Das Erwachen

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War ich im Himmel?

Oder warum war es so hell, dass ich nichts erkennen konnte?

Blinzelnd schloss ich die Augen wieder und sofort spürte ich den Druck an meiner Stirn.
Vorsichtigst tastete ich sie ab und zuckte bei dem Schmerz an der Beule zusammen.
Was war gestern nur passiert?

Wollte ich es überhaupt wissen?

Erneut versuchte ich die Augen zu öffnen und mich an die Helligkeit zu gewöhnen.
Langsam ließ ich meinen Blick durch das Zimmer wandern und brauchte etwas länger bis ich alles wirklich wahr nahm.
Meine Augen blieben an einem nackten Oberkörper hängen, die schwarze Jeans saß locker auf seinen Hüftknochen und das nasse, schwarze Haar begann sich leicht zu locken.
Wie hypnotisiert verfolgte ich das Spiel seiner Muskeln und fragte mich wann Caleb's Körper diese Veränderung durchgemacht hatte.

Als ich meinen Gedanken zu Ende gedacht hatte riss ich die Augen noch weiter auf und sah vorsichtig weg.

Warum zum Teufel lag ich in Caleb's Zimmer?
Leise um ihn nicht auf mich aufmerksam zu machen hob ich die Zudecke leicht an und musste mit Bedauern feststellen, dass mein Kleid nun einem großen schwarzen T-Shirt mit einem Roling Stones Aufdruck glich.

Okay, jetzt wollte ich definitiv nicht mehr wissen was gestern passiert war!
„Auf dem Nachttisch steht ein Glas Wasser und eine Aspirin."

Trotz meiner Bemühung hatte er mich offensichtlich doch bemerkt.
Er drehte sich um und ich konnte zu dem muskulösen Rücken nun auch den durchtrainierten Bauch sehen.
Vorsichtig rutschte ich auf um die Aspirin mit einem Schluck Wasser runter zu würgen, wohl bedacht darauf die Decke in meinem Schoß gedrückt zu halten.
Als wäre es das normalste der Welt lief Caleb vor mir oben ohne auf und ab.
Ich schluckte die Tablette auch ohne Wasser runter während ich jede seiner Bewegungen verfolgte.

„Was ist?"
Er hatte mich beim starren ertappt und strafte mich mit einem wütenden Blick.

Um ihm einfach nicht antworten zu müssen, trank ich nun doch aus dem Wasserglas.
„Wo sind meine Sachen?"

„In der Waschmaschine."

Ääh.. okay?
„Was machen die in der Waschmaschine?"

Endlich zog er sich ein Shirt über und sah mich an als wäre ich vom Mond, immerhin war ich jetzt nicht mehr so sehr von seinem Körper abgelenkt und konnte mich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren.
„Warst du schon immer so dumm oder tust du nur so?"

Er schnaubte aus und nahm mir das Glas aus der Hand.
„In der Regel werden die Sachen gewaschen wenn sie dreckig sind."

„Und wie kommt's dass ich das hier trage?"
Ich zupfte an dem Shirt und versuchte Caleb's zickigen Ton widerzuspiegeln.

„Hab ich dir angezogen."

Wenn er mir das Shirt angezogen hatte, dann hätte das zu bedeuten dass...

Oh Gott..

Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?

Dabei war ich gerade einmal seit fünf Minuten wach.

„Jetzt glotz nicht so, ist ja nicht das erste mal dass ich dich nackt gesehen habe."
Amüsant schmunzelnd drehte er sich um und warf mir eine Jogginghose zu.

„Das mag ja sein, aber das war vor der Pubertät."
Trotzig strampelte ich ein Bein nach dem anderen in der Jogginghose und hüpfte beim hochziehen.

„Hat sich doch nichts geändert oder?"

„Damals hatte ich noch keine Brüste?!"

„Ich sag doch, es hat sich nichts geändert."
Er stand direkt vor mir und wenn mir nur ein Funken Selbstbeherrschung fehlen würde, dann wär jetzt der Moment in dem ich ausholen und ihm eine Schelle verpassen würde.

„Du bist so ein Arsch!"
Leider war ich doch zu gut erzogen, drehte mich einfach um, schnappte meine kleine Handtasche die über dem Treppengeländer im Flur hing und rannte durch das viel zu große Haus in Richtung Ausgang.

„Smilla jetzt warte!"
Ich hörte Caleb ebenfalls die Treppe runter hüpfen mir fehlten nur noch zwei Meter zur Haustüre aber er stellte sich mir in den Weg.

„Oh guten Morgen Smilla! Ich wusste ja garnicht das du hier übernachtet hast."
Aus dem angrenzenden Flur der in die offene Küche führte tauchte Jayda, Caleb's Mum auf und betrachtete mein fragwürdiges Outfit bestehend aus Caleb's Klamotten.

„Morgen Mrs. Blackwood."
Ich versuchte mich an einem Lächeln, hatte jedoch das Gefühl, dass es nicht ganz funktioniert hatte.

„Möchtest du mit uns frühstücken?"

„Nein danke!", rief ich ihr zu und schenkte ihr ein Lächeln, sie verstand und machte auf dem Absatz kehrt.

„Mir ist der Appetit vergangen."
Beendete ich den Satz an ihren Sohn gewandt und zog die Türe hinter mir auf um vom Grundstück zu hetzen.

„Was ist dein Problem?"
Er wollte es einfach nicht begreifen oder?
Immerhin würde ich nicht vor ihm davon rennen, wenn ich eigentlich bleiben wollte.

„Was mein Problem ist?"

Er kam mir auf der Treppe zur Haustüre entgegen und ich kam ihm ebenfalls mit ausgestreckten Zeigefinger zwei Stufen entgegen.
Du hast ein Problem Caleb! Und ich hab keine Ahnung was das ist du redest ja nicht mehr mit mir seit du beschlossen hast dass wir keine Freunde mehr sein können! Und weißt du was? Du hast sogar recht! Wir beide", ich zeigte zwischen uns beiden hin und her.
„Können keine Freunde mehr sein!"

Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen.
Auch wenn ich es am liebsten getan hätte, brachte ich es nicht übers Herz mich noch einmal nach ihm umzusehen.
Wenn er es so wollte, dann sollte er es auch bekommen aber er musste aufhören mich immer von sich weg zu stoßen nur um mich dann in seinem Bett schlafen zu lassen und am nächsten Tag wieder raus zu ekeln.
Ich konnte die Tränen nicht länger verbergen, die sich einen Weg über mein Gesicht bahnten und von meinem Kinn auf sein Shirt vielen.

Verdammt seist du Caleb Blackwood!

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