Die halbe Nacht lag Shay neben ihrem schlafenden Sohn wach. Ihre Gedanken, waren in ihrer Zukunft. Bilder von glücklichen Tagen wurden verschwommener. Zurück blieben ihr Bilder, wie sie einzig und allein für ihren Sohn glücklich war. Wie sie für ihn lachte, damit er lachte. Wie sie albern war, damit er nicht mehr traurig sein musste. Wie sie, wie die Jahre zuvor auch, nur für ihren Sohn lebte. Sie liebte ihren Sohn über alles, dass war keine Frage, dennoch hatte sie nach den erneuten Berührungen mit Law, wieder ein neues Verlangen erweckt. Sie wollte mehr spüren. Sie wollte mehr leben. Sie wollte einfach für sich und von sich aus glücklich sein.
Der Morgen brach an und Shay lief mit Grey zum Gemeinschaftsraum, um zu frühstücken. Von Law war keine Spur zu sehen. Shachi begrüßte den kleinen Jungen herzlich und alberte ein wenig mit ihm herum. Shay hatte Bepo entdeckt, und beschloss den Bären etwas auszufragen. "Guten Morgen Bepo." "Oh, guten Morgen." "Ich hatte gestern Abend noch ein paar Worte mit Law gewechselt, und da kam zur Sprache, dass ihr morgen aufbrechen werdet." "Aye, das ist richtig.'Tschuldigung" sagte der Eisbär leicht irritiert. Shay presste die Lippen aufeinander. Hatte er vielleicht bereits die Anweisung bekommen, ihr nichts davon zu erzählen?" "Wohin führt euch denn eure Reise?" fragte die Brünette unschuldig. Schlagartig wurde der Bär nervös. "Nunja..also.." "Bepo." Law stand an der Tür zum Gemeinschaftsraum und verzog keine Miene. Der Eisbär schaute schnell von Shay weg und lief zu seinem Kapitän. Shay zwang sich dazu, nicht zu Law zu sehen, und lief stattdessen wieder zu ihrem Sohn. Bepo und Law hatten den Raum verlassen, vermutlich würden sie in die Kommandozentrale gehen, um ihr weiteres Vorhaben zu besprechen.
Nachdem Grey endlich aufgegessen hatte, was deutlich länger dauerte, da Shachi ihn ständig zum Lachen gebracht hatte, beschloss sie mit ihm heute einmal gemeinsam auf die Insel zu gehen. Sie hatte in der Nacht sich darüber Gedanken gemacht, ob ihr Häuslein noch stehen würde. Als sie beide aufbruchbereit waren und bereits an der Leiter standen um von Bord zu gehen, hielt eine Hand an Shays Arm die beiden auf. "Was hast du vor?" Shay drehte sich, obwohl sie schon gehant hatte, das er es war, um und sah in seine grauen Augen. Sie zog eine Braue hoch und ermahnte sich innerlich dazu, ruhig zu bleiben. "Warum interessierst du dich dafür? Musst du nicht eure Abreise planen?" Law schaute kurz in Richtung Himmel. Sicherlich hatte er damit gerechnet, dass sie so antworten würde. Aber was hatte sich der Piratenkapitän denn erhofft? Es wiederholte sich alles. Wieder waren sie gemeinsam im Bett gelandet. Wieder hatte er gleich danach ihr die kalte Schulter gezeigt, wie damals auf der Winterinsel. Und wieder, wollte er sie verlassen und zurücklassen. Shay war sauer, traurig aber am meisten wohl müde. Sie hatte nicht die Energie, sich an seinen Hals zu schmeißen, ihn anzuflehen hier zu bleiben, jetzt da sie doch eine Familie waren. Denn diesen Punkt, hatte Law immer noch nicht bestätigt. Und genau das, machte ihr vermutlich am meisten zu schaffen. Dein Sohn. Ständig hatte sie seine Tonlage bei diesen beiden Worten im Ohr.
"Shay.." versuchte es der grauäugige schlichtend. "Nein. Einfach nur Nein. Wir schauen ob unser Haus noch steht. Und von deinen Stimmungsschwankungen wird mir wohl irgendwann noch schwindelig. Aber das ist ja bald vorbei." Shay schüttelte seine Hand weg und verließ mit ihrem Sohn das UBoot der Heartpiraten.Etwas trüb gelaunt, lief Shay mit ihrem Sohn an den Ruinen am äußersten Stadtrandvorbei. Klar hatten auch hier die Bürger weitesgehend aufgeräumt, dennoch würden diese Gebäude wohl so leerstehend bleiben. Die Bürger die darin gewohnt hatten, gehörten nämlich zur untersten Arbeiterschicht. Sie waren vermutlich an jenem Tag hingerichtet worden. Grey kickte vollkommen sorglos einen Stein vor sich mit und summte ein Lied für sich allein. Nach etwa 15 Minuten, kamen sie an dem ihnen bekannten Wald an. 50 Meter weiter, stand ihr kleines Häuslein. Von weitem, sah es unversehrt aus. Als sie näher kamen, sah Shay, dass die Tür aufgebrochen worden war. Natürlich, schließlich hatte sie die Soldaten des Königs hierher geführt, als sie mit Kei und den Wiederstandskämpfern geflohen war. "Mami?" Grey klang besorgt als er vor der Tür stand und das gebrochene Holz sah. "Keine Sorge Schatz. Die bösen Männer sind nicht hier." Sie strich über den kaputten Türrahmen und trat dann in ihr Häuslein ein. Grey folgte ihr dicht auf den Fersen. Shays Blick wanderte durch das völlig verwüstete Wohnzimmer. An der Wand zu ihrer rechten, waren Spuren von Blut sichtbar, auf dem Boden, nur ein wenig davor, eine Blutlache. Verbandsmaterial, eine leere Alkoholflasche und Nähzeug, lagen dort außen herum und riefen automatisch Bilder in Shays Gedächtnis zurück. Hier hatte sie die Wunde von Toru versorgt. Ganz offensichtlich, hatte sie Soldaten des Königs hier anschließend nach Hinweisen gesucht. Ihre Schränke standen offen, alles was sich darin befunden hatte, lag auf dem Boden vertreut da. In der Küche war es ein ähnlichen Bild. Die Türen waren aufgerissen worden, und mehrere Teller lagen zerbrochen auf dem Fußboden. "Pass bitte auf wo du hinläufst, Grey." sagte Shay vorsichtshalber. Grey hatte während der Zeit in der sie sich nun hier in ihrem Haus befunden hatte, kein Ton gesagt.
Sie liefen gemeinsam die Treppe nach oben, um sich die restlichen Räume anzusehen und den Schaden zu begutachten. Greys Zimmer wurde allen Anschein nach, zum Glück am wenigsten Beachtung geschenckt. Ein paar Spielsachen waren bei der Durchsuchung kaputt gegangen, mehr aber nicht. Der kleine Junge eilte zu seinem Schrank, auf dem seine heiligsten Spielzeuge, ihren Platz gefunden hatten. Erleichtert nahm er das gebastelte Papierschiff in die Hände und drehte sich zu seiner Mutter um. "Ich werde anfangen aufzuräumen." sagte Shay zu ihrem Sohn und lächelte ihm zu. Der Junge nickte, stellte das Schiff zurück an seinen Platz und sah sich die zebrochenen Spielsachen, die wohl unter schweren Füßen gelandet waren, an. "Ich auch." gab er motiviert zurück. Shay war immer wieder verblüfft, wie eigenständig und reif ihr Kind bereits war.
Shay hatte mehrere Säcke zerbochenes und kaputtes nach draußen gebracht. Sie hatte die Blutflecken fast vollständig entfernen und die ausgehängten Türen repaieren können. Allerdings stand sie nun, nach fast drei Stunden, vor dem größten Problem, die Haustür. Wie sollte sie die alleine wieder funktionsfähig machen. Sie beschloss, nachher JeanBart zu fragen. Er würde ihr sicherlich helfen können.
Shay lief ins Badezimmer, um sich nach der schweißtreibenden Aufräumarbeit wieder aufzufrischen. Mit einem Handtuch um den Körper geschlungen, lief sie in ihr Schlafzimmer. Im Augenwinkel, sah sie einen Umriss vor ihrem Fenster, was sie sofort in Alarmbereitschaft versetzte. "Was zum..?! Kei?!" Die Person hatte sich umgedreht, als sie anfangen wollte ihn zu fragen, wer zur Hölle er war. Mit einer Armschlinge um den Hals, sah er sie nun vorsichtig an. "Hi, Shay. Die Tür unten stand 'offen' da dachte ich.." lächelte er zaghaft. Shay überbrückte den Abstand zwischen den beiden und fiel ihm um den Hals. "Au. Vorsichtig, Shay.." sagte er zwar lachend, aber man hörte den Schmerz in seiner Stimme. Shay ließ von ihm ab, auch weil sie sich gerade wieder bewußt wurde, dass sie nur mit einem Handtuch um den Körper vor ihm stand. "Kei. Ich.. Du.. Meine Güte.. Wie geht es dir?" Die Brünette wusste garnicht, welche Frage sie ihm zuerst stellen sollte. Sie konnte sich auch nicht erklären, weshalb sie so froh war ihn lebend zu sehen. Klar, hatte sie keinen Hass mehr gegen ihn, da Law sie aufgeklärt hatte. Vielleicht war es ja, weil sie kurz vor einer Abservierung seitens von Law stand."Naja. Es ging schon besser." antwortete Kei und deutete auf seine Wunde. "Ich wollte mal nach dir sehen. Ich..war bei Law's Uboot. Er sagte mir, das du zu deinem Haus gehen wolltest. Er konnte mir nicht sagen wo das ist, weshalb er ziemlich blöd aus der Wäsche geguckt hatte, als ich sagte das ich den Weg kenne." grinste Kei höhnisch. Shay lächelte, allerdings nicht richtig, was Kei zu bemerken schien. "Ist..alles ok? Du wirkst bedrückt." "Nein. Alles gut." gab Shay schnell zur Antwort. Etwas zu schnell, denn Kei hakte weiter nach. "Ärger im Paradies?" Jetzt sah die Brünette Kei ertappt an. Sie zögerte und ließ die Luft entweichen. "Sie legen Morgen ab." gab sie leise von sich. "Mhm. Und das scheinbar ohne dich, wenn ich das richtig raushöre." Kei sagte es nicht um sie zu ärgern. Er sagte es so, um ihr das Gefühl zu vermitteln, mitfühlend zu sein. Und plötzlich sah Shay Kei mit ganz anderen Augen. Sie hatte jetzt erst bemerkt, dass sich etwas geändert hatte. Er hatte sich geändert. Er war nicht darauf aus, Law bei ihr schlecht zu reden, damit er vor ihren Augen besser da stand. Kei war in diesem Moment einfach nur für sie da. Er hörte ihr zu. Er war ihr ein Freund. Und genau deshalb, erzählte sie Kei alles. Von Anfang an. Sie erzählte wie alles begann, wie sie sich in den Piraten verloren hatte und schließlich ein Kind von ihm erwartet hatte. Shay war aufgefallen, das Kei hierbei nicht reagiert hatte wie erwartet, was sie kurz etwas aus dem Konzept brachte. Als sie ihm hier und jetzt angekommen war, ließ Kei einen Moment vergehen um darauf zu reagieren und zu antworten. "Shay, ich will jetzt echt nicht der Spielverderber sein, aber.. vielleicht ist er einfach nicht der richtige für dich. Ich will damit jetzt nicht sagen das ich es bin, denn wenn wir ehrlich sind, bin selbst ich es nicht. Ich mein.. denk an Grey. Denk an deinen Sohn. Ist es wirklich das Beste für ihn, wenn er mit dem Wissen weiter aufwächst, das sein Vater ein gesuchter Piratenkapitän Namens Trafalgar Law, mit einem Kopfgeld von, wie viel? ist?"
"Mein Vater ist LAW?" kam es von der Tür. Der grauäugige Junge stand mit offenem Mund vor seiner Mutter und Kei und hatte in diesem Moment, ein Spielzeugsoldaten auf den Boden fallen lassen.
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Was Leben bedeutet
FanfictionDie Fortsetzung von „Erblicke den Horizont" Acht Jahre sind inzwischen vergangen, nachdem Shay das Uboot der Heartpiraten verlassen hatte. Acht Jahre, in denen sich auf ihrer Heimatinsel vieles getan hatte. Unachtsam, auf welchem Kurs sich die Hear...