Und die vielen Gedanken während meiner Lernzeit, waren nicht unbegründet. Sobald ich wieder amerikanische Literatur habe, sehe ich auch Bram wieder. Und er verhält sich wieder, wie zuvor: Verscheucht diejenigen, die sich neben mich setzen wollten, um selbst an meine linke Seite zu kommen. Selbst Maddy, die das von meiner rechten immmer wieder beobachtet, ist schon daran gewöhnt. Jedoch meint sie immer noch -nachdem ich die Geschichte von Donnerstag in der Videothek erzählt habe- , dass ich bei ihm an eine mögliche Goldgrube gestoßen bin und so einiges aus ihm schlagen könnte, aber ich will das nicht. Ich bin nicht so ein Mensch. Ich nehme die Gefühle anderer normalerweise ernst. Inzwischen weiß ich auch nicht, was die Sache mit dem Brief letztens sollte und schäme mich dafür. Ich kann nur hoffen, der Typ hasst mich jetzt nicht oder besser: dass er das erst nicht mitbekommen hat.
"Morgen, Willow." begrüßt er mich dunkel, aber zeigt ein minimales Lächeln. Ich erwidere brüsk.
Und obwohl er nicht viel sagt, merke ich, wie er mir näher gekommen ist, als sonst.
Grund genug, um ihn zu fragen, ob er nach dem Seminar kurz Zeit hätte, um etwas zu besprechen.Ich habe ein mulmiges Gefühl, während er mir durch die fast leeren Gänge folgt. Es ist, als würde sich ein schwarzes Loch in meinem Bauch befinden, dass seine schwarze Masse ausbreiten lässt und diese an mir zieht und dreht, bis ich wankend hinter einer Ecke im hintersten Bereich des Gebäudekomplexes stehen bleibe und ihn nach dem ganzen Weg wieder fixiere.
Er hat seine typische emotionslose Miene, aber seine Augen brennen im Hintergrund und ich muss davon Schlucken. Scheiße, was, wenn er mich nicht nur beleidigt und mir das Leben zur Hölle macht, nachdem ich ihn zum wahrscheinlich dritten Mal abserviere, sondern ich eine Emotion seinerseits sehe, die ich nicht erwarte? Das sind Dinge, die mir plötzlich in den Kopf kommen, die ich davor nicht bedacht habe. Zuvor war ich nur genervt und habe an mich gedacht, aber Bram ist einer, der schnell für Ärger sorgen könnte.
Verdammt, wieso fange ich genau jetzt darüber an nachzudenken? Durch diese Feststellungen pocht mein Herz laut auf und ich habe zum ersten Mal ein wenig Angst vor Bram, der mich in diesem Moment intensiv ansieht und geduldig auf meine Worte wartet. Selbst mein Mund fühlt sich wie die Sahara an. Ich kann nicht mal schlucken.
"Also...." fange ich an, doch es ist ein machtloses Krächzen, dass ich nicht weiterführen kann.
Er hebt seine Brauen, während er darauf wartet, dass meine Lippen sich wieder öffnen. Also atme ich tief durch und versuche die wenigen Worte, die in meinem Kopf noch durch den Schleier kommen, zusammenzukratzen. "Ich wollte die Sache aus letzter Woche ansprechen. Als wir uns in der Videothek gesehen haben und du mir Kaffee und Muffin gekauft hast..." versuche ich witzig zu wirken, doch man kann sofort sagen, dass ich nervös bin. Sein Gesicht ist tiefen entspannt, während er verstehend nickt, ohne dieses Brennen in seinen Augen zu verlieren. Ich räuspere mich und fixiere einen Punkt auf dem Boden. "Jedenfalls habe ich darüber nachgedacht uuund...keine Ahnung. Ich finde, das war nicht richtig von mir. Wäre es einfach nur ein Kaffee aus dem Automaten gewesen, hätte ich es einfach abgewunken, aber so..." Ich seufze, bevor ich ihn wieder ansehe, "Du sollst wissen, dass ich sowas nicht nochmal fragen werde und dir das Geld dafür zurückzahlen werde." beende ich es endlich. Klang das nach einer indirekten Aussage, dass seine Tat nichts besonderes war und ich dennoch nichts von ihm will? Zusätzlich merke ich plötzlich, wie nah er mir eigentlich ist. Das macht es ja noch unbequemer als es das so schon ist...Er verzieht die Brauen. "Wieso das? Lass das. Ich brauche nichts zurück gezahlt. Und natürlich kannst du mich immer wieder fragen." Jetzt scheint er verwirrt zu sein und stellt sich gerader hin.
"Es..Es ist nur, dass es sich nicht richtig anfühlt. Ich sollte sowas nicht akzeptieren, wenn wir nicht einmal befreundet sind. Verdammt, wir reden kaum. Und ich möchte keine Missverständnisse entstehen lassen, weißt du?" nervös sehe ich in seine strammen Augen. Der letzte Part hat gerade definitv viel abverlangt und ich weiß nicht, was ich noch sagen kann.
Doch das könnte ich auch nicht, weil sich alles in mir zusammenzieht, sobald er auf unerwartete Weise seine große Hand an meine Halsgrube legt. Die Wärme seiner Handfläche lässt mich entspannen, doch sobald seine kalten Fingerspitzen meine Haut berühren, fahre ich innerlich zusammen. Der harte Blick, den er mir dabei gibt, verursacht, dass ich meine geweiteten Augen nicht von seinen wenden kann.
"Alles gut. Rede einfach nicht weiter." brummt er leise und ich merke, wie sein Daumen mich minimal streichelt. Denkt er, ich merke das nicht?
Noch erstarrt versuche ich mit der jetzigen Situation hinterherzukommen. Überfordert ziehe ich die Brauen zusammen und verforme meine Lippen, bevor sie wirklich die Worte erneut fallen lassen. "Bram, nein. Ich meine es ernst. Das sollte-" "Sei einfach still." presst er dunkel hervor und seine Hand umgreift mich stärker. Der Druck ist mir gefährlich nah an meinem Hals, was mich geschockt dastehen lässt. Hat er sie nicht mehr alle?Bevor ich es mich versehe wird mein Schock allmählich durch Wut ersetzt. Meine Augen werden zu Schlitzen, die seinem gebieterischen Blick entgegentreten, und ich spüre, wie es in mir brodelt. "Okay, dann lassen wir es." zische ich schon fast und stoße seinen Arm von mir, während ich zwei Schritte in den Gang flüchte. "Aber den Kaffee zahle ich zurück. Ich hasse es eine Schuld bei jemanden zu haben." Erst recht bei jemanden wie dir, möchte ich schon sagen, doch zügle im letzten Moment meine Zunge.
Einen Moment erlebe ich noch seinen verärgerten Gesichtsausdruck und wie seine Hände zu Fäusten werden, da richte ich meine Tasche auf der Schulter nach, um schnell von ihm wegzukommen.
Erst, als ich ihm den Rücken zuwende, traue ich mich meine Lippen angeekelt zu verziehen. Dieser Typ hat echt Probleme. Einer der Gründe, wieso ich mich von ihm fernhalten möchte. Andere wären zum Beispiel, dass er mich körperlich, als auch charakterlich nicht anspricht, obwohl mir immer noch heiß ist von seiner Berührung.
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I'll get you
Teen FictionNur Dank dem Stipendium darf Willow auf die Eckerfield gehen und ihr Collegeleben so richtig starten. Freunde, Feinde, Verrückte, Stress. Doch einen Punkt hatte sie nicht erwartet. Bram Chester. Einer von den abgehenden Studenten und mit seinem Gesi...