Bei der Party

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Einen großen Schluck vom Wasser nehmend, der eher aus Frust entstanden ist, schaue ich auf die Tüte im winzigen Mitarbeiterraum, die meine Sachen für den heutigen Abend beinhaltet.
Ich kann immer noch nicht fassen, dass ich mich an meinem Arbeitsplatz fertig machen muss.
Wenigstens die letzte Stunde hätte man mir abnehmen können und abschließen. Nun muss ich dauernd auf die Uhr gucken und hoffen, dass es bald 23 Uhr wird.
Die Kunden strömen auch, wie auf Absicht, hinein und fordern jede meiner letzten Kräfte.

Erst, als endlich der letzte Kunde raustritt kann ich die elektrischen Türen verriegeln und schnaufe erschöpft aus, als ich über den riesigen Laden Blicke. Alles scheint sauber und in Ordnung zu sein.
Ich räume noch schnell die Kasse aus, bevor ich die Lichter erlischen lasse und mich tief ausatmend in den Mitarbeiterraum begebe. Ich kann nicht glauben, dass ich tatsächlich endlich Schluss habe.

Schon fast trottend gehe ich vorbei an den Tisch mit den zwei metallischen Stühlen zur Tüte, die ich vor den drei schmalen, aber hohen Schließfächern abgelegt habe.
Den kleinen Spiegel auf den Tisch stellend bereite ich dort auch mein gesamtes Make-Up aus. Ein letzter Blick auf die Uhr verrät mir, dass es fast halb Null ist und ich spute mich. Maddy wartet jetzt bestimmt nur auf mich.
Ein Grund, wieso ich ihr mittendrinnen schreibe, dass sie losfahren soll.

Es ist das Kleid, an dem ich kurz stoppe, dass mich Maddy noch vor der Arbeit gezwungen hat mitzunehmen. Eng, schwarz und knapp. Sie meint, dass diese Party keine normale Studentenparty sein wird und ich somit mit ihr aufgebrezelt ankommen soll. Seufzend betrachte ich es noch, bevor ich einfach anfange mich hinein zu zwängen und noch glücklich bin, dass es Spagettiträger besitzt, die den tiefen Ausschnitt vorne halten.
In den High-Heels stehend gucke ich auf mich hinab und fühle mich unwohl heute so raus zu gehen. Nur mit der Hilfe meines kleinen Spiegels, gehe ich nochmal durch meine gelockten dunkelblonden Haare und checke, dass alles gut sitzt, bevor ich das wichtigste in meine schwarze Clutsch packe und die restlichen Sachen einfach in meinem Schließfach einsperre. Sie müsste jeden Moment auf dem Parkplatz sein.

Nochmal alles überprüfend begebe ich mich zum Hinterausgang und schließe endgültig ab, bevor ich aus der tiefschwarzen Seite des Gebäudes gehe und die Schlüssel in das Postfach schmeiße, damit der Laden morgen ohne mich wieder geöffnet werden kann.

Es vergehen auch nur wenige Sekunden auf dem Parkplatz, bevor ein eleganter und wirklich langestrengter weißer Wagen vor mir darauf hält, ohne die Linienbegrenzungen auf dem Beton zu beachten.
Rasend schnell fliegt die hintere Tür auf und Maddy steckt den Kopf strahlend grinsend hinaus, um mich zu begrüßen. "Endlich konnten wir uns wieder richtig herausputzen. Sexy Beine, Willow." trällert sie glücklich und winkt mich schnell ein. "Ich bin erstaunt, dass du dich so gut in einer Videothek fertig machen konntest."
"Und ich, dass du es in unserer schäbigen WG so geschaft hast aufzublühen." gebe ich unmutig zurück und schlage die Tür hinter mir zu, sobald ich neben ihr auf dem weißen Leder sitze.

Sie hat sich mal wieder übertroffen. Das hautfarbene enge Kleid betont mit seinen engen Ärmeln ihre Arme, als auch ihre massige Sanduhrfigur. Hier und da glitzern goldene Accesoirs auf, sei es im Haar, an den Händen oder an ihren Schuhen. Sie sieht wie die Frau eines Millionärs aus.

Während ich beobachte, wie Maddy uns Sekt einschenkt, der wohl mit dem gemieteten Wagen hinzugekommen ist, lenken mich kurzzeitig die blauen Lichter ab, die den Innenraum matt beleuchten.


Und dasselbe blaue Licht strahlt uns entgegen, als wir endlich im Wolkenkratzer sind, wo die Party stattfindet. Die laute Musik dröhnt schon in den großzügigen Flurbereich in der obersten Etage. Ich will nicht wissen, wieviel es gekostet haben muss, hier einen Raum zu mieten.
Überall ist beiger Marmor, dekorative Vasen mit prächtigen Blumen und mehrere Sitzecken, die wahrscheinlich nicht billig waren, wenn ich mir den weißen Samt ansehe, aus denen die Couchen gemacht worden sind.

I'll get youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt