Der Einzug ins X-Factor Haus gestaltete sich zum Glück relativ reibungslos. Nach meiner Ankunft wurde ich direkt ins Wohnzimmer gelotst, wo schon einige Kandidaten waren und nach und nach kam auch der Rest dazu. Wir wurden darüber aufgeklärt, wie die nächsten Wochen laufen würden, was zu tun war und wie die Zimmeraufteilung sein würde. Meistens sollte Montag ein freier Tag sein, da wir Samstags und Sonntags durch die Live Shows auf Hochtouren liefen. Aber die restlichen Tage sollten dafür genutzt werden, mindestens vier Stunden zu proben. Wir erhielten die selben Gesangslehrer, wie bei den Judges Houses, was bedeutete, dass ich wieder mit Megan proben konnte. Dies war mehr als praktisch, schließlich hatten wir uns die Woche über gut kennengelernt und sie wusste, was meine Vorlieben im Bereich Gesang waren und was ich nicht so gerne mochte.
Geplant war, dass Dienstags dann immer das Kamerateam kommen und uns bei unserer Probe filmen würden, da da die Entscheidungsfindung, welcher Song gesungen werden sollte, stattfand und das wohl am spannendsten für die Zuschauer war. Sonst war zwar jeden Tag immernoch ein Kamerateam im Haus, aber die sollten nur filmen, wenn etwas wirklich interessantes passierte. So gesehen waren wir also bis auf Dienstags ziemlich ungestört, wenn man mal von dem dauerhaften Druck absah. Zudem hatten wir zwei eigene Köche, die für uns große Gruppe Morgens, Mittags und Abends kochten und einiges an Putzfrauen. Ich fühlte mich nicht wohl dabei, dass mir mein Dreck hinterher geräumt wurde, doch laut den Produzenten hatten wir für sowas keine Zeit. Wir sollten uns allein auf uns, unsere Performance und unseren Gesang konzentrieren.
Die Zimmeraufteilung hatte man auch schon im Voraus getroffen, sie war allerdings ganz sinnvoll. Wir vier Jungs teilten uns ein Zimmer, genauso wie die vier Mädchen. Bei den Overs gab es drei Männer und eine Frau. Die Frau bekam deshalb ein Einzelzimmer und die Männer teilten sich eins. Bei den Gruppen war es relativ simpel, sie blieben in ihren vier Gruppen und bildeten jeweils ein Zimmer, wobei sich der große Chor, der teilnahm, aufteilen musste in Männer und Frauen, da sie so oder so auch nicht in ein Zimmer hier gepasst hätten. Das ganze X-Factor Haus war riesig und passend für die Verhältnisse der Sendung hergerichtet. Wenige Minuten Autofahrt entfernt befand sich die Wembley Arena, in der wir jedes Wochenende erneut um unseren Traum kämpfen mussten.
Zudem sagte man uns, dass es nun ganz wichtig war, das wir uns auf den sozialen Medien präsent zeigten. Wir hätten alle schon einiges an Fans und die sollten wir nicht enttäuscht, wir sollten eine Nähe zu ihnen aufbauen. Dafür durften wir die Wochen über auch unser Handy behalten, was mich ziemlich beruhigte, da ich so im Notfall überall und jederzeit Niall und Liam oder auch Zayn erreichen konnte. Was sich jedoch surreal anfühlte war die Tatsache, dass ich tatsächlich Fans hatte. Knapp 20.000 Follower auf Instagram und ungefähr 10.000 bei Twitter, einfach nur, weil ich in den Live Shows war, unter den Top sechzehn. Bei den anderen Kandidaten sah es nicht anders aus, einige kamen damit mehr als gut klar, genossen ihr Bad im neugewonnen Ruhm, während andere so waren wie ich und das eher noch skeptisch betrachteten und sich nicht so gern so stark präsentierten und zur Schau stellten.
Doch die ersten Tage hatte ich gar keine Zeit dafür, mich mit den sozialen Medien oder meinem plötzlichen Boom auseinanderzusetzen und ehrlich gesagt war ich froh, dass auch nicht sofort zu müssen. Da wir erst am Mittwoch eingezogen waren und am Samstag schon die erste Live Show stattfand, mussten wir uns richtig ins Zeug legen, hatten gar keine Zeit für das Handy oder das Internet, wenn wir uns davon nicht ablenken lassen wollten. Stattdessen probten wir lieber mit unseren Gesangslehrern beinahe Tag und Nacht, standen morgens früh auf, übten bis spät in den Abend hinein und schlafen war da eher Fehlanzeige. Das Thema der Woche war This Is Me und es war nicht nur perfekt, um einen weiteren eigenen Song aufzuführen, sondern dieser Song bezog sich auch ein wenig darauf, wie Louis und ich das letzte Mal auseinandergegangen waren.
Ich hoffte, irgendwas damit in ihm zu erreichen. Zayn hatte in der letzten Woche in Los Angeles auch nochmal mit Louis reden können und ihn laut eigener Aussage ordentlich weichgeklopft. Doch momentan fehlte von Louis noch jede Spur, auch wenn uns am Mittwoch, am Tag unserer Anreise, noch gesagt wurde, dass Louis am Abend aus Los Angeles kommen und uns begrüßen würde. Er konnte doch nicht dauerhaft weglaufen, doch das tat er, seit er wegen meinem letzten Lied geweint hatte. Am Freitag wurde uns jedoch dann ein Grund serviert, weshalb Louis es nicht geschafft hatte, zu kommen und ich wusste, dass es eine Lüge war, weil Zayn am gleichen Tag zurückgeflogen war, um am Samstag auch wirklich bei der Live Show dabei sein zu können.
Die Produzenten sagten uns, das am Dienstag in Los Angeles schreckliche Wetterbedingungen geherrscht hätten, orkanartige Winde und starker Regen, der viele Flüge nach London ausfallen lassen hatte. Doch Zayn war am Dienstag ebenfalls nach London geflogen und er erzählte nichts dergleichen. Er meinte trotz Oktober wäre ein super sonniger Tag gewesen und es war ein angenehmer und schön ruhiger Flug gewesen. Ich wusste nicht, was Louis Ziel war, schließlich musste er mir früher oder später unter die Augen treten, doch er hatte sich wohl für später entschieden. Die Produzenten meinten jedoch, er würde Samstagmorgen landen und war dadurch pünktlich für die Live Shows da. Allerdings wiederum so unpünktlich, dass er die ersten paar Tage als unser Mentor nicht mit uns verbringen konnte.
Nach dieser kurzen Erklärungsrunde im Wohnzimmer, schnappte ich mir Brendan und zog ihn mit mir ins Bad. Nach draußen eine Runde spazieren gehen konnten wir nicht. Draußen lagerten sicher an die hundert Menschen, egal ob Redakteure von irgendwelchen Zeitschriften oder Fans von Kandidaten. Im Moment verstand ich wirklich noch nicht, wie Louis das damals alles so sehr genießen konnte. Natürlich war es schön, dass man selbst und die Arbeit die man machte, wertgeschätzt wurde, aber ich war dann doch nicht der Typ, der auf irgendwelchen Brüsten unterschrieb, wie es am Donnerstag, als ich mich mal nach draußen gewagt hatte, von mir verlangt wurde. Seitdem war ich da etwas abgeschreckt. Dafür war das Badezimmer ein Ort, an dem mit Sicherheit weder Mikrophone noch Kameras versteckt waren und wo man ehrlich sprechen konnte.
,,Brendan, ich hab das Gefühl ich mache hier allen die Zeit kaputt, weil Louis nicht auftaucht, dass ist doch ganz klar meine Schuld. Ayda, Robbie und Simon kümmern sich um ihre Teams, geben ihnen Tipps und sind das, was sie sein sollen, nämlich ein Mentor und wir hängen durch mich voll hinterher und sind im Nachteil." Seufzend griff ich mir in die Locken und stand kurz vor der völligen Verzweiflung. ,,Mach dich nicht so verrückt, dann war Louis halt die erste Woche nicht da, na und? Es folgen noch sechs weitere Wochen. Das ist nun auch kein Weltuntergang. Keiner weiß von euren Differenzen, mal abgesehen von den Jungs, aber die wissen ja auch nicht, dass das so schlimm ist und niemand gibt dir die Schuld dafür, okay? Und ab morgen ist Louis doch da, die Ausrede von wegen Flugausfall wurde auch geglaubt, also niemand macht dich dafür verantwortlich und jetzt komm, wir haben noch einiges zu proben, das wird dich ablenken." Brendan schenkte mir eine kraftspendende Umarmung, bevor wir auf unser Zimmer gingen und dort mit Anthony und Dalton zusammen unsere Texte probten.
Bis spät in die Nacht büffelten wir und wurden morgens früh aus dem Bett gejagt und in unseren Gruppen zur Arena gefahren. Jeder einzelne von uns musste schließlich durch den Soundcheck, es würde eine ganz neue Erfahrung sein, live auf so einer großen Bühne aufzutreten. Nichts konnte rückgängig oder gar wiederholt werden, jede Sekunde zählte. Danach hatten wir viele Gespräche mit den angestellten Stylisten, sie wollten wissen, wie wir vom Typ und Charakter her waren und wie man unsere Persönlichkeit durch die Klamotten am besten rüberbringen konnte. Bei Louis schien das damals nicht so gewesen zu sein, die Klamotten die er angezogen bekommen hatte, waren absolut nicht er, dennoch hatte er sich dadurch verändert.
Die Stunden vergingen wie im Flug, die vorangegangene Müdigkeit in den Knochen war wie weggeblasen und das einzige was Backstage herrschte war bloße Aufregung. In zwei Stunden würde die Show losgehen, die erste Live Show von X-Factor in diesem Jahr, nichts durfte schiefgehen, alles wurde aufs schärfste tausendmal überprüft. Jeder von uns hatte noch einen zweiten Soundcheck und danach noch weitere Proben mit den Gesangslehrern. Die nächsten Wochenenden über würde sich Stück für Stück entscheiden, wessen Leben sich für immer verändern sollte und das jagte einem schon in gewisser Hinsicht Angst ein, aber genauso war ich aufgeregt, vor so vielen Menschen mein Lied zum besten zu geben und ich hoffte inständig, dass das für die nächste Runde reichen würde. Doch noch mehr Hoffnung hatte ich, dass Louis dort nachher an diesem Jurypult sitzen würde und ich mit meinem Lied irgendetwas erreichen konnte.
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Harrys erste Live Show steht an..wie es wohl laufen wird? Und wie wird Louis sich geben?😳
All the love xx
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You Have My Heart - Larry Stylinson
FanfictionAuf einen besten Freund kann man sich immer verlassen, man schwört sich das man sich durch nichts auseinander bringen lässt, doch was wenn die Umstände sich ändern? Louis und Harry waren seit Beginn der Highschool unzertrennlich. Die Liebe zur Musik...