Zu lautem Regnen öffne ich träge die Augen und fühle mich um Jahrhunderte gealtert.
Ohne einen Muskel zu bewegen wandern meine Augen durch das düstere Zimmer zum angeklappten Fenster, durch das Geräusche eines stark plätschernden Regens dringen.
Tief seufzend schaue ich noch raus, bevor sich auf einmal die Badezimmertür öffnet und Hunter in mein Blickfeld kommt.
Sofort geladener richte ich mich langsam auf, was ihn verharren lässt. "Du bist auf?" fragt er ungläubig, während er in der Bewegung erfroren ist, sich eine dunkelgrüne Regenjacke überzuziehen.Augen reibend setze ich mich an den Rand. Ohne meine Antwort länger abzuwarten zieht er die Jacke komplett über. "Du hast sehr lange geschlafen. Es ist schon Nachmittag." informiert er mich, während er sich Stiefel überzieht.
"Wo gehst du hin?" werde ich wacher und richte mich auf, um mit unsicheren Schritten zu ihm zu gehen.
Er lächelt gequält, als er sich im dunklen Flur vor mir aufrichtet. "Theo möchte kurz mit mir reden. Es wird nicht lange dauern."Mit erhöhten Herzschlag weiten sich meine Augen und der Griff um mich wird fester. "Kann ich nicht mitkommen?"
"Es tut mir Leid, nein. Wenn ich dürfte hätte ich es getan."
Niedergeschlagen versuche ich meine Atmung zu kontrollieren. Ich soll alleine hier bleiben?
Als hätte er meine Gedanken erahnt, spricht er weiter. "Es geht wirklich schnell. Ich bin sicherlich in 30 Minuten wieder da, versprochen." legt er die Hände behutsam auf meine Oberarme. "Ich weiß, du fühlst dich eingesperrt und es tut mir Leid, dass die anderen dich das durchleben lassen, aber bald bist du wieder frei, okay? Nur wenige Tage und alles ist bestimmt geregelt." lächelt er sanft und bückt sich minimal, um mir in die Augen zu sehen. Doch sofort erblasst das Lächeln und eine gewissen Härte mischt sich in seine Stimme, "Dann kannst du...zurück zu ihm und dein Leben in Ruhe weiterführen."
Mein Hals dürrt sofort aus und der Blick, mit dem ich ihn mustere fühlt sich so unheimlich leer an, dass selbst die Panik in mir nicht hochkriechen kann.
Danach werde ich gewiss nicht frei sein. Danach wird mein Leben nicht ruhig sein. Deshalb hatte ich gehofft noch einen letzten Atemzug in meiner Freiheit nehmen zu können, bevor Bram sich mit den anderen einigt. Und obwohl ich wieder kurz davor bin, es Hunter zu gestehen, hält mich eine letzte Blockade zurück und ich spüre, wie sich alles in mir verschließt. Deshalb nicke ich nur geistesabwesend und starre auf seine Brust.
"Ich beeile mich." haucht er noch und gibt mit unerwarteterweise einen Kuss auf die Stirn, als würde er mich stärken wollen.Mit dem Herzen im Hals sehe ich zu, wie er milde lächelnd aus der Haustür tritt und sie darauf entschuldigend abschließt.
Und was auch immer seine Worte in mir ausgelöst haben, sie lassen mich mehrere Minuten einfach in dem dunklen Flur stehen und einen Punkt anstarren, während mehrere Stimmen in meiner emotionslosen Phase in mir aufschreien, als würden sie Lucifers Fall vom Himmel ankündigen.
Irgendwann zwinge ich mich mich zu bewegen und entscheide die eigentlich schon gestern geplante Chinapfanne mit heißen Wasser aufzukochen. An sich hält sich meiner Hunger hier in Grenzen. Fast, als würde mein Magen wissen, dass Hunter nicht unbedingt viel zu bieten hat und ihm keine Unannehmlichkeiten bereiten möchte.
Doch schon während ich das frisch gekochte Wasser aus dem Wasserkocher über die Nudeln gieße, nehme ich das Zittern meiner Hand war.
Alleine das Geräusch der brodelnden Nudeln wirkt in der Stille übermäßig laut und ich kann nicht anders, als in eine Trance zu verfallen, die meinen Verstand vollkommen benebelt. Keine Gedanken, keine Emotionen. Als würde es absichtlich in den Standby-Modus wechseln, um eine Panikattacke zu vermeiden, die andernfalls aufkommen würde. Nur das beruhigende Plätschern des Regens lasse ich auf mich wirken, das immer noch aus dem Fenster hinter mir kommt.
Doch kurz darauf ertönt ein lautes Donnern, dass durch meine Fasern vibriert, als würde es versuchen mich zu Fall zu bringen. Und das hinterlässt eine Erschütterung, wobei ich Gewitter liebe. Es lässt mich die Augen fest schließen und tief durchatmen, damit ich nicht aus der Bahn geworfen werde. Hunter ist gleich wieder da und ich bin dann nicht mehr alleine.
Hunter ist gleich da und ich bin dann nicht mehr alleine.
Stumm rede ich auf mich ein, bevor meine Gedanken wieder erstillen und ich unter neuer Fassung weiter machen kann.
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I'll get you
Teen FictionNur Dank dem Stipendium darf Willow auf die Eckerfield gehen und ihr Collegeleben so richtig starten. Freunde, Feinde, Verrückte, Stress. Doch einen Punkt hatte sie nicht erwartet. Bram Chester. Einer von den abgehenden Studenten und mit seinem Gesi...