64 - hostilities

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So sehr Liam, Niall und Zayn auch versuchten mich abzulenken, mich zum Lachen zu bringen und mir den Abend nach all diesen Ereignissen zu versüßen, es funktionierte nicht. Die ganze Zeit spukte in meinem Kopf die Frage, wie das nun weitergehen würde, mit der Show, meiner Teilnahme, inwieweit das zukünftig mein Leben beeinflussen würde und vorallem, wie das nun mit Louis und mir weitergehen sollte. Natürlich wäre es schade, wenn ich aus den weiteren Live Shows ausgeschlossen werden würde, mir machte das Auftreten Spaß, ich hatte mit den Leuten dort, bis zum Fernsehbericht, Spaß gehabt, aber am wichtigsten war es mir, wieder eine Freundschaft mit Louis aufzubauen, da würde ich sogar freiwillig aus der Sendung austreten. Die letzten Jahre waren nicht so verlaufen, damit wir nun einfach alles wegwarfen.

Im Inneren hatte ich immer den Wunsch gehabt, dass das mit Louis und mir wieder werden würde, das wir in unsere alte oder in eine bessere Form finden würden. Auch wenn dabei längst vergessene Gefühle aufflammten, die konnten und mussten einfach warten, bis wir ein sicheres Band um unsere Freundschaft geknüpft hatten. Wie er hatte aber auch ich mir einen Selbstschutz zugelegt. Er hatte geglaubt, dass ich ihn nach seinem Sieg bei X-Factor gehasst hätte und hatte sich deshalb nicht mehr gemeldet und ich hatte mir eingeredet, dass er schon lange mit mir abgeschlossen hatte und ich besser lernen sollte, das gleiche zu tun. Aber weder hatte ich ihn gehasst noch hatte er mit mir abgeschlossen. Wir beide hatten uns auf dem Holzweg befunden und die Erkenntnis hatte zwar lange gedauert, aber sie war es allemal wert gewesen. Und es hat zu lang gedauert, um das jetzt einfach alles in die Tonne zu treten.

Die Nacht über schlief ich zusammen mit Zayn in meinem Bett. Er hatte angeboten, auf dem Sofa zu schlafen, falls ich alleine sein wollte, aber genau das Gegenteil war der Fall und da war ich froh, das einer meiner besten Freunde gerade mein Zimmer bezog. Obwohl eher war es nur Zayn, der schlief. Ich lag daneben, starrte an die Decke, umgeben von Dunkelheit, während mich meine Gedanken nicht in Ruhe ließen. Mein Magen schmerzte, krampfte ab und an, mein Kopf tat weh und alles schien sich zu drehen. So wälzte auch ich mich hin und her, bis Zayn davon irgendwann aufwachte. ,,Harry, bitte schlaf jetzt", grummelte er, ,,wir reden morgen nochmal", fügte er hinzu und hielt mich dann einfach fest in seinen Armen damit ich mich nicht mehr bewegen konnte. Seufzend gab ich mich diesem Schicksal hin, schloss die Augen und konnte irgendwann tatsächlich einschlafen.

Die Nacht war leider kurz, vor Zayn war ich schon wieder auf den Beinen, machte mich fertig und kochte ihm in der Küche danach einen Kaffee. Niall landete kurz nach mir in der Küche, wünschte mir einen Guten Morgen und schaltete dann den Wasserkocher ein, um uns Tee zu machen. Nachdem ich Zayn seine Tasse Kaffee gebracht hatte und wieder zurück in die Küche ging, war auch Liam schon da, goss das heiße Wasser in drei Tassen und fügte in jede einen Teebeutel. ,,Möchte Zayn sich auch einmal aus dem Bett bequemen?", fragte er schmunzelnd, wir drei setzten uns währenddessen an den Küchentisch. ,,Er sagte, er trinkt eben seine Tasse Kaffee und dann steht er auf. Ich hab die Nacht wohl ziemlich unruhig geschlafen und ihn öfter mal wach getreten", gestand ich, wodurch mir auch wieder einfiel, was heute anstand. Es war schon zehn Uhr, in vier Stunden müsste ich zurück beim X-Factor Haus sein, nur um dann sonst wohin gebracht zu werden. Ich hatte die Hoffnung, dass Louis auch da sein würde, aber wahrscheinlich war das ziemlich unrealistisch.

Einige Minuten später, Liam stand mittlerweile am Herd und machte Rührei, Aufbackbrötchen wurden im Ofen gerade warm, gesellte sich Zayn müde und verschlafen zu unserer Runde dazu. Er schenkte sich noch einen Kaffee ein und mir tat es sofort leid, ihn so wachgehalten zu haben. Vielleicht hätte ich besser auf dem Sofa schlafen sollen. Wir frühstückten gemeinsam, es fühlte sich gut an, endlich mal wieder Zuhause zu sein, auch wenn das wahrscheinlich gegen die Regeln war, aber gerade brauchte ich genau das. Ich hatte zu viel Angst, mein Handy anzumachen, hatte zu viel Angst, noch mehr Anfeindungen, noch mehr Hass zu begegnen, der an mich gerichtet war, weshalb ich es einfach in meine Jackentasche steckte und in Ruhe ließ. Auch der Fernseher blieb aus, zumindest die Nachrichtensendungen, stattdessen schalteten wir auf Netflix und überbrückten damit die letzten wenigen Stunden, die ich hier bleiben konnte.

,,Ich glaub, ich ruf mir jetzt schon einmal ein Taxi", murmelte ich, als die Uhr kurz nach eins anzeigte, meine Hände schwitzten jetzt schon, doch Zayn schüttelte den Kopf. ,,Ich fahr dich gleich, das ist kein Problem." ,,Danke", mein Blick glitt dankbar zu ihm und so konnte ich die letzten paar Minuten noch abschalten, ehe ich mich von Niall und Liam schon wieder verabschieden musste. ,,Halte durch Harry, egal was heute dort besprochen wird, egal was da noch passieren mag, wenn du nicht mehr kannst, dann ruf uns einfach an und wir kommen dich abholen", sprach Niall und umarmte mich fest. ,,Genau. Du kannst die Sendung jederzeit abbrechen, okay? Wir schaffen das schon", murmelte Liam in mein Ohr, nachdem er nach Niall seine Arme um mich geschlossen hatte.

Nach einem letzten ,,Auf Wiedersehen", trat ich mit Zayn aus der Tür, wir setzten uns schnell in sein Auto, um von niemandem erkannt zu werden und gleich darauf fuhr er los. Wenn er in Amerika war, stand dieser Wagen immer bei seinen Eltern. ,,Zayn, meintest du eigentlich ernst, was du gestern gesagt hast?", fragte ich in die Stille, nur die Musik aus dem Radio füllte sie leise. ,,Was meinst du?", stellte er mir die logische Gegenfrage, während er sein teures Auto durch den Londoner Verkehr lenkte. ,,Naja, dass Louis unseren Versuch, die Freundschaft neu zu beleben, mit Sicherheit nicht abbrechen möchte. Und das er sich öfter in den Jahren gewünscht hatte, mich an seiner Seite zu haben", murmelte ich und spielte mit meinen Fingern. ,,Ja, das meine ich ernst. In den letzten Jahren war ich so ziemlich Louis einziger Freund aus der alten Zeit", Zayn setzte bei den letzten beiden Worten Anführungszeichen in die Luft, ,,und dementsprechend viel hat er mir anvertraut.

Du hast dir solche Sorgen gemacht und solche Angst gehabt, dass er sich nur wegen der Gerüchte von dir abwendet, die musste ich dir einfach nehmen. Natürlich wird er sicher nicht begeistert sein, dass das mit eurer ehemaligen Freundschaft herausgekommen ist, durch einige Faktoren, die da mit hinein spielen, aber es sind immer noch nur Gerüchte, da findet man schon einen Weg, sie zu widerlegen", Zayn klang zuversichtlich und gab auch mir damit Hoffnung. ,,Und was wären das für Faktoren, die ihn das alles nicht so begeistert sehen lassen?" Zayn seufzte. ,,Unteranderem der Hass, den du jetzt abkriegst und die Vorwürfe, dass du betrogen hättest. Und dann noch anderes, dass ich dir leider nicht erzählen kann, aber das wird sich mit Louis sicher alles noch klären", Zayn tätschelte kurz meinen Oberschenkel und bald darauf erreichten wir das X-Factor Haus, vor dem er den Wagen parkte.

Es war kurz vor zwei, heute wurde eigentlich das Thema für die nächste Live Show bekannt gegeben und die neuen Songs für Samstag eingeübt, doch dem konnte ich nun leider nicht beiwohnen. Wie immer campierten ein paar Fans vor der Haustür, weshalb ich lieber nicht aussteigen wollte, bis ein schwarzer Van aufkreuzte, der mich sicher abholen wollte. Dies bestätigte sich mir endgültig, als zwei Produzenten ausstiegen, die mir noch von Ibiza bekannt waren. ,,Soll ich mit dir aussteigen?", fragte Zayn, doch dankend lehnte ich ab. ,,Ich denke, das würde die ganzen Gerüchte nur noch verschlimmern. Aber danke fürs Fahren und alles. Ich melde mich sobald ich kann", ich umarmte Zayn einmal umständlich, nachdem ich mich abgeschnallt hatte, stieg daraufhin aus und ging auf den Van zu, vor dem einer der Produzenten stand. Der andere war ins Haus gegangen, um mich wahrscheinlich zu holen.

,,Hallo", stammelte ich unsicher, was den Produzenten hochgucken ließ. Soweit ich mich erinnern konnte, war dieser auf Ibiza ganz nett gewesen. ,,Hey Harry, da bist du ja. Gibt ja einen ganz schönen Wind um dich, was? Aber mach dir keine Sorgen, okay? Wir regeln das gleich alles in Ruhe beim Hauptgebäude, kommt schon alles wieder in Ordnung", ich wünschte, ich könnte seinen Worten glauben schenken, aber leider war dem nicht so. Zudem hatte er meinen Namen etwas zu laut ausgesprochen, einige Fans hatten das gehört und drehten sich nun zu uns um, buhten mich aus oder riefen mir auch Worte wie ,,Betrüger", entgegen. ,,Am besten setzen wir uns schonmal in den Van", meinte der Produzent, als einige Teenager auf uns zukamen und kalter Angstschweiß auf meinem Körper ausbrach.

Ich nickte sofort, kletterte in das Auto und der Fahrer schloss vorsichtshalber ab, während der Produzent seinen Kollegen anrief, um ihm Bescheid zu sagen, dass er mich im Haus nicht auffinden würde, weil ich schon im Auto saß. Dementsprechend kam der zweite Produzent auch nach wenigen Minuten wieder, kämpfte sich durch die kleine Fanmasse aus geschätzten dreißig Leuten, setzte sich auf den Beifahrersitz und dann fuhr der Fahrer auch schon los. Ich hatte immer noch nicht den geringsten Schimmer, was mich erwarten würde. Ich hatte Angst. Ich fühlte mich allein und vor allem verloren.

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Wollen wir mal sehen, ob sich die Gerüchte da nun bereinigen lassen..wenn das der Fall wäre, glaubt ihr, der Hass gegen Harry würde aufhören? :(
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt