellen.
Außerdem war der Duft zu gut um mir überhaupt Gedanken darüber zu machen.

Gierig spießte ich die Nudelartigen Objekte auf die Gabel und lies mir die Konsistenz auf der Zunge und am Gaumen zergehen.
Gerade als ich runter schlucken wollte, erreichte mich der fischige Geschmack von Muscheln.
Hektisch halbierte ich eine der Nudeltaschen um nach zu sehen was das für eine Füllung war.

Scheisse!

Ich hatte eine Allergie auf Muscheln und hatte mir gerade den kompletten Mund damit gestopft!
Hektisch sah ich mich am Tisch um, allerdings schien es keiner zu bemerkten.

Keiner außer Caleb.
„Schmeckts?"

Mit den Resten der zerkauten Teigtaschen auf meiner Zunge nickte ich und lächelte übertrieben.
„Was ist das?"

Er blickte auf meinen Teller und ich ahnte wohin das führen würde.

Schulterzuckend hielt ich mir eine Serviette vor den Mund um die Reste unauffällig darin zu verstecken und aus meinem Mund zu entfernen.
„Sieht aus als wären da Muscheln mit drin."

„Das sind mit Hand verlesene Jakobsmuscheln in Pianellis  mit einer Weißweinsoße."
Mischte Zac sich ein.

Verdammt.
Damit hatte er bestätigt das ich jeden Moment rot anlaufen und ohnmächtig umkippen könnte.
Caleb wusste das nur zu gut und hatte offensichtlich Spaß daran mich an den Abgrund meiner Selbstbeherrschung zu treiben.
„Schmeckst Dir nicht?"

„Es ist nur so dass.."

„Das ist ein Essen im Wert von 43£ Miss Hastings! Wenn sie es nicht mögen dann müssen sie einmal nach Afrika! Die Kinder dort essen Dreck und würden für eine Mahlzeit wie diese töten!", mischte Mr. Clark sich ein.

„Es schmeckt Dir nicht?"
Entgeistert sah Zac mich an und ich spürte wie mich bereits die Hitze in Beschlag nahm. Es würde nicht mehr lange dauern und ich bekam keine Luft mehr, was zur Folge führte, dass ich ohnmächtig zusammen brach.

„Nein, es ist nicht.."

Und wieder würde ich unterbrochen.
„Also schmeckt es dir nicht?"
Hakte Caleb nach und noch bevor ich mich dazu äußern konnte mischte auxh Stacy sich ein.

„Wie kann einem das nicht schmecken? Du hast tatsächlich keine Ahnung von Geschmack Smilla."

Das war einfach zu viel!
Ich konnte spüren wie meine Kehle bereits anschwoll und zitterte am ganzen Körper.
Hektisch sprang ich vom Tisch auf, schnappte nach meiner Tasche und rannte zu den Toiletten räumen.
„Entschuldigt mich!"

Am Rande meiner Nerven stürzte ich mich in eine der luxuriösen Kabinen und kramte in meiner Tasche nach dem Antialergikum.
Scheiße!
Einmal wenn man die Tabletten brauchte fand man sie nicht!

Es schien mir wie eine Ewigkeit bis ich panisch die Tabletten fand und mir gleich drei auf einmal in den Mund warf und trocken runter schluckte.
Es dauerte einige Sekunden, aber die Wirkung kam schnell und ich spürte wie die Spannung von mir viel.
„Smilla?"

Mein Körper erstarrte als ich die Stimme hörte.
Nicht einmal auf der Toilette hatte man seine Ruhe.
„Was willst du hier?"

„Ich sollte mal nach dir sehen."

War ja klar, dass er das nicht freiwillig machen würde.
„Warum du? Das ist die Damentoilette."

Caleb schien zu überlegen.
„Wer sonst?"

Fragte er das wirklich?
„Äh wie wärs mir Stacy?"

Oder Zac?

„Sorry aber Stacy ist glaube ich nicht der Typ Frau, die für dich ihr fünf Sterne Essen stehen lässt."

Ich schnaufte durch und stellte Gott sei dank fest, dass die Schwellung in meinem Mund zurück gegangen war.
„Wusste garnicht, dass du der Typ Mann bist, der für mich sein fünf Sterne Essen stehen lässt."

Zwar wusste ich nicht warum er lachte, konnte ihn aber durch die schmale Türe hören.
„Komm jetzt da raus."

„Ich weiß nicht was schlimmer ist, in einer Kabine zu stehen und an einem Anfall zu sterben, oder zu dir nach draußen zu kommen."

„Hast du deine Tabletten genommen?"

Leider kannte Caleb mich zu lange und zu gut, sodass er wusste dass ich für jeden Fall gerüstet war.
„Smilla."

Seine Stimme klang versöhnlich.
Ein letztes Mal verdrehte ich die Augen, atmete tief durch und öffnete das Schloss.
Caleb stand mit den Armen links und rechts im Türrahmen meiner Kabine gelehnt und versperrte mir den Weg.
Erst nach einem genauen Check nach Anzeichen einer allergischen Reaktion stütze er sich zur Seite und ließ mich aus meinem Versteck schleichen.
„So scheiße siehst du garnicht aus."

Mit meinem Blick versuchte ich ihn zum schweigen zu bringen, verdrehte die Augen und betrachtete mich im Spiegel über der Waschbeckenamatur. 
Bis auf die geröteten Wangen deutete nichts weiter auf meinen allergischen Schock hin.

„Nein wirklich, du siehst sogar ziemlich gut aus heute."
Gab er nach.

„Caleb was soll das?"

„Was soll was?"
Er tat als wüsste er nicht was hier vor sich ging.

„Da drinnen", ich zeigte mit meinem Finger in die Richtung des Restaurants, „sitzt Stacy in einem super teurem, super sexy Kleid, speist ein super ausgezeichnetes Essen und wartet auf dich. Warum also verbringst du deine Zeit damit mir in de Damentoilette auf die Nerven zu gehen?"
Ich verstand einfach nicht was dabei so lustig klang, damit Caleb dieses verschmitzte Grinsen nicht mehr aus seinem Gesicht zu bekommen scheint.

„Smilla ich bin der einzige der nach dir schaut weil du einen allergischen Schock hattest. Meinst du nicht du solltest etwas dankbar sein?"
Okay, irgendwie hatte er auch recht, aber das konnte ich einfach nicht auf mir sitzen lassen.

„Du bist auch der einzige, der davon wusste."
Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust.

„Ich kenn dich einfach zu gut."
Caleb machte einen Schritt auf mich zu und zwang mich somit die Armatur in meinen Rücken zu drücken.

Zum ersten Mal seit ich hier war konnte ich ihm tief in seine grün-grauen Augen schauen und verlor mich beinahe darin, plötzlich stach ein stechendes Gefühl in meiner Brust aus. Wie hatte ich ihn nur verlieren können?
Caleb hatte mir einst alles bedeutet und was war aus uns geworden?
Wir konnten kein Gespräch mit einander führen, ohne das es in einer Schreierei endete.
Der Moment wurde zerstört, indem mein Magen laut knurrend randalierte.

Immerhin hatte ich noch immer nichts gegessen, zumindest nichts das mich beinahe das Leben gekostet hatte.

Lachend wich Caleb vor mir zurück und erst jetzt wagte ich es wieder richtig zu atmen.
„Vertraust du mir?"

Verwirrt sah ich ihn an.
Was wird das jetzt wieder?
Aber die größte Frage war,
vertraute ich ihm?

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