XLII. Die Schlüssel für die Handschellen

561 40 23
                                    


Hei ihr Lieben,
Ich hab Euch natürlich nicht vergessen 🙈 sorry, dass das Kapitel erst so spät erscheint.
Aber: besser spät als nie ✌🏻😌
Viel Spaß beim Lesen 💕


„Okay, die Schlüssel..die Schlüssel.." nuschelte Shay vor sich hin.
Es war immer noch zappenduster, aber derweil war das blinde Chaos ausgebrochen. Manche Soldaten hatten sich versehentlich gegenseitig ausgeknockt. Die Heartpiraten, auch wenn Shay vermutete, dass sie sich erkennen würden, standen glücklicherweise in größeren Abständen auseinander. Die Brünette suchte in dem Durcheinander, nach den von Bepo beschriebenen Personen. Sie sah, wie Jean Bart mit drei Soldaten gleichzeitig kämpfte. Kurz hatte sie darüber nachgedacht, ob sie ihm zur Hilfe kommen sollte, doch dann hob er die Männer an und warf sie gegen die Steinwand. Keiner der drei Bewusstlosen, hatte eine Narbe über dem Auge oder einen Stern auf der Brust. Sie lief einige Schritte von Law weg, als dieser ihren Namen sagte.
Leise, kraftlos.

„Shay."
Sie drehte sich schlagartig um. Es war für sie immer noch Neu, dass sie alles soviel klarer wahrnahm. Noch nicht einmal Bepo, der ziemlich direkt hinter ihm kniete und kommende Gefahren abwehren wollte wenn es sein musste, hatte Law gehört. Shay machte zwei Schritte auf ihn zu, ging wie Bepo auf die Knie und nahm sein Gesicht vorsichtig in beide Hände, damit er ein Gefühl bekam wo sie sich befand. „Ja?"
Sie hatte ebenfalls leise geredet, damit dieses Gespräch ein wenig privater sein würde.

„Geh an meine Brustinnentasche. Hol das kleine Flächen raus." sagte er angestrengt.
Shay nickte, was Law natürlich nicht sah. Sie ließ mit einer Hand von seinem Gesicht ab und fuhr an seiner Brust entlang. Er lachte leise, fast schon verbittert.
„Schon seltsam, das ich genau in diesem Moment am liebsten über dich herfallen würde, wenn du mich so berührst." Shay starrte den grauäugigen mit großen Augen an und biss sich auf die Lippen, um das angenehm ziehende Gefühl in ihrem Unterleib zu ignorieren. Weil sie nicht wusste, was sie darauf antworten sollte, sagte sie einfach garnichts. Sie fuhr ihm sachte unter das Jacket und suchte die kleine Tasche, die sie dann auch schnell ausfindig machte.
Sie fuhr mit dem Zeigefinger und Daumen rein und erfühlte eine längliches Flächen. Sie zog es vorsichtig raus und schaute ihn dann wartend an.
„Shay, geh damit zu Kei und geb es ihm." „Ich soll was?" Shay war verwirrt. Was war denn in diesem Flächen? „Er braucht es. Sonst stirbt er."
Jetzt konnte Shay, sich ein leises verächtendes Lachen, nicht verkneifen. „Du machst Witze."
Hatte Law nicht selbst auch abwertend den Kopf geschüttelt, als Kei offenbarte, was sein Plan gewesen war?
„Law! Er hat euch alle verraten! Er wollte das ich euch verrate. Wieso soll ich ihm helfen? Wieso zum Teufel, willst DU ihm helfen?"
Law sah sie nun fest an. Sie bekam eine leichte Gänsehaut, weil er ihr trotz der absoluten Dunkelheit, genau in die Augen sah. „Shay, ich werde dir alles erklären, nur vertrau mir, das du es bereuen wirst, wenn du Zeit verlierst und er nicht überleben wird. Glaub mir, so sehr ich diesen Kerl nicht leiden kann, und so sehr ich dich nicht an seiner Seite sehen möchte, du würdest mich hassen, wenn ich dich nicht dazu gebracht hätte, ihn zu retten."

Shay verstand kein Wort. Was hatte das denn alles zu bedeuten? Eigentlich wollte sie Law retten. Sie wollte die Schlüssel suchen und finden. Dennoch vertraute sie auf Law.
Die Brünette atmete tief durch. „Na schön. Und danach bin ich gleich mit den Schlüsseln wieder zurück."
Sie ließ zögernd sein Gesicht frei und richtete sich auf. Bepo hatte mit seinen Karate-Moves einen dickbäuchigen Soldat K.O. geschlagen und konzentrierte sich danach wieder auf alle Geräuche die sich ihm und Law näherten.

Shay hatte das kleine Fläschchen fest in der Hand. Sie lief stur durch die Dunkelheit, durch das Gerangel. Sie musste auf dem Weg, unter einem Schlag hindurch tauchen, dann einem Schwerthieb ausweichen. Dabei stieß sie mit dem Rücken an einen großen Soldat, der eine Schusswaffe mit sich führte.
Er drehte sich um, und packte Shay schlagartig am Arm. „Du bist das Weib." stellte er fest.
„Lass mich los!" sagte Shay bedrohlich doch das interessierte den Mann wenig.
Er verdrehte ihr schmerzhaft den rechten Arm, das er ungesunde Töne von sich gab. Die Brünette konnte den Schmerzensschrei nicht zurück halten.
„Aaaahh!! Scheiße verdammt!" fluchte sie.
„Shay!" kam im Chor von den Heartpiraten.
„Ich bring dich um! Du bist für das hier verantwortlich!" beschuldigte der große Mann sie und bog den Arm immer weiter nach hinten.
Er richtete die Waffe dorthin, wo er sie vermutete. Und Shay wusste, wenn er jetzt abdrücken würde, hätte sie diese verdammte Kugel in ihrem Kopf.
Nun war eindeutig nicht mehr die Zeit, zu versuchen die Teufelskraft in Zaum zu halten.

Sie ließ die Stärke, die Wut und die Kraft in sich explodieren. Der bewaffnete Mann, zog seine Hand weg, als hätte er sich verbrannt. Und dann musste er sie gesehen haben. Ihre Augen, denn er starrte voller Entsetzen tief hinein.
Durch die Entladung ihrer Kräfte, flackerte das Rot in ihren Augen auf. Es war, als würde man in die leuchtenden Augen eines Raubtieres sehen. Und das Raubtier wollte in diesem Moment definitiv eins. Töten.
Shay steckte das Fläschchen, dass sie fest umklammert hatte, in ihren Ausschnitt, packte dann ihren rechten Arm, dehnte und renckte ihn scheinbar auch wieder ein, denn ein erneutes Knacken war zu hören, nur diesmal ohne Schmerzensschrei.
Der Soldat fasste sich wieder, zielte leicht zitternd auf Shay und drückte ab.
Die Kugel streifte die Wange der Brünetten und traf einen anderen Soldaten weiter hinten, der sich mit Clione angelegt hatte.
Shay fasste nach vorn an seine Kehle und drückte ihn gegen die Wand.
Der Soldat war hartnäckig. Erneut hob er die Waffe an und richtete sie in die Dunkelheit. Er drückte ab.
Die Kugel durchbohrte dieses Mal den linken Arm, doch Shay verspürte kaum einen Schmerz. Viel mehr wurde sie durch den Geruch ihres eigenen Blutes, nur noch stärker, man könnte sagen, wilder.
Sie drückte ihre rechte Hand um seinen Hals zu und schob ihn an der Wand nach oben.
Wenn sie so darüber nachgedacht hätte, wäre sie überrascht wie stark sie war. Sie würde schätzen das der Soldat 100 Kilo wog.
Als der Mann circa zehn Zentimeter über dem Boden hing, ließ er die Waffe fallen und versuchte die Hand von Shay zu öffnen. Er bekam Angst, auch wenn er sie nicht zeigen wollte, er hatte Angst vor dem Tod.
Er machte grunzende Geräusche bei dem Versuch, Luft zu bekommen. Shay lächelte ihn gefährlich an, auch wenn er es nicht sehen würde. Es bereitete ihr in diesem Moment Freude, den Mann so zu sehen. Und dann wanderte ihr Blick von seinem Gesicht hinunter. Er hatte ein Zeichen auf der Brust. Ein Stern.

Sie war glücklich über diesen Zufall. Eigentlich wollte sie Kei dieses Fläschchen geben, und anschließend nach dem Schlüssel für Law suchen. Doch war es ihr Glück, dass der Mann mit dem Schlüssel nun vor ihrer Nase um sein Leben kämpfte. Mit der freien linken Hand, die von dem Blut welches von ihren Oberarm hinunter lief nass war, tastete sie den Soldaten ab. „Wo sind sie? Wo sind die Schlüssel für die Handschellen?!" keifte sie ihn an. Da er ihr von da oben keine Antwort geben würde, ließ sie los und hielt ihn aber auf den Beinen, bevor er luftringend zu Füßen ging. „Wo sind sie? Spuck's schon aus!" Shays Stimme veränderte sich, die Wut veränderte sie. Ihre Stimme war wie ein Fauchen.
Der Soldat spuckte vor ihre Füße und machte ihr klar was er ihr erzählen würde, nämlich garnichts.
Jetzt reichte es ihr. Sie packte ihn erneut am Hals, zog ihn zu sich und schleudete ihn mit einer enormen Kraft zurück an die Wand. Mit einem scheußlichen Geräusch platze sein Kopf auf. Sein Blick wurde starr, seine Bewegungen waren noch ein leichtes Zucken. Blutspritzer waren in Shays Gesicht gelandet und als sie wieder klarer wurde, sah sie das Ausmaß ihrer Wut.
Sie ließ den toten Soldaten erschrocken los, und er sank an der Wand entlang zu Boden. Sie starrte den Blutfleck an der Wand an und schüttelte schnell den Kopf. Jetzt war keine Zeit dafür die Nerven zu verlieren. Sie ging auf die Knie und tastete den Soldaten erneut ab. Ein klirrendes Geräusch an seiner hinteren Hosentasche, ließ sie anschließend fündig werden.

Sie wollte schon fast zu Law zurück, als sie an das Fläschchen dachte. Sie zog es wieder aus ihrem Ausschnitt heraus und eilte zu Kei.
Alles in ihr sträubte sich dagegen ihm zu helfen. Doch sie vertraute auf Law's Worte: wenn sie nicht auf ihn hörte, würde sie es bereuen.
Sie kam bei Kei an.
Er atmete kaum noch und er lag in einer rießigen Blutlache. Sie öffnete den Korken mit ihren Zähnen, hielt Kei's Kopf mittig und öffnete mit dem Daumen seine Lippen. Dann tröpfelte sie vorsichtig die Flüssigkeit in seinen Mund.
Als das Fläschchen leer war, sah sie ihre Aufgabe als erledigt, stand auf und ging zurück zu Law, um ihn endlich von seinen Fesseln zu befreien.

Was Leben bedeutetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt