Gefühlsmäßig war der restliche Tag für mich ein heilloses Durcheinander. Ich musste die ganze Zeit daran denken, das Louis mir nicht ins Gesicht sagen konnte, das er für uns keine Hoffnung mehr sah. Und auch wenn ich mir in den kühnsten Träumen nicht ausgemalt hatte, dass das passieren würde, ich hatte es mir immer irgendwie erhofft und dementsprechend erleichterte es mich jetzt auch. Auf der anderen Seite stiftete es aber nur noch mehr Verwirrung. Louis widersprach sich die ganze Zeit und das bildete sich jetzt noch mehr heraus. Gestern hatte er noch gesagt, ich wäre besser ohne ihn dran, Freitag waren seine Worte, das wir nicht mehr befreundet sein sollten und heute konnte er doch nicht loslassen. Ich konnte es dadurch aber auch nicht.
Mein Durchhaltevermögen war durch Louis eifersüchtige Reaktion, durch seine Lügen und durch seine Antwort auf meinen versuchten Schlussstrich noch mehr geweckt worden. Ich wusste, das hinter allem mehr steckte, weshalb ich nicht aufgeben wollte, bis ich wusste, was das war. Ich hatte in den letzten Tagen, in den letzten acht Jahren schon so viel Schmerz gespürt, schon so viele Enttäuschungen erlebt, eine weitere Enttäuschung würde wahrscheinlich keinen Unterschied mehr machen. Mein Vorhaben war, Louis jeden Tag so lange zu bearbeiten, bis er mit der Sprache rausrückte, ich wollte ihm alle meine weiteren Lieder widmen und mir sollte es egal sein, selbst wenn Simon mich in die Hölle verbannen wollte, ich wollte den wahren Louis zurück, nicht jenen, welcher er gerade vorgab zu sein. So war Louis nicht, so war er nicht die Tage gewesen, die wir nun wieder befreundet waren, er hatte wie ganz zu Beginn seine Maske erneut aufgesetzt. Nur wenn ich ihm sie dieses Mal vom Kopf reißen musste, dann für immer.
An diesem Tag konnte ich Louis aber leider nicht mehr zu seiner Antwort ausquetschen. Ich konnte ihn nicht Fragen, warum er mich nun doch daran hindern wollte, mit ihm abzuschließen, denn kaum kamen Brendan und ich nach unten, waren überall Kameras. Dafür, dass diese gestern nicht wie eigentlich üblich da waren, hatten wir sie heute an der Backe und natürlich verfolgten sie einen auf Schritt und Tritt. Dadurch war es unmöglich, Louis allein zu erwischen und zusätzlich lernten wir auch noch die Big Band kennen, mit der wir am Samstag auftreten sollten, was einen noch beobachteter fühlen ließ. Diese bestand aus einem Klavier, einem Schlagzeug, Saxophon, Klarinetten, Querflöten, Trompeten und Posaunen. Der Klang, wenn sie alle zusammen spielten, war einmalig und es machte unheimlich Spaß, mit ihnen zu üben.
Auch am Donnerstag kamen sie wieder vorbei, bloß von Louis fehlte jede Spur, was meinen Plan gleich durchkreuzte. Auch nagte es an meiner Hoffnung, denn auch wenn Louis nicht sagen konnte, das er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, er tat so und das war auch durchaus verletzend. Vielleicht war er einfach zu feige, mir ins Gesicht zu sagen, dass das mit uns wirklich vollständig vorüber war. Ich wusste es nicht, aber daran wollte ich nicht glauben. Nach allem was passiert war, nach all diesen widersprüchlichen Dingen, nach allem was wir durchgemacht und wofür wir gekämpft hatten, konnte das einfach nicht das Ende sein. Wir waren nicht Romeo und Julia oder Jack und Rose, wir waren kein tragisches Liebespaar und so würde unsere gemeinsame Geschichte auch hoffentlich nicht in einer Tragödie enden.
Leider ließ Louis sich auch Freitag nicht blicken und auch wenn ich es nicht wollte, auch wenn ich mehr an mich denken wollte, es ging mir ziemlich an die Substanz. Ständig der Aufenthalt in dieser Schwebe, unwissend, was als nächstes passieren würde, unwissend, ob überhaupt irgendwas passieren würde, machte mich fertig. Dann diese Sehnsucht nach Louis, wie sehr ich es vermisste, etwas mit ihm zu unternehmen, einfach mit ihm Zeit zu verbringen, mit dem Wissen, dass das wohl nicht auf Gegenseitigkeit beruhte, war schlimm. Trotz neuer Hoffnung ließen sich auch die Schmetterlinge nicht blicken, sie blieben lieber vergraben, hatten Angst wieder verletzt zu werden und wollten erst wieder zu neuem Leben erwachen, wenn die Regentage vorübergezogen waren.
Doch so lange, wie ich schon wieder im X-Factor Haus verweilte, hatte auch ich das Gefühl, das mir die Decke auf den Kopf fiel. Ich musste hier raus, alles erinnerte mich viel zu sehr an Louis und nicht nur an das Hier und Jetzt, sondern auch an die Vergangenheit, daran, wie X-Factor uns erst auseinandergebracht hatte, wie Louis mich ohne logische Erklärung als besten Freund gestrichen hatte, all sowas. Und dann kommt noch die heutige Zeit hinzu, das Hin und Her zwischen uns, unsere Freundschaft, der Kuss, die Eifersucht, zu welcher Louis nicht stehen wollte und unsere ungewisse Zukunft. Auch wenn es mir für Megan leid tat, das ich sie am letzten Tag vor der Live Show wieder allein ließ, ich wollte sowieso nicht das Big Band Lied singen, was sie mir vorgeschlagen hatte, ich wollte eins singen, um Louis Kern zu knacken.
Also rief ich am frühen Vormittag Zayn an, der mich nur allzu gern abholte, kurz bevor die Gesangslehrer von ihrer Frühstückspause zurück kamen. Montag hatte ich meine Freunde zuletzt gesehen und auch wenn das nicht einmal eine Woche her war, es war schon wieder so viel passiert, dass es sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlte. Freudig warf ich mich auf Liam, welcher auf dem Sofa saß und mich deshalb lachend begrüßte. Auch Niall kam aus seinem Zimmer, als er hörte, das ich da war und begrüßte mich mit einer dicken Umarmung. ,,Ich bin so froh wieder hier zu sein", sagte ich und seufzte schwer. ,,Wieso? Was ist passiert?", fragte Niall sogleich und sah mich, wie die anderen beiden, neugierig an. ,,Keine Ahnung, es passiert so viel und irgendwie komm ich doch keinen Schritt voran, was das alles etwas frustrierend macht.
Dienstag und Mittwoch hatte ich jeweils die Chance bekommen, kurz mit Louis zu reden. Ich habe ihn gebeten, das wir uns vernünftig zusammensetzen, doch am Dienstag meinte er, das ich Schuld daran bin, das er durch meinen Auftritt am Samstag nun Konsequenzen tragen muss und wir es mit der Freundschaft vielleicht erst gar nicht hätten versuchen sollen. Er meinte, ich hätte etwas besseres verdient und indirekt hatte er angedeutet, das ich besser mit X-Factor aufhören soll." ,,Meine Rede", unterbrach mich Niall und erhielt dafür von Zayn einen leichten Schlag auf den Oberarm. ,,Naja und am Mittwoch, da war er total eifersüchtig auf Brendan, weil wir in einem Bett geschlafen haben. Die Eifersucht war ja auch irgendwie der Grund für unseren Kuss, auch wenn er es jetzt abstreitet, ich bin ja nicht dumm. Ich weiß, was ich gesehen habe und ich weiß, was Louis gesagt hat. Aber wieder hat er nur betont, wie sehr er Eleanor liebt und das unsere Freundschaft keinen Sinn machen würde, jetzt wo er von meinen Gefühlen weiß.
Allerdings habe ich ihm dann eine Frage gestellt und wenn ich eine Antwort darauf gekriegt hätte, hätte ich wohl mit Louis abschließen müssen. Schließlich habe ich mir selbst geschworen, spätestens wenn er mir ins Gesicht sagt, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben will, lasse ich ihn in Frieden. Doch er konnte mir das nicht ins Gesicht sagen, er konnte mir nicht sagen, dass er keine Hoffnung mehr für uns sieht oder ich ihm nichts bedeute. Stattdessen ist er seiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen, er ist weggelaufen. Und ich weiß, ihr wollt das nicht hören, aber es hat mir neue Hoffnung gegeben. Dieses ständige widersprüchliche Verhalten von Louis, es scheint für mich so, als würde er von irgendwas zurückgehalten werden, wie ganz zu Beginn, als er seine Maske noch aufgesetzt hatte und ich es erst nach und nach geschafft hatte, ihm sein wahres Gesicht zu entlocken. Ich versteh bloß nicht, was dahinter stecken könnte, warum Louis mir all das antut, was hab ich ihm bloß getan?"
Liam seufzte und nahm mich in den Arm. ,,Genau deshalb haben wir dir geraten, mit Louis abzuschließen. Du bist nicht schuld daran, das er sich wie der letzte Vollidiot verhält und vielleicht ist Louis kein Rätsel, das man lösen muss, sondern wirklich einfach nur ein Arschloch, dass dich nicht verdient hat. Ja, vielleicht weiß er nicht, was er will, aber dich deshalb so lange im Ungewissen zu lassen ist unfair." ,,Ich bin dergleichen Meinung, wenn Louis wirklich eifersüchtig ist, dann würde er vielleicht doch mal langsam etwas unternehmen, oder nicht?", fragte Niall und ließ mich nicken. ,,Ja, aber wie gesagt, ich habe Angst, das Louis dann doch nichts unternimmt. Vielleicht bedeute ich ihm etwas, aber nicht genug, um sich für mich einzusetzen. Er weiß, das ich ihn liebe, er weiß, das ich ihn vermisse, aber..-."
Ich wurde unterbrochen, als Zayn plötzlich aufsprang. ,,Verdammt", er schlug mit seiner Faust gegen die Wand und erschrocken sahen wir ihn an. ,,Louis kann nichts unternehmen, okay?", platzte es aus Zayn heraus, bevor wir auf seine erste Aktion überhaupt reagieren konnten. ,,Was? Wie meinst du das?", fragte ich, Zayn hatte sich bei diesen Gesprächen über Louis immer zurückgehalten, er wusste am meisten und sagte am wenigsten, aber scheinbar konnte er jetzt nicht länger schweigen. ,,Harry, ich muss dir was gestehen."
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Zayn kann sich das wohl wirklich nicht länger anhören ohne einzugreifen..was er Harry wohl zu gestehen hat? Und ob das Larry weiterbringen wird? :(
All the love xx
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You Have My Heart - Larry Stylinson
FanfictionAuf einen besten Freund kann man sich immer verlassen, man schwört sich das man sich durch nichts auseinander bringen lässt, doch was wenn die Umstände sich ändern? Louis und Harry waren seit Beginn der Highschool unzertrennlich. Die Liebe zur Musik...