Frustriert atme ich aus, während ich die Matheaufgaben betrachte. Marketing. Wieso um Himmels Willen habe ich mich für Marketing entschieden?
Kurz falle ich auf meinem Tisch zusammen, aber rede mich schnell gut. Es war eine gute Entscheidung. Trotzdem motiviert es mich nicht genug, weshalb ich den Stift deprimiert fallen lasse und aufstehe. Ich brauche Stressnahrung.
Aus meinem winzigen Zimmer tretend steuere ich sofort die kleine Küche in unserem Wohnbereich an. Vorbei an der Kücheninsel, öffne ich den Kühlschrank, den uns Maddys Eltern extra neu gekauft haben, weil der vorige schon größtenteils kaputt war.
Jedoch sind Cornflakes das einzige, worauf ich Bock habe und setze mich mit einer Schüssel faul vor den Plasmafernseher. So lässt's sich leben. Egal, wie toll das Wetter draußen sein mag.Als ich drohe vor Langeweile zu sterben, schalte ich auf dem Fernseher einen beliebigen Musikkanal an und wende mich meinem Handy zu. Maddy selbst sollte erst in ein Paar Stunden wieder von ihrer Familie zurück kommen. Dabei versuche ich die betrübenden Gedanken an meine Familie zu vergessen. Nicht an meine gehässige Mutter zu denken. Nicht an meinen Bruder, der in seiner Teeniedeprission ist. Nur ich.
Seufzend scrolle ich durch meine Social-Media-Seiten und sehe, dass meine letzte Aktionen wenige Freundschaftsanfragen anzunehmen gewesen war. Eine davon von Bram und ich fange an, es wirklich zu bereuen. Anfangs dachte ich mir nicht viel dabei. Dass es ein ganz gechillter Kontakt, wie mit all den anderen sein wird. Da hätte ich doch nicht wissen können, dass er mich am Ende nur nerven wird. Und doch kann ich mich nicht davon abhalten, auf seine Seite zu tippen und zu checken, ob er nicht was neues gepostet hat.
Für so einen gutaussehenden postet er erstaunlich wenig von sich. Fast, als würde er nicht existieren. Aber umso mehr passt es zu seinem stillen Charakter. Ein Schauer durchläuft mich, als ich an sein Gesicht denke. Bah..nein, danke.Genauso schnell verlasse ich seine Seite und versuche mich anderwaltig zu beschäftigen. Irgendwann reicht es mir und mein Blick geht aus einem der zwei Fenster zwischen unseren Schlafzimmern. Ich laufe Gefahr einen Spaziergang zu unternehmen. Grollend gebe ich nach und stehe von der Couch auf. Ich will eigentlich ungern aus meiner Jogginghose schlüpfen. Doch auf dem Weg in mein Zimmer stoppe ich, als mir etwas ins Auge sticht.
Zu meiner linken, weiter in den knappen Flur, liegt etwas weißes direkt vor der Tür. Bei genauerem hinsehen, scheint es ein Umschlag zu sein, dem ich mich nähere.Verwirrt hebe ich ihn vom Boden auf und drehe ihn umher, doch es ist kein Absender, weder sonst etwas zu sehen. Was, wenn der für Maddy bestimmt ist. Kurz starre ich es an, bis ich entscheide, dass es nicht meine Schuld wäre, würde ich einen für sie bestimmten Brief öffnen. So schnell wird sie nicht sauer. Emotionslos hole ich mir ein Messer und schneide den Brief sauber auf. Dabei versuche ich die steigende Neugier zu unterdrücken.
Es ist ein sauberes weißes Blatt, das ordentlich gefalten wurde, dass ich darauf rausziehe. Mit ruhiger Hand entfalte ich es, um eine verdammt saubere Schrift zu sehen, die edel aussieht. Wirkt schon, wie ein wichtiger Brief. Doch beim lesen der Zeilen, verschlechtert sich meine Laune.
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Liebe Willow,
Ich hoffe, du bist die Einzige, die diesen Brief je zu Gesicht bekommt, denn du sollst die Einzige sein, die diesen Brief, als Zeichen meiner Liebe behalten soll.
Du realisierst es vielleicht nicht, aber noch nie, hat dich jemand so sehr geliebt, wie ich. Einfach alles an dir ist perfekt und ich würde alles Mögliche tun, um es dir klar zu machen. Normalerweise halte ich nichts von kitschigen Dingen, wie Briefen, aber bei dir ist es anders.Du bist, wie eine mehrblütige Tulpe für mich. Dein Strahlen zieht mich an, wie keine andere. Es macht mich süchtig.
Ich hoffe, dass du im Geheimen meine Gefühle akzeptieren kannst und sie vielleicht sogar erwiederst.
Ich warte nur auf dich.
H.
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Mit rotem Gesicht starre ich den Brief an, den ich am liebsten zerknüllen würde. Er ist relativ gut geschrieben, aber viel zu peinlich. Was soll das? Ich würde fast darauf tippen, dass er von Bram kommt, aber dieser ist doch so emotional, wie ein Stein. Außerdem wurde der Brief mit 'H.' signiert. Für wen soll das stehen? Oder für was? Verdammt, warum ich?? Wieso suchen die Komischen immer mich aus?
Kurz schließe ich die Augen und atme tief durch. Es könnte aber auch ein ganz normaler Junge sein, der keinen Plan vom Dating hat und dachte, dass ihm sowas die Mädchen einbringen wird.
Trotzdem mischt sich das mit meiner Wut auf Bram. Und was jetzt? Woher soll ich wissen, wer den geschrieben hat? Ich hoffe, du bist die Einzige, die diesen Brief je zu Gesicht bekommt... Es ist, wie ein Klicken in meinem Kopf und es bildet sich ein böses Lächeln auf meinen Lippen.Selbstsicher hole ich mir einen Stift und schreibe gleich unter dem Brief weiter:
Dir H.
Wie du siehst, habe ich deinen Brief bekommen. Jedoch hasse ich es Spielchen zu spielen und wenn du mich wirklich lieben solltest, würdest du das wissen. Lass den Scheiß und lass mich in Ruhe. Ich empfehle dir, dir eine andere zum bezirzen zu suchen.
Alles Liebe
Willow :)
Nochmal lese ich es durch und nicke zufrieden. Das wird ihn nochmal überlegen lassen, ob er mich so kontaktieren möchte und ihn vielleicht sogar aus der Reserve locken.
Mit dem ruhigsten Gefühl im Inneren, dass ich nur empfinden kann, schieße ich ein Bild von dem Brief.
Um mein schlechtes Gewissen wenigstens etwas zu minimieren, zeige ich nur die eine Hälfte des fremden Textes und tippe auf Bestätigen , als ich das Bild auch schon auf meiner Seite hochlade. Entspannt ausatmend senke ich das Handy. Es ist vollbracht. Deutlich leichter fühlend, sehe ich auf und der Spaziergang draußen kommt mir nun viel schöner im Kopf vor, als davor.
Und tief im Inneren hoffe ich, dass dieser Brief in Wirklichkeit von Bram war und er jetzt dieses Bild sieht und mich für immer in Ruhe lassen wird.
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I'll get you
Teen FictionNur Dank dem Stipendium darf Willow auf die Eckerfield gehen und ihr Collegeleben so richtig starten. Freunde, Feinde, Verrückte, Stress. Doch einen Punkt hatte sie nicht erwartet. Bram Chester. Einer von den abgehenden Studenten und mit seinem Gesi...