6 - judges houses

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AUGUST 2010

Das Wochenende ging viel zu schnell rum und bevor ich es richtig realisieren konnte saß ich am Sonntagnachmittag schon wieder im Flugzeug nach Manchester, von wo mich meine Mutter und ihr Freund abholten und zurück nach Hause brachten. Am Samstag waren Louis und ich mit Liam, Zayn und Niall in London unterwegs gewesen und danach hatte ich meinen besten Freund glücklicherweise endlich Mal ein paar Stunden für mich, ohne Kameras, Moderatoren oder irgendwelchen anderen Teilnehmern. Wir hatten im Bett gelegen, geredet, rumgealbert, es war einfach perfekt, wie vor der Teilnahme bei X-Factor und ich vermisste das jetzt schon wieder. Stattdessen musste ich in der Schule sitzen, die Uhr an der Wand anstarren und daran denken, dass Louis gerade im Flugzeug saß und fünfundzwanzig Stunden nach Melbourne flog.

Er lebte gerade seinen Traum und ich könnte nicht glücklicher für ihn sein. Dennoch war es fast schon unvorstellbar, dass wir noch vor zwei Wochen nur zehn Minuten auseinander gelebt hatten und uns nun über zehntausend Meilen trennten. Daran durfte ich gar nicht zu lange denken, sonst könnte ich wieder so mit dem Weinen anfangen. Sobald es zum Schulschluss geklingelt hatte, packte ich meine Sachen flott zusammen und stürmte schon fast aus der Schule. Ohne Louis wollte ich dort nicht länger verbringen als nötig und auch den endlosen Fragereien aus dem Weg gehen. Lieber saß ich den ganzen Tag zuhause in meinem Bett, starrte das Telefon an, wartete auf einen Anruf von Louis und dachte daran, dass in etwas weniger als zwei Wochen die Sommerferien anfingen. Sollte Louis in die Live Shows kommen, dann hatte ich aber nichtmal dort die Chance ihn wirklich zu unterstützen, da diese erst im Oktober anfingen und ich dann schon wieder in die Schule musste. Es war verflucht.

Am Abend des zweiten August, für Louis war es der Morgen des dritten Augusts aufgrund der Zeitverschiebung, meldete er sich dann endlich. Er war so müde und schlief immer wieder ein, weil er den Flug über nur knapp zwei Stunden geschlafen hatte. Deshalb fragte ich auch nicht viel, nur wie die Anreise war und dann ließ ich ihn schlafen, mit einem ruhigen Lied, das ich ihm vorsingen sollte. Die nächsten zwei Abende konnte Louis gar nicht telefonieren und fast bekam ich schon Zweifel und Angst, wie der braunhaarige mir dann aber am vierten Abend erklärte war das völlig unbegründet. Er beschrieb mir die wunderschöne Natur in Melbourne, die Villa, in der die acht Jungs für die nächste Woche lebten und machte mich ziemlich neidisch, mit all den Dingen, die er dort erlebete. Vieles davon hatten wir eigentlich mal geplant zusammen zu unternehmen. Aber dem war jetzt wohl nicht mehr so.

Weiter erzählte er mir, wer Danniis Gastjuror war, nämlich die Schauspielerin und Sängerin Natalie Imbruglia, die das Lied Torn bekannt gemacht hatte. Diese würde Dannii helfen, die Kandidaten für die Live Shows auszuwählen, was pro Kategorie nur drei Leute waren. In den Live Shows selbst wurde aus jeder Kategorie mit einer WildCard nochmal jemand zurückgeholt, sodass es am Ende insgesamt sechzehn Kandidaten waren. Ich konnte mir gar nicht vorstellen unter welchem Druck sie damit standen, sie waren acht Jungs, verstanden sich alle super und mussten sich trotzdem ausstechen. Ich war ja schon bei den Auditions beinahe zusammengebrochen, an Louis Stelle würde ich wahrscheinlich jetzt mit dem Erdkern verschmelzen, um dort irgendwie raus zu kommen. Alles in allem schien Louis die Woche jedoch mehr als nur gut zu gefallen und er versicherte mir immer aufs neue, dass sich sein Traum gerade erfüllte. Nun war es nicht mehr unser, sondern nur noch sein Traum.

Er erzählte mir von den zwei Songs, die er unter all dem großen Druck vorbereiten musste, damit er es in die Live Shows schaffte und mitten im Telefonat fing er dann an zu weinen. ,,Ich brauch dich Harry. Ich sitz hier in Australien und keiner versteht, warum ich meinen besten Freund so vermisse, obwohl wir uns ja erst vor drei Tagen gesehen haben. Ich weiß nicht was ich machen soll. Der Song gestern war ganz okay, aber ich hab die Kritik gekriegt, dass man merkt, das mich was beschäftigt und wenn der nächste Song nicht gut läuft, dann kann ich einpacken", schluchzte der Junge mit den wunderschönen blauen Augen in den Hörer, was mir im Herzen weh tat. ,,Lou, jetzt hör mir mal zu. Hättest du es soweit geschafft, wenn die dort kein Talent in dir gesehen hätten? Wärest du jetzt in Australien, würde man dort nicht an dich glauben? Und ich vermisse dich auch so sehr Boo, aber so oder so, nach den Judges Houses kannst du erstmal wieder für ein paar Tage nach Hause kommen, unabhängig davon ob du es in die Live Shows schaffst oder nicht.

Ich meine natürlich wirst du es schaffen, aber halte dich an den Gedanken fest, das wir uns bald wiedersehen okay? Und dann rock den nächsten Song für mich und hau sie alle vom Hocker", versuchte ich Louis zu überzeugen, was auch zu funktionieren schien. Er seufzte einmal tief und fasste dann wieder neuen Mut. ,,Okay, du hast wohl recht, danke Hazza. Ich werde so bald es geht wieder anrufen, aber die Jungs und ich wollen jetzt noch einen Spieleabend veranstalten, wenn das in Ordnung ist", meinte Louis dann plötzlich und ließ mich damit einmal seufzen. Unsere Telefonate wurden immer kürzer und natürlich wollte ich Louis in diesem Stress allen Freiraum geben, der möglich war, aber er fragte mich nichtmal mehr, wie mein Tag war, wie es in der Schule lief oder sonst irgendwas. Er erzählte nur noch, was so bei ihm passierte und dann musste er meistens schon wieder auflegen.

Trotzdem sagte ich auch jetzt wieder nichts dagegen, verabschiedete mich von ihm und legte auf. Ich würde mich sicher nicht mit ihm über die Entfernung hinweg streiten, das würde schon alles wieder besser werden. Ermüdet von dieser ganzen Situation legte ich das Telefon weg und lief nach unten in die Küche, um mir einen Tee zur Beruhigung zu machen. Robin war arbeiten, aber meine Mutter saß in der Küche, bereitete das Abendessen zu und sah mich traurig an. ,,Eure Telefonate werden auch immer kürzer, geht es dir gut Harry?" Stellte meine Mutter fest und legte kurz die Paprika, die sie gerade für den Eintopf schnitt, beiseite. ,,Er hat nur viel Stress Mum, das wird sicher wieder besser", versuchte ich ihn in Schutz zu nehmen und schaltete den Wasserkocher ein. ,,Das sagst du jetzt mein Schatz, aber wenn ihm die Aufmerksamkeit zu Kopf steigt, was machst du dann? Du stehst doch schon jetzt in der Schule nicht gern im Mittelpunkt."

Mit ihrem gutmütigen Blick sah sie mich an und ich wusste, das sie es nur gut meinte, dennoch bekam ich Angst, da an ihren Worten durchaus etwas wahres dran sein könnte. Trotzdem versuchte ich Hoffnung und Haltung zu bewahren. ,,Ich werde dann für ihn da sein und ihn von der Aufmerksamkeit ablenken, damit sie ihm nicht zu Kopf steigt. Das ist sein größter Traum, was für ein bester Freunde wäre ich, würde ich ihn darin nicht unterstützen?" Murmelte ich und schüttelte dann sofort den Kopf, für mich stand das gar nicht zur Auswahl, für mich gab es nur die eine Option, Louis zu unterstützen. ,,Ich verstehe schon Harry, aber ich mach mir doch auch nur Sorgen. Man hört ja manchmal so Geschichten, was aus den ganzen Prominenten wird", meine Mutter stand nun neben mir und nahm mich einmal in den Arm. Schmunzelnd verdrehte ich aufgrund ihrer Aussage die Augen, holte mir eine Tasse aus dem Hängeschrank und einen Teebeutel aus dem Regal.

Dazu schenkte ich das aufgekochte Wasser in die Tasse und ließ den Tee ziehen. ,,Noch ist Louis nicht prominent und er wird immer mein Lou bleiben und ich sein Hazza. Fünf Jahre dieser Freundschaft schmeißt man ja nicht einfach so weg, nur weil man plötzlich berühmt ist", sagte ich ziemlich überzeugt davon, dass Louis mich niemals im Stich lassen würde und entfernte kurze Zeit später den Teebeutel. ,,Ich geh nach oben, noch meine restlichen Hausaufgaben erledigen, okay?" Meine Mutter nickte, gab mir einen Kuss auf die Stirn und setzte sich dann wieder an den Tisch, um das Essen zuzubereiten. ,,Ich ruf dich, sobald es Abendessen gibt, versuch dich wegen Louis nicht zu viel zu Sorgen", rief sie mir noch hinterher, bevor ich meine Zimmertür schließen konnte. Wenn diese fünf Jahre Freundschaft nicht kostbar waren, dann wusste ich auch nicht mehr weiter.

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Könnt ihr Harrys Mutter verstehen? Wie wird es wohl werden, wenn Louis vor den Live Shows nach Hause kommt? So wie früher..? :(
All the love xx

You Have My Heart - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt