Der nächste Tag begann früh, vom gewünschten ausschlafen fehlte jede Spur. Um sechs Uhr morgens wurde das erste Mal an unsere Zimmertür geklopft, dabei waren Brendan und ich für wenige Sekunden wach, bevor wir wieder einschliefen. Um halb sieben wurde das zweite Mal geklopft, auch da schaffte es keiner von uns beiden aus den Bett. Zum dritten und letzten Mal klopfte es um Punkt sieben Uhr, wer bis dahin nicht wach war, wurde aus dem Bett geschubst und leider war das nicht nur eine Metapher. Eine der Produzentinnen, die ein wenig mehr Spaß verstand, warnte uns vor das sie jetzt reinkommen würde, sollten wir irgendwas zu verstecken haben und dann stand sie auch schon in unserem Zimmer. Ich hatte gerade realisiert, dass sie Brendan mitsamt Decke aus dem Bett geschubst hatte, da ereilte mich dasselbe Schicksal.
,,In einer halben Stunde gibt es Frühstück, danach könnt ihr euch nochmal frisch machen und dann gibt es Gesangsunterricht, also verinnerlicht schonmal den Song, den ihr morgen zum besten geben wollt. Oh und guten Morgen." Sie grinste breit, verließ das Zimmer und ließ uns auf dem Boden zurück. Seufzend fuhr ich mir mit den Händen über das Gesicht, bevor ich mich aufrappelte und mich einmal streckte. Brendan hatte sich einfach auf dem Boden wieder in seine Decke eingekuschelt, was mich auflachen ließ. ,,Ich geh jetzt eben ins Bad, aber in fünf Minuten bin ich wieder da und dann solltest du auch langsam aufstehen", ließ ich ihn mit einem Kichern wissen und verschwand ins angrenzende Bad, dessen Waschbecken und der Boden aus Marmor gefertigt waren. Wenn ich wüsste, wie viel der ganze Spaß hier kostet, würde mich sicher der Schlag treffen.
Als ich wieder ins Zimmer kam, stand Brendan tatsächlich auf, warf seine Decke aufs Bett und lief muffelig an mir vorbei, um sich im Bad einzuschließen. Der gestrige Tag war für uns alle echt kräftezehrend gewesen und ich war mir sicher, dass die nächsten Tage nicht anders aussehen würden. Während ich mich anzog, schaltete ich die Morgennachrichten ein und hielt abrupt inne, als über X-Factor berichtet wurde. ,,Es ist bekannt, dass seit gestern die Dreharbeiten für die nächste Runde von X-Factor weitergehen und die noch unbekannten Kandidaten zu den jeweiligen Judges Houses geflogen sind. Im Moment läuft die Sendung Samstags und Sonntags auf ITV.
Dabei fehlen darf für die Teenie-Pop-Sensation Louis Tomlinson, der in diesem Jahr bei X-Factor sein Jurydebüt feiert, seine Freundin Eleanor Calder natürlich nicht. 2015 noch hatten sie sich getrennt, doch seit 2017 haben die beiden Turteltäubchen wieder angebandelt und sind verliebt wie noch nie. Dies zeigen uns auch neue Bilder von gestern, bei denen man Louis und Eleanor romantisch am Strand spazieren sieht. Wir wünschen ihnen für die kommenden Jahre auf jeden Fall viel Glück. Und natürlich drücken wir auch den Kandidaten die Daumen. Jetzt geht's weiter mit den Regionalnachrichten."
Etwas verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen und schaltete den Fernseher aus. Eleanor war gestern gar nicht hier und Louis war bis auf seinen Termin am Abend die ganze Zeit bei uns gewesen. Außerdem hatte er ganz andere Klamotten getragen, nicht das ich darauf achten würde, wie gut Louis Hose seinen Hintern betonte, aber es war mir nunmal aufgefallen. Vielleicht war der Beitrag auch nur schlecht recherchiert, mir konnte es egal sein, hauptsache Louis war glücklich ohne mich. Mit diesen Gedanken schloss ich das Thema ab und wartete auf Brendan, der bald darauf aus dem Bad kam und sich anzog, damit wir frühstücken gehen konnten.
Es war schon alles in dem großen, luxuriösen Esszimmer vorbereitet, keine Wünsche blieben offen. Von Toast, Brot, Brötchen, über frisch gemachte Pancakes. Jeglicher Aufschnitt, Marmelade und Nutella befanden sich auf dem einladenden Glastisch, von denen sich die anderen vier Jungs schon bedienten. ,,Guten Morgen", wünschten wir ihnen, was sie erwiderten, ehe wir uns zu ihnen setzten und uns auch den Magen vollschlugen. Wir redeten über den gestrigen Tag, wie wir ihn empfunden hatten und wie gut es sich in solch einem luxuriösem Gebäude schlief. Fast war es mir schon zu ordentlich hier und ohne einige Bilder an den Wänden hätte ich geglaubt, dass hier keiner wohnt. Aber da Louis hier sicher nur ab und an Urlaub macht, muss er natürlich keine unendlich vielen Habseligkeiten hier haben.
Nach dem ausgiebigen Frühstück verschwanden wir für kurze Zeit wieder auf unsere Zimmer, ich putzte mir ein weiteres Mal die Zähne, um beim Gesangsunterricht einen frischen Atem zu haben. ,,Brendan ich geh schonmal den Raum suchen, bei dem ich gleich meinen Gesangsunterricht hab, okay?" ,,Alles klar, wir sehen uns später", der braunhaarige Ire lächelte mir zu und ging auch noch einmal ins Bad, während ich das Zimmer verließ. Heute hatte jeder individuell bei einem Gesangslehrer unterricht, um morgen mit seinem Song überzeugen zu können. Und da das Haus mehr als groß genug war und genügend Zimmer besaß, kam sich dabei auch niemand in die Quere. Ich hatte gestern zwar schon eine Erklärung bekommen, wie ich zu dem Zimmer kommen sollte, allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich die Wegbeschreibung richtig im Kopf behalten hatte, weshalb ich etwas früher losging, um im Falle eines Falles nicht zu spät zu kommen.
Erst die Treppe im Eingangsbereich hoch, dann nach links den Flur entlang und eine weitere Treppe hinauf. Ich war allein auf weiter Flur und fühlte mich fast schon etwas unwohl. Noch ein paar Mal bog ich links und rechts ab, wie ich es in Erinnerung hatte und stand schlussendlich vor einer Zimmertür an der ich klopfte, ehe ich eintrat. ,,Hallo?" Fragte ich in den Raum hinein, betrat ihn und schaute mich neugierig um. Das hier war definitiv kein Ort, an dem man Gesangsunterricht bekam, sondern ein Schlafzimmer. Louis Schlafzimmer, wenn mich nicht alles täuschte. Bilder von ihm und seiner Familie und Freunden hingen an der Wand über dem Bett. Eine große Glasfront ließ einen direkten Blick auf das Meer zu, dessen Wellen den Strand streichelten.
Auch wenn ich neugierig war, ich wollte hier nicht rumschnüffeln. Das fühlte sich falsch an, doch gerade als ich mich zur Tür umdrehen und das Zimmer wieder verlassen wollte, fiel etwas in mein Blickfeld, das ich nicht ignorieren konnte. Auf Louis Nachtschrank stand ein eingerahmtes Bild, man sollte meinen von seiner Freundin und sich, doch es waren wir beide. Ein Foto von Louis und mir im Jahr 2010. Es war ein Tag vor der Audition bei X-Factor gewesen. Die ganze Zeit hatte ich bei Louis verbracht, wir hatten zusammen geprobt und als wir kuschelnd eine Pause in seinem Bett gemacht hatten, hatte Jay ein Foto geschossen, genau dieses, welches ich in meinen Händen hielt. Warum bewahrte Louis so etwas auf? Etwas, was mir unnötige Hoffnungen bescherte?
Vorsichtig strich ich die leichte Staubschicht vom Bilderrahmen, es musste hier schon ewig stehen. Ich schloss instinktiv die Augen, erinnerte mich an den Moment zurück, der mir ein Lächeln schenkte. Dort war noch alles so unbeschwert gewesen, das Chaos hatte noch nicht angefangen und erst recht nicht das Drama, in welchem wir jetzt steckten. Ich wünschte es wäre anders, ich wünschte Louis wäre damals nicht Hals über Kopf ausgewandert oder hätte wenigstens den Kontakt beibehalten. Dann wären wir jetzt nicht in dieser Situation. Rührselig durch die alten Zeiten stellte ich das Bild wieder an seinen Platz, wodurch mir noch etwas auffiel, was unter der Bettdecke hervorlugte. Und auch wenn es sich nicht gehörte, mein neugieriger Geist gewann die kurze innere Diskussion.
Ich schlug den weichen Stoff beiseite und hielt den Atem an. Vorsichtig griff ich nach dem Pullover, der zum Vorschein gekommen war und ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich ihn wieder erkannte. Es war meiner. Ich hatte ihn Louis vor acht Jahren mitgegeben, als er zum Bootcamp aufgebrochen war, dass der erste Schritt zur Zerstörung unserer Freundschaft gewesen war. Allgemein hatte er ihn immer getragen, wenn er bei mir war oder er gefroren hatte und da er nicht viel größer geworden war, schien dieser ihm immernoch zu passen. Durch den ganzen Stress hatte er mir den Hoodie nie zurückgegeben, ich hätte aber auch nie gedacht, dass er ihn behalten hatte. Eine Welle der Gefühle überschwappte mich und ich musste schwer schlucken, um nicht schon wieder zu weinen. Eilige legte ich alles so zurück, wie ich es vorgefunden hatte und verließ schleunigst das Schlafzimmer.
Wenn ich vorher schon verwirrt war, dann war ich es jetzt erst Recht. Was hatte das alles zu bedeuten? Louis fragte mich nur immer wieder was ich hier mache, als wolle er das ich gehe, schickt mich dann doch Runde für Runde weiter, hindert mich aber nicht daran, bei einem Gespräch abzuhauen und doch hat er noch solche Gegenstände mit hoch emotionalem Wert bei sich. Wie sollte ich daraus schlau werden? Vielleicht sollte ich Louis mal direkt fragen, aber nachdem unser Gespräch von vor einem Monat so eskaliert war, traute ich mich nicht wirklich. Er verstand doch sowieso nicht, worin mein Problem lag und er hatte mir weis gemacht, dass er mit mir abgeschlossen hatte und ich machte mir schon wieder viel zu viele Hoffnungen, anstatt das gleiche zu tun. Frustriert über mich selbst schüttelte ich den Kopf und schob die Gedanken für eine kurze Zeit beiseite, um den Raum für meinen Gesangsunterricht zu finden und mich, hoffentlich ohne irgendwelche Störungen, darauf konzentrieren zu können.
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Was das bloß alles zu bedeuten hat..? Ein Gespräch mit Louis ist wohl langsam unausweichlich🌝
All the love xx
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You Have My Heart - Larry Stylinson
FanfictionAuf einen besten Freund kann man sich immer verlassen, man schwört sich das man sich durch nichts auseinander bringen lässt, doch was wenn die Umstände sich ändern? Louis und Harry waren seit Beginn der Highschool unzertrennlich. Die Liebe zur Musik...