44 - flicker of hope

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Der Rest des Abends fühlte sich wie ein Film an, einfach unglaublich und ohne Worte. Ich würde die erste Live Show als vollen Erfolg betrachten, jeder hatte sich ordentlich Mühe gegeben und ich hatte gehöriges Lob von der Jury bekommen. Naja, Simon hatte sich etwas skeptisch geäußert, was meine eigenen Songs anging, er wusste nicht, ob ich mit sowas bei der aktuellen Musikindustrie mithalten könnte, aber Robbie und Ayda waren wirklich begeistert gewesen, welche hohen Töne ich mit meiner Stimme erreichen konnte. Louis war zu meiner Verwunderung, wie bei den anderen Jungs auch, aufgestanden und hatte für mich geklatscht. Seine Bewertung fiel kurz aus, nicht viel mehr als das ich mich gesteigert hätte und es eine gute erste Performance war. Ich hatte mich mehrfach bedankt und war dann schnell von der Bühne gelaufen, wo Brendan mich empfing.

Kandidat für Kandidat gab sein Lied zum besten, in den Werbepausen ging ich zu Niall, Zayn und Liam, hörte mir von ihnen an, wie ich Live geklungen hatte, da ich immernoch eine gewisse Unsicherheit spürte, doch sie sahen mich schon in der nächsten Runde. Leider würde sich das erst morgen entscheiden, jeden Sonntag gab es eine Entscheidungsrunde mit berühmten Sängern und Sängerinnen, die Live auftraten und am Abend mussten immer zwei Leute den Wettbewerb verlassen. Es würde hart werden, das war mir klar und ich wollte niemanden aus meiner Gruppe verlieren, auch wenn wir am Ende ebenfalls Gegner waren, so konnte und wollte ich das im Moment noch nicht sehen.

Knapp zwei Stunden ging der Abend, jeder war aufgetreten, zwei heute schon zum letzten Mal. Jeder hatte alles gegeben, dafür gekämpft, sich hier einen Platz zu verdienen, aber am Ende würden das die Anrufer entscheiden, die jetzt schon anrufen durften. Das mein Traum wirklich von sowas abhing machte mir großen Druck. Wenn ich überlegte, wie Louis sich damals gefühlt haben musste, ich konnte es mir nicht vorstellen. Er hatte sicher auch unheimlich gelitten, mit alldem, was man Backstage vorgeschrieben bekam. Bevor wir zurück ins X-Factor Haus aufbrechen mussten, bekam ich meine drei Freunde nochmal zu fassen, die kurz davor waren, die Halle zu verlassen, da sie dachten, ich hätte keine Chance mehr, zu ihnen zu kommen. Doch ich hatte mich extra freigekämpft, während die anderen Kandidaten sich noch über den heutigen Abend unterhielten.

,,Hey wartet", rief ich, hüpfte von der Bühne und bekam Niall bei der Schulter zu fassen. Dieser drehte sich daraufhin um und fackelte nicht lange, mir eine Umarmung zu schenken. ,,Das war ein toller erster Auftritt Harry, hinter uns saß eine Gruppe Mädchen, die hat nicht mehr aufgehört, von dir zu schwärmen." ,,Echt? Oha, ich kann das alles noch nicht wirklich fassen", murmelte ich und wollte schnell das Thema wechseln. Das sich mein Leben so stark ändern könnte, machte mir Angst. Es sollte wegen mir gerne alles so bleiben wie es ist, abgesehen davon, dass ich mit der Musik meinen Lebensunterhalt verdienen wollte. Das war aber auch schon alles, ich wollte die Musik, für die ich lebte, teilen, berühmt sein musste ich nicht, aber leider schien es unausweichlich, zumindest einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen. Natürlich war mir das klar, wenn man an so einer Sendung teilnahm, war das fast schon selbstverständlich, aber ich hatte ja nicht erwartet, überhaupt so weit zu kommen, also kam das doch alles etwas überraschend.

,,Weswegen ich euch aufhalte, ich wollte euch nur noch einmal fragen, ob ihr morgen auch kommt, da könnte ich wirklich eure Unterstützung gebrauchen." ,,Natürlich kommen wir", sprach Liam sofort und beruhigte mich ungemein. Ich wollte mich meinen Freunden nicht aufdrängen, geschweige denn sie von ihrem eigenen Leben abhalten, ich wusste selbst, was für eine blöde Situation das war. Die Monate, die Louis bei X-Factor verbracht hatte, hatte ich allein für ihn gelebt und nicht für mich. Ich war selber Schuld, hätte mehr aus meinem Leben machen können, als das, was ich dort getan hatte. Ich hätte mir in der Schule neue Freunde oder neue Hobbys aneignen können, doch alles was ich immer wollte war Louis und Singen. Nun hatte ich zumindest letzteres.

An meinem Gesichtsausdruck erkannten meine Freunde sofort, welche Gedanken ich hegte und alle drei zogen mich in eine Umarmung. ,,Harry, mach dir keine Sorgen, wir sind gerne hier für dich", sprach Liam mir gut zu, während ich Zayns Hand meinen Rücken tätscheln fühlte. ,,Seid ihr sicher? Nimmt euch das auch nicht eure Zeit weg?" Fragte ich frustriert, was sie mich geschockt ansehen ließ. ,,Spinnst du Harry? Wir unterstützen dich gerne bei allem, sonst wäre ich wohl kaum aus Amerika hergeflogen", pflichtete Zayn bei und ließ mich etwas beruhigter weiteratmen. ,,Ich möchte nur keine Fehler machen oder euch vernachlässigen. Ihr sollt nicht das Gefühl bekommen, das ich mich nicht für euch interessiere, nur weil ich im Moment so viel Stress hab", gestand ich offen, jetzt wo die Halle so gut wie leer war und sich niemand mehr in unserer Nähe befand, fiel es mir leichter mich meinen Freunden anzuvertrauen.

,,Mach dir da mal keine Sorgen Harry, das wissen wir. Du warst auch all die Jahre für uns da, erinnerst du dich, als Liam und ich den großen Auftrag vom Plattenlabel gekriegt hatten und wir einen Song schreiben sollten, innerhalb von zwei Tagen?", fing Niall an, Liam löste ihn ab und fuhr fort. ,,Wir hatten den totalen Blackout, nur durch deine Ideen und deine Hilfsbereitschaft kamen wir weiter, du hast uns Tee gemacht, uns nicht angeschnauzt, wenn wir gereizt waren und durch das Lied haben wir am Ende einen großen Sprung in unserer Karriere gemacht. Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit", dankbar und überglücklich durch die Worte umarmte ich alle drei nochmal.

,,Ich könnte mir wirklich keine besseren Freunde wünschen. Ich muss jetzt leider los, wenn ich nicht will, dass man ohne mich zurück zum X-Factor Haus fährt. Aber wir sehen uns dann ja morgen", um mich noch einmal zu versichern, legte ich einen fragenden Blick auf und erhielt von allen ein zustimmendes Nicken. ,,Bis morgen!" Ich hüpfte zurück auf die Bühne, um von dort wieder in den Backstagebereich zu gelangen. Zunächst fand ich niemanden wieder, nur wenige Mitarbeiter der Produktion. Die Kandidaten vermutete ich im Raum für das Styling, wo sie wahrscheinlich alle wieder in ihre normalen Klamotten schlüpften, etwas, was ich schon während der Show getan hatte.

Gerade wollte ich mich auf den Weg dorthin machen, doch im Backstagebereich war es ziemlich dunkel und so übersah ich ein dickes Kabel, welches mitten im Weg lag, sodass ich stolperte und mich nicht mehr fangen konnte. Ich machte mich schon auf einen schmerzhaften Sturz gefasst, als sich plötzlich zwei Arme um mich schlangen und mich damit an Ort und Stelle hielten. ,,Pass auf, wo du hintrittst", ertönte eine sanfte Stimme, die mich sofort dazu brachte, mich aufzurichten. ,,Louis? Oh Gott, es tut mir so leid, ich verschwinde besser sofort", murmelte ich, wusste nicht wie ich mich in seiner Nähe verhalten sollte. Vor den Kameras tat er so, als wäre nichts und sobald diese aus waren, wollte er nichts mit mir zu tun haben. Und da ich nicht wusste, was Zayn im sonnigen Los Angeles herausgekriegt hatte, hielt ich es für besser auf Abstand zu gehen, so wie Louis wollte, bis er vielleicht auf mich zukommen und mir alles erklären würde.

Die Idee, ihn selbst mit meinen Vermutungen und Befunden zu konfrontieren, schob ich schnell beiseite, es würde wahrscheinlich doch nichts bringen und ihn nur noch weiter von mir treiben. ,,Toller Song, Harry", hörte ich plötzlich aus Louis Mund, kein Ja, verschwinde besser. Ungläubig starrte ich ihn an und brachte kein Wort heraus. Hatte er das wirklich gesagt? Mein Herz war mir auf den Boden entglitten und da lag es auch ganz gut. So wie er meinen Namen ausgesprochen hatte, nicht wie die letzten Wochen, sondern so wie früher, zu besseren Zeiten. Da Louis merkte, dass ich ihm heute nicht mehr antworten würde, ging er langsam an mir vorbei und verabschiedete sich schließlich mit einem ,,Wir sehen uns morgen."

Erst als Louis außer Sichtweite war, hob ich mein Herz wieder auf, was sofort mit meinem Verstand um die Wette stritt. Was war das gewesen? Hatte ich die Situation nur geträumt, sie mir eingebildet, weil ich Louis so unbedingt zurück haben wollte? Ich wusste es nicht und begab mich mit ganz langsamen Schritten in den Stylingraum, wo ich auf die anderen Kandidaten traf, die alle nur noch auf mich warteten. Es kam mir vor, als hätte ich einen Geist gesehen, es war so anders gewesen, diese paar Sekunden hatten nichts mit den letzten Wochen zu tun. Noch immer völlig perplex griff ich nach meiner Tasche, folgte den anderen in die Autos, die uns zum X-Factor Haus brachten, während mich eine Frage begleitete. Was war das?

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Nun was war das? Hat sich da wohl tatsächlich etwas bei Louis verändert oder hat Harry zu viel Hoffnung? :(
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt