Bram

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Tief durchatmend wappne ich mich für die Person, die gleich in den Seminarraum treten wird. Im Grunde liebe ich mein Collegeleben. Ich liebe meine Fächer, auch wenn sie mir manchmal den Schlaf rauben. Alles ist perfekt. Und doch gibt es immer eine Sache, die alles vermiesen kann. Und dieser Grund kommt gerade in den großen Raum. "Ich frage mich, wer sich diesmal neben dich setzten wird." trällert Maddy rechts von mir und ich werfe ihr einen vernichtenden Blick zu. Sie weiß, wie sehr ich es hasse und doch zieht sie mich damit auf.
"Das ist nicht mehr witzig. Wegen ihm setzen sich andere ungern neben mich oder meiden mich sogar, weil sie Angst haben." presse ich leise hervor und sehe mit verzerrtem Gesicht auf meinen Hefter. Ich möchte ihn nicht einmal ansehen. Dabei spüre ich schon fast, wie er die Stufen empor steigt.
"Ach komm. Genieße doch, dass wenigstens ein gutaussehender Typ versucht, sich dir zu nähern."
Genervt werfe ich den Kopf in den Nacken, bevor ich sie wieder ansehe, was meine Haare mitschwenken lässt, die ich heute mal hochgebunden habe. Das verschmitze Grinsen auf ihrem aufgetakelten Gesicht verrät mir, dass sie es nicht ernst meint. Aber in jedem Wort steckt immer ein Stück Wahrheit.

Müde sehe ich wieder zur Tafel, wo unser Professor seine Papiere vorbereitet, nachdem er wieder später als gewohnt angekommen ist. Im Augenwinkel brennt sich die - wie fast immer - in schwarz gekleidete Person ein, als er sich an die eine Studentin am Rand vorbeiquetscht und über die lange Bank zu mir rutscht.

"Hey, Willow. Diesmal nicht zu spät, wie ich sehe." ertönt seine dunkle Stimme neben mir. Aber ich würdige ihm nicht einmal eines Blickes, egal, wie sehr sein Aussehen manchmal dazu einlädt.
"Hallo, Bram." brumme ich nur, "Ich war bisher nur einmal zu spät." Ich sehe nur sein verschmitztes Grinsen im Augenwinkel, bevor er Maddy begrüßt. Ich bin glücklich, dass er nur in diesem Kurs mit mir ist. Sonst hätte ich ihm schon längst die Meinung gesagt.

Seufzend öffne ich meinen Hefter und tue auf beschäftigt. Wenigstens hat er keine so große Klappe. "Kann ich mir deine Notiz vom letzten Mal abfotographieren? Bin nicht so ganz mitgekommen." fragt meine beste Freundin und ich schiebe ihr das Gefragte hin, bevor die Vorlesung beginnt.
Und obwohl Bram nichts sagt, verursacht er mit seinen Seufzern oder seinen immer bewegenden Händen, dass ich ganz schön angepisst werde. Ich weiß nicht wieso ich so auf ihn reagiere. Normalerweise bin ich immer gelassen und geduldig. Aber ha! Natürlich weiß ich es: Weil er den letzten Monat nicht von mir ablassen wollte. Und ab einem gewissen Punkt kommt man an seine Grenzen. Maddy sagt immer, dass es was heißen muss und da hat sie vielleicht nicht unrecht, aber er kann doch Signale bestimmt lesen. Er ist einfach nicht mein Typ. "Ihr steigert euch zu sehr in diesen Kurs rein. Es ist nur amerikanische Literatur. Nichts schweres." brummt Bram irgendwann und wir beide sehen ihn an. Seine haselnussbraunen Augen sehen direkt in meine grünen.
"Sagt der, der den Kurs nochmal machen muss, um seinen Abschluss zu bekommen." gebe ich emotionslos von mir und spüre, wie Maddy mich mit dem Ellbogen stößt. Verärgert sehe ich sie an, wo ihr Blick meint 'Treib es bloß nicht zu weit' , aber das ist mir egal.
"Aber nur, weil ich damals keinen Bock auf diesen Kurs hatte. Er ist langweilig, unnötig und viel zu einfach, als dass ich mich damit abtun will." Er sieht wieder nach vorne, während seine Hände in den Taschen seiner schwarzen Jeansjacke sind. Argwöhnisch betrachte ich ihn, bevor ich einfach wieder das abschreibe, was der Professor anschreibt. Er macht sich nicht einmal Notizen. "Wieso sitzt du eigentlich mit Jacke hier drinnen? Ist dir nicht zu warm?"
"Nein." bückt er sich nach vorne und stützt sich auf dem Tisch ab, weshalb sein Arm meinen berührt.

Anhaltend erstarre ich kurz und spüre seinen brennenden Blick an mir, doch rücke unmerklich weg, bevor ich einfach weiter mache. Er wirft die Kapuze seines schwarzen Hoodies über sein dunkles Haar. Während der ganzen Sitzung hört er nicht auf, mir hin und wieder über die Schulter zu gucken. Denkt er, ich merke es nicht?
Als der Professor uns entlässt, klappe ich meinen Hefter erleichtert zu und packe ein. Endlich kann ich weg von ihm.
"Willow." redet er neben mir, doch ich kann nur ein desinteressiertes "Hm?" hervorbringen. "Kann ich deine Nummer haben?"

Stoppend drehe ich mich zu ihm und merke Maddys Blick. "Immer noch: Nein." lächle ich gefälscht und merke, wie sich sein Gesicht verhärtet. Schnell schultere ich meine Umhängetasche und schnappe mir meinen Mantel. "Lass uns gehen, Maddy." murmle ich.
Kurz sitzt sie da, weil sie möchte, dass ich anders antworte, doch zwinge sie mit meinem Blick aufzustehen. Verärgert schnappt sie sich ihre Sachen und stolpert die Bank entlang auf den Gang, wo sich die Studenten zum gehen tummeln.



I'll get youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt