Long Drinks

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"Alles gut?" fragt Maddy besorgt, doch werde bis auf Bram und dem einen dunkelhaarigen Mädchen nicht angesehen. Ich nicke nur benommen und nutze die Chance, um schnell aus dieser Situation zu kommen.
"Ich gehe nur das Glas abgeben und vielleicht ein wenig tanzen. Kommst du mit?"versuche ich zu lächeln, aber sie merkt meine Nervosität.
"Klar. Seit wann trinkst du schneller, als ich?" lacht sie noch, doch hackt sich bei mir ein, als ich vorbei an Bram und Richtung Bar gehe. Sein Blick brennt sich in meinen Rücken.

"Was ist denn los mit dir?" fragt sie, als ich das Glas an der Bar abstelle, an der sich lauter junge Erwachsene tummeln.
"Ich will einfach nicht in Brams Nähe sein. Er fängt an, mich einzuschüchtern und ich habe das Gefühl, dass etwas in seinem 130 IQ-Hirn etwas abgeht, dass mir nicht gefällt." meine ich und gehe restlos einige Schritte zu einem hohen Tisch. Nervös geht mein Blick durch die Massen, aber niemand von ihnen kommt mir bekannt vor.
"Vielleicht, weil seine Gedanken um deinen Körper gehen und du einfach zu unschuldig und schüchtern bist, als dass du das einsehen möchtest?" lächelt sie spitzbübisch und trinkt ihr Getränk aus.
Ich fühle, wie sich meine Wangen minimal erhitzen, bevor ich von ihr wegsehe. "Wie oft noch Maddy. Ich bin keine Jungfrau. Es ist nichts, dass ich nicht wollen würde. Aber bei Bram ist noch was. Er lässt mich einfach komisch fühlen." seufze ich. "Egal, was war das mit Orsin? War's das plötzlich mit Jessi?"

Jetzt ist sie diejenige, die seufzt. "Ich weiß es nicht. Das mit Jessi geht nicht wirklich weiter und dieser Orsin sieht echt süß aus."
"Heißt das, ich muss mich heute auf etwas einstellen?" hebe ich amüsiert die Braue und entlocke ihr ein Lächeln.
"Vielleicht. Mal sehen. Aber zuerst bestellen wir uns nochmal etwas auf Kosten der Jungs und gehen tanzen."

Und es bleibt super, bis wir eine Pause brauchen und Maddy zurück zu Orsin will. Ihre Augen betteln mich an, bevor ich auch nur Einwende erheben kann, und schaffen es, dass ich mit ihr zu ihnen gehe. Dabei rede ich mir ein, dass ich jederzeit gehen kann, wenn ich will.
Ich baue mich auf und sage mir, einfach locker zu bleiben, als ich Bram bei der Bar sitzen sehe. Seit wann war er da? Doch ich sage nichts und Maddy bemerkt ihn wohl nicht, als wir an ihm vorbei zu der Ecke der Jungs gehen.
Orsin sitzt immer noch auf der Couch, diesmal am Handy, während die vorigen Mädels an den Tischen stehen und mit Lennard reden, der zufrieden mit sich und seiner Situatuion zu sein scheint. Ich habe noch nie ein Wort mit diesem Typen gewechselt und doch ist es, als würde ich ihn relativ gut kennen. Möchtegern nett, lustig und doch ein Mix aus Selbstbewusstsein und Selbstverliebtheit.
Deshalb, lasse ich mich einfach von Maddy auf die Couch ziehen. "Hey, mal wieder? Wieso so alleine?" klingt ihre Stimme wie feiner Zucker zur Weihnachtszeit.
Er sieht vom Handy auf und lächelt einmal auf, bevor er das Handy schließt.
"Bin wohl nicht interessant genug." zuckt er die Schultern und und deutet auf Lennard. Es scheint ihn nicht sonderlich viel auszumachen, weshalb sein Lächeln bestehen bleibt.
"Ach was. Als ob." winkt Maddy ab und redet weiter, doch ich höre nicht zu, als ich eine Präsenz uns nähern sehe. Selbst Orsins Blick geht kurz auf Bram über, der zwei Gläser in den Händen hält.
"Die Damen." kommt er wieder an und Maddy kichert verträumt auf, während sie ihren dankend annimmt. Ich jedoch bin noch kritisch dem gegenüber, doch kann nichts in Brams Gesicht erkennen.
"Na, los, Hoe! Trink mit mir!" stößt mich Maddy mit ihrem Ellenbogen und hält ihr Glas hin. Seufzend entnehme auch ich Bram das Glas, worauf er sich direkt neben mich setzt. Zu nah. Mal wieder. Doch ich ignoriere es und stoße mit einem "Das tue ich durch dich sowieso immer." an, bevor wir davon trinken. Diesmal sind es süße Long Drings, die unglaublich leicht den Hals hinuntergehen.
"Lecker?" höre ich seine dunkle Stimme neben mir und sehe ausnahmsweise zu ihm. Ich muss lockerer werden. Doch als ich das tue passiert genau das Gegenteil und ich halte die Luft an.
Es sind seine dunklen Augen, die mich intensiv anstarren, während ein süß und ernsthaft schmeichelndes Lächeln auf seinen Lippen liegt. Es nicht erwartend, schlägt mein Herz einmal dumpf auf und ich sehe schnell hinunter auf meinen Cocktail.
"Ja, schon." sage ich kleinlaut und nehme schnell wieder einen Schluck. Wenn das so weiter geht, bin ich durch mein Frusttrinken bald betrunken.

Plötzlich spüre ich seinen Atem an meiner Schulter und höre seine dunkle Stimme diesmal vier näher und deutlich raunender, als zuvor. "Du kannst nicht glauben, wie froh ich bin dich hier zu sehen."
Es vergehen Sekunden, bis ich aus meiner Starre komme. Doch dafür schaffe ich es, auf meinen Fluchtinstikt zu hören, der durch den leichten Alkoholintus aufschwappt, und stehe zum flüchten auf. Dafür ergreift er mich unerwartet bei den Hüften und drückt mich zurück neben sich, sodass mein Getränk fast an dem Seitenglas ausgekippt wird.
Erschrocken sitze ich da und bemerke Maddys verwirrte Stimme links von mir. "Alles gut?"
"Ja, alles super." antwortet Bram für mich und bückt sich vor, um ihr ein unschuldiges Lächeln zu geben, worauf sie sich wieder Orsin widmet.

Seine Hände sind dabei immer noch an mir und ich spüre, wie mir seine Daumen einen Schauer bereiten, sobald sie mehrmals über mich streichen. "Ich will nur reden, Willow." knurrt er leise.
Ich brauche einen Moment, doch traue mich immer noch nicht ihn anzusehen. "Ach ja? Kommt mir nicht so vor." zische ich fast und kann meine Reaktion auf seine Berührung nicht verstehen.

Doch er bleibt ruhig, bevor er endlich seine Hände zurück zieht. "Ich glaube, du weißt sehr gut, wieso." knurrt er wütend hervor und ich sehe ihn überrascht an. Seine Gesichtzüge sind maßlos angespannt und selbst durch das matte Licht ist ein Brennen in seinen Augen zu erkennen, dass mir schier den Mund trocken legt. Schnell sehe ich weg und exe mein Getränk. Ich glaube, um den restlichen Abend überleben zu können, brauche ich deutlich mehr, aber weil ich schon ganz schön eine Wirkung merke, beschließe ich vorerst zu stoppen.
"Bitte komm' mir nicht wieder damit, Bram. Können wir nicht einfach Spaß haben, ohne, dass ich mich gleich unwohl fühlen muss?"
"Wieso unwohl? Hasst du mich so sehr?" bückt er sich etwas vor, um zu bewirken, dass ich ihn ansehe, aber ich gebe nicht direkt nach.
"Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass ich..das nicht möchte." deute ich knapp auf ihn. Ich schnaufe erschöpft. "Lassen wir das wenigstens jetzt, ok? Ich habe nicht mehr viel Zeit und muss bald schon gehen."
"Was?" fragt er zurückgeschlagen und wirkt, als würde seine Wut kurzzeitig verfliegen. "Wieso das?"
Teilweise durch den Alkohol schwenkt mein Kopf schlapp zu ihm und bleibt geneigt stehen, auch wenn ich dadurch relativ nah an seinem Gesicht bin. Ich merke, wie sein Blick kurzzeitig auf meinen Hals fällt, doch antworte einfach. "Weil ich heute noch einen Zug erwischen muss, der mich zu meiner Familie bringt. Und das schon um 7 Uhr, weil ich diese Party eigentlich gar nicht eingeplant habe."

Einen Moment inspeziert er meine Augen aufmerksam und mit einer Furche auf der Stirn, als würde er angestrengt nach etwas suchen. Bis er lockerer wird und ein Lächeln über ihn huscht. "Na dann müssen wird die Party mal so richtig starten lassen, was? Ich hole dir ein neues Getränk. Soll es wieder eine Überraschung werden?"
Ich seufze und schließe die Augen für einen Moment. "Nein, ich will nicht noch mehr trinken. Sonst werde ich wirklich noch verkartert."
Kurz sinken seine Mundwinkel, bevor sein Blick rasch hinter mich geht. "Hey, Maddy." sagt er und diese dreht sich um, "Bock auf ein neues Glas?"
Sie grinst tief auf und kichert hart, "Aber natürlich! Nur her damit!"
Bram vertieft sein Lächeln auch zu einem Grinsen. "Gebongt, aber Willow will nicht mehr trinken." Erschrocken starre ich ihn an, doch er ignoriert mich.
Da höre ich Maddy entsetzt aufheulen. "Willow! Was? Kommt gar nicht in Frage."
"Man, aber Maddy. Ich muss heute morgen raus." maule ich verzweifelt und lege den Kopf in den Nacken.
"Mir scheiß egal. Du besorgst uns noch einen von diesen leckeren Long Drinks. Aber stärker. Sonst hört sie nie auf zu meckern." richtet sie an Bram, der seinen Sieg mitbekommen hat und schon abzieht, während ich mich frustriert zurück lehne. Dieser Abend wird lange gehen.

Erst recht, weil Maddy genau beobachtet, dass ich wirklich trinke und keine Fresse ziehe.

I'll get youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt