Zu meinem eigenen Erstaunen verbrachte ich den ganzen restlichen Tag bei Louis. Er hatte wirklich alles für mich abgesagt und nachdem sein Handy einige Male geklingelt hatte, hatte er es einfach ausgeschaltet. Ich hatte schon Sorge, dass er mich nachdem Gespräch über den Vertrag ganz schnell wieder loswerden wollte, einfach nur weil immer noch nicht vollständig in meinem Kopf angekommen war, das wir unsere Freundschaft beide wirklich wieder aufbauen wollten. Doch der ganze Tag war wie früher, wir tranken Tee, aßen Schokolade, schauten einen Film und irgendwann kam es zu einer Kissenschlacht im Wohnzimmer. Dabei ging eine Vase zu Bruch, von der Louis mir versicherte, dass das nicht der Rede wert sei und auch wenn sie teuer ausgesehen hatte, ich hätte dadurch sicher niemals das Geld, sie zu ersetzen.
Wir sprachen über Dinge, fernab von X-Factor, nicht über Musik, Verträge, die Arbeit, Freunde oder die Vergangenheit. In diesem Moment zählte das einfach alles mal nicht, es zählten nur Louis und ich und das wir mal wieder ausreichend Zeit miteinander verbringen konnten, wie es schon lange nicht mehr der Fall war. Ich war fast schon ein wenig traurig, okay zugegebenermaßen stand ich kurz davor zu weinen, als der Tag dann sein Ende fand und ich zurück ins X-Factor Haus kehren musste. Da Louis und ich leider einstimmig beschlossen hatten, dass es nun auch zu gefährlich war, wenn er mich zurückbrachte, da zu viele Augen uns sehen konnten, was alles sofort wieder zerstören würde, fuhr er mich mit dem Auto ein wenig aus der Gegend der Reichen und Schönen hinaus und an einer Ecke stieg ich dann aus, um mir für die restliche Strecke ein Taxi zu besorgen.
Auch wenn ich genügend Geld für die Taxifahrt dabei gehabt hätte, Louis bestand darauf zu bezahlen, da er mich schließlich auch heute Morgen abgeholt hatte und so drückte er mir, nach einer abschließenden Umarmung im Auto, noch etwas Geld in die Hand, ehe ich ausstieg und wiederum ins Taxi einstieg. Ich hatte ein dauerhaftes Lächeln auf den Lippen. Dies war definitiv einer der besten Tage seit langem und da gab es gar nichts zu diskutieren. Dem Jungen, den ich über acht Jahre lang vermisst hatte, mit dem ich immer abschließen wollte, um den Schmerz nicht mehr zu spüren, plötzlich wieder so nahe zu sein, wieder mehr aus seinem Leben zu erfahren, allein schon mit ihm sprechen zu können, es machte mich zum glücklichsten Menschen dieses Universums.
Und vielleicht würde ich sogar irgendwann erfahren, was den Menschen, der mich so glücklich machen konnte, wiederum so unglücklich machte. Wann immer all das, wovon Louis sprach, ein Ende haben würde, würden sich die Geheimnisse und Rätsel auflösen. Zumindest hoffte ich darauf, denn ich für meinen Teil hatte gar keine Geheimnisse vor Louis. Selbst obwohl ich durch den Vertrag eigentlich dazu verpflichtet gewesen wäre. Wir sprachen so oft davon, niemandem mehr zu vertrauen, aber bei Louis gab es für mich nur diese eine Option, ihm zu vertrauen. Er war immer meine Bezugsperson gewesen, mit der ich über alles reden, weinen und lachen konnte, dies hatte sich bis heute nicht geändert, denn auch wenn Louis seit 2010 konstant alle Versprechen gebrochen hatte, die er mir jemals gegeben hatte, nie hatte er irgendetwas negatives über mich ausgeplaudert oder jemandem meine Geheimnisse verraten, somit hatte er mein Vertrauen auch noch fast vollständig inne.
So unsicher wie er von Beginn an war, seit wir in Holmes Chapel beschlossen hatten, dieser Freundschaft noch eine zweite Chance zu geben, so unsicher wie er selbst gestand zu sein, durch meinen Vertrag, durch Dinge, die er mir nicht sagen konnte, hatte ich immer noch Angst, dass er es sich vielleicht noch anders überlegen könnte. Das er den leichteren Weg wählen und doch keinen Kontakt mit mir haben wollen würde, um sich das Leben leichter zu machen. Doch ich hoffte inständig, dass ich ihm wirklich wichtig genug war, um mich kein weiteres Mal zu verletzen, auch wenn das eine Bedingung für diese Freundschaft gewesen war. Und zudem hoffte ich, dass er auf Zayns Worte und auf die Worte seiner Mutter hörte, um sich ins Gedächtnis zu rufen, wie wichtig ihm diese Freundschaft in vergangenen Tagen gewesen war und wie sie ihm vielleicht in Zukunft auch weiterhelfen könnte.
Sobald das Taxi mich beim X-Factor Haus abgesetzt hatte, kam ich erst einmal nicht dazu, weiter nachzudenken oder mich darüber zu freuen, wie schön der Tag mit Louis gewesen war. Da die nächste Live Show näher rückte, waren auch heute Abend wieder besonders viele Fans der Kandidaten vor den Zäunen und natürlich waren sie auch sofort aufs Taxi aufmerksam geworden und versuchten nun durch die dunklen Scheiben zu erkennen, wer da drinnen saß. Ich bedankte mich beim Fahrer, zahlte ihm, was Louis mir gegeben hatte und stieg dann aus. Sofort begannen einige Fans, freudig meinen Namen zu rufen. Es bewies mir einmal mehr, das Louis Recht hatte, dass nicht alle mich verabscheuten. Ich achtete gar nicht weiter auf diejenigen, die sich enttäuscht abwandten, sondern konzentrierte mich allein auf die, die Autogramme, Fotos und sich einfach mit mir unterhalten wollten.
Sie versicherten mir, sowie Louis es getan hatte, dass nicht jeder den Gerüchten glaubte und viele sich mehr als sicher waren, dass ich nicht betrogen hatte, was ja auch der Fall war. Ich bedankte mich bei ihnen allen und auch wenn ich es immer noch als seltsam empfand, Autogramme zu verteilen und mich wahrscheinlich nie daran gewöhnen würde, für den einen Moment konnte ich es wirklich genießen, da mir somit noch einmal ganz deutlich gezeigt wurde, dass der Hass nichts im Vergleich zu dem wert war, was man von den Menschen bekam, die einen mögen. Sie fragten mich auch nach meinem nächsten Song, nach dem Thema für die Live Show und auch wenn ich weder das eine noch das andere parat hatte, tat ich so, als wäre alles ein große Geheimnis und das sie sich auf meinen Song freuen könnten. Auch wenn ich noch keinen Plan hatte, was ich singen würde, dass mussten sie ja nicht wissen.
Sobald alle glücklich mit Fotos und Autogrammen versorgt waren, ging ich dann ins X-Factor Haus hinein, wo Brendan schon an der Tür stand und mir diese geöffnet hatte. Er begrüßte mich mit einer Umarmung und war sichtlich erleichtert, mich wieder im Haus zu wissen. ,,Hey, wie geht es dir? Hat dir der Tag Ruhe zu Hause noch einmal etwas gebracht?", fragte er und auch wenn ich mich schlecht fühlte ihn anzulügen, vielleicht könnte ich ihn ja irgendwann über alles aufklären. ,,Mir geht es wirklich besser, ich konnte mir über alles noch einmal Gedanken machen und bin jetzt auf jeden Fall motiviert für die nächste Live Show. Auch wenn ich weder Song noch Thema habe", sagte ich schmunzelnd, ,,wie war dein Tag?" ,,Es war öde ohne dich. Wir haben die ganze Zeit geprobt, aber wurden ständig von irgendeinem Kandidaten unterbrochen, der reinkam und gefragt hat, wo du steckst", antwortete Brendan und ließ mich schuldbewusst zu Boden blicken.
,,Tut mir leid, ich wollte dir nicht solche Unannehmlichkeiten bereiten." ,,Ach quatsch Harry, das hast du nicht. Ich kann doch voll verstehen, weshalb du heute noch einmal einen Tag Auszeit brauchtest. Nur nachdem die dich alle aufs übelste niedergemacht haben, nun solch ein Interesse vorzuheucheln macht mich wahnsinnig", antwortete Brendan und das war mit Sicherheit eins der bösesten Dinge, die ich ihn bisher sagen hören habe, weshalb ich unpassenderweise kurz grinsen musste. ,,Du musst dir keine Sorgen machen, ich vertraue diesen Menschen auch nicht und möchte auch nicht mehr mit ihnen zu tun haben als nötig, da können sie noch so viel Interesse vorheucheln", gab ich zurück, war derweil aus meinen Schuhen und meiner Jacke geschlüpft. ,,Da bin ich beruhigt. Wollen wir noch gemeinsam Abendessen und dann vielleicht etwas früher ins Bett? Dann könnte ich dir morgen bei der Songauswahl helfen, bevor die Gesangslehrer kommen", schlug Brendan vor, was mich sofort dankbar zustimmen ließ, denn momentan wusste ich wirklich noch nicht, was ich Samstag singen sollte und morgen war schon Donnerstag.
So war es gesagt getan und nach einem gemeinsamen Abendessen, bei dem sich auch Dalton dazugesellte, gingen wir auch schon ins Bett, nachdem ich mich noch einmal schnell abgeduscht hatte. Ich wünschte mir, dass jeder Tag so werden würde, wie der heutige, dass ich ihn ganz unbeschwert mit Louis verbringen konnte, aber leider war das momentan nicht möglich, dennoch hoffte ich in der Zukunft darauf. Sobald wir aber am nächsten Morgen aufgestanden waren, gefrühstückt und uns fertig gemacht hatten, gerade dabei waren, in den Musikraum zu gehen, da kam plötzlich eine Horde von Kameramännern ins Haus. Ich wusste nicht weshalb, aber auf einen Schlag war ich nervös, meine Handflächen begannen zu schwitzen und ich ahnte übles. Das so viele Kameras im Haus waren, war sonst eigentlich nur Dienstags der Fall und sofort standen so gut wie alle Kandidaten unten im Flur, um zu erfahren was hier los war.
___
Würdet ihr Brendan die ganze Wahrheit anvertrauen? Und warum kommen jetzt wohl so viele Kameras ins Haus? Was ist da los?😳
All the love xx
DU LIEST GERADE
You Have My Heart - Larry Stylinson
FanfictionAuf einen besten Freund kann man sich immer verlassen, man schwört sich das man sich durch nichts auseinander bringen lässt, doch was wenn die Umstände sich ändern? Louis und Harry waren seit Beginn der Highschool unzertrennlich. Die Liebe zur Musik...