Party

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„Smilla! Ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt was das Ding angeht!"
Beleidigt zupfte Frieda an dem Kragen meines Cardigan den ich übergezogen hatte.

„Ich versteh nicht was du gegen ihn hast."
Verteidigte ich ihn.

„Er passt einfach nicht zum Rest des Outfits du.. aaaahrrrg! Egal. Kommt lasst uns rein gehen."
Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, schüttelte den Kopf und lief voraus auf die Veranda des ohnehin schon überfüllten Hauses.

„Ich finde Dir steht alles."
Zac schubste mich von der Seite mit seiner Schulter an und lächelte mir aufmunternd zu.

„Danke."
Verlegen sah ich weg und sofort spürte ich das unschöne Gefühl in meinem Magen.

Er war so ein süßer und lieber Kerl.
Und ich hatte nichts besseres zu tun als ihn mir mehr oder weniger warm zu halten?

Schäm dich Smilla!

Als Krönung hielt er mir sogar die Tür auf so weit es eben bei dem Andrang möglich war.
Kaum hatte ich einen Fuß nach drinnen gesetzt, wurde ich schon von der treibenden Masse mit gezogen und landete nach einer gefühlten Ewigkeit des schubsen und Gedrängel in der Küche.

Perfekt!

Um den Abend überstehen zu können würde ich mit Sicherheit den ein oder anderen Drink. benötigen, auch wenn das genau das Gegenteil von meinem Kodex war, aber im Moment war der Gedanke an einen kühlen Drink in meiner brennenden Kehle das einzige woran ich denken konnte.

Oder das einzige woran ich denken wollte um all meine anderen Gedanken zu verdrängen?

Verdrängen!

Oh ja!

Zum verdrängen eignete sich Alkohol ohnehin gut! Warum also nicht mal eine Ausnahme von seinen Ansprüchen machen?

Ich nickte, als würde ich mich und meine Gedanken selbst bestätigen und nahm einen großen Schluck von meinem Becher.
„Da bist du ja! Komm mit erst mal wird getanzt bevor du das bechern anfängst!"

Frieda zog mich an meinem Arm mit in die tanzende Meute ins..

..was war das? Das Wohnzimmer?

Wirklich erkennen konnte man davon nichts mehr, ob die Diskolichter und die gigantische Musikanlage mit Mischpult Schuld daran waren?

Oder die tobenden Teenager die so ziemlich alles in ein Schlachtfeld verwandeln würden?

Egal, immerhin gelang es dem DJ sogar mich zum Tanzen zu bewegen und ich spürte wie durch jede meiner Bewegungen das Adrenalin durch meine Venen pulsierte und der Alkohol sich in meine Blutlaufbahn schmuggelte.

Frieda und ich tanzten als wenn es keinen Morgen geben würde, sie nahm meine Hand und tänzelte um mich herum. Auch wenn wir eher Quatsch machten als tatsächlich zu tanzen, hatte ich den Spaß meines Lebens.

Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, erwischte ich mich immer wieder dabei wie mein Blick suchend durch die Menge wanderte und es war nicht Zac nach dem ich Ausschau hielt.

Aber wenn wir schon mal dabei sind..

..wo war Zac eigentlich?

Nach meinem Abstecher in die Küche hatte ich ihn nicht wieder gesehen.
Mein Blick wanderte weiter über die bunt erleuchteten Köpfe bis er an einem blonden Schopf hängen blieb.
Wieder stach mein schlechtes Gewissen zu als ich merkte wie mein Herz beinahe schon enttäuscht war Zac gefunden zu haben, Caleb aber noch nicht ein einziges Mal gesehen zu haben.

Als hätte er gewusst dass ich nach ihm Ausschau gehalten hatte kam Zac mit erhobenen Armen durch die Masse zu uns durch getänzelt.
Er hielt jeweils einen Becher in jeder Hand wovon er mir einen gab und ich dankbar daraus trank.

Sofort verzog ich mein Gesicht bei der Mischung, spürte jedoch augenblicklich wie mein Puls höher schlug und beschloss mich an das brennende Gefühl in meiner Kehle zu gewöhnen sobald ich daraus trank.
„Hey meine Schöne."

Lachend griff er mit der freien Hand nach meiner und führte mich einmal um die eigene Achse.
Wie eine Pirouette in Zeitlupe drehte ich mich vor seiner Brust und konnte nicht anders als zu lachen.
Die Musik ging in einen anderen Beat über und alle schrieen vor Aufregung und Freude über den Song laut los.

Was ist denn bitte in die gefahren?

Normal wäre ich erschrocken stehen geblieben und hätte mir die Ohren zugehalten.
Aber heute war nichts wie sonst.
Heute war die Nacht, in der auch ich einmal gegen die Regeln verstoßen durfte.

Also fackelte ich nicht lange, warf die Arme ebenfalls in die Luft und sprang im Beat auf und ab.
Lachend verfolgte Zac meine Tanzeinlage, schnappte nach meinem Arm und zog mich an seine Brust.
Völlig außer Puste von meinem rum gehopse lies ich es zu und wehrte mich auch dann nicht als er begann über mein Haar zu streicheln dass mittlerweile völlig zerzaust aus meinem Zopf heraus hängen musste, aber auch das war mir heute egal.

Alles um mich herum war wie verschwommen und ich fühlte mich als Stände ich in einer Seifenblase in der nur Zac und ich uns befanden.
Er strich mir über die Wange, lies seine Finger zu meinem Kinn wandern und fand einen Weg über meinen Hals entlang zu meinem Schlüsselbein.
All meine Sinne waren benebelt von Adrenalin und Alkohol, unfähig mich zu bewegen stand ich einfach da und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen.

Wie in Zeitlupe kam Zac mir näher und auch wenn ich nicht mehr Herr meiner Sinne war, wusste ich ganz genau was er vorhatte.
Aber ich konnte noch immer nichts dagegen tun!

Ich wusste es war falsch, für mich, für meine Gefühle und vor allem Zac gegenüber.
Nur noch wenige Zentimeter fehlten bis sich unsere Lippen berühren würden.

Du darfst das nicht zulassen Smilla!

Du weißt, dass das ein Fehler ist!

Also lass es!

„Bitte entschuldige mich!"
Mit diesen Worten ließ ich unsere Seifenblase Platzen, drehte mich um und rannte ohne zu wissen wo hin los.

Irgendwo im Flur erreichte ich die Treppe zum Obergeschoss und vermutete, dass sich dort auch die Toiletten befanden.
Auf meinem Sprint die Stufen hoch hielt ein Junge mit kurz geschorenen Haaren seinen Becher in die Luft, als wäre es eine Einladung griff ich danach, trank den halb vollen Drink leer und warf den Becher achtlos über meine Schulter.

„Hey!"
Rief er mir nach doch ich sah nicht mehr nach hinten.

„Manchmal ist es besser einfach nach vorne zu sehen.."
Hatte Mom gesagt als wir von hier fort gezogen sind.

Niemand von uns hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, jemals wieder hier her zurück zu kommen..

Aber offensichtlich hatte das Schicksal andere Pläne für mich..

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