XXXVI. Der König taucht auf

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Als Shay den Mann mit dem Schnauzer verwirrt und etwas genervt ansah, wusste sie das sie vorsichtig sein musste. Er war Soldat. Wenn sie diesem wiederlichen Kerl jetzt ihre Meinung geigen würde, könnte das böse enden.
„Verzeihen Sie, Sir. Ich brauchte nur einen Moment für mich. Meine Begleitung sucht mich sicher bereits." sie lächelte ihm zur Verabschiedung nickend zu. Als sie an ihm vorbei wollte, hielt er sie an ihrem Handgelenk fest. „Sie haben aber keine gute Begleitung, wenn er Sie so ganz alleine lässt."
Shay schaute dem Soldat einfach nur in die Augen. Sie wusste nicht, wie sie ohne Probleme aus dieser Situation heraus kommen sollte, bis Trompeten und Paukenschläge, das Eintreffen des Königs verkündeten. Der Soldat hielt sie noch einen Moment fest, schaute sie mit einem undeutbaren Blick an, verzog den Mund und ging in Stellung, wie es jeder andere Soldat bereits getan hatte.
Shay nutze eilig die Gelegenheit und verschwand in die Menge.

Sie sah wie Law umher sah und sie scheinbar suchte. Als er sie durch ein paar Köpfe hindurch entdeckte, schien er erleichtert auszuatmen.
„Wo warst du?" fragte er durch die Zähne hindurch. Er sah die Brünette aufmerksam an und bemerkte ihre roten Wangen.
„Was hat dich aufgeregt?" fügte er schnell noch hinzu, bevor sie antworten konnte.
„Nichts. Alles gut." sagte sie leise und schaute in die gleiche Richtung wie der Rest der 500 geladenen Gäste.
Ein kleiner runder Mann, mit einer übertrieben großen Krone lief zu dem Thron. Er war in Begleitung von fünf Soldaten die scheinbar nicht von seiner Seite weichen würden.
Der kleine dicke König räusperte sich und hob, zum Beginn seiner nun folgenden Rede, beide Arme in die Höhe.
„Meine verehrte Gäste. Ladys und Gentlemans.
Ich freue mich, dass das ausgewählte Volk meiner Einladung gefolgt ist. Sie sind die Zukunft von Doerena. Hier in diesem Raum, befinden sich nun die gesündesten und wichtigsten Menschen von Doerena. Schon heute Nacht, wurde mir versprochen, das an meinem Lebenstraum weiter gearbeitet wird. Das heißt für uns alle, dass in naher Zukunft unser Traum erfüllt sein wird. Ich der König, der die Kraft des Lebens und der Jugend erhalten wird und Sie, meine verehrten Damen und Herren, ewigen Reichtum."
Nach seinem letzten Worten, wurde tobender Beifall gegeben.

Law und Shay schauten sich in die Augen.
„Das wurde den Menschen hier also versprochen! Für Geld verkaufen sie das Leben ihrer Kinder?!" flüsterte sie empört Law zu. Sie war fassungslos. Sie schaute um sich, schaute in die freudestrahlende Gesichter, die verliebt zum König sahen. Sie spürte eine Wut in sich hochkochen. Sie dachte an ihren Sohn und an die Kinder der armen Bürger, die aus liebenden Armen gerissen wurden. Und nun stand sie mit solchen Monstern in einem Saal. Shay hatte die Fäuste geballt. Sie wäre am liebsten dem König an die Gurgel gesprungen, doch der grauäugige war wie immer aufmerksam. Er legte ihr seine Hand auf den Rücken und beugte sich leicht zu ihr rüber.
„Du wirst ihn dafür bestrafen, aber jetzt ist noch nicht der passende Zeitpunkt. Hab Geduld." Shay nickte leicht und biss sich auf die Lippe, um die Wut zu unterdrücken.

Plötzlich wurde wieder Musik angestimmt und die ersten Paare begannen miteinader zu tanzen. Es sah aus wie einstudiert, denn alle Paare die sich ihnen anschlossen, tanzten exakt das selbe. Law hatte Shay mit sich gezogen, um etwas entfernter von der Tanzfläche zu stehen.
„Bepo und die anderen müssten schon auf dem Weg sein, sie geben uns das Zeichen, dann gehts los. Bis dahin.. halten wir einfach aus." sagte er selbstzweifelnd. Er empfand es hier scheinbar nicht gerade als angenehm.
Law und Shay stand in der Nähe einer kleinen Bar. Der grauäugige entschuldigte sich für einen Moment und schlängelte sich durch die Menge, dort hin. Die Brünette tippte mit ihrem Fuß den Takt mit und beobachtete einfach nur. Irgendwie, sprang ihr in der Ferne eine Schmetterlingsmaske in die Augen. Sie war sich sicher, dass es Airi war.
Sie drehte sich im Arm eines jungen Mannes, der nur Toru sein konnte. Sie sah glücklich aus. Wenn Shay das so bedachte, wünschte sie für Airi und Hanako, das sie mit all dem hier garnichts am Hut hätten, aber auch sie würden sich mit einmischen, wenn es nachher Ernst werden würde. Die beiden Schwestern, hatten das Ziel, Saika zu finden und mit nach Hause zu nehmen. Nur wusste noch niemand, ob Saika noch hier war, geschweige dem ob sie noch lebte.
„Weißwein?"
Law war wieder an Shays Seite, und hielt ihr ein Glas mit hell-perlendem Wein vor die Nase.
„Keine Sorge. Ich habe vorher gekostet."
Shay nahm ihm das Glas ab und nippte kurz daran. „Der ist wirklich köstlich."

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