In Gedanken gefangen

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Als ich mich von Zac's Lippen löste spürte ich wie seine Hand in meinen Nacken wanderte und meinen Mund wieder zu seinem führte.
Seine zweite Hand führte über meinen Arm rauf zur Schulter bis er den Weg auf meine Wange fand und meinen Kopf mit beiden Händen eingerahmt hatte und immer näher an sich heran zog.

Ich versuchte einfach abzuschalten und an nichts und vor allem an niemanden zu denken.

Immer wieder schlich sich der Gedanke an Caleb in meinen Kopf, so sehr ich mich auch bemühte.

Konzentrier sich Smilla! Lass es nicht zu!

Zac's Lippen wurden fordernder und ich nutze die Gelegenheit aus, krabbelte über die Mittelkonsole hinweg auf seinen Schoß und drückte mich an ihn.

Es muss doch einen Weg geben Caleb aus meinem Kopf zu verbannen.

Aber war das hier der richtige?

Sofort Sprossen die Zweifel in mir auf wie die Knospen einer Blumenwiese und ich löste mich keuchend von Zac, dessen Augen schwarz geweitet waren.

Definitiv war das nicht der richtige Weg, dessen war ich mir bewusst.

Aber was sollte ich dann machen?

Und warum dachte ich immerzu an Caleb wenn ich einen anderen Typen küsste?

Immerhin waren wir doch nur Freunde gewesen!

„Wow! Also wenn deine entschuldigenden so aussehen, dann darfst du dich gerne öfter mit mir streiten!"
Wieder zog Zac meinen Kopf zu sich und gab mir einen Kuss.

Diesmal löste ich mich gleich nach dem ersten Kuss und krabbelte zurück auf den Beifahrersitz.
„T-Tut mir leid wenn ich dich damit überfallen hab."

Entschuldigte ich mich aber Zac schien es keineswegs etwas ausgemacht zu haben.
„Ich hatte nichts dagegen."

Nach einigen Minuten des Schweigens bestand er darauf mich nach Hause fahren zu können und da meine Beine ohnehin weich wie Wackelpudding waren, lehnte ich das Angebot nicht ab.
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Es war schon weit nach Mitternacht, aber an Schlaf war nicht zu denken.

Nicht einmal ansatzweise.

Unruhig hatte ich bereits so ziemlich jede existierende Schlafposition ausprobiert und sämtliche Tricks zum einschlafen ausprobiert, aber nichts half.

Als wäre ich in meinem eigenengen Gefängnis aus Gedanken gefangen genommen und den Schlüssel dummer weiß vor der Zelle liegen gelassen hatte, so dass ich mich nicht selbst daraus befreien konnte versuchte ich eine Lösung zu finden um aus meiner Zelle der Gedanken entkommen zu können.

Schwer atmend strampelte ich mir die Decke vom Kopf und prustete mir frustriert einige Haare aus der Stirn.

Immer wieder erwischte ich mich dabei wie ich zurück an den Kuss mit Zac dachte und mir vorstellte, dass es Caleb gewesen wäre.
Sobald Zac's Gesicht zu dem von Caleb verschwamm zwang ich mich die Augen zu öffnen und würde mir am liebsten selbst eine Schelle dafür geben.

Stöhnend setze ich mich im Bett auf und lies die Beine über dem kühlen Boden baumeln.

Mit dem Gedanken, die frische Luft würde mir nicht nur gut tun, sondern mich eventuell auch müde machen, schlüpfte ich in meine Hausschuhe, warf mir eine Strickjacke über und schlurfte durch den Hintereingang des Hauses in Richtung Pferdestall.

Das schnauben der großen Tiere färbte sofort beruhigend auf mich ab sobald ich den Stall betreten hatte.
Aus ein paar der Boxen war das schaben der Hufe zu hören, in anderen kaute jemand genüsslich auf seinen Haferflocken und in wiederum anderen Boxen war das wedeln des Schweifes zu hören.

Wie magnetisch angezogen, blieb ich vor Heaven's Box stehen und sofort lehnte sie ihren Kopf über das Tor der Box damit ich ihre Nüstern kraulen konnte.
Glücklich über die nächtliche Streicheleinheit schnaubte sie leise und wirbelte das Heu in ihrem Trog leicht auf.

Nicht lange und auch Bosse wurde auf meinen nächtlichen Rundgang aufmerksam.
Glücklich schwänzelte er um meine Füße und lief aufgeregt aus dem Stall in Richtung Scheune und wieder zurück zu mir.
„Es wird jetzt nicht mehr gespielt. Hast du schon mal auf die Uhr gesehen?"

Fragte ich ihn flüsternd, allerdings rannte er nur erneut wie verrückt hin und her.
Trottend folgte ich ihm und runzelte die Stirn, als ich sah, dass in der Scheune noch das Licht hinter verschlossener Türe leuchtete.
„Braaaver Bosse! Das hat Grams bestimmt vergessen auszumachen was?"

Alles hinter der Tür war so wie an dem Tag als Caleb mich hatte stehen lassen und mein Vertrauen gebrochen hatte.
Alles darin erinnerte mich an ihn und unseren gescheiterten Versuch eine Freundschaft zu führen.

Auch wenn ich wusste, dass ich am besten einfach wieder gegangen wäre, wusste ich auch, dass ich ihn vermisste und vielleicht würde ich dann endlich aufhören ständig an ihn zu denken, wenn ich erst einmal an einem
Ort war, an dem ich die meiste Zeit mit ihm verbracht hatte.

Mit einem Ruck öffnete ich das Tor und lugte vorsichtig in das Innere der Scheune.
Automatisch trugen meine Beine mich zu der Werkzeug Bank und zu meiner Überraschung war es nicht unordentlich wie wir es zurück gelassen hatten überall verteilt, sondern fein säuberlich sortiert aufgereiht.

Warscheinlich hatte Grams den Saustall nicht länger ertragen und etwas Ordnung geschaffen.
Ich drehte mich zu Wanda um ihren Zustand zu begutachten und erst jetzt fiel mir auf, dass Grams auch die Plane wieder drüber geschmissen hatte.

Mein Herz klopfte, immerhin wusste ich nicht wie ich bei ihrem Anblick und den dazu gehörigen Erinnerungen an Caleb reagieren würde.

Nach einem letzten tiefen Atemzug zog ich sie zurück und taumelte vor Schreck nach hinten, wo ich scheppernd gegen die Werkbank lief.

Das konnte nicht wahr sein!

Das war einfach unmöglich!

Was war mit ihr passiert?

Und wer war das?

Tränen stiegen in meinen Augen auf und die Schnappatmung lies meinen Mund austrocknen.

Wie konnte das passieren, ohne das es jemand mitbekommen hatte?

Das schlurfen schwerer Stiefel lies mich zusammen zucken und ich wusste tatsächlich nicht mehr ob das ein Traum war oder ich komplett den Verstand verlor.

Mir war schlecht, ich war aufgeregt und wusste nicht was ich sagen oder machen sollte.
Wortlos starrte ich die Person an, die aus dem
Dunklen der Scheune trat und mich ansah als wäre ich ein Geist.

Aber wie war das möglich?..

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