Alle um mich herum waren außer sich vor Freude. Doch ich stand nur da, die Welt schien stehen zu bleiben. Von vier Juroren musste ausgerechnet Louis der Mentor der Jungs sein? Alle rannten auf den Wuschelkopf zu, kaum das er zur Tür eintrat, ich wurde zwar von dem Strom der fünfzehn anderen Jungs mitgerissen, allerdings war ich so gut wie ganz hinten, sodass ich weder eine direkte Berührung mit Louis hatte, noch schien er mich zu bemerken. Jedoch musste er ganz genau wissen, dass ich hier war. Entweder ich glaubte jetzt an Nialls und Liams Logik, dass der direkte Kontakt mir helfen würde, über Louis hinweg zu kommen, oder ich ließ mich wieder von der Angst steuern, dass ich Louis erneut verfallen könnte. Doch zweiteres durfte einfach nicht erneut passieren, dem war ich mir mehr als bewusst, weshalb ich es mit allen Mitteln zu verhindern wusste.
Nach dem großen Gruppenkuscheln sprach Louis zu uns, wahrscheinlich war der Text schon auswendig gelernt. ,,Ich bin so glücklich, dass ich der Mentor von euch Jungs bin, das war genau was ich mir erhofft hatte. Morgen beginnen schon die Aufnahmen für die Six Chair Challenge und ich hoffe doch sehr, dass ihr gut und schnell im Texte lernen seid, auch wenn ihr wahrscheinlich erst am zweiten oder dritten Tag dran kommt, ich vertraue auf euch. Was ihr singt ist egal, kann auch gerne ein selbstgeschriebener Song sein. Wenn ihr Fragen an mich habt, dann stellt sie mir gerne und sonst sind die Aufnahmen für heute auch schon vorbei." Durch Louis letzten Satz atmete ich tief durch, ich war froh bald nach Hause zu können.
Nachdem Louis seine kleine Rede beendet hatte, wurden noch einige Interviews mit den Kandidaten geführt, auch mich wollte man fragen, wie ich es fand Louis als Mentor zu haben, doch da wandte ich mich noch geschickt raus, indem ich sagte ich wäre sprachlos. Ich hätte nämlich keine Ahnung gehabt, was ich sonst antworten sollte und das war zumindest nicht gelogen. Seufzend beobachtete ich das Geschehen, Louis ging zu so gut wie jedem Jungen, der gerade frei stand und schenkte ihm eine Umarmung. Das er so herzlich zu den Kandidaten war, machte es mir nicht gerade leicht über ihn hinwegzukommen. Niall hatte recht gehabt, es war leichter zu sagen, dass man über eine Person hinweg ist, wenn man sie nicht mehr sieht. Wenn man sie weiterhin sieht und sich in ihrer Nähe aufhielt war es schwerer, so viele Gefühle spielten mit und machten mich verrückt.
Sobald die Interviews abgeschlossen und genug gefilmt worden war, erhielten wir noch Informationen zu dem morgigen Tag. Wir sollten früh da sein, um alles wegen dem Song zu besprechen, den wir singen wollten, die Mikrophone sollten auf uns eingestellt werden und all sowas nahm viel Zeit in Anspruch, bei achtundvierzig einzelnen Kandidaten und dann noch bei sechzehn Gruppen, von der eine Gruppe sogar ein ganzer Chor war. Louis war in der Zeit schon wieder gegangen, was mich nicht wunderte, er hatte sicher noch wichtigere Dinge zu tun. Uns erzählte man noch das Simon der Mentor der Mädchen war, Robbie der der Gruppen und Ayda die Mentorin der Over's, der Frauen und Männer ab achtundzwanzig Jahre, bevor wir wirklich gehen konnten. An diesem Tag hatte ich zwar mehr gewartet als alles andere, dennoch war er gefühlstechnisch verdammt anstrengend gewesen.
Äußerlich wollte ich die ganze Zeit entspannt wirken, innerlich wurde ich dann mit der Zeit doch nervös, bis ich endlich erfuhr, ob ich weiter war und wer mein Mentor war. Und dann ging es morgen gleich weiter, der Stress und Druck wuchs, immerhin wusste ich schon welchen Song ich singen wollte. Ich schrieb eine Nachricht in die Whatsappgruppe von Liam, Niall und mir, um ihnen die mehr oder weniger frohe Botschaft des heutigen Tages zu verkünden, bevor ich endlich diese Arena verlassen und zum Auto laufen wollte. Gerade passierte ich allein den Bereich, in dem ich vor gut einer Stunde noch gewartet hatte, als ich eine Stimme hinter mir vernahm. Ich dachte es wäre Einbildung, dass jemand meinen Namen rief, meinen Namen mit dem gleichen Akzent, wie Louis ihn immer ausgesprochen hatte. ,,Harry?!"
Ein paar Mal ertönte es, während ich durch den großen Raum lief, die meisten Kandidaten waren noch im anderen Raum, hofften Louis nochmal zu treffen. Die anderen waren schon raus aus dem Gebäude. Verwirrt drehte ich mich nun doch um, war der Meinung es mir nicht länger einbilden zu können und das tat ich auch nicht. Mir stockte der Atem, mein Herzschlag verschnellerte sich, machte dem eines Kolibris Konkurrenz. Meine Augen wurden groß, mein Mund trocken und ich wusste absolut nicht was ich tun sollte. Louis stand im Rahmen einer Tür, nur ein paar Meter entfernt von mir und nun wo ich stehen geblieben war, kam er auf mich zu.
Ich hatte ihm immer so viel sagen und an den Kopf werfen wollen, doch gerade war alles wie leergefegt. Ich konnte nicht glauben, dass das wirklich passierte. Louis weiterhin in meinem Blickfeld ging ich immer wieder ein paar Schritte rückwärts, wenn er auf mich zu kam. ,,Harry", meinte ich ihn murmeln zu hören und wie ferngesteuert schüttelte ich den Kopf. Das durfte nicht passieren, er durfte nicht das Gespräch suchen. Warum sollte er das überhaupt tum? Was wollte er jetzt noch von mir? Im Moment wusste ich nicht was ich sagen sollte, wo ich anfangen sollte. Meine Schritte der Flucht endeten, als ich mit dem Rücken an der Wand ankam, direkt neben mir die Tür zum Ausgang. Von Louis, der weiterhin näher kam, einen undefinierbaren Blick aufgelegt, schaute ich zur Türklinke und wieder zurück. Und schließlich ergriff ich die Flucht, öffnete die Tür und stürmte heraus, rannte solange bis ich in meinem Auto angekommen war.
Mein Kopf machte ein paar Mal Bekanntschaft mit meinem Lenkrad, einmal wurde die Hupe ausgelöst, sodass ich mich sogar noch erschreckte. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Ich hab Louis wirklich absolut gezeigt, wo ich ohne ihn stehe. Ein verzweifelter Mensch, der immernoch nicht über ihn hinweg ist und ihn nichtmal richtig anschauen, geschweige denn mit ihm reden kann. Dabei sollte er ein ganz anderes Bild von mir haben, eins wo er traurig wird, mich allein gelassen zu haben, aber jetzt so erbärmlich wie ich abgehauen war, war das kaum möglich. Auch wenn mich interessiert hätte, was er zu sagen hatte, ich konnte das nicht, nicht jetzt und auch nicht in Zukunft. Ich wollte es nicht, es würde einfach nur wieder alte Wunden aufreißen. Er würde mich wieder alleine lassen. Wütend über mich selbst fuhr ich schneller nach Hause, als die Polizei erlaubt, wischte hastig die wenigen Tränen weg, die sich immer mal wieder einen Weg über meine Wangen bahnten. Scheiß Tag, Scheiß X-Factor, Scheiß Louis.
Kaum war der Wagen eingeparkt stürmte ich ins Haus, Niall und Liam fand ich im Wohnzimmer, ihr Lachen verstummte sofort als sie mich hereinkommen sahen. ,,Wie siehst du denn aus? Als hättest du einen Geist gesehen", Liam kam geschockt auf mich zu und führte mich zum Sofa, auf welches ich mich fallen ließ. ,,Du hast doch geschrieben, dass du weiter bist und auch wenn Louis dein Mentor ist, solltest du doch nicht freuen?" Fragte Niall berechtigterweise, seine Hand streichelte meinen Rücken. ,,Louis hat mich angesprochen", brachte ich schließlich über die Lippen, meinen beiden Freunden fiel die Kinnlade herunter. ,,Was? Was wollte er?" Liam, der sich als erster gefasst hatte, fragte dies.
,,Keine Ahnung", murmelte ich, erhielt fragende Blicke. ,,Wir Kandidaten waren in einem Raum, also nur die Jungs Kategorie und nachdem wir die letzten Informationen erhalten hatten, konnten wir gehen. Die meisten sind noch da geblieben, weil sie hofften Louis nochmal zu sehen, aber ich bin gegangen. Kurz vor dem Ausgang hab ich ihn plötzlich meinen Namen rufen hören. Erst dachte ich das wäre Einbildung, bis ich mich umgedreht und ihn gesehen habe. Ich bin einfach weggerannt, ich bin so feige", ich legte mein Gesicht in meine Hände und atmete tief durch, um nicht wieder zu weinen. ,,Du bist nicht feige, nur weil du noch nicht bereit warst, dich wieder mit Louis zu konfrontieren. Dein altes Ich wäre ihm wahrscheinlich weinend in die Arme gelaufen, also sieh es als Fortschritt", sprach Liam, während Niall Louis nur als Arschloch betitelte und sagte, dass er jetzt auch nicht mehr versuchen brauchte, es wieder gut zu machen. Derweil versuchte ich mit dem Gedanken klarzukommen, Louis morgen schon wiederzusehen, was mir nun noch unangenehmer war, als vorher.
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Was Louis wohl wollte? Was hättet ihr an Harrys Stelle gemacht?Ich wünsche euch allen einen schönen dritten Advent💗
All the love xx
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You Have My Heart - Larry Stylinson
FanfictionAuf einen besten Freund kann man sich immer verlassen, man schwört sich das man sich durch nichts auseinander bringen lässt, doch was wenn die Umstände sich ändern? Louis und Harry waren seit Beginn der Highschool unzertrennlich. Die Liebe zur Musik...