Es war Mitternacht. Shay hatte angefangen aufzuräumen. Da sie heute nicht mehr zu ihrer Nachtschicht gehen würde, ließ sie sich etwas Zeit. Sie hatte mit dem Großen angefangen. In ein Leintuch eingewickelt hatte sie ihn mühevoll die Treppe hintergezogen. Auch heute war sie sehr froh darüber außerhalb der Stadt zu wohnen. Im Schatten der Dunkelheit zog sie den riesigen Kerl zum Waldrand, da hatte sie bereits ein Loch vorbereitet. Hier draußen musste sich die Brünette beeilen. Die Sperrstunde war schon lange in Kraft getreten, und bei ihrem Glück würden ausgerechnet hier und jetzt die Soldaten patroulieren.
Mit Schweiss auf der Stirn war sie an der Stelle angekommen, an der sie den großen Typ in die Erde werfen konnte. „Na komm schon großer... das letzte.. Stück.. Puh. Geschafft."
Sie wischte sich den Schweiss von der Stirn und stemmte die Hände in die Hüften. Sie hatte wieder Gewissensbisse, wenn sie das Ergebnis ihrer nicht vorhanden Selbstkontrolle sah. „So.. und nun noch die anderen 4."
Sie machte kehrt und lief die 200 Meter zurück zum Haus. Das ganze wiederholte sie vier Mal innerhalb einer Stunde. Ihr Tshirt klebte an ihrem Körper, als sie den letzten leblosen Mann in das Loch hievte.
„Verhaltet euch einfach ruhig, sodass euch keiner findet. Dürfte euch sicher nicht so schwer fallen." sagte Shay völlig außer Puste.
Mit dem Spatel in der Hand, begann sie das Loch wieder zu verschliessen. Sie überlegte schon, mit was sie diese Stelle am Ende besser bedecken könnte, damit nicht auffiel das hier gegraben wurde.
Plötzlich vernahm die Brünette Stimmen. Sie machte sich etwas kleiner und schaute zum Stadtrand. Zwei Soldaten machten scheinbar gerade einen Kontrollgang. Sie blieben unter einer Laterne stehen und zündeten sich beide eine Zigarette an. Shays Herzschlag hatte sich beschleunigt. Sie betete, dass die beiden Männer einfach schnell weiterlaufen würden.
Einer der Männer fing plötzlich schallend an zu lachen, klopfte seinem Kollegen auf die Schulter und lief dann in eine andere Richtung weiter.
„Hey, Moment mal." hörte Shay den zurückgebliebenen Mann, wegen der Entfernung nur leise, sagen. Sie erstarrte. Hatte sie etwas übersehen ? Waren die Spuren, die sie durch das Ziehen der leblosen Körper hinterlassen hatte, so deutlich zu erkennen?
Der andere Soldat hatte sich wieder umgedreht: „Was denn?"
Shay hielt die Luft an.
„Hier, dein Feuerzeug." „Achja, Danke."
Ein erleichtertes Seufzen konnte sich die Brünette nicht verkneifen.
Selbst als die Männer schon vor zwei Minuten weiter gelaufen waren, hatte sich Shay nicht bewegt.
Zu groß war die Gefahr jetzt doch noch erwischt zu werden.Mehr als eine halbe Stunde hatte Shay damit verbracht, das Grab dieser Männer unauffällig zu gestalten. Sie hatte, von tiefer aus dem Wald, Mos hergebracht und über die Stelle gelegt. Sie hatte Tannennadel darüber verstreut und Gras in großen Büscheln sozusagen neu gepflanzt. Sie hatte so lange alles zurecht gerückt, bis sie wirklich damit zufrieden war.
Zurück in ihrem kleinen Haus sprang sie ersteinmal unter die Dusche. Anschließend versuchte sie mit Schmierseife, die Blutflecken aus ihrem Shirt zu bekommen. Nach 15 Minuten gab sie es auf und stopfte es genervt in einen schwarzen Sack.
Sie hatte etwa eine dreiviertel Stunde dafür gebraucht das Häuschen wieder einigermaßen herzurichten. Letztendlich landete sie völlig erschöpft auf ihrem Sofa, wo sie für die übrigen 6 Stunden, in dennen ihr Sohn weg war, Schlaf von vergangen Tagen nachholte.Zurück auf der Death:
Ruckartig erwachte der grauäugige, aus seinem unruhigem Schlaf. Stöhnend fuhr er sich durch seine Haare, um die Gedanken an seinen Traum loszuwerden. Law schaute aus dem Bullauge in seiner Kajüte. Es war kurz vor Sonnenaufgang. Er dachte kurz an eine erfrischende Dusche, warf den Gedanken allerdings über Bord, als sein Magen sich meldete. Mürrisch wie gewohnt, verließ er seine Kajüte und ging in Richtung Speisesaal.
Als der Käptn den Raum betrat, schauten Bepo und Shachi auf. Law ignorierte wie so oft die Blicke seiner Crew.
„Ehm..Guten Morgen Käptn. Wie lautet denn der neue Kurs? Wir sind nach dem Zusammentreffen mit diesem Seekönig von unserer Route abgekommen. 'Tschuldigung." „Was zeigt der Logport?" „Naja, zwei Nadel stehen kaum ruhig die andere zeigt nach Westen. Da gehts nach Borden Island. 'Tschuldigung."
Bepo zog das Genick ein. Law hatte bei dem Namen der Insel kaum merkbar gezuckt.
Sie waren hier schoneinmal gewesen. Diese Insel. Er wusste das sie ihm irgendetwas sagte. Was war es denn was ihn daran erinnert? Warum kam ihm das alles so bekannt vor.Minuten vergingen in denen ihr Käptn kein Wort sagte, nicht weiter aß und noch dazu kaum blinzelte. „Ich.. glaube er.. er erinnert sich an irgendwas." zischte Shachi zwischen den Lippen Bepo zu. „Sieht so aus." flüsterte Bepo zurück.
„Ehm.. Käptn?" sagte Shachi vorsichtig. Laws Augen huschten zu seinem Crewmitglied.
„Haltet den Kurs. Wir steuern die Insel an. Wenn ich mich recht erinnere, ist das eine Winterinsel." sagte Law abwesend, schob sein Essen beiseite und stand auf um den Raum zu verlassen.Doerena:
Ihr Wecker riss sie erbarmungslos aus dem Schlaf. Sie musste los um Grey abzuholen.
Sie hatte sich ein neues Shirt angezogen und lief nach draußen, wo bereits seit drei Stunden ein neuer Tag angebrochen war. Auch heute hingen die dunklen Wolken tief über der Insel. Entfernt hörte man das Grollen eines Gewitters. Die Brünette schlang sich die Arme um den Oberkörper denn es war sehr kühl an diesem Morgen. Sie hatte zu Mrs. Zhou einen Fußweg von circa 15 Minuten. Ihr kam eine Gruppe von drei Soldaten entgegen, die im Trabschritt mit Gewehren an ihr vorbei rannten. Sie hatte ihren Blick auf die Strasse gerichtet. Kurze Zeit später liefen zwei weitere Soldaten an ihr vorbei. Ihr Herz begann schneller als normal zu pochen.
Suchen sie etwa schon nach ihnen? Oder war einfach nur etwas geschehen?Sie erreichte das altmodische rosa Haus der Kinderhüterin Mrs. Zhou. Vor den Fenstern hingen Blumenkästen, und in jedem dieser Kästen waren perfekt angeordnete pinke Dahlien, daneben weißblaue Fuchsien, gefolgt von nochmals pinken Nelken. Man könnte meinen das jede Blüte perfekt auf dem zugeordneten Platz blühte. Keine wagte es aus der Reihe zu tanzen. Gott weiß, wie viel Zeit Mrs. Zhou mit ihren Blumen verbrachte.
Die Brünette schritt durch den hübschen, ebenfalls übertrieben gepflegten Vorgarten, hin zur Tür.
Der Türklopfer, war das Abbild einer Eule, die einen schweren Messingring im Schnabel hatte. Shay nahm den Ring und klopfte zweimal.
Nichts geschah. Sie klopfte erneut, diesesmal energischer.Sie zog die Brauen zusammen als niemand die Tür öffnete. Sie schaute durch die, von weißen Spitzengardienen verhängten, Fenster. Im inneren des Häusschens war es dunkel.
Hatte Mrs. Zhou etwas von einem Ausflug gesagt? Hatte sie sich bei der Uhrzeit vertan?
Nein, ein Blick auf die Uhr bestätigte ihr das es 9:30 Uhr war. Vor 15 Minuten hätte sie Schichtende gehabt. Sie beschloss vorsichtig um das Haus herum zugehen, vielleicht spielten sie ja im Garten, wobei sie dann sehr wahrscheinlich Kinderlachen vernommen hätte. Trotzdem, sie bückte sich unter den Hibuskusbüschen hindurch und stand dann vor dem umzäunten Garten hinter dem Haus.Natürlich waren hier keine Kinder. Sie fing an nervös zu werden. Wo war ihr Sohn. Shay hatte das zwingende Bedürfniss schnellstens mit ihrem Sohn zu verschwinden. Ohne auf die viel zu perfekt gepflegten Pflanzen Rücksicht zu nehmen, lief Shay wieder um das Haus herum und eilte dann zum nächstgelegenen Spielplatz.
In dem großen Eingansbereich eilten viele Menschen umher. Viele Menschen mit weißen Kitteln. Der siebenjährige hatte nach seiner Mum gefragt. Aber Mum war nicht hier. Grey war traurig.
Plötzlich legte jemand die Hand auf Greys Kopf. Er schaute aufmerksam hoch. Ein Mann mit Brille, ergrauten Haaren und weißem Kittel stand vor ihm. „Bist du der Junge, der Mrs. Zhou das Leben gerettet hat?"
Greys Augen leuchteten etwas. Der Junge war sehr stolz auf sich, deshalb nickte er auch energisch. „Wie heißt du?" fragte der Arzt.
„Grey." sprach der Junge höflich. „Grey, sag wer hat dir das beigebracht?"
„Meine Mum." Der Arzt nickte anerkennend.
„Du bist ein kleiner Held, Grey. Mrs. Zhou wird es Dank deiner Hilfe schnell wieder gut gehen."
Erneut tätschelte der Arzt dem Jungen den Kopf, drehte um und ging wieder davon.Der Junge beschloss nach Hause zu laufen, sicher machte sich seine Mum wieder Sorgen wenn er nicht bei Mrs. Zhou war. Sie suchte ihn vielleicht auch schon. Grey sprang von einem der Wartestühle und lief hinaus in die Sonne. Er lief, bis eine Explosion hinter ihm, ihn auf den Boden warf.
DU LIEST GERADE
Was Leben bedeutet
FanficDie Fortsetzung von „Erblicke den Horizont" Acht Jahre sind inzwischen vergangen, nachdem Shay das Uboot der Heartpiraten verlassen hatte. Acht Jahre, in denen sich auf ihrer Heimatinsel vieles getan hatte. Unachtsam, auf welchem Kurs sich die Hear...