Auch wenn Frieda nach wie vor auf ihrer Theorie bestand, war ich der festen Überzeugung, dass dem nicht so ist.
In der Schule bekam ich Caleb so gut wie nie zu Gesicht und wenn er mal etwas für meine Grams vorbei brachte oder ihr bei etwas half, Tag er so als wäre ich nicht einmal anwesend.
Es tat weh zu wissen, dass er mich belogen hatte, denn würde er mich nicht hassen, dann würde er nicht so tun als existiere ich garnicht.
Zac hingegen bemühte sich umso mehr um meine Aufmerksamkeit, ich war gerne in seiner Nähe.
Aber reichte das aus?
Mittlerweile stand er jeden Morgen vor meiner Tür und nahm mich mit zu Schule.
Und jeden Morgen straften mich die Blicke anderer Mädels im Flur dafür.Der Plan war, zu meiner Grams zu ziehen um neu und vor allem sorglos mit meinem Leben etwas anzufangen, aber seit ich hier bin habe ich das Gefühl von Sorgen und alten Geschehnissen aufgefressen zu werden.
Immer wieder träumte ich von grünen Augen die mich vorwurfsvoll beinahe schon hypnotisierten, doch ich verstand nie aus welchem Grund sie mich mit einem derartig bösen Blick bestraften.
„Hör auf damit."
Frieda stupste mich an und ich schrak aus meinen Gedanken.„Womit?"
„An ihn deine Gedanken zu verschwenden."
„Aber das mache ich doch garnicht."
Sie schnaubte aus und schob sich ihren Strohhalm zwischen die Lippen und trank den Becher leer bis nur noch dieses grässliche röcheln zu hören war.
Ich versuchte mich nicht davon irritieren zu lassen, aber das Geräusch machte mich so nervös das ich die Augen verdrehte und die Hände über meinem Kopf zusammen schlug.
„Ja okay! Ich hör schon auf!"Zufrieden ließ sie von ihrem Becher ab und sah mich an.
„Na sieh mal einer an. Unser Loverboy ist im anmarsch!"Sie wackelte mit ihren Augenbrauen und schielte hinter mich.
Langsam drehte ich mich um, auch wenn ich bereits wusste wer auf uns zu kam.
„Nenn ihn nicht so."Beschämt vergrub ich meinen Kopf unter meinen Armen und versuchte nicht daran zu denken, dass mein Gesicht die Farbe meiner Haare annahm.
„Hey Babe."Zac ließ sich auf dem Stuhl neben mir nieder, gab mir einen Kuss auf die Wange und spielte ebenfalls an seinem Strohhalm.
Auch wenn es mir eigentlich schmeicheln sollte, fühlte es sich unangenehm an von Zac Babe genannt zu werden.
Ich hatte das Gefühl, sobald er mir diesen Namen aufgedrückt hatte, bedeutete dies ebenfalls das er mir einen Stempel aufgedrückt hatte.
Die Gerüchteküche brodelte bereits ohnehin auch ohne dass ich ein Statement dazu abgegeben hatte.„Alles okay bei dir?"
Zac riss mich aus meinen Gedanken, reflexartig zog ich meine Hand fort als er danach fasste und mich skeptisch musterte.
„Äh, ja klar.", meine Stimme zitterte mehr als beabsichtigt und ich musste schlucken um sie zu stabilisieren.
„Ja, ja alles gut."„Was habt ihr heute noch so vor?"
Dankbar für Friedas Themenwechsel ging ich darauf ein und warf Zac ein verlegenes Lächeln zu.
„Meine Grams ist heute Abend auf einer Fortbildung für ökologische Landwirtschaft in Camborne, also werd ich mir was schönes kochen und dann einen extrem kitschigen Film rein ziehen. Und ihr?"„Lasagne und Pretty Woman?"
Mit strahlenden Augen sah Frieda mich an und steckte mich ebenfalls mit ihrem breiten Grinsen an.„Klingt gut!"
„Neunzehn Uhr?"
„Abgemacht!"
Sie forderte mich auf in ihre Hand einzuschlagen, was ich tat.„Dann lass ich euch euren Mädelsabend lieber mal genießen."
Mit spielerisch beleidigter Miene sah Zac mich an ehe er von Frieda am Ellenbogen geschubst wurde, sodass er beinahe von der schmalen Tischkante rutschte.„Niemand hat gesagt dass du kommen sollst Zac!"
Diesmal war es Frieda die es beinahe vom Stuhl haute, wegen Zac's Schubser, der offensichtlich mehr Kraft hatte als erwartet.Lachend beobachtete ich meine Freunde und bemerkte nicht wie die Stimmung kippte, als jemand durch die Türe des kleinen Kaffees trat in dem wir saßen und das kleine Glöckchen darüber klingelte.
„Hey Babe."
Ob ich die Gänsehaut bekam als er mich ansprach, oder ob mein Körper eventuell schon vorher wusste was auf mich zukommen würde, übersäte sie meinen gesamten Körper.
Das Brummen seiner tiefen, rauen Stimme klang bis in mein Knochenmark, augenblicklich blieb mir die Luft zum Atmen aus.Babe?
Zwanghaft versuchte ich mich nicht dem Drang hinzugeben und mich zu ihm umzudrehen, viel mehr war ich damit beschäftigt ihn zu ignorieren.
„Alles klar?"
Auch wenn seine Frage eher in die Runde gerichtet war, fühlte ich, dass er einfach eine Antwort meinerseits provozieren wollte.Frieda war die einzige die antwortete, was wohl ihrem viel zu großen Herzen zuzuschreiben war.
„Ähm.. gut?"„Ja, ich äh.. muss dann auch schon los und die Sachen für heute Abend besorgen."
Ich klammerte mich an mein Portmonee um die Scheine für meinen Milchshake auf den Tisch zu legen und mich irgendwie davon abzulenken, dass Caleb mir direkt im Nacken stand.„Wo geht's denn hin?"
Versuchte er es erneuert, ich gab wirklich mein bestes um ihn zu ignorieren, auch wenn es mir unfassbar schwer viel.„Also bis dann!"
Ich winkte meinen Freunden zu, die eher verwirrt aussahen über mein seltsames Verhalten, stand auf ohne mich umzudrehen und wollte geradewegs aus dem Laden stürmen, als Caleb mich fest hielt und sich mir in den Weg stellte sobald ich einen Schritt von meinem Stuhl weg gemacht hatte.
„Ignorierst du mich?"Die Belustigung in seiner Stimme ließ mein Herz höher schlagen und plötzlich fühlte ich mich wie ein trotziges Kleinkind.
Aber ich war einfach zu Wütend auf ihn und verletzt, als das ich mich trauen würde ihm in die Augen zu sehen, ohne ihm an die Gurgel zu gehen.
Ohne ein Wort riss ich mich von ihm los und wollte um ihn herum aus dem Laden verschwinden, aber er machte wieder einen Schritt zur Seite und hielt mich auf.
„Du ignorierst mich?!"Diesmal fehlte die Belustigung in seiner Stimme, es klang eher wie Entsetzen.
„Nicht dein Ernst!"Er ließ mich los und warf die Arme in die Luft.
„Du ignorierest mich? Ernsthaft?"„Ich geb zumindest mein bestes!"
„Achja?"
Er grinste übers ganze Gesicht.
„Scheint ja nicht so gut zu funktionieren."Ich verdrehte die Augen und schaffte es endlich an ihm vorbei, unbewusst begann ich zu rennen, so weit und so schnell ich konnte.
Hauptsache weg.Weg von dem Kaffee, weg aus der Straße und Vorallem..
..weg von ihm.
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SPIRIT
Teen FictionMit der leidenschaftlichen Liebe ist es wie mit Gespenstern: Alle reden davon, aber keiner hat sie gesehen. (François VI. Herzog de La Rochefoucauld Zitat) ___________________________________________ Einen „Neuanfang" haben sie es genannt, doch wora...