Tattoo

1.9K 48 11
                                    

Bram pov.


Willow bleibt zielstrebig nah an mir, während sie alles mit großen Augen betrachtet. Ihre Angst vor Menschen ist zwar nicht so schön, aber das wird sich noch im Laufe der Zeit bessern.
Wir werden in einen der Tättoowierräume geführt, bevor Oll die Tür hinter uns schließt.
"So, gibt es schon eine gewisse Vorstellung oder wollt ihr euch etwas aus den Heften dahinten auswählen?"
Lächelnd schaue ich nicht einmal in die Richtung in die er deutet. "Ich habe schon was." und reiche ihm selbstbewusst einen kleinen Zettel, wo ich schon meine Idee für Willow etwas unbegabt hingekritzelt habe. "Wenn du das natürlich etwas ordentlicher und mit mehr Schwung hinbekommst wäre es perfekt."
Er mustert es, bevor er Schwierigkeiten bekommt sein Grinsen zu unterdrücken. Er sieht zwar wie ein Bulle aus, doch scheint zu weich dafür zu sein. "Sicher?" fragt er und vertieft mein Grinsen.
"Aber sowas von."
"Wer ist das erste Opfer?" lacht er leise und sieht uns an.

Ohne mit der Wimper zu zucken zeige ich auf Willow, die sich daraufhin verkrampft. Mit großen Augen starrt sie mich an und ich bemerke, wie sie mehrere Töne blasser wird.
"Dann kannst du dich schon mal hinlegen. Ich bereite in der Zwischenzeit alles vor." geht er zwischen uns vorbei zu den Kommoden am anderen Ende.
"Was hast du ihm gezeigt?" fragt sie mich leise.
"Nur ein kleines Motiv. Keine Sorge, es sollte schnell gehen." trete ich vor sie und zupfe an den Enden ihres luftigen Shirts, dass meine Aufmerksamkeit beeinträchtigt.
"Bram, ich wurde noch nie tättoowiert." meint sie antemlos, weshalb ich in ihre großen Augen sehe. Der Anblick erweitert mein Grinsen nur.
"Das ist mir sehr bewusst. Aber es wird nicht so sehr weh tun, wie du vielleicht denkst."
Ok, vielleicht doch, wenn man bedenkt, wo ich es haben will.
"Was wird es sein?"
"Das wirst du leider erst am Ende erfahren."
Ersichtlich schwer schluckt sie und scheint nun fast ohnmächtig zu werden. "Wieso willst du das?"

Mit ruhigen Bewegungen umgrife ich ihren Hinterkopf und ziehe sie zu einem Kuss auf die Stirn an mich heran. "Damit alle wissen, dass wir zusammengehören. Willst du das auch?"
Es vergeht ein Moment, doch ich kann es schon in ihren Augen lesen, dass die Antwort zu meiner Zufriedenheit ist, bevor sie bejaend nickt.
"Na, dann. Ich bleibe auch hier, also brauchst du keine Angst zu haben. Wir stehen das durch." rede ich auf sie ein und bleibe geduldig, bis sie sich tatsächlich auf dem Sessel niederlässt, was meine Fantasien nur so zum zersprengen bringt. Es berauscht mich, wenn sie Dinge tut, die ich will. Vor allem, wenn sie selbst nicht sonderlich davon überzeugt ist. Es zeigt mir, wie blind sie mir vertraut. Oder auch wie sehr sie mir einen Gefallen tun will. Sie stellt sich für mich gegenüber anderen Dingen, was mir das Gefühl des Beistands gibt. Das Gefühl, dass ich sie vollkommen für mich eingenommen habe.
An sich bin ich nicht unbedingt der Typ für Tattoos. Wäre sie von selbst mit einem angekommen, hätte ich sie sofort gezwungen es sich entfernen zu lassen, weil ich eine solche Verschandung ihrer Haut nicht dulden würde. Aber bei diesem ist es etwas anderes. Dieses ist das Einzige, was ich zulassen würde und auch das einzige, was mich heiß machen würde. Alles andere turnt mich ab.


Es dauert keine Minute länger, als Oll sich auch schon auf den ledernen Hocker setzt. "Wo darf es hin?"
Stumm trete ich näher zu Willow und hebe ihr Oberteil ein wenig an, während ich meine aufkommende Lust zurückdränge. "Genau hier." zeige ich knapp unter ihrer rechten Rippen und ignoriere ihre Wärme, die sofort in meinen Körper überläuft.
Kurz stockt Oll, weil er genau weiß, was für eine sensible Stelle das ist. Vor allem für das erste Tattoo, aber zuckt die Schultern und sticht drauf los.

Willows verzerrtes Gesicht dabei ist nicht unbedingt beruhigend, aber das Wissen, dass es ihr nicht unbedingt Schaden wird, vertreibt mir nicht den Spaß bei der Sache.
"Du Arsch, es tut mega weh." ächzt sie unter Hochspannung, doch ich kann nur lachen. Scheinbar bringt der Schmerz meine echte Willow hervor.
"Hab dich auch lieb."


Nicht lange und Oll lehnt sich zufrieden zurück. "Du hast es überstanden. Ich hoffe du bringst deinen Freund nicht um, wenn du in den Spiegel da schaust." zeigt er auf diesen hinter dem Sessel.
Etwas eingerostet erhebt sie sich, um sich vor den bodenlangen Spiegel zu stellen und ihre Seite misstrauisch zu betrachten.
Im nächsten Moment bewegt sie sich gar nicht mehr, doch die Röte in ihrem Gesicht verrät sie. "Du hast mir deine Initialien eintättowiert?" knurrt sie darauf angepisst und dreht sich wild zu mir.
Zuckend unterdrücke ich das Grinsen nicht. "Wieso nicht. Gefällt es dir?" Trotz des Loderns in ihrem Blick trete ich zu ihr, um das Ergebnis näher zu betrachten.
Sie zuckt kurz zusammen, als meine Finger sie berühren und an den ineinander edel geschwungenen Buchstaben B und C vorbeistreichen. Es ist perfekt.
"Dafür wirst du mir noch büßen." brummt sie dunkel und als ich zu ihr hochsehe, entdecke ich die alte Willow. Voll in ihrem Element. Doch ich sehe auch, dass sie nicht so wütend darüber ist, wie sie versucht es rüberzubringen. Tief im inneren gefällt es ihr.

"Komm schon." richte ich mich auf und fasse ihr um die Hüften um ihr einen behutsamen Kuss zu geben, "Ich tättoowiere mir auch deine. Du kannst sogar die Stelle aussuchen."
"Wie wäre es mit deinem Gesicht?" brummt sie mit roten Wangen.
Mit verkrümmten Brauen versuche ich meine Belustigung zu verstecken. "Das wäre nicht so praktisch."
Ihre Augen huschen zu ihrer Hand, die sie auf meiner Schulter hat. Sie betrachtet wieder den Ring an ihrem Finger und jedes Mal, wenn sie das tut, wird mir im inneren warm. Es zeigt mir, dass sie es wirklich meinte, als sie mir ihre Gefühle in einem ihrer schlimmsten Momente gestanden hat. Und es lässt mich ein wenig schlecht fühlen sie heute Morgen angelogen zu haben. Mal wieder.
Sie kann mit dem Tod vielleicht nicht so gut umgehen, wie ich, aber das nehme ich ihr nicht übel. Dennoch sollte sie denken, dass ich sie besser verstehe, als es sonst jemand tut. Der Mord an ihrer Mutter soll uns Verbinden und wenn ich dafür vorgaukel muss, dass auch ich es beim ersten Mal schwer gehabt hatte, dann werde ich das auch tun. In Wahrheit hatte ich nie Probleme damit. Es fiel mir immer relativ leicht, da ich immer einen Grund hatte. Sei es etwas kleines wie Hass oder wegen einer misslichen Lage, die nicht anders zu regeln war. Und inzwischen mochte ich die Idee der Beseitugung. Es fühlte sich jedes Mal gut an ein für alle Male eine Hyrde auf diese Weise verschwinden zu lassen. Aber das muss sie nicht wissen.
"Dann auf den Nacken?" Ihre Frage lässt mich zurückkommen und beschert mir ein Lächeln.
"Geht klar."

I'll get youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt