129 - shed love

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Auch wenn ich todmüde war, war Schlaf für meinen Körper irgendwie doch keine Option. Ich war so aufgeregt und nervös, so lange hatten wir auf dieses Gespräch hingearbeitet und dementsprechend malte ich mir auch die unterschiedlichsten Konversationen, Diskussionen und Wege aus, wie das Gespräch mit Simon stattfinden und enden könnte. Die Gerüchte um Louis Vaterschaft könnten uns sowohl eine Hilfe, aber auch ein Dorn im Auge sein und wir mussten verdammt aufpassen, wie wir Dinge vor Simon formulierten, denn er wusste genau, wie man einem die Worte im Mund herumdrehte. Immerhin hatten Louis und ich einen Plan, wir hatten Mut und wir hatten einander, um das auch wirklich durchzuziehen und keinen Rückzieher mehr zu machen, denn dafür war es eindeutig zu spät, was allerdings auch gut so war. Wir mussten aus den Verträgen rauskommen, es gab keine andere Optionen, ich wollte, das Louis nach acht Jahren endlich sein Leben zurückbekommt.

Mit einem Thermobecher voll Tee stand ich pünktlich um fünf Uhr am Mittwochmorgen in der Garage, das viele Singen gestern war doch etwas zu viel für meine Stimme gewesen, aber es hinderte mich nicht daran, Simon heute anzuschreien, wenn es sein musste. Gerade als ich einen Schluck des heißen Gebräus genommen hatte, öffnete sich das Garagentor, ich erkannte Louis Auto und musste bei dem Gedanken grinsen, dass auch er keine Minute zu spät war. ,,Guten Morgen", begrüßte ich ihn, nachdem ich auf der Beifahrerseite eingestiegen war, umarmte ihn über die Mittelkonsole hinweg und es war fast unwirklich, wie ein Mensch einen allein durch seine Anwesenheit so glücklich machen konnte. ,,Morgen Haz, gut geschlafen?", fragte Louis, verlor derweil keine Zeit und fuhr schon wieder auf die Londoner Straßen. ,,Nicht wirklich, ich bin ziemlich nervös, du? Und vor allem, wie geht es dir? Ich hab seit Montag, seit den Gerüchten ja leider nichts mehr von dir gehört."

,,Ich hab auch nicht geschlafen und mir geht es auch dementsprechend. Seit Montag ging es wirklich bergab, bergauf und wieder bergab, es war die reinste Achterbahnfahrt und das einzige, was mich so halbwegs am Leben gehalten hat, war die Hoffnung auf den heutigen Tag. Simon hab ich seit Montag nicht erreicht und gestern Abend hat er mir auf meine zahlreichen Anrufe geschrieben, dass wir uns ja heute sowieso unterhalten würden und wir dann auch alles wegen den Gerüchten klären könnten. Dieser Mann macht mich so wütend, ich kann es kaum erwarten, ihm heute Nachmittag endlich die Meinung zu geigen." Grinsend nahm ich einen Schluck meines Tees und stimmte Louis zu. ,,Das ist die richtige Einstellung, so werden wir heute gegen Simon ankommen", sagte ich und beobachtete den beginnenden Berufsverkehr, der sich auf den Straßen bildete.

,,Ja, aber du sag mal Harry, mir ist da gestern Abend etwas zu Ohren gekommen, worüber ich auch noch mit dir reden müsste." Louis Stimme klang plötzlich so ernst, das es mir ein wenig Angst machte und im ersten Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. ,,Was ist dir denn zu Ohren gekommen?", traute ich mich schlussendlich nach kurzem Grübeln zu fragen. In diesem Moment fuhr Louis auf die Auffahrt seiner Villa und parkte dann erst einmal sein Auto, ehe er mir antwortete. ,,Das du ein Duett mit mir singen möchtest." Louis ernste Fassade verwandelte sich in ein breites Grinsen, doch bevor ich die Möglichkeit hatte, darauf zu antworten, stieg Louis aus dem Auto und rannte lachend zur Haustür seines Zuhauses. Kichernd stürmte ich ihm hinterher, folgte ihm ins Innere des Hauses und stellte meinen Thermobecher auf der Kommode im Flur ab.

,,Ja, ich würde gerne am Sonntag ein Duett mit dir singen und habe dafür auch schon ein ganz bestimmtes Lied im Kopf", antwortete ich Louis, als ich ihn im Wohnzimmer zu fassen bekam. ,,Ich weiß, Megan hat mir das gestern Abend alles in einer Nachricht geschrieben und ich kann es kaum abwarten, mit dir aufzutreten", Louis lächelte breit, seine Worte erleichterten mich und plötzlich zog er mich mit sich auf das Sofa. ,,Lou", kichernd ließ ich zu, dass er sich auf meine Oberschenkel setzte und meine Handgelenke festhielt, mich damit bewegungsunfähig machte. Kurz war die Aufregung darüber vergessen, das wir in wenigen Stunden ein Gespräch haben würden, dass über unser restliches Leben bestimmen sollte, kurz waren wir einfach nur wir, nicht an einen Vertrag gefesselt, nicht acht Jahre ohne Kontakt gewesen.

,,Ich kann es kaum erwarten, wenn wir endlich aus diesen Verträgen raus sind", murmelte Louis, kam meinem Gesicht näher, sodass ich glaubte, unsere Lippen würden sich jeden Moment berühren. ,,Ich kann es kaum erwarten, wenn wir uns endlich noch einmal richtig kennenlernen können. Wenn ich Eleanor nicht mehr als meine Freundin präsentieren muss und ich vielleicht dann sogar endlich lernen kann, was wahre Liebe ist", sprach Louis weiter, mir wurde ganz warm und der Blick in seine blauen Augen machte mich wahnsinnig, sie fesselten mich und ich konnte nicht anders, als hinzusehen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als jetzt von ihm geküsst zu werden, seine Lippen auf meinen, es war der bisher beste Kuss meines Lebens gewesen, doch jetzt sollte es leider nicht soweit kommen und dem war ich mir auch bewusst.

Louis wollte erst einmal nur Freundschaft, um die Situation so unkompliziert wie möglich zu halten, aber so nahe wie er mir gerade gekommen war, so wie er zu mir gesprochen hatte, hatte ich Hoffnung, dass schon bald mehr als Freundschaft zwischen uns herrschen würde. ,,Ich finde es toll, dass wir endlich wieder wir sein können", murmelte Louis noch, ehe er von meinen Oberschenkeln aufstand und auch meine Handgelenke wieder frei ließ. ,,Ja, finde ich auch", gab ich zurück, immer noch etwas berauscht von der plötzlichen Nähe gerade eben. ,,Ich werde uns mal heißen Kakao machen, okay? Und wollen wir dann vielleicht noch ein zwei Filme schauen, bevor wir in die Höhle des Löwen müssen?", fragte Louis, worauf ich nur nicken konnte und sobald er in die Küche verschwand, atmete ich einige Male tief durch, um mich und meine Gefühle wieder herunterzubringen. Für Louis hatte das gerade sicherlich nicht so viel zu bedeuten, wie für mich und dem musste ich mir klar werden.

Als Louis mit zwei Tassen Kakao wiederkam und mir dieses atemberaubende Lächeln schenkte, fühlte ich mich gleich wieder etwas wohler und als er sich auf das Sofa setzte und mich in seine Arme zog, ging es mir auch wieder etwas besser. Eine Hand lag auf meinem Arm, mit seinem Daumen streichelte er sanft über meine Haut, während er mit der anderen die Fernbedienung bediente und Netflix öffnete, um uns einen Film anzumachen. Bevor er diesen jedoch startete, musste Louis ein paar Worte an mich loswerden. ,,Danke Harry, dass du hier bei mir bist, das du das mit mir durchstehst, trotzallem, was ich dir angetan habe. Ich weiß nicht, wie ich solch einen tollen Freund wie dich verdient habe. Du schenkst mir so viel Mut und vor allem Hoffnung und Durchhaltevermögen, ohne dich wäre mir das alles nicht möglich."

,,Das ist doch selbstverständlich. Ich möchte einfach, dass du wieder du sein kannst und das du dein Leben so gestalten kannst, wie du es möchtest und nicht, wie irgendwer dir das vorschreibt", gab ich zurück und genoss es, wie Louis mich weiterhin im Arm hielt, als wäre ich ein Schatz, der es verdient hatte, beschützt zu werden. Bis zum Nachmittag kuschelten wir auf dem Sofa, schauten Netflix und unterbrachen diese Nähe nur einmal, nämlich nachdem Louis Essen bestellt hatte und wir dieses verputzten. Je weiter die Stunden verging, umso nervöser wurde ich und als Louis und ich dann tatsächlich ins Auto stiegen, um zum Hauptgebäude des Fernsehsenders zu fahren, wo Simon sein Büro hatte, realisierte ich, dass es nun tatsächlich so weit war und das Monster hoffentlich sein blaues Wunder erleben würde.

Während der Autofahrt besprachen Louis und ich noch einmal genau unsere Taktik, was wir machen und was wir sagen wollten, damit auch nichts schief ging. Louis parkte in der Tiefgarage des Hochhauses, damit wir draußen nicht von irgendwem entdeckt werden würden und mit dem Fahrstuhl konnten wir hier auch direkt in die richtige Etage fahren. So mussten wir nicht durch die Eingangshalle, ich würde von niemandem gesehen werden und würde für Simon weiterhin eine Überraschung bleiben. Das letzte Mal, als ich hier war, weckte keine guten Erinnerungen, hier hatte all der Schrecken begonnen, wahrscheinlich genauso wie für Louis und wir beide waren froh, als wir den Fahrstuhl und die beruhigende Klaviermusik hinter uns lassen konnten, denn auf uns beide wirkte sie nicht sonderlich beruhigend, dafür waren wir viel zu angespannt. Vor Simons Bürotür angekommen, ergriff Louis kurz meine Hand, mein Herz raste, aber genauso tankte ich dadurch Kraft. ,,Bereit?", fragend sah Louis mich an, seine Hände zitterten ein wenig, aber es würde uns nicht stoppen. ,,Bereit."

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Dieser Cut musste einfach sein und ich hoffe, ihr hasst mich nicht allzu sehr dafür..dafür zumindest ein wenig Larry Fluff. Und seid ihr auch bereit?🌝
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt