Der restliche Sonntag, als auch der Montag danach waren bedrückend und ruhig. Auch wenn wir immernoch viele Kandidaten waren, das zwei fehlten merkte man und es war ein komisches Gefühl. Einigen wurde jetzt erst so richtig klar, dass das ein Wettbewerb war und leider begannen sie auch prompt, sich so zu verhalten. Das Finale war erst in sechs Wochen, warum konnte man sich bis dahin nicht eine schöne Zeit machen und sich gut verstehen? Es war mir unbegreiflich, wie man sich selbst und auch den anderen die Zeit durch Abkapselung so schwer machen konnte. Zum Glück galt das nicht für alle und mehrheitlich verstanden wir uns alle noch super, aßen gemeinsam und sprachen auch über Dinge, außerhalb von X-Factor.
Am Sonntagabend hatte Anthony nicht mehr mit uns gesprochen, nicht mehr mit irgendjemandem gesprochen und wirklich übel nehmen konnten wir ihm das nicht. Ihn hatte es schwer getroffen, dass er im Sing-Off gelandet war, aber nächste Woche gab es eine neue Chance und die würde er nutzen, da waren wir uns sicher. Am Montag ging es ihm schon etwas besser und zum Glück war das unser freier Tag, wir lenkten ihn ab und ließen ihn gar nicht daran denken, was da bei X-Factor passiert war. Stattdessen spielten wir Dinge wie Monopoly, bei denen man sich so aufregen konnte, sodass alles andere vergessen war.
In einer ruhigen Minute schaffte ich es dann ebenfalls, mich im Badezimmer zu verschanzen und Liam, Zayn und Niall anzurufen. Während seiner Zeit in London lebte Zayn bei uns, schlief in meinem Bett und ich hatte damit auch absolut kein Problem, schließlich lebte und schlief ich hier, zumindest für die nächsten Tage, wer weiß was am nächsten Wochenende passieren würde. Auf jeden Fall machte es das Telefonieren deutlich einfacher, wenn sie sich alle auf einem Fleck befanden. Ich erzählte ihnen von dem Ereignis am Samstag, nachdem ich nach der Sendung mit ihnen in der Arena gesprochen hatte. Ich ließ keinen Punkt aus, wie sanft Louis mich festgehalten und am Sturz gehindert hatte, wie er mit mir geredet hatte, dass dies mir so vor kam, wie früher und wie er mir auch noch Lob gegeben hatte, nicht für irgendwelche Kameras, sondern für mich.
Auch vom Sonntag erzählte ich, auch wenn nichts allzu besonderes geschehen war, es war mir beinahe so vorgekommen, als hätte Louis meine Nähe gesucht. Ständig hatte er mich umarmt und mir einmal diesen völlig veränderten Blick zugeworfen, als wolle er mich damit beruhigen. Während Zayn die meiste Zeit schwieg, wahrscheinlich um nicht doch ausversehen irgendwas zu verraten, diskutierten Niall und Liam wild hin und her, waren anschließend aber beide der Meinung, dass die Begegnung am Samstag wirklich sehr mysteriös war, sie den Sonntag und Louis dortige Handlungen aber eher als ein Bild für die Kameras empfanden.
Auch wenn sie mir damit ein wenig die Hoffnung nahmen, es war mit Sicherheit auch gut so, so landete ich auf dem Boden der Tatsachen und würde nicht darauf abstürzen, was schmerzhafte Folgen nach sich ziehen könnte. Würde ich mir zu viel auf Louis Berührungen einbilden, das könnte ziemlich unangenehm werden, zumal ich mir, was den Wuschelkopf betrifft, eigentlich gar keine Hoffnung mehr machen wollte. Aber es war so schwer das nicht zu tun, mein Herz handelte meist ganz von allein, klopfte für eine Freundschaft mit Louis und trieb mich dadurch in den Wahnsinn. Wirklich viel dagegen tun konnte ich nicht. Ich war förmlich machtlos.
Das Louis am Dienstag kommen wollte, hatte ich schon fast vergessen, weil ich es nicht wirklich geglaubt hatte, bis er mit dem Kamerateam auf der Matte stand. ,,Hallo Jungs", einen nach dem anderen begrüßte er uns mit einer flotten Umarmung und wurde dabei gefilmt, es war sicherlich gutes Material für die Show am Samstag. Bei Anthony blieb er etwas länger stehen, hielt den Mann bei den Schultern fest. ,,Wie geht es dir?" Das er tatsächlich um Anthonys Wohlergehen bekümmert war, erstaunte mich ein wenig, natürlich war er kein Unmensch, aber bisher hatte er sich nicht ein einziges Mal hier gezeigt oder sich für uns oder unsere Proben interessiert. ,,Geht wohl", murmelte er als ernüchternde Antwort und wir alle fühlten unendlich für ihn mit.
Louis drehte sich zu dem Kamerateam um und wir vier waren erstaunt über seine nächsten Worte. ,,Wir gehen eben zu den Jungs aufs Zimmer, lasst ihr uns allein und filmt die anderen Kandidaten bei ihren Proben?" Natürlich schlug man der Teenie-Ikone keine Bitte aus und man musste nichtmal bis fünf zählen, da war das Kamerateam verschwunden und Louis lief gezielt durchs Haus, in unser Zimmer. Ob er sich noch von damals auskannte oder erklärt bekommen hatte, wo unser Zimmer lag, wussten wir nicht, das war aber auch nicht weiter wichtig. Sehr surreal wurde die Situation für uns, als wir uns alldem bewusst wurden. Wir waren mit der Berühmtheit Louis Tomlinson in einem Zimmer, privat und ohne Kameras, etwas wovon Millionen andere Menschen nur träumen konnten.
Früher war es für mich Alltag, mit Louis rumzuhängen, etwas zu unternehmen und einfach Zeit mit ihm zu verbringen. Seit er berühmt geworden ist, ist das etwas anderes, seine Zeit kostbar und die wollte er nicht mehr mit mir verbringen, zumindest hatte es sich damals so für mich angefühlt. Brendan und ich setzten uns auf mein Bett, Louis lehnte sich an den Kleiderschrank und Dalton und Anthony setzten sich auf Anthonys Bett, der wie ich unten im Stockbett schlief. ,,Also, es wird ab sofort ein paar Änderungen geben", begann Louis und ich wusste nicht wieso, aber mit einem Mal wurde ich total aufgeregt und mein Herz klopfte schneller und lauter, ich hatte schon Angst, dass Louis es hören konnte.
,,Ab sofort versuche ich, jeden Tag vorbeizukommen, euch bei den Proben zu unterstützen und euch hilfreiche Tipps für die Live Shows zu geben. Ich möchte nicht, dass es auch nur für irgendeinen von euch wieder so knapp wird. Ich möchte euch alle so lang wie möglich in meinem Team behalten und dafür müssen wir üben, üben und nochmal üben, besser werden, als die anderen und stärker. Aber auch nur auf der Bühne, übertragt den Wettkampf nicht auf die Lebenssituation hier, ihr sollt euch nicht hassen, anfeinden oder noch schlimmeres. Der Wettbewerb ist vielleicht für das Fernsehen, für die Kameras, aber sobald diese aus sind, solltet ihr auch den Wettbewerb bis zum nächsten Wochenende wieder hinter euch lassen."
Diese ersten Worte von Louis fand ich sehr löblich, zumal ich das genauso sah wie er. Andere wiederum leider nicht, die Veränderung hatte bei ihnen innerhalb von nur einem Tag stattgefunden und nun schienen sie nicht einmal mehr unsere Namen zu kennen. ,,Beruhigend für Harry", ich zuckte leicht zusammen, als Louis meinen Namen aussprach und seine blauen Augen meine grünen durchbohrten, ,,nur weil du so spät genannt wurdest heißt das nicht, dass du einer der Kandidaten mit den wenigsten Anrufen warst, ich hoffe das weißt du. Außer bei den letzten zwei natürlich, die ins Sing Off gehen, ist die Verkündung der Reihenfolge unabhängig von den Anrufen, die man erhalten hat", klärte Louis uns auf, was mich ein Stück weit beruhigte, vielleicht war ich dann doch nicht so schlecht, aber mit Sicherheit konnte ich das nicht wissen.
Ich nickte Louis einmal zu, als er mich immernoch anschaute und erst kurz danach wandte er seinen Blick wieder ab. ,,Kennt ihr alle schon das Thema, der nächsten Live Shows?" Wir alle schüttelten den Kopf, wir würden es eigentlich erst beim Gesangsunterricht in wenigen Minuten erfahren. ,,Wollt ihr es wissen?" Louis grinste breit, genoss das Wissen, das er uns vorenthalten konnte. Nun nickten wir und er strahlte noch mehr, wenn das überhaupt noch ging. ,,Das Thema ist Guilty Pleasures, ihr könnt es theoretisch auslegen, wie ihr wollt, was immer ihr als euer Laster seht, und den Song drumherum aufbauen", erzählte Louis und sofort kam mir in den Sinn, das eben dieser mein Laster war. Ich hoffte, Megan würde mir dabei zustimmen, wieder einen eigenen Song zu singen, aber bei diesem Thema ging ich davon aus, dass das noch in Ordnung war.
Louis sah auf die Uhr und nickte dann sich selbst zu. ,,Euer Gesangsunterricht beginnt gleich, vergesst nicht, dass ihr dabei gefilmt werdet. Außerdem werde ich nach und nach bei euch reinschauen, euch bei der Songwahl unterstützen und wenn ihr den Song schon habt, dann auf jeden Fall bei den Proben helfen", Louis schien sein Angebot tatsächlich ernst zu meinen, genauso wie es ihn augenscheinlich wirklich wurmte, dass wir in der letzten Live Show nicht gerade als die besten abgeschnitten hatten. Vielleicht würde er sich nun mehr anstrengen und wie er gesagt hatte, öfter vorbeikommen, was aber auch bedeutete, dass wir uns wieder öfter sehen würden und so verwirrend, wie Louis sich gerade wieder einmal verhielt, wusste ich nicht, ob ich das so großartig finden sollte.
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Wie findet ihr es, dass Louis nun öfter vorbeikommen möchte? Tut er das wirklich nur, um bei den Proben zu helfen?🌝
All the love xx
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You Have My Heart - Larry Stylinson
FanficAuf einen besten Freund kann man sich immer verlassen, man schwört sich das man sich durch nichts auseinander bringen lässt, doch was wenn die Umstände sich ändern? Louis und Harry waren seit Beginn der Highschool unzertrennlich. Die Liebe zur Musik...