"Weiß Bam, dass wir hier sind?" kommt es irgendwann von mir, doch ich halte die Augen geschlossen, während ich ihn hinter mir nicht einmal hören kann.
"Ja."
Mit verzogenem Gesicht fühle ich, wie meine Arme anfangen zu kribbeln. "Wie kann es sein, dass er das hier erlaubt hat?"
Ein Seufzen. "Er weiß, dass dir das alles nicht unbedingt gut tut." Nun öffnen sich meine Augen doch träge und begegnem wieder dem Anblick von Manhatten, während einzelne meiner Haarsträhnen in der Luft umherwirbeln. Nicht unbedingt? "Willow, letzten Endes will er dir nicht weh tun. Man darf ihn nur nicht überstrapazieren."
Mit zusammengezogenen Brauen drehe ich mich zu ihm. "Nicht überstrapazieren? Rosen zu zerstören, die nur da waren, weil er mich gefickt hat, ist also zu viel?" Seine Augen bleiben bei meinem feindseeligen Blick ruhig.
"Er hat dir die Rosen geschenkt, weil er es wollte. Er wollte dir eine Freude bereiten und es bedeutete ihm mehr, als du vielleicht denkst."
Ich presse die Lippen nur aneinander. Es wird soeben eine Stelle in mir berührt, die ich nicht anfassen wollte. Nämlich der Ort, wo meine komischen Gedanken wuchern, die mir nur ein schlechtes Gewissen einhandeln.
"Für ihn waren sie etwas besonderes. Sie hatten eine Bedeutung und er hat extra nach welchen gesucht, die gut genug sein sollten. Noch nie hatte er jemanden ein solches Geschenk gemacht. Wenn überhaupt. Es war eine Geste, die er äußerst selten verwendet und wenn diese Geste durch den Dreck gewühlt wird, nicht angesehen wird, dann ist es klar, dass es ihn getroffen hat, als er gesehen hatte, was du angestellt hast."Mein Gesicht ist nun gar nicht mehr verzogen. Es ist schlapp und sicherlich auch weiß, während ich schlucke. So habe ich es kaum gesehen. Aber macht es meine Tat wirklich unbegründet?
"Er ist immer noch verletzt." unterbricht Rufus sachte meinen Gedankengang und ich fokussiere ihn wieder. Seine Augen wirken nun mitleidig, auch wenn es kaum zu sehen ist.
"Ja, aber-" meine Stimme bricht. Alles ist so verwirrend. "Was soll ich sonst tun?"
Einen Moment sieht er mich nur an und zieht mich so sehr in diesen Moment rein, dass ich mich wie tief im Treibsand fühle. "Versuche die Erwachsene zu spielen. Sei Nachsichtig und versuche mit seinem Charakter umzugehen, bis du es besser weißt." brummt er.
Wieder sehe ich auf den Beton unter uns. Erwachsen. Ich kann nicht unbedingt sagen, dass ich die seriöseste Person bin, die es gibt, aber ich wusste durchaus Verantwortung und vieles mehr zu tragen. Und meine Geduld ist vielleicht nicht die beste, aber vielleicht kann ich das ja ändern. Vielleicht hat er Recht. Wenn ich versuche mit Bram umzugehen und ihn nicht zu streng zu nehmen, könnte ich meine Lage verbessern.
Entschlossen sehe ich wieder zu Rufus. "Sollte ich mich entschuldigen?" Ein Funken durchfährt seine Augen, bis er darauf einmal tief nickt.
Ach, verdammt. Tief atme ich durch und muss jetzt wohl schon anfangen mich dafür vorzubereiten. Im selben Moment meint Rufus, dass die Zeit um ist und führt mich wieder zurück zum Fahrstuhl. Auch wenn ich es eher wiederwilig tue.
Zurück im Zimmer fühlt sich die Luft stickig und erdrückend an, nachdem ich für einen kurzen Moment einen Funken Freiheit spüren durfte. Umso mehr bestärkt es mich in der Entscheidung, meine zukünftigen Taten schlauer auszuführen. Ich muss anfangen mich ernsthaft um meine Situation zu kümmern. Sonst verliere ich mich.
Es verursacht, dass ich bis in die Nacht keine quälenden Gedanken mehr habe, weil ich zu beschäftigt bin alles zu durchdenken. Ich bin ruhig, während ich aushecke, wie ich als erstes vorgehen sollte. Selbst bei der Abendroutine im Bad bleibe ich entspannt und ignoriere Rufus Blick.
Und obwohl ich im innersten noch zu unruhig bin, schlafe ich in dieser Nacht besser, als über die gesamte Woche.
Es sind jedoch nicht die Sonnenstrahlen, die abgedämpft durch die Jalousinen kommen, die mich am nächsten Morgen wecken, sondern ein grobes "Wach auf."
Obwohl meine Augen Schwierigkeiten haben sich zu fokussieren erkenne ich eine Gestalt neben meinem Bett stehen und auf mich hinabstarren, während ich eingenistet in der Decke daliege. Müde sehe ich auf und verspüre einen dumpfen Schlag über meinen Körper jagen, als ich seit langem wieder Bram erblicke, dessen Augen mich eiskalt mustern.
Mein Gehirn ist noch damit beschäftigt aufzuwachen, weshalb all die Taktiken, die ich mir gestern nach dem Gespräch mit Rufus ausgedacht habe, wie weggeblasen sind. Ich kann ihn nur sprachlos zurück anstarren. Und der Fakt, dass seine durchdringlichen Augen zu keiner Sekunde wegsehen, hilft mir nicht mich aus meiner Starre zu lösen."Die frische Luft gestern scheint dir gut getan zu haben, was?" brummt seine Stimme schlecht gelaunt.
Nun wacher schnappe ich leise nach luft und richte mich auf. "J-Ja." krächze ich. Wieder bleibt es einen Moment still, bis mein Gehirn endlich seinen Durchbruch erlebt und anfängt zu arbeiten. "Danke." spuckt es verspätet aus und erntet einen fragwürdigen Blick von Bram, dessen buschigen Augenbrauen sich in eine perfekte Linine verkrümmen. Kurz denke ich auch, ein Zucken seines linken Mundwinkels zu bemerken, doch bin mir nicht sicher. Selbst wenn. Ich sollte sowas so gut es geht ignorieren. Genauso, wie das Funkeln in seinen Augen, dass sich soeben gebildet hat.Einen Moment mustert er mich nun deutlich weniger stechend und tritt einen Schritt auf mich zu. "Hasst du mich denn immer noch?"
Abrupt sackt alles Gute in mir hinunter und ich spüre, wie sich ein Zorn in mir ausbreitet. Er kommt ein ernstes mit dieser Frage an? Ich nehme kaum wahr, dass mein Kiefer angefangen hat zu mahlen, aber ich presse bewusst meine Lippen aneinander, aus der Vermutung, dass ich ihm sonst noch die fiesesten Beleidigungen an den Kopf werfen würde.
Er wartet jedoch geduldig auf eine Antwort und das Funken in seinen Augen scheint mit der Zeit größer zu werden. Es lässt mich schon unwohl fühlen. Angepisst schnaufe ich aus und sehe kurz weg, bevor ich ein dunkles "Nein, ich glaube nicht." äußere. Ein fettes Grinsen breitet sich bei ihm aus.
"Das freut mich. Dann wirst du bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich mit dir frühstücken werde, oder?"
Er legt es mit seinen Fragen echt darauf an, was?
Ich will eigentlich nicht einmal antworten, aber dann erinnere ich mich an das erdrückende Gefühl, die letzte Woche. Es war kaum auszuhalten und ich bin nicht wirklich scharf darauf, es wieder zu erleben und mein Essen in vollkommener Leere in mich zu stopfen. "Wenn du willst." murmle ich nur.Er zeigt zufrieden die Zähne. "Na dann, komm." und streckt mir seine Hand entgegen. Vedutzt sehe ich sie und dann seine dunklen Augen an.
Natürlich ist mir bewusst, dass ich nun mitspielen sollte, aber das wäre nun wirklich zu viel des Guten.
Wegblickend schlage ich die Decke von mir und schwinge meine in grauer Jogginghose gekleideten Beine über den Bettrand, um mich vor ihn zu stellen. "Ich kann sehr gut alleine aufstehen, danke." sage ich ihm direkt ins Gesicht und ihm scheint der provozierende Unterton in meiner Stimme nicht entgangen zu sein. Sein Grinsen wird zu einem einfachen Lächeln und auch eine gewisse Strenge legt sich über seine Augen, doch das Funken in ihnen bleibt erhalten.
"Aber natürlich, Willow." Jetzt versucht er mich zu provozieren! Angepisst bilden sich meine Hände zu Fäusten, aber ich tue nichts dagegen, als er seine Hand zwischen meine Schulterblätter legt und mich zur Tür führt.Verwirrt gehe ich mit und ignoririere den Fakt, dass er trotzdem seinen Willen, mich zu berühren, durchführt, indem seine Hand nun deutlich tiefer über meinen Rücken fährt und mir einen Schauer verpasst, um seine Wärme an meinem Kreuz auszulassen.
"Heute hatte ich mal etwas anderes geplant." höre ich es dunkel hinter mir, als wir dabei sind das Zimmer zu verlassen.
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I'll get you
Teen FictionNur Dank dem Stipendium darf Willow auf die Eckerfield gehen und ihr Collegeleben so richtig starten. Freunde, Feinde, Verrückte, Stress. Doch einen Punkt hatte sie nicht erwartet. Bram Chester. Einer von den abgehenden Studenten und mit seinem Gesi...