Ich rührte mit dem Löffel in meinem heißen Kakao, während ich den brennenden Blick meiner Mutter auf mir spürte. Sie waren extra ganz aus Holmes Chapel hergefahren, nur für mich und trotzdem wusste ich nicht, wie viel ich ihnen sagen konnte. Sie waren schon so besorgt genug, wenn ich ihnen auch noch verraten würde, was hinter den Kulissen abgeht, worin sollte das bloß enden? So wie ich meine Mutter kannte würde sie wahrscheinlich sogar versuchen, irgendetwas gegen den Vertrag zu unternehmen, aber das würde in die Hose gehen, das wusste ich jetzt schon. Hier ging es um eine Sache, die ich alleine regeln musste. Naja, ich hatte noch die Unterstützung von meinen Freunden, von Louis, aber meine Familie wollte ich nicht auch noch in meine Probleme hineinziehen, sie hatten in den letzten Jahren wegen mir schon genug mitgemacht.
,,Harry bitte. Seit Anfang letzter Woche mache ich mir schon Sorgen um dich. Wenn es mir nicht so ernst wäre, wäre ich nicht hergekommen, aber hier bin ich. Für eine Mutter ist es ganz und gar nicht schön, solche Dinge über sein Kind im Fernsehen zu sehen. Betrüger, Lügner, Schwindler, das alles hat sich im Internet über dich verbreitet, wie ein Lauffeuer. Du hast zwar gesagt, dass wir uns keine Sorgen machen müssen und nicht vorbeikommen brauchen, aber wenn man solch schreckliche Dinge liest, macht man sich doch schon Gedanken. Und dann, nur einen Tag später kommt diese Pressekonferenz von Louis. Eigentlich hattest du doch angedeutet, dass es zwischen euch wieder besser läuft, aber dann kommen diese Worte von ihm, als wäre eure Freundschaft damals nichts besonderes gewesen und als würde sie gegenwärtig und zukünftig auch nicht mehr existieren.
Doch glaub mir, eure Freundschaft damals war etwas besonderes und sie wird immer etwas besonderes sein. Ihr hattet etwas, was niemand sonst hatte, konntet euch ohne Worte verständigen und euch blind vertrauen, sowas findet man selten mehr als einmal im Leben. Was ist daraus geworden? Warum ist Louis nun so ablehnend dir gegenüber?", meine Mutter klang fast schon verzweifelt, während sie das fragte, sie wusste aber auch, wie gut mir die Freundschaft damals zu Louis getan hatte, bevor wir die dumme Idee hatten, bei X-Factor teilzunehmen. ,,Mum, das ist alles etwas komplizierter als du denkst. Du kratzt nur an der Oberfläche, du weißt, wie alle anderen nur das, was du wissen sollst und was man dich wissen lässt. Aber dahinter steckt noch so viel mehr, das glaubst du mir gar nicht. All das, was nicht an der Öffentlichkeit ist, wird wohl zumindest zum Teil erklären, was du dir gerade für Fragen stellst."
,,Harry, du sprichst in Rätseln", beschwerte sich Gemma und fast schon hätte ich traurig losgelacht, als ich mich daran erinnerte, dass ich genau das schon zu Louis gesagt hatte, weil er mir ebenfalls nicht die Erklärungen geliefert hatte, die ich hören wollte. Nun hatte auch ich Geheimnisse vor meiner eigenen Familie, etwas, was ich nie gewollt hatte, aber was nun notwendig war, um sie zu schützen. Nachher mussten sie sonst auch noch einen Vertrag unterschreiben oder sonst irgendwas, sollte X-Factor Wind davon bekommen, wer wusste das schon? Das gesamte Produktionsteam, der Sender, sie alle waren nur an ihrem eigenen Wohlergehen interessiert und diesem Egoismus wollte ich meiner Familie nicht aussetzen, das hatten sie nicht verdient, dennoch musste ich ihnen zumindest irgendwas sagen, damit sie beruhigt waren.
,,Gut okay, was ich euch sage, muss dringend unter uns bleiben, okay? Versprecht ihr mir das?", eindringlich sah ich zu meiner Mutter und Gemma, die sofort zustimmten. ,,Natürlich hat mich der Fernsehbeitrag und die Reaktionen darauf schwer getroffen, da ja nicht alles daran wahr war und Louis mir auch nicht dabei hilft zu betrügen. Dementsprechend fiel Louis Pressekonferenz so hart aus, um mich zu beschützen. Wir verstehen uns tatsächlich gut und er hat nur gesagt, dass wir jetzt und zukünftig keine Freunde sein werden, damit der Verdacht des Betruges erlischt. Er hat mich vorgewarnt, also war das wirklich alles gut. Leider hat das natürlich nicht ganz so geklappt, nicht alle haben ihm geglaubt, wie ihr am Sonntag gesehen habt, aber da haben Robbie, Ayda und Louis ja noch einmal ein Machtwort gesprochen, deshalb denke ich, dass die Hasswelle jetzt wirklich vorbei ist und du dir, beziehungsweise ihr euch, keine weiteren Sorgen machen müsst, okay?"
Ich nahm einen Schluck meines Kakaos, meine Mutter setzte derweil ihre dampfende Tasse heißen Tee ab und seufzte erleichtert. Ich verschwieg ihr alles, rund um den Vertrag, die Geheimhaltung, das ich mich im X-Factor Haus nicht wohl fühlte und alles, was dazu gehörte. Auch das ich unter enormen Druck stand, mein Leben eigentlich jeden Tag in die Brüche gehen könnte, wenn der Sender Wind davon kriegen würde, dass ich den Vertrag nun schon mehrfach gebrochen hatte und ich mehr von Louis wollte, als bloße Freundschaft, blieb mein Geheimnis. Würde meine Mutter das wissen, würde sie sich nur noch mehr unnötige Sorgen machen und ich wusste, dass ich das definitiv nicht wollte.
,,Also geht es dir gut? Wie ist es denn im X-Factor Haus? Sind die Kandidaten nett zu dir?", fragte meine Mutter und auch wenn das neue Lügen hervorbrachte, ich empfand es so im Moment besser, als ihr die Wahrheit zu sagen. Vielleicht wenn ich aus dem Vertrag raus war und ich über die Situation lachen konnte, würde ich meiner Mutter davon erzählen, aber auch erst dann und auch dann nur vielleicht. ,,Ja, mir geht es gut. Auch im X-Factor Haus ist alles in Ordnung, das Zusammenleben klappt gut, wir gehen uns nicht unnötig auf die Nerven und jeder hat Respekt für den anderen, wir lassen einander in Ruhe üben, aber veranstalten auch ab und an Abende, an denen wir Gesellschaftsspiele spielen. Natürlich ist die Zeit anstrengend, aber ich kann tun, was ich liebe, nämlich singen und das ist alles, was ich möchte."
Ich merkte, wie die Sorgen immer mehr von meiner Mutter wichen und der Erleichterung Platz machten. Ihre Gesichtszüge wurden weicher, sie war nicht mehr so angespannt und umklammerte ihre Tasse auch nicht mehr so, als wolle sie sie jeden Moment erdrücken. ,,Das ist schön zu hören Harry, es ist mir wichtig, dass es dir gut geht, denn sonst würde ich mich durchaus mit dem Sender auseinandersetzen und dafür sorgen, dass sie ihr Fett wegkriegen. Es freut mich aber auch, wenn du dich mit Louis wieder besser verstehst. Wie gesagt, eure Freundschaft war etwas besonderes, nicht nur etwas für ein paar Jahre, sondern etwas für die Ewigkeit." Meine Mutter zeigte ihr typisches fürsorgliches Lächeln und brachte mich mit ihren Worten tatsächlich dazu, ein wenig rot anzulaufen, denn Louis war tatsächlich etwas besonderes und auch wenn wir nun nicht mehr zueinander gefunden hätten, ich hätte ihn dennoch auf ewig in meinem Herzen behalten.
,,Danke Mum, aber das du dich mit dem Sender auseinandersetzt wird wirklich nicht nötig sein, da ist alles in Ordnung", log ich, ,,und wegen Louis, da werde ich schauen, wie es sich entwickelt, es wäre aber natürlich schön, wenn sich wieder eine echte Freundschaft entwickelt", gestand ich und sah dann auch zu Gemma, die eher zuhörte und die Situation analysierte, als etwas zu sagen. Dennoch wusste ich, dass sie sich genauso Sorgen gemacht hatte wie Mum, nun aber hoffentlich auch beruhigt war und das nicht alles etwas kritischer und skeptischer betrachtete. ,,Ich hoffe, du meldest dich jetzt aber etwas öfter und sagst Bescheid, wenn etwas nicht in Ordnung ist", bat meine Mutter noch, woraufhin ich zustimmend nickte. ,,Das werde ich machen Mum, aber wie gesagt, ich habe nicht so viel Zeit, also musst du dich meist etwas gedulden." ,,Ich versuch's, aber du kennst mich", meine Mutter lachte und brachte damit auch uns, ihre Kinder, zum Grinsen.
,,Wenn das nun alles geklärt ist", warf Gemma ein, ,,und wir schon einmal hier in London sind, können wir dann nicht noch etwas shoppen gehen? Und ich habe echt Hunger, also etwas zu essen wäre auch nicht schlecht." Lachend stimmten wir ihren Plänen zu, verließen, nachdem wir bezahlt hatten, das Café und liefen noch etwas durch London, aßen zu Mittag und klapperten die verschiedensten Bekleidungsgeschäfte ab, die ich am Ende nicht mehr an meinen Händen abzählen konnte. Ab und an wurde ich sogar einmal erkannt, um ein Foto oder ein Autogramm gebeten und das auf offener Straße zu erleben, nicht mehr nur vor dem X-Factor Haus selbst, war wirklich ein seltsames Gefühl. Ich empfand mich weiterhin als nichts besonderes, aber die Menschen, die gerne meiner Musik lauschten, machte es glücklich und das wiederum zauberte auch mir ein Lächeln ins Gesicht. Dennoch, wieder einmal den Tag mit meiner Familie zu verbringen konnte nichts toppen. Nur die Vorfreude auf das Treffen mit Louis morgen kam da nahe ran.
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Da hat Harry nun doch noch einiges verschwiegen, könnt ihr ihn da verstehen oder hättet ihr eurer Familie alles anvertraut? ._. Was Harry und Louis wohl morgen so machen?🌝Danke an alle, die mir gestern und heute noch gratuliert haben, ich hab mich wirklich sehr gefreut💗
All the love xx
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You Have My Heart - Larry Stylinson
FanfikceAuf einen besten Freund kann man sich immer verlassen, man schwört sich das man sich durch nichts auseinander bringen lässt, doch was wenn die Umstände sich ändern? Louis und Harry waren seit Beginn der Highschool unzertrennlich. Die Liebe zur Musik...