Es kommt genauso unerwartet, wie entrüstend, als ich amerikanische Literatur in der vorletzten Woche - und somit auch zum vorletzten Mal habe - und Bram plötzlich gut gelaunt über die Bank rutscht, auf der ich und Maddy sitzen.
Ich kann einfach nicht anders, als ihn überrumpelt dabei zu beobachten, wie er seinen schwarzen Rucksack auf die freie Stelle links von sich schmeißt und sich direkt an uns wendet. "Hey, Willow. Hey, Maddy." begrüßt er uns wie sonst, während er sich vorlehnt und den Arm ganz schön nah bei mir auf dem Tisch abstützt, bevor er mit leiser, aber dunkler Stimme fortfährt. "Ihr kennt meinen Kumpel Lennard?"Verdutzt ziehe ich die Brauen zusammen und merke, wie ich synchron mit Maddy nicke. Er lehnt jetzt locker zur anderen Seite. Gegen die hohe Rückenlehne der zusammengeschweisten Holzbank, die mit ihrem glänzenden Lack seine dunklen Haare schroff, aber fest wirken lässt. "Er und ein anderer Kumpel, Namens Orsin, haben mit mir entschieden, einen Raum zu mieten und eine fette Party zu veranstalten. Eine kleine Abschiedsfeier könnte man meinen. Und ich bin für die Gäste mit zuständig. Und weil ihr zwei ja kleine Partymäuse seid, dachte ich mir, wäre es eine Bereicherung euch dabei zu haben." grinst er und legt den Kopf ein wenig in den Nacken, was seinen Adamsapfel in seinem eleganten Hals betont. Kleine Partymäuse. Es aus seinem Mund zu hören kommt mir falsch vor.
Bevor ich es realisiere spreche ich, ohne an sein letztes Verhalten zu denken. "Es gibt deutlich mehr Partymäuse auf dieser Universität. Da brauchst du nicht unbedingt uns." lächle ich übertrieben falsch und merke eine Verdunkelung in seinem Blick.
"Was? Aber die sind bei weitem nicht so krass wie wir." jammert Maddy. Ich weiß jetzt schon, dass sie mich gleich dazu bringen wollen wird mitzukommen und bevor sie auch noch den Erfolg damit hat, äußere ich meine Antwort klar und deutlich. "Müsst ihr ohne mich machen. Sorry, Maddy."
Obwohl es sich gut anhört und ich sowas nicht verpassen möchte, will ich mich vorsichtshalber von Bram fernhalten. Etwas an seiner Art stört mich, aber ich kann nicht sagen, was. "Aber Willowww..Komm' schon. Nur ein bisschen feiern. Ich will unbedingt dahin." Dennoch schüttle ich den Kopf und wage es nicht mal in ihr Gesicht zu sehen. "Du kannst ruhig hin. Ich gehe nicht."
"Sorry, aber entweder ihr kommt beide oder gar nicht. Wir wollen keine Loner." kommt es eiskalt von Bram und sein Blick lasted noch einen Moment kühl auf mir, bevor er Maddy ansieht.
"Willow!" piept sie verzweifelt auf und ich bekomme ein schlechtes Gewissen.
"Was ist das denn bitte für ein Arschmanöver?" gifte ich nicht glaubend, doch er schafft es meinen Blick mit Gravur standzuhalten. Es ist sogar, dass sein Blick mich ein wenig verunsichert.
"Meine Party. Meine-" er unterbricht sich kurz, als hätte er etwas verwechselt, "Unsere Regeln.
"Willow, komm' schoon. Nur ein bisschen feiern. Biiitte. Für mich?" Zu ihrem betteln sehe ich unkontrolliert zu ihr und bereue es, weil ich genau die Hundeaugen sehe, die es schaffen, mich die bizarrsten Dinge tun zu lassen. Scheiße. Ich seufze demonstrativ und bin zusätzlich gestresst, weil der Professor eben seine Lesung begonnen hat und ich nichts verpassen möchte.
"Okay, okay!" zische ich und sehe giftend zu Bram, "Wir kommen. Zufrieden?"Dieser grinst nur tief auf und es ist, als würde ich Triumph in seinen Augen erkennen. "Perfekt. Heißt das, dass ich deine Nummer jetzt bekomme, um dir später die Details zu senden?"
Grimmig verneine ich, doch er schien es schon zu erwarten und lässt sich seinen Funken in den Augen nicht nehmen. "Dann schreibe ich dich auf deinen Account an, Süße. Das sendest du Maddy weiter."Mit großen Augen betrachte ich sein aufrichtiges Grinsen, bevor ich mich angepisst abwende. "Nenn' mich nicht 'Süße'." brumme ich noch, bevor ich holbrig ins Mitschreiben reinkomme.
Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Und mir gefällt sein Ausdruck nicht. Von eiskalt und emotionslos in einem Knips zu glücklich und selbstverliebt. Geht das überhaupt? Und wieso fühlt es sich an, als hätte er böse Hintergedanken dabei? Will er sich insgeheim vielleicht rächen?---------
"Ich glaub's nicht." hauche ich genervt und lege den Kopf in den Nacken, während ich mich Null auf die Serie konzentrieren kann, die läuft.
Ich merke Maddys Blick, dessen Beine mit meinen verheddert sind, während wir versuchen, es auf der kleinen Couch bequem zu halten. "Was los?" mampft sie ihre Chips.
Meiner Laune entsprechend schaue ich sie an. "Bram hat eben geschrieben..Die Party findet an diesem Freitag statt."
"Und?"
"Ich wollte diesen Samstag zu meiner Familie." brumme ich.
"Ist doch nicht schlimm. Kummerst du im Zug aus und gut ist."
"Leichter gesagt, als es eigentlich ist Maddy.."
"Aber wieso schon diese Woche? Wir haben noch die nächste Seminare." wendet sie ein und beachtet mein Problem wohl nicht mehr.
"Weil die meisten Abgeher, die sie einladen wollen, da schon weg fahren oder es wollen. Da würde niemand von denen kommen." seufze ich.Frustriert starre ich auf die Decke. Maddy wird sich jetzt definitv nicht umstimmen lassen. Und ich will ihr das irgendwie auch nicht ausreden, aber das alles passt mir einfach nicht. Gehe ich eben früher. Dann können sie Maddy nicht einfach rausscheuchen.
Es ist das Nächste auf meinem Handy , dass mich erneut zum stöhnen bringt. "Das ist ja noch schlimmer."
"Was?" ist sie verwirrt und ich zeige ihr mein Display, wo gerade ein Anruf passiert.
"Mein Boss." murmle ich nur und verschwinde kurz in mein Zimmer.
Als ich wiederkomme merkt Maddy wohl meine schlechte Aura, denn sie dreht sich zu mir. Ohne, dass sie eine Frage verbal äußern muss brumme ich: "Er möchte, dass ich die Schicht meiner Kollegin am Donnerstag und Freitag übernehme, weil ich am Wochenende weg bin."
"Und wann würdest du dann zur Party kommen?" fragt sie fassungslos.
"Keine Ahnung. Ich darf den Laden ausnahmsweise früher schließen, aber trotzdem werde ich wohl erst nach Null da sein, wenn ich mich im Laden fertig mache."
Entsetzt stöhnt sie besser aus, als ich es je könnte. Warum kommt alles immer auf einmal?
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I'll get you
Teen FictionNur Dank dem Stipendium darf Willow auf die Eckerfield gehen und ihr Collegeleben so richtig starten. Freunde, Feinde, Verrückte, Stress. Doch einen Punkt hatte sie nicht erwartet. Bram Chester. Einer von den abgehenden Studenten und mit seinem Gesi...