XXIX. Die Robe für den Ball

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Die Brünette stapfte Richtung Arbeitszimmer.
Sie hielt vor der Tür an und wollte schon hinein stürmen, doch sie hielt inne. Nein, ihren Anstand würde sie wahren. Sie hob die rechte Faust und hämmerte dreimal gegen die Tür.
Sie atmete tief durch.
Einen Moment später, ging die Tür auf und ein zuckersüß lächelnder Law stand vor ihr.
Die Brünette holte gerade nocheinmal Luft, um ihrer krazenden Stimme so viel Kraft wie möglich zu verleihen, als Law ihr zuvor kam.
„Komm rein." sagte er höflich.
Shay schloss ihren Mund wieder, und wirkte damit wohl wie ein Goldfisch.
Wiederwillig trat sie ein und lief in die Raummitte. Law schloss die Tür und drehte sich zu ihr um, als sie erneut loslegen wollte. „Was zum Teufel..."
„Ich habe dir etwas mitgebracht." unterbrach er sie, und deutete auf das leerstehende Krankenbett.
Die Brünette schüttelte verärgert den Kopf.
„Willst du mich verarschen?! Was denkst du dir..."
Nein möchte ich nicht. Das ist für morgen. In diesen Klamotten werden sie dich kaum reinlassen." sagte er schmunzeld und bemerkte dabei seinen Pulli.
„Hört auf mich wie ein Kind zu behandeln!"  brach es aus der Brünetten heraus. Dem grauäugigen war durchaus die Mehrzahl aufgefallen.
„Was soll das denn alles? Denkt ihr etwa, ich kann hier nicht mithalten?! Ich habe vor deinem Eintreffen mich auch alleine durchgeboxt. Verdammt.. ich habe mindestens zehn Männer auf dem Gewissen! Es geht hier um un... ich meine.. es geht hier um MEINEN Sohn! Ich werde mich nicht weiter von euch so behandeln lassen, als wäre ich nutzlos und würde nur im Weg rumstehen. Es reicht mir!" die Brünette musste eine Pause machen. Der Hals brannte so sehr, das er ihr Tränen in die Augen trieb. Mit geschlossenen Augen stand sie da. Sie spürte ihren rassenden Puls, ihr Zittern. Umso länger sie hier so stand, umso schlimmer wurde es. Sie steigerte sich förmlich hinein. Ihre Atmung ging schneller und wurde lauter. Sie musste sich beruhigen.

Sie hielt immer noch ihre Augen fest geschlossen. Ihre Pupillen bewegten sich unter den geschlossenen Liedern hektisch hin und her.
Die Zeit stand still. Wie lange stand sie nun hier und versuchte nicht die Kontrolle zu verlieren? Sie wusste nicht , was sie tun würde wenn sie die Augen öffnete. Würde sie ihm an die Kehle springen? Schließlich machte er sie gerade in diesem Augenblick rasend.

Sie fand keine Ruhe. Immer wieder dachte sie an die Worte von Kei und Law. Diese furchbare Art sie aus allem herraushalten zu wollen. Und die Dinge die Law ihr ‚angetan' hatte. Das Blut kochte und sie biss die Zähne fest aufeinander.

Dann hörte sie Schritte. Er kam ihr näher. Reflexartig hob sie eine Hand zur Warnung. „Halt! Komm nicht näher!" Shay wusste nicht wo er war und ob er auf sie hörte, sie konnte es nur hoffen, da sie ihre Augen immer noch fest geschlossen hielt.
„Du hast es noch nicht unter Kontrolle."
Das war eindeutig keine Frage, sondern eine Feststellung von ihm. Und er war eindeutig näher als sie dachte.
Ich meine es Ernst!"
„Versuch tief durchzuatmen." sagte er mit einer ruhigen Stimme.
Shay konnte sich durch die Nervosität, das er ihr so nah war, nicht auf das konzentrieren was er sagte.
Ihr Herz raste und die Atmung ging fast genau so schnell. Ihre Fingernägel veränderten sich bereits.
„Probier es. Atme ruhig und tief. Einatmen. Ausatmen." er versuchte einen Rythmus vorzugeben, doch ohne Erfolg.

Law musste wohl zugegebener Maßen etwas Nervös geworden sein, als er ihre ‚Krallen' bemerkte. Er musste handeln.
Er umfasste ihr Gesicht fest mit beiden Händen und redete weiter auf sie ein.
Die Brünette war darauf nicht gefasst gewesen. Seine Berührung kam so plötzlich, das sie die Augen aufriss.
Der Piratenkapitän fand sich in purpur roten Augen wieder. Und in diesen Augen, war sehr viel Wut zu sehen.
„Atmen. Ruhig." wieder machte er es vor.
Das Gehrin der Brünetten machte wohl gerade eine Pause, denn das Unterbewusstsein übernahm die Kontrolle.  Sie versuchte seine Hände abzuwehren, doch er ließ nicht los. Anschließend fuhr ihre Hand nach vorne und traf ihn in der Magengrube.
Law verzog kaum eine Miene. Er schloss kurz selbst die Augen und versuchte normal Luft zubekommen.
„Beruhige dich!"
Law gab nicht auf. Er sah ihr tief in die Augen.
„Ich lasse dich los wenn du dich beruhigst."
Es klang fast wie ein Handel.
Und immer wieder, gab er ihr vor wie sie Atmen sollte.
Als ein kleiner Teil ihres Verstandes wieder arbeitete, nahm sie seine Nähe und seine grauen Augen wahr.
Sie hatte immer noch ihre Zähne fest zusammen gebissen. Doch die Farbe seiner Augen holte sie herunter. Sie waren so unendlich tief und gaben ihr in diesem Moment so viel Wärme. Sie sah ihren Sohn in seinen Augen. Und das war der Rettungsring.

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