15 - ready to go

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JULI 2018

,,Hab ich euch eigentlich schon mal gesagt, wie sehr ich euch hasse?" Wütend auf mich selbst und meine Freunde verschränkte ich die Arme, welche nur lachten. ,,Nur ein paar Mal während der Fahrt, aber damit können wir leben", Liam legte schmunzelnd einen Arm um mich, während wir vom Parkplatz zur Londoner Wembley Arena liefen. Ich hatte mich echt überreden lassen bei X-Factor teilzunehmen, genauso wie vor acht Jahren. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Allein zu wissen, das ich jetzt schon in Louis Nähe war, machte mich ganz nervös. Liam und Niall hatten mir geraten, falls er das Gespräch suchen sollte, ihn einfach zu ignorieren. Aber ich glaubte kaum, dass er sich noch an mich erinnerte, beziehungsweise wieder erkannte. Er hatte so viel um die Ohren gehabt die letzten Jahre und auch jetzt war er ein gefeierter Popstar, da würde er sicher nicht auf jemanden wie mich zukommen. Und vielleicht war das auch besser so für mein geschundenes Herz.

,,Du wirst sie umhauen, mit was auch immer du singst", sprach Niall überzeugt, denn ich hatte mich nur durch einen Grund überreden lassen. Bis zum Auftritt musste ich ihnen nicht sagen, was ich singen werde. Und den Song konnten sie auch gar nicht kennen, denn es war ein selbstgeschriebener von mir und noch wussten sie nicht, das ich Songs schreibe, ich hatte es immernoch erfolgreich verheimlicht. ,,Werden wir ja sehen. Wenn das aber schief geht, dann bezahlt ihr mir einen Urlaub", bat ich lachend und stellte mich in die Schlange, die noch länger war, als die von damals. ,,Versprochen, dann gibt es irgendwo ein Wellnesswochenende für dich, auf unsere Kosten." Liam tätschelte mir die Schulter grinsend und damit war ich zunächst zufrieden gestellt. ,,Das ist auch, was ich nach dieser Hölle gut gebrauchen kann, ich mach mir keine großen Hoffnungen."

,,Fühlst du dich denn anders wie damals?" Fragte Niall neugierig, trank etwas Wasser, da die Sonne echt brannte. ,,Naja, ich würde sagen, das ich weniger nervös bin oder eher aufgeregt aus einem anderen Grund. Louis gegenüberzustehen wird..-", ich wurde von einem jungen Mädchen unterbrochen, dass vor uns in der Schlange stand und sich zu uns umdrehte. ,,Ich liebe Louis und seine Musik, nur deshalb bin ich hier, um ihn zu sehen und ich hoffe, ich werde ihn kennenlernen können. Bist du auch nur deshalb hier?" Erst wusste ich gar nicht, was ich darauf antworten sollte, für mich war Louis immer mein Louis gewesen und nicht ein unerreichbarer Superstar, zumindest hatte ich das nie so wahrgenommen, aber ich musste mir wohl darüber klar werden, dass Louis jetzt auch für mich vollends unerreichbar war. ,,Nein, er hat Talent und deshalb ist er hier. Louis können wir nicht ausstehen", antwortete Niall für mich, was mich ihm erschrocken auf den Oberarm boxen ließ.

,,Du bist so gemein", zischte ich Niall zu, als das Mädchen sich beleidigt umdrehte. ,,Ist doch nur die Wahrheit. Du hast Talent und Louis hätte es verdient, von dir gehasst zu werden", meinte der Ire schulterzuckend, wozu auch Liam ihm zustimmte. ,,Er hätte es wohl tatsächlich verdient. Sich bei seinem besten Freund einfach nicht mehr zu melden, dazu gehört schon was. Aber du bist einfach zu lieb", fügte der braunhaarige zu und ließ mich schweigend zurück. Was sollte ich dazu auch schon sagen? Ich wusste nichtmal richtig, warum ich hier war. Irgendwas an dem Gedanken, Louis zu zeigen was er verpasste, hatte mich fasziniert, aber schlussendlich waren es wohl eher Liam und Niall, für die ich das hier tat. Ich freute mich einfach, mich heute Abend in mein Bett legen und diesen grauenvollen Tag vergessen zu können.

Vor acht Jahren hatten Louis und ich uns das noch ganz anders erträumt und vor sieben Jahren gingen unsere Träume in unterschiedliche Richtungen. Ich träumte von Louis, als meinen besten Freund und meine große Liebe, er träumte von der Musik, seinem ersten Album und Welttourneen. Natürlich wollte ich das auch alles erleben, nur hatte das für mein sechszehnjähriges Ich keine Priorität. Meine Priorität war Louis und vielleicht war das mein Fehler, sonst hätte er mir vor sieben Jahren nicht so einen Schaden zufügen können. Mir hätte es nichts ausgemacht, als wir zu Fremden geworden sind und vielleicht wäre mir sein Leben sogar egal gewesen und ich hätte die Schlagzeilen von ihm ignoriert.

Wohlmöglich wäre das hier mir jetzt sogar egal gewesen und ich würde gar nicht erneut daran teilnehmen und es stattdessen unbeteiligt im Fernsehen anschauen, mir nicht mein Herz rausreißen lassen und ohne Angst, dass alte Gefühle wieder hochkochen würden, leben können. Ich könnte den ziehenden Schmerz in meinem Herzen ignorieren oder würde ihn gar nicht erst fühlen. Nur leider war das nicht so leicht. Louis war nunmal mein bester Freund gewesen, meine bessere Hälfte, die mich im Stich gelassen hatte. Ein Hauptgrund, warum ich hier auftauchte und mich zum Affen machte, in der Hoffnung Louis würde es vielleicht ein kleines bisschen interessieren. Doch sollte das hier heute direkt wieder enden, dann wollte ich vollständig mit Louis abschließen, mit der Hilfe meiner Freunde, meiner wahren Freunde.

So sehr mein Selbstvertrauen in den letzten Jahren angestiegen war und mir geholfen hatte, damit ich dazu stehen konnte, wer ich bin, bei Louis wurde es wieder ganz klein, da kamen meine Ängste und Unsicherheiten zurück und ohne Niall und Liam würde ich so niemals über ihn hinwegkommen. Je weiter ich meine Gedanken sponn, dass Louis sich nicht für mich interessierte und die Aussicht an der Spitze genoss, desto weiter kamen wir in der Schlange nach vorne und bald konnte ich schon den berüchtigten Anmeldetisch sehen, der sich auch nach acht Jahren nicht verändert hatte. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Menschen vom 18. bis zum 28. Juli diesen Jahres an diesen Tisch traten, ihren Namen nannten und sich ihre Nummer geben ließen.

Niall stupste mich an und mit einem Mal stand ich vor dem Tisch. ,,Hey, deinen Namen bitte", eine junge Frau lächelte mich fragend an, während ein junger Mann neben ihr schon meine Nummer vorbereitete. ,,Harry Styles", gab ich ihr zur Antwort, sie nickte und notierte ihn. Zudem gab ich ihnen meine Telefonnumer und ähnliches, damit sie mich im Fall der Fälle erreichen konnten. ,,Hier deine Nummer Harry, viel Glück", der Mann reichte mir das klebende Stück Papier, welches ich mir gut sichtbar an die Brust drückte, bevor ich mich bedankte und mit Niall und Liam im Schlepptau die Arena betrat. Es war eindrucksvoller, als ich es in Erinnerungen hatte. Hier und da wuselten Kandidaten rum, die ihr Glück versuchen wollten oder es schon getan hatten und sich dementsprechend freuten oder weinten, wenn es nicht so gut gelaufen war. Kamerateams filmten all dies für das Fernsehen und interviewten an manchen Stellen die Anwesenden, was ich glücklicherweise nicht über mich ergehen lassen musste.

,,Ist das wirklich so eine gute Idee?" Zögernd wandte ich mich an meine Freunde, die mir sofort zur Seite standen. Ich bekam Panik, dass das hier die dümmste Entscheidung meines Lebens war. ,,Es ist wirklich eine gute Idee. Denk an dich, deinen Traum, nicht an Louis oder sonst irgendwen. Wie gesagt, ignoriere ihn und konzentriere dich ganz auf deinen Gesang. Es wäre schade, würdest du das Potential deiner Stimme nicht mit dem Rest der Welt teilen", sprach Liam und dankbar lächelte ich ihm zu. ,,Und wenn wir nachher nach Hause gehen, dann kannst du stolz auf dich sein. Du wirst dich deinem inneren Dämon gestellt haben, der dich dadurch nicht mehr länger in der Hand hat. Es ist als hätten wir die letzten sieben Jahre auf diesen Tag hingearbeitet, damit du endlich von Louis los kommst", fügte Niall hinzu und schenkte mir eine kurze, wohltuende Umarmung.

,,Ich freu mich schon auf Zuhause", murmelte ich schmunzelnd, was auch die anderen beiden zum lachen brachte. ,,Und das ist auch der Grund, warum wir daran glauben das du niemals den Boden unter den Füßen verlierst", Liam legte mir aufmunternd eine Hand auf die Schulter, während Niall die Wasserflasche aus meinem Rucksack holte und sie mir reichte. Gerade als ich sie wieder zugedreht hatte, kam ein Mann in den Warteraum, in dem ich mich gerade wohl gefühlt hatte und brachte mein Herz zum stehen bleiben. ,,Harry Styles?" ,,Ja?" Erwiderte ich, fast schon zu leise, als das er mich hätte hören können. ,,Du bist der nächste, komm bitte mit."

Die ganze Zeit hatte ich die Situation nicht richtig realisieren können, meine Gedanken waren so mit Louis beschäftigt, das ich die eigentliche Tatsache vergessen hatte, dass ich hier gleich auftreten musste. Doch nun kam alles auf einmal, Aufregung und Nervosität ließen meinen Körper erzittern. Ich schluckte schwer und erhob mich. ,,Wir warten hier, okay? Du schaffst das", der gebürtige Wolverhampter schenkte mir eine tröstende Umarmung, die mir Kraft spenden sollte. ,,Alles wird gut, du wirst sie umhauen und einen hoffentlich so sehr, dass er vor Schuldgefühlen die nächsten Jahre nicht schlafen kann", flüsterte Niall in mein Ohr, als auch dieser mich umarmte und grinsend verdrehte ich die Augen. Auf zittrigen Beinen und mit stark klopfendem Herzen folgte ich dem Mann, der mich ausgerufen hatte, in den Backstagebereich. Jetzt ging es los.

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Was Harry wohl singen wird? Es beginnt ernst zu werden, Louis ist nicht mehr weit weg🌝
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt