Die halbe Nacht hatte ich wachgelegen und über Louis nachgedacht. Als Brendan um drei Uhr nachts vom Club wieder kam, hatte ich mich schlafend gestellt und erst als er im Bett gelegen hatte, wieder die Augen geöffnet. Mein Kopf tat weh, dafür konnte ich wieder einigermaßen klar denken und mir wurde schnell bewusst, dass es wirklich dumm gewesen war, den restlichen Kandidaten von Louis und mir zu erzählen. Auch wenn das gestern Abend in wenigen Sätzen abgehandelt wurde und sich heute wohlmöglich keiner mehr daran erinnern konnte, riskant war es trotzdem gewesen. Unabhängig davon, dass wir eigentlich alle Freunde waren, durch Louis hatte ich gelernt, das Erfolg einen verändern konnte und wer weiß, ob jemand diese Informationen benutzen würde, um mir Betrug vorwerfen zu können.
Louis Intention hinter seinem Auftreten gestern war mir immernoch ein Rätsel. Er hatte mir eigentlich nichts neues gesagt, nur ein weiteres Mal eine reingewürgt. Machte es ihm Spaß, mich leiden zu sehen? Ich hatte vielleicht einiges getrunken, aber konnte mich an alles erinnern und ich wünschte, ich würde es nicht tun. Weshalb wollte er mich unbedingt zurück zur Villa bringen? Besorgt war er ja wohl kaum und wieso störte ihn das mit Brendan so sehr? Kurz kam mir der Gedanke, ob er nicht vielleicht eifersüchtig war, aber das war doch unmöglich. Welchen Grund hatte er? Und wieso wollte er die Bedeutung meiner Songs wissen? Abgesehen davon, dass die Nachricht dahinter doch sowieso eindeutig war, stand das für mich nicht gerade für Professionalität, die Louis immer wieder verlangte.
Ab und an schien er einfach ein ganz anderer Mensch zu sein, nicht immer der, der mich aus seinem Leben streichen wollte, sondern manchmal auch wirklich verzweifelt und nichtsahnend, was er mit mir anfangen sollte. Er wollte gefasst wirken und immer so, als würde er wissen, was zu tun war, doch als er gestern erfahren hatte, dass ich den anderen Kandidaten von unserer damaligen Freundschaft erzählt hatte, hatte er kurz die Fassung und den Platz in seiner Rolle verloren, was auch immer das zu bedeuten hatte. Wie Zayn gesagt hatte, ich sollte und wollte nicht mehr alles glauben, was ich gesagt bekam, und bei Louis, der aus einem einzigen Widerspruch bestand, sowieso nicht mehr.
Am liebsten wollte ich ihn einfach ignorieren und vergessen, doch alleine die Umarmung gestern nach meinem Vorsingen und der kurze ruhige Spaziergang am Strand, all das hatte für mich kurz ohne Probleme gewirkt und meinen Körper zum kribbeln gebracht. Dabei wollte ich genau das vermeiden, ich wollte nicht weiter so für Louis fühlen, das ging in eine ganze falsche Richtung. Zumal er wieder einmal deutlich gemacht hatte, dass er nichts von mir wollte und ich nicht verstehen würde, warum das so war, obwohl er immernoch nicht versucht hatte, es mir zu erklären.
Auch wenn Liam und Niall gesagt hatten, ich solle abwarten, ich brauchte Antworten, zumindest eine Erklärung was er wirklich gestern von mir gewollt hatte. Er hatte mich wohl kaum aus dem Club geholt, um mir dasselbe wie vorgestern zu sagen, wonach ich nicht einmal gefragt hatte. Seufzend stand ich auf und zog mich auf leisen Sohlen an, um Brendan nicht zu wecken. Auch wenn Louis vielleicht noch am schlafen war, dann weckte ich ihn halt auf, wir waren damals beste Freunde, es wäre doch lächerlich, wenn wir nicht immerhin normal darüber reden könnten. In der gesamten Villa war es noch relativ ruhig, nur die Putzfrau fegte durchs Haus und wünschte mir einen guten Morgen, als ich an ihr vorbei ging.
Den Weg zu Louis Zimmer hatte ich mir gemerkt und ich stand kurz danach davor. Aus diesem ertönten jedoch Stimmen, weshalb ich vorerst nicht klopfte sondern lauschte, auch wenn ich wusste, dass sich das nicht gehörte. ,,...reden, Louis das musst du tun. Das ist das mindeste was du ihm schuldest. Du hast ihm so weh getan und wenn du schon nicht mit ihm befreundet sein möchtest oder es nicht kannst, nicht darfst, was auch immer, solltest du ihm immerhin erklären warum. Anders kann er einfach nicht mit dir abschließen. Er wird dir auf ewig hinterher trauern", hörte ich Zayns Stimme und bei dem Gedanken, dass es höchstwahrscheinlich um mich ging, zog ich die Stirn kraus.
,,Du stellst dir das so leicht vor Zayn, ich weiß das ich mich widersprüchlich benehme aber du weißt auch warum das so ist. Ich darf meine eigenen Gefühle nicht über die Allgemeinheit stellen, ich muss sie unterdrücken. Gestern Abend bin ich schon viel zu weit gegangen, als ich ihn aus dem Club geholt hab, wenn das jemand herausfindet, bekomme ich mächtige Probleme. Und am Ende hab ich mich doch nicht getraut, ihm irgendwas zu erzählen, obwohl ich es mir vorgenommen hatte, ich konnte ihn gerade noch so abschütteln. Ich kann ihm das nicht antun, indem ich ihn da mit reinziehe, ich darf das nicht", Louis klang verzweifelt, er fiel aus seiner Rolle als starker Juror der Sendung und Zayn schien tatsächlich mehr zu wissen, als er mir erzählt hatte, genau wie ich es vermutet hatte.
Aber wieso erzählte er mir nichts? Er wollte mir doch helfen, wieso hielt er mir solch scheinbar wichtigen Informationen vor? Bevor ich mit Louis weiterkam, musste ich eindeutig nochmal mit Zayn reden und herausfinden, was er wusste, was ich angeblich nicht wissen dürfte. Dieses Wissen würde mir dann in der Sache mit Louis hoffentlich auch weiterhelfen. ,,Du tust ihm weh Louis, ist es dir das alles wert? Ist es dir das wert, Harry zu verletzen?" Als Zayn meinen Namen aussprach, zuckte ich kurz zusammen, immerhin hatte ich nun die vollständige Gewissheit, das es um mich ging. ,,Um ihn zu beschützen, ist es mir das wert", erwiderte Louis. Vor was wollte er mich bitte beschützen? Es war jetzt nicht gerade so etwas wie eine dunkle Bedrohung im Anmarsch und das einzige, was mir weh tat, war Louis selbst, also worum ging es dort genau?
Ich kam mir vor, wie in einem schlechten Krimi, als hätte Louis irgendwelche Leichen im Keller, die er dringend vor mir verstecken wollte. ,,Weißt du was, Harry hat Recht. Du bist wirklich stur und total eingefahren in deiner Meinung und du solltest dringend noch einmal darüber nachdenken, was dir wichtig ist und dich entscheiden. Denn mit deiner aktuellen Einstellung kommst du absolut nicht weiter. Außerdem hab ich Hunger und geh jetzt nach unten etwas frühstücken. Wehe dir, du denkst nicht über die ganze Situation nach und tust endlich mal was dagegen." Als ich Zayn diesen Satz sagen hörte, womit er sich eindeutig für diesen Moment von Louis verabschiedete, nahm ich meine Beine in die Hand und rannte die Treppen hinab, um nicht aufzufliegen. Auch wenn ich Louis Antwort gerne noch gehört hätte, dann wäre ich sicher erwischt worden und das wollte ich nicht riskieren.
Ich stürmte in die Küche, wo zum Glück noch keiner war, die Jungs schliefen sicher alle noch. Und wenn ich Zayns Worten Glauben schenken konnte, wollte er auch gleich hier auftauchen, was für mich die beste Möglichkeit war, mit ihm zu reden, ihm zumindest von gestern zu erzählen und vielleicht so irgendetwas aus ihm heraus zu kriegen, was er mir bisher verschwiegen hatte. In eine Schüssel schüttete ich mir ein paar Cornflakes zusammen mit Milch und setzte mich daraufhin an den Tisch, tat so, als würde ich die ganze Zeit schon hier sitzen. Und Zayn hatte Louis nicht angelogen, wenige Minuten später kam er in die Küche und war fröhlich überrascht mich zu sehen. ,,Guten Morgen Harry, schon wach?"
,,Ja, mein Abend hat ein wenig früher als der, der anderen geendet", murmelte ich und schöpfte ein paar weitere Cornflakes auf meinen Löffel. ,,Warum das denn?" Zayn machte sich einen Kaffee und setzte sich zu mir. ,,Naja, Louis kam in den Club und hat mich daraus geholt, hat er irgendetwas zu dir gesagt?" ,,Nein, absolut gar nichts, ich hab ihn seit gestern Abend nicht mehr gesprochen", Zayn lügte mir einfach ins Gesicht und wäre ich nicht so neugierig, endlich Antworten zu bekommen, hätte mich das nun ernsthaft verletzt. Zum Glück wusste ich es besser. ,,Zayn, wir sind doch Freunde, oder?" Sofort nickte mein Gegenüber, den ich mittlerweile schon acht Jahre ein Teil meines Lebens nennen konnte. ,,Und du willst mir wirklich helfen?" ,,Natürlich Harry, worauf willst du hinaus?" Ich holte einmal tief Luft, bevor ich in Zayns braune Augen sah, in der Hoffnung, irgendwie an seine Seele zu appellieren. ,,Warum lügst du mich dann an?"
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Was Zayns Unterhaltung mit Louis wohl zu bedeuten hat? Und was Zayn darauf jetzt wohl antwortet? :(
All the love xx
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You Have My Heart - Larry Stylinson
FanfictionAuf einen besten Freund kann man sich immer verlassen, man schwört sich das man sich durch nichts auseinander bringen lässt, doch was wenn die Umstände sich ändern? Louis und Harry waren seit Beginn der Highschool unzertrennlich. Die Liebe zur Musik...