Gut geschlafen hatte ich wirklich nicht und auch wenn Louis mich erst um sechs Uhr abholen wollte, war ich schon um halb fünf auf den Beinen. Ich konnte sowieso nicht schlafen, also brachte es mir auch nichts, weiter im Bett herumzuliegen. Ich zog mich leise an, machte mich fertig und hinterließ einen Zettel auf meinem Bett, auf dem stand, dass ich heute den Tag zu Hause verbringen würde, um noch einmal alles zu verarbeiten. Brendan würde das sicher glauben und könnte deshalb auch die anderen davon überzeugen, dass meine Lüge der Wahrheit entsprach. Auch wenn schon Mittwoch war, ich weder das Thema der Live Show dieser Woche kannte, noch einen Song hatte, den ich bisher singen wollte, mich mit Louis zu treffen, seine Sichtweise der Dinge zu erfahren und hoffentlich zu hören, dass er weiterhin die Freundschaft mit mir aufbauen wollte, war mir einfach wichtiger.
Ich konnte die Sendung ja ohnehin nicht mehr gewinnen, also war es doch auch eigentlich egal, was ich hier veranstaltete, was ich sang und ob Leute für mich anriefen oder nicht. Um kurz nach fünf hatte ich mich dann schon in die Garage geschlichen. Ich wusste, dass einige der Kandidaten sehr früh aufstanden, meist gingen sie joggen, danach frühstücken und daraufhin wiederum üben, bis ihre Stimmbänder nicht mehr mitspielten. Und tatsächlich hörte ich um halb sechs die ersten Schritte auf der Treppe und auch wenn eigentlich niemand in die Garage kommen sollte, machte ich dennoch das Licht aus und versteckte mich hinter einem Stapel Kartons, indem sich Notenständer befunden hatten. Sofort erinnerte mich das daran zurück, wie Louis und ich uns kennengelernt hatten, durch unseren Zusammenstoß, an das Oops und das Hi, wie unbeschwert zu dieser Zeit noch alles war und ich wünschte mir das einfach zurück.
Louis fuhr mit seinem Auto pünktlich um sechs Uhr in die Garage. Er hatte als einer der vier Juroren eine Fernbedienung, womit sich das Tor öffnen und schließen ließ, deshalb war es kein Problem, mich hier abzuholen. Nachdem er sein Auto geparkt hatte, schloss sich das Garagentor wieder und ich schaltete das Licht ein, damit Louis wusste, das ich anwesend bin. Bevor ich jedoch auf der Beifahrerseite einstieg, ging ich zur Fahrerseite und klopfte dort gegen die Scheibe. Verwundert öffnete Louis das Fenster. ,,Hey Harry, wieso steigst du nicht ein?", fragte er und das wollte ich gleich auch tun, aber erstmal war für mich etwas anderes wichtig. ,,Bitte steig aus", erwiderte ich nur, ohne ihm zu antworten, wodurch er noch verwunderter wurde. ,,Warum?" ,,Bitte steig aus", wiederholte ich mich, fast schon flehend, was Louis zum Glück endlich dazu brachte, seinen Anschnallgurt zu lösen und auszusteigen.
,,Was jetzt?", fragte er, als er vor mir stand und anstatt etwas zu sagen, schloss ich meine Arme um ihn und atmete erleichtert auf. Als Louis mich dann ebenfalls umarmte, hätte ich vor Glück weinen können, die Tränen, welche mir in den Augen standen, kamen aber eher durch die allgemeine Erleichterung. ,,Genau das hab ich jetzt gebraucht", murmelte ich an seinen Hals, mir entging die Gänsehaut nicht, doch auch ich war mir sicher, dass er mein schnelles Herz klopfen hören konnte. ,,Ich war wirklich nicht der Vorzeige-Beste Freund, aber das du mich hierzu überredet hast, unserer Freundschaft noch eine Chance zu geben, macht mich wirklich glücklich", erwiderte Louis, drückte mich noch etwas fester und ließ mich in seinen Armen geborgen fühlen. ,,Dennoch müssten wir jetzt los, bevor die Gesangslehrer kommen. Wir haben schließlich einiges zu klären."
Ich nickte an seine Schulter, genoss noch für kurze Zeit die Umarmung, ehe wir uns lösten und ins Auto stiegen. Mein Herz machte einen Hüpfer als Louis, kaum das wir das X-Factor Haus hinter uns gelassen hatten, eine Hand auf meinen Oberschenkel legte. Ich fühlte mich wohl damit und konnte förmlich spüren, wie wir immer weiter bergauf kletterten. ,,Wo fahren wir hin?", fragte ich irgendwann, Louis führte uns geschickt durch den Londoner Verkehr. ,,Zu mir nach Hause", erwiderte er und sofort machte ich große Augen. ,,Zu dir nach Hause heißt wohin? Ich weiß ja nicht, wie viele Häuser du so besitzt", murmelte ich beschämt, es gab so viel über meinen ehemaligen besten Freund, das ich nicht wusste, das ich erst lernen musste.
,,Zu meinem Zuhause hier in London", entgegnete Louis aber bloß mit einem kleinen Lächeln, ,,und wenn das hier alles klappt, zeig ich dir natürlich auch mal mein Zuhause in Los Angeles." Ich erstarrte, ich war noch nie in Amerika, aber das Louis schon so weit voraus dachte, obwohl er zu wissen schien, was die letzten Tage in meinem Leben passiert war, beruhigte mich. Eine halbe Stunde dauerte die Fahrt, Louis fuhr in eine Gegend der Reichen und Berühmten, dem Stadtteil Barnet, selbst Amy Winehouse soll hier gelebt haben. Das Auto hielt vor einem Tor, Louis öffnete sein Fenster, hielt seinen Daumen an ein Gerät neben dem Zaun und gleich darauf öffnete sich das Gatter. Sobald Louis auf die Auffahrt gefahren war, schloss es sich wieder und er parkte das Auto neben zwei anderen, die hier herum standen.
Ich starrte währenddessen nur aus dem Fenster und musterte die Festung, die Louis sein Zuhause nannte. Es war eine weiße Villa, riesengroß und die Fensterrahmen waren beige angestrichen. Die Haustür war schwarz und hatte, wie ich es aus der Entfernung erkennen konnte, einen goldenen Türknauf. Ich wusste nicht, wozu man alleine so viel Platz brauchte, aber hinterfragen tat ich es auch nicht. Das war wohl eine Sache, wenn man viel Geld hatte, man leistete sich dementsprechend teure, große und viele Sachen. ,,Kommst du?", fragte Louis, er war schon ausgestiegen, hielt seine Autotür aber noch offen. Ich nickte schnell und stieg hastig aus, folgte Louis über den Hof ins Innere des Gebäudes. Das hier war noch einmal eine ganz andere Hausnummer als Ibiza.
,,Willkommen bei mir Zuhause", Louis entledigte sich seiner Jacke und seinen Schuhen und lud mich ein, dasselbe zu tun, was ich dann auch tat. Das erste was mir auffiel, als ich weiter in den Flur trat, war ein großes Gemälde von Jay, welches an der Wand über einer Kommode hing. Auf der Kommode selbst stand ein Bilderrahmen mit einem Foto, auf welchem die ganze Familie zu sehen war. ,,Wenn es dich interessiert, kann ich dir später gerne eine Haustour geben, aber ich glaube wir beide wollen jetzt erst einmal einiges besprechen." ,,Ja, das denke ich auch", stimmte ich zu, ich konnte mir jetzt kein teures Haus angucken, in dem Wissen, dass noch so viel von Louis und mir besprochen werden musste, was momentan zwischen unserer Freundschaft stand.
,,Komm, wir gehen in die Küche", durch den relativ kurzen, hell erleuchteten Flur, folgte ich Louis durch die zweite Tür, durch welche man in die Küche gelangte. Zwei Fenster boten einen Blick über das riesige Grundstück, den großen Garten, auf welchem Louis sich sogar sein eigenes kleines Fußballfeld aufgebaut hatte. Bald würde hier sicher alles zugeschneit sein, wenn der Winter einsetzte und vielleicht hatte Louis dann ja sogar Lust, einen Schneemann mit mir zu bauen oder eine Schneeballschlacht zu veranstalten. Die Küche selbst war auch riesengroß und sehr modern. Die Arbeitsfläche war aus Marmor und eine Kücheninsel, auf welcher sich auch der Herd befand, stand nahe der restlichen Küchentheken. Louis hatte uns, während ich alles beobachtet und kennengelernt hatte, Tee gemacht und damit gingen wir nun weiter ins Wohnzimmer. Auch dieses war riesig, so viele Eindrücke prasselten auf einmal auf mich nieder und als ich ein Bild von uns beiden entdecke, welches an der Wand hing, konnte ich nicht anders als zu lächeln.
Wir machten es uns auf dem grauen Ecksofa gemütlich, stellten die Tassen auf dem Couchtisch ab und sahen einander für kurze Zeit an. Das alles erinnerte mich an die Situation in Holmes Chapel, als wir in dem Haus waren, in dem Louis aufgewachsen war. Dort hatten wir beschlossen, es mit der Freundschaft wieder zu versuchen, trotz allen Rätseln und Geheimnissen, die von seiner Seite aus noch ausgingen, und über diesen Moment könnte ich nicht glücklicher sein. ,,Louis, worüber ich mit dir jetzt seit Montag sprechen wollte, sind die Gerüchte. Du wolltest das zwischen uns ja erstmal geheim halten, genau deswegen, wegen dem Hass und all sowas, jetzt verstehe ich es erst recht und es tut mir leid, dass ich auf Ibiza meine Klappe nicht gehalten habe. Aber deswegen muss ich jetzt unbedingt wissen, wie du dich dabei gefühlt hast, hast du den Fernsehbericht überhaupt gesehen? Ich kann es nicht ertragen, solltest du wütend auf mich sein, ich hab gerade das Gefühl, meinen besten Freund zurück zu bekommen, ich will dich nicht wieder verlieren. Soll ich irgendwas tun, um das wieder gut zu machen? Bist du wütend auf mich?"
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Was wird Louis wohl antworten? Wie ist seine Sicht der Dinge? :(
All the love xx
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You Have My Heart - Larry Stylinson
FanfictionAuf einen besten Freund kann man sich immer verlassen, man schwört sich das man sich durch nichts auseinander bringen lässt, doch was wenn die Umstände sich ändern? Louis und Harry waren seit Beginn der Highschool unzertrennlich. Die Liebe zur Musik...