XXXV. Der Ballsaal

644 40 26
                                    

Die Brünette, war mit dem grauäugigen, drei Paare von den Soldaten entfernt, die die Einlassbänder kontrollierten. Der Mund der Brünetten, war staubtrocken. Sie bemerkte dabei anfangs nicht, wie sie sich dabei an Laws Arm festkrallte. Erst, als er ihr eine Hand auflegte und ihr leise Mut zusprach.
Noch zwei Paare waren vor ihnen.
Ein Soldat schaute die Bänder an, ein anderer sah prüfend in die Gesichter und versuchte die Menschen, hinter der Maske zu deuten.
„Wir wünschen einen schönen Abend, Mr und Mrs Hamamoto." sagte der Soldat, der die Armbänder ihnen wieder zurückgab, freundlich.
Das letzte Paar vor ihnen wurde geprüft. Shay verlagerte ihr Gewicht, ständig von einem Bein auf das andere. Sie konnte nur schwer stillhalten.
„Auch Ihnen viel Spaß Mr Sato, Fräulein Sato." er sah beiden intensiv in die Gesichter, als er die Namen sagte, scheinbar ein Geschwisterpaar.
Nun waren sie an der Reihe. Ohne unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, traten sie zügig vor. Wie ein vornehmer Mann, reichte Law dem Soldaten die Armbänder, erst da fielen ihr seine schwarzen Lederhandschuhe auf. Law hatte ja vor ein paar Tagen bereits gesagt, dass es Mittel und Wege gäbe, seine Tattoos zu verbergen. Als der Soldat, der nicht die Bänder kontrollierte, die beiden prüfend ansah, lächelte Shay ihn liebreizend an. Er schien ein junger Kerl zu sein, so schätze Shay ihn jedenfalls ein, denn seine Wangen wurden schnell rosa. Der Soldat schien von ihr hin und weg zu sein. Die Brünette bemühte sich, nicht die Augen zu verdrehen. Herrgott, dem lief ja schon fast das Wasser aus dem Mund.

Als der Soldat sich auch nichts daraus machte, breit grinsend in ihren Ausschnitt zu starren, war Shay froh das die Prüfung, die ihr eindeutig länger als bei den anderen vorkam, beendet war. Law nickte dem Soldaten, der ihn geprüft hatte, höflich zu und bedankte sich. Dem anderen allerdings, der immer noch in Shays Ausschnitt festhing, schenkte er ein bösen Blick. Zum Abschied dachte Law, sei es besonders witzig dem Soldaten zu zeigen, Shay gehöre ganz und gar ihm. Denn der grauäugige legte ihr seinen linken Arm um die Hüfte, seine Hand dabei lasziv in Höhe ihres Hintern, und küsste sie leicht hinter ihr rechtes Ohr auf den Nacken. „Komm Liebes, lass uns den Abend genießen." sagte er zu ihr, doch lächelte dem Soldaten noch böse zu. Shay hatte durch den Hauch eines Kusses, natürlich von Kopf bis Fuß eine Gänsehaut. Trotzdem zwang sie sich cool zu bleiben und nickte lächelnd.
So lief „das Paar" an den Wachposten vorbei und stand nun vor dem großen Schlosstor.

„Musste das sein?" sagte Shay und versuchte dabei nicht ihr Lippen zu bewegen, die immer noch ein friedliches Grinsen trugen. Sie wollte nicht, das jemand ahnte, dass sie hier nicht hergehörten. „Ja, musste es. Der Kerl hat dich ja mit seinen Augen schon förmlich ausgezogen." sagte er in einem ernsten Tonfall.
„Da drin werden mehr von solchen wiederlichen Kerlen sein. Willst du jetzt jeden anfeinden, der mich ansieht?" „Wenn es sein muss." entgegnete er und sah ihr fest in die Augen. Shay schüttelte kaum merklich den Kopf. Das konnte nicht sein Ernst sein. Auch wenn es sie irgendwie schmeichelte.
„Jetzt komm, lass uns reingehen." dies fromulierte er so, als würde er damit ausdrücken wollen, dass er nicht mit ihr streiten wollte.
Die Brünette war einsichtig und ließ sich von ihm führen.

Sie traten durch das große Tor und befanden sich auf einer Art Innenhof. Die Wände waren feierlich geschmückt. Viele Gäste standen mit Weingläsern in der Hand da, und lachten fröhlich während andere ihnen Geschichten erzählten. Shay verstand diese Menschen nicht. Sie waren doch alle Bürger von Doerena. Sie haben doch alle mitbekommen, was dieser verrückte König getan hatte. Vermutlich waren auch ihre Kinder hier gefangen.

Die Brünette und Law, bekamen von einem Mundschenk, zwei Gläser Wein angeboten. Sie nahmen es ohne ein Wort zu sagen an. Shay wusste, das man den Dienern eines Königs keinen Dank ausdrücken sollte. Es wäre auffällig, wenn sie sich anders verhalten würden, als der Rest dieser furchbaren Menschen. Auch wenn es ihr also schwer fiel, ignorierte sie den jungen Burschen der vor jedem, dem er den Wein servierte, ehrfüchtig den Kopf senkte.
Law nippte an seinem Wein und verzog danach kurz das Gesicht. Shay hatte ihn natürlich beobachtet und konnte sich ein fragenden Gesichtsausdruck nicht verkneifen.
„Der ist furchbar. Viel zu trocken." sagte er und schaute in die Menge. „Ein echter Weinkenner, was?" sagte sie leise zu ihm und nahm selbst einen Schluck. Auch sie rümpfte die Nase. Gott, dieser Wein war ja wirklich grausig. Law lachte Tonlos.
Sie stellten ihre Weingläser beide auf eine tiefergelgene Fensterbank und liefen dann mit der Menge zu den Türen die wohl zum Schlosssaal führen würden.
Etwa 20 Meter hinter ihnen, entdeckte Shay Hanako. Sie hing wie eine verliebte an Shachis Arm. Airi stand mit Toru weitere 20 Meter rechts von den beiden. Der Wiederstandskämpfer hatte ihr gerade etwas zugeflüstert, was sie scheinbar verlegen machte.
Als Law sich wieder vorwärts bewegte, wandte sie ihren Blick wieder ihm zu.
Er stand aufrecht da, sein Blick nach vorne gerichtet. Sie konnte seinen Ausdruck durch die Maske nicht ganz deuten, doch vermutete sie, das er noch ziemlich gelassen war. Wenn sie den grauäugigen so betrachtete, wünschte sie sich, dass an dieser Situation nicht schlechtes wäre. Sie stellte sich vor, wie er sie in einer friedlichen Zeit zu so einem Ball eingalden und ausgeführt hätte. Wie es wohl sein würde, als seine Freundin seine Begleitung zu sein. Aber es war nunmal so, wie es jetzt war.

„Was grübelst du?" fragte er sie leise.
Sie stieß verträumt die Luft aus. „Wie es wäre, wenn die Situation anders wäre, hier mit dir zu sein." sie war selbst überrascht, wie ehrlich sie gerade zu ihm war. „Dann würde es genauso sein, nur ohne Plan im Hinterkopf. Du würdest genau so ein schickes Kleid tragen, in dem du so unverschämt verführerisch aussehen würdest und wir würden den Abend besonders gestalten. Aber wenn wir ehrlich sind, wäre ich in so einer Zeit nicht der Mann dafür. Ich bin ja schließlich Pirat. Wir gehen nicht in Schlösser auf Bälle und schwingen das Tanzbein."
Sie war vom Anfang seiner Antwort entzückt, das Ende hatte ihr nicht ganz gefallen. Es hatte sie von den Wolken wieder runtergeholt. Den Schluss hatte er ihr auch zugeflüstert, damit niemand das Wort Pirat verstand.
Und natürlich wäre das im normalen Leben nie passiert, wie Naiv sie doch gewesen war sich so etwas vorzustellen.

Als sie, nun eher schweigsam, endlich das Schlossinnere betraten, blieb Shay für einen Moment die Luft weg. Natürlich wusste sie das Schlösser immer prunkvoll waren und groß und schön, doch so prächtig hatte sie es nicht vermutet. Die Decke musste mindestens 20 Meter hoch sein. An ihr waren viele Wandmalereien aus vergangen Zeiten. Die Ecken, Kanten und Säulen waren von Gold verziehrt. Der Boden bestand wohl aus dem feinsten Marmor. Der Saal, in den sie anschließend geführt wurden, war viermal so groß wie dieser Vorraum, der auch ein guter Tanzsaal abgegeben hätte. Die Fenster in diesem Saal gingen vom Boden bis fast hoch zur Decke. Man hatte einen Blick auf den königlichen Garten. Der Mond warf ein zartes weißes Licht auf ihn. Der Saal hatte fünf mächtige Kronleuchter, mit Diamanten, die den Raum zusätzlichen Glanz verliehen.
Es war alles in allem einfach atemberaubend.
Nicht nur Shay hatte sich staunend umgesehen, auch etwa 200 andere teilten ihre Begeisterung. Law hatte sich natürlich zurückgehalten und seine emotionslose Art angelegt.

Als, nach einer gefühlten halben Stunde, alle Gäste hier anwesend waren, wurde verkündet, dass der König demnächst eintreffen würde. Diese Ansage, löste in Shay natürlich ein angeregtes Kribbeln aus. Sie wollte ihn sehen, diesen verdammten König. Doch die Zeit verging und noch immer keine Spur von seiner Majestät. Den Gästen wurde fleißig Wein ausgeschenkt und man wurde mit Häppchen versorgt. Shay wurde von Von Zeit zu Zeit immer ungeduldiger.
„Bleib ruhig. Man merkt dir deine Anspannung viel zu sehr an." Law hatte, als er dies sagte, sie wieder nicht direkt angesehen. Er schaute über ihren Kopf hinweg, in die Gesichter der Menschen um sie herum.
Shay musste sich auf die Zunge beißen, nicht irgendein genervten Laut von sich zu geben, weshalb sie zur Fensterfront davonmarschierte. Sie lehnte sich an eine der rießigen Säulen, und blickte hinaus in den Garten. Als ein Weinschenk an ihr vorbei lief, hielt sie ihn genervt an, und nahm sich ein Weinglas von seinem Tablett. Der Junge war diese Forschheit scheinbar gewohnt, den es störte ihn garnicht, dass Shay in diesem Moment so unfreudlich war.
Sie versuchte ruhiger zu werden. Er hatte ja Recht, sie konnte ihre Stimmung schlecht unterdrücken. Aber das er schon wieder Recht hatte, störte sie gerade in diesem Moment sehr. Und das sie hier schon etwa 1 1/2 Stunden warteten machte es nicht besser.

Sie spürte einen Luftzug in ihrem Rücken. Sie wollte sich gerade umdrehen, als sich ein Körper schon an ihren Rücken drückte. Ihre Haare wurden etwas zur Seite geschoben und ein Atem in ihrem Nacken ließ sie erschaudern.
Sie erwartete die Stimme des grauäugigen, doch als eine raue männliche Stimme sprach, blieb ihr Herz für einen Moment stehen.
„Hey Lady, was stehen Sie denn ganz alleine hier?" Shay ging einen Schritt nach vorne und drehte sich um.
Der Mann der sich bis eben noch, verlangend an sie gepresst hatte, grinste sie gefährlich an. Es war kein maskierter Mann, kein Gast, es war ein Soldat mit einem auffälligen Schnauzbart.

Was Leben bedeutetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt