XVIII. Ein zaghafter Kuss

921 41 25
                                    

Langsam kehrten Shay und Law wieder zurück in das Wohnzimmer.
„Hiro! Alles gut, wir sind bei dir. Hab keine Angst." Kei und Toru knieten neben Hiro, der scheinbar gerade eine Art Anfall hatte.
„Was ist denn hier los?" Shay eilte zu den drei Männern. „Law kannst du nichts tun?"
Law hatte sich mit verschränkten Armen neben Bepo gestellt und schüttelte kaum merklich den Kopf.  die Brünette hielt sich die Hand vor den Mund um ihre Erschütterung zu verbergen.„Pssscht. Wir sind bei dir." Auch Shay saß nun neben dem sterbenden Hiro und hielt, mit Tränen in den Augen, seine Hand.

Nach einer Minute hörten Hiros Zuckungen langsam auf, bis er gänzlich ruhig da lag. Mit leeren Augen schaute er an Kei, Toru, Yoshio, Kenshi und Shay vorbei.
„Machs gut Hiro. Du hast tapfer gekämpft." sagte Kei zum Schluss und fuhr über Hiro's Augen, um seine Lieder zu schließen.
Toru und Kenshi lagen sich schluchzend in den Armen. Shay kullerte eine Träne über die Wange.
„Hey Käptn. Wir haben die Soldaten ja vollkommen vergessen." sagte Shachi leise.
„Kein Wunder, so gut wie wir die geknebelt haben. Von denen ist kein Laut zu hören." antwortete Penguin voller Stolz.
„Shachi, Penguin. Geht zu ihnen und findet etwas über das Schloss heraus. Bepo, Clione. Ihr beiden schaut euch beim Schloss um, und findet einen Weg, der uns unbemekrt hinein führt. Jean Bart, dich brauche ich hier, falls ihr wieder Soldaten auftauchen. „ „Aye, Käptn!" „...'Tschuldigung."
Kurze Zeit später erhob sich, die immer noch wackelige Shay.
„Ich muss an die frische Luft." Warf sie in den Raum hinein, und lief ohne auf eine Reaktion von jemandem abzuwarten, hinaus.

Als die Brünette draußen war, musste sie sich erst einmal orientieren. Sie waren nicht weit von dem Platz entfernt, wo sie gekämpft hatten. Sie lief um die Holzhütte herum und kam an einem kleinen Gartenhäuschen vorbei, in dem sich Shachi und Penguin scheinbar gerade an den Soldaten austobten. Kopfschüttelnd, weil sie die ständigen Schlaggeräusche und die Brutalität solangsam satt hatte, lief sie außer Hörreichweite. Nach etwa 50 Meter, in denen sie vorsichtig über Trümmer geklettert war, kam sie an einem Hügel an. Dort lief sie hinauf und setzte sich dann auf einen nassen Fels, ihren Blick richtete sie hinaus aufs Meer. Sie hatte fast einen ganzen Tag an Zeit verschwendet. Einen Tag, in dem die winzige Hoffnung die Kei in ihr geschürrt hatte, dass ihr Sohn noch leben konnte, noch geringer wurde.

Der Himmel färbte sich allmählich orangerot. Weiter hinten hatten die Wolken eine wunderschöne Farbmischung aus rosa und lila angenommen. Die Brünette stüzte ihren Kopf in ihre Hände und seufzte. Dabei fiel ihr auf, dass ihre Wunde in der Brust seltsamerweise, kaum weh tat. Wie konnte das sein? Aus reiner Neugier, zog sie das Top etwas zur Seite und schaute unter das aufgeklebte Pflaster. Klar war da noch die Eintrittswunde zu erkennen, aber bildet sie sich das nur ein oder sah es trotzdem besser aus als es eigentlich hätte sein dürfen. Natürlich war Law ein ausgezeichneter Arzt aber auch er konnte nicht zaubern. Kann es vielleicht mit ihrer Teufelskraft etwas zu tun haben? Ihr Körper ist ja mit ihr, wenn sie sie nutzte, robuster geworden, vielleicht heilte er ja auch schneller. Aufjedenfall war es mehr als gut. Sie hätte vermutlich sowieso keine Rücksicht darauf genommen. Sie musste in dieses Schloss. Dabei war es ihr vollkommen egal wie sehr oder wie oft sie noch verletzt sein würde.

Mitten in ihrem Gedankengang, zerbrach hinter ihr ein Ast.
Ruckartig stand die Brünette auf und drehte sich angespannt in die Richtung.
„Alles gut. Ich bins nur." sagte Kei mit ehobenen Händen.
„Darf ich dir Gesellschaft leisten?"
Shay nickte einfach nur und ließ sich wieder auf den Fels sinken.
„Wow, was für einen schönen Himmel wir heute haben." „Ja, das dachte ich mir auch schon."
„Shay, ich.. es tut mir Leid das ich so regaiert habe. Du musst wissen, dass ich mit der Einstellung ‚Piraten sind böse' erzogen worden bin. Aber.. du scheinst ihnen wirklich zu vertrauen. Und ich möchte dir unbedingt helfen, deinen Sohn wiederzufinden." „Ist schon okay. Ich kenne diese Einstellung, ich hatte sie vor Law und seiner Crew auch."
„Du und dieser Piartenkapitän. Ihr.. zwischen euch war einmal mehr, kann das sein?"
Shay schwieg eine Weile, dann schaute sie Kei an. „Ein mehr gab es nicht wirklich. Er ist und bleibt Pirat. Er wird immer auf dem Meer bleiben, und das ist in Ordnung. Er wäre nicht er, wenn es nicht so wäre."
„Mhm."
Minuten vergingen, in denen Shay und Kei still nebeneinander auf das Meer blickten.
„Wir kennen uns zwar erst seit ein paar Tagen, aber du bist etwas wirklich besonderes Shay. Ich habe noch keine Frau getroffen, die so selbstbewusst und so stark ist wie du."
der Braunhaarige hatte Shays Hand berührt. Sie schaute ihn nun an, wusste aber nicht was sie darauf antworten sollte.
„Ich meine.. wow, echt, wie du jetzt in diesem Licht aussiehst." Kei wanderte an Shays Arm nach oben.
Der Puls der Brünetten beschleunigte sich. Die Worte lösten in ihr ein kribbeln aus, aber auf der anderen Seite konnte sie einfach nicht ragieren. Sie konnte sich nicht bewegen.
„Shay, du löst in mir ein Verlangen aus. Ich will dich beschützen und ich weiß nicht.. wieso du mich so in deinen Bann gezogen hast. Es macht mir selbst etwas.. Angst, verzeih mir wenn ich das so sage, aber ich habe dieses Gefühl bei noch niemanden so sehr gehabt wie bei dir." die Hand war derweil auf der Wange der Brünetten angekommen. Eine Haarsträhne die sich durch den Wind vor das Gesicht gelegt hatte, strich er ganz sachte hinter ihr Ohr.
„Und es ist erstaunlich wie du für dein Ziel kämpfst. Für deinen Sohn, für die Kinder, eigentlich für alle hier die wehrlos sind."
Shay wurde leicht rot. Natürlich war es schmeichelhaft, und Kei war bei weitem kein schlechtaussehender Mann. War es denn so verkehrt ihr toll zu finden. Eigentlich nicht.
„Du bist so wunderschön." flüsterte Kei, der ihr mittlerweile mit seinem Gesicht langsam näher kam.

Shay's Herz flatterte, wie die Flügel eines Kolibris. Die Brünette nahm Kei's männlichen Duft wahr. Seine warme Hand an ihrer Wange, im Kontrast zum frischen Abendwind, verschaffte ihr eine Gänsehaut.
Zwei Herzschläge später, berührten sich ihrer beiden Lippen.
Seine Hand fuhr ihr von der Wange, durch ihre Haare, an ihren Hinterkopf. Seine andere Hand legte er ihr auf ihre Taile. Seine leichten Bartstoppeln die nach der täglichen Rasur wieder durchkamen, kratzten ganz leicht ihr Kinn. Shay war wie in Trance. Sie hatte ihre Hand auf seinen Unterarm gelegt der an ihrer Seite ruhte. Ihr fiel auf wie musklär dieser war. Kei gab Shay kurz frei, nur um zwei Sekunden später dort weiter zumachen wo er aufgehört hatte. Man hätte nicht sagen können, dass Shay ihn aktiv zurück küsste. Nein, dafür war sie viel zu perplex. In ihrem Kopf rauschten die Gedanken nur so umher. Er war wieder hier. Wäre er nicht hier, wäre das hier nicht so seltsam. Es war unfair Kei gegenüber. Aber mit dem Auftauchen des grauäugigen hier, hatte er wieder alles durcheinander gebracht. Vielleicht wäre die Brünette Kei ja jetzt leidenschaftlich um den Hals gefallen, aber irgendetwas in ihr, hinderte sie daran. Dennoch blockte sie Kei nicht ab. Der Kuss war schön, das würde sie nicht bestreiten, doch war es anders als mit ihm.
Aber warum verdammt dachte sie während dem Kuss mit Kei an ihn?!
Ganz langsam beendete der braunhaarige die Liebkosung und legte seine Stirn an die von Shay. „Tut mir leid. Ich konnte nicht wiederstehen." sagte er leise mit einem lächeln in der Stimme.
Shay atmete tief ein und aus. „Nein, ist schon ok. Ich war nur.. es ist im Moment einfach nicht so leicht loszulassen, Gefühle zu zeigen."
Jetzt schaute er der Brünetten wieder in die Augen. „Hey, hör zu, er ist am Leben. Glaub daran, halte fest daran. Ich bin mir sicher, dein Junge ist genauso stark wie du."
Mit geschlossenen Augen lächelte Shay. Ja, vielleicht hat er wirklich Recht.

Kei führte Shay's Kopf an seine Brust, um sie in eine Umarmung zu schließen. „Weißt du, was ich mich schon die ganze Zeit frage?"
„Mhm?"
„Was hast du da gemacht? Ich meine.. bei dem Kampf. Habe ich das geträumt oder hast du dem einen Typ die Kehle aufgerissen?"
„Nein. Du hast nicht geträumt."
„Ouh man. Das war schon etwas... gruselig."
„Ja ich weiß, daran muss ich mich auch erst noch gewöhnen. Ich habe es manchmal nicht ganz unter Kontrolle. Ich weiß nicht, ich hab dann das Gefühl, in eine Art Blutrausch zu fallen."
Kei schaute sie ratlos an. „Ich kann dir leider keine Tipps geben, denke ich. Das ist eine dieser Teufelkräfte, richtig?"
Shay nickte.
„Mhm.. kann man das.. nicht trainieren oder so?"
Shay zuckte mit den Schultern.
„Wie soll das Training denn deiner Meinung nach aussehen? Leute abschlachten bis es mich nicht mehr so mitnimmt."
Kei hob seine Brauen, er schien von der Antwort leicht geschockt zu sein.
„Nein, ich denke das ist keine gute Idee. Na komm, lass uns zurück zur Hüte gehen, es wird langsam dunkel."
Kei stand auf und streckte ihr seine Hand hin. Shay ergriff sie und lächelte ihm zaghaft zu.

Vor der Hütte blieb die Brünette stehen. Kei sah zu ihr und bemerkte ihren zweifelnden Blick, der auf die verschränkten Finger der Beiden gerichtet war. „Keine Sorge. Ich renn da jetzt nicht rein und verkünde das wir heiraten."
Shay wurde leicht rot und lachte verlegen.
Wenn er wüsste, das es ihr nicht darum ging was die anderen denken könnten. Sie wollte nicht das Law es sah. Sie hatte eine Art schlechtes Gewissen.
Der braunhaarige öffnete gerade die Tür, als Shay das Lachen von Frauen wahrnahm. Sie blickte die dunkle Straße hinab und war der Meinung, drei Gestalten zu erkennen.

Was Leben bedeutetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt