Es ging alles schnell. Wie Bram mir die Waffe abgenommen hatte, die darauf unbeschreiblich schwerer wurde, wie er mich in den Arm genommen hatte, bevor er mich aus dem Gebäude geführt hatte und das dumpfe Gefühl, dass sich mit den Stimmen legte.
Als wären wir nie dagewesen sind wir zurück zum Flugplatz gefahren, um in den startklaren Jet zu steigen und diesmal deutlich länger zu fliegen, bevor wir an einem neuem Ort gelandet sind.
Dabei hat er auch hier meine Hand nicht losgelassen und ohne ihn hätte ich das dumpfe Gefühl in mir auch nicht standgehalten.
Zwar sind die Stimmen mit dem Tod meiner leiblichen Mutter verschwunden, doch genauso waren es jegliche Gefühle.
"Jetzt wird alles gut." lächelte Bram kränklich vor dem aussteigen und versuchte mich mit dem Streichen über meinen Handrücken in der Ruhe zu bewahren, die mich seither fest im Griff hatte.
Aber er brauchte es nicht zu sagen, damit ich das glaubte. Ich spürte es jetzt schon auch wenn mich eine gewisse Unsicherheit drohte zu verfolgen.
Diesmal fährt er mich durch breite sonnige Straßen und unter meinem stummen Zustand merke ich, dass wir uns in Californien befinden.
Nicht lange und wir fahren an einer Straße entlang, die auf meiner Seite den Strand neben sich hat, der voller lebhafter Menschen gefüllt ist und das Meer in den letzten roten Sonnenstrahlen präsentiert.
Gebannt starre ich darauf, während ich versuche das komische Gefühl in mir abzuwimmeln und die Geschehnisse des Tages zu begreifen.
Bram pov.
Ich kann es nicht leugnen, aber neben dem siegreichen Gefühl mit Willow endlich da angekommen zu sein, wo ich uns immer haben wollte, auch eine gewisse Anspannung zu spüren.
Zu hinterfragen, ob sie nun zu der Person geworden ist, die sie sein soll und ob uns nun nichts mehr im Weg stehen würde.Vorsichtig helfe ich ihr aus dem gemieteten Wagen und versuche die Sorge zu unterdrücken. Den ganzen Weg über hat sie nichts gesagt und kaum irgendeine Emotion gezeigt.
Sie ist blasser als sonst.
Dennoch gehorcht sie meinen Anweisungen und lässt sich darauf zu dem Strandhaus führen, dass mir auf Malibu gehört.
Der helle Fußboden ist genauso geblieben, wie ich ihn vor Monaten dagelassen habe, nur dass die antiken Möbel eine leichte Staubschicht aufweisen. Dennoch interessiert es mich nicht und ich füre Willow die Treppe in den oberen Bereich hoch, wo das hell gestaltete kleine Schlafzimmer ist und lasse sie auf dem Himmelbett nieder. "Du solltes schlafen." murmle ich und knie mich vor sie, um ihr die Chucks auszuziehen.
Immer noch keine Reaktion. Und als ich sie unter die Decke stecke, schließt sie ohne Widerworte die Augen.Es muss gerade viel in ihrem Kopf verarbeitet werden, weshalb ich ihr beruhigend über die Haare streiche und ihr einen letzten Kuss auf die Stirn gebe, bevor ich die hölzerne Tür schließe und an dem klein gehaltenen Gang zum Büro gehe, dass auch hier oben platziert wurde, um mich um die letzten Aufräumarbeiten zu kümmern.
Willow pov.
Benommen liege ich auf dem Bett und starre die weißen Seidenvorhänge an, die auf den Latten über mir hängen, während die Sonne immer stärker wird. Es muss eine Stunde vergangen sein, seit ich wach bin und doch verspüre ich keinen Drang aufzustehen oder meinem Magen endlich wieder Nahrung zuzufügen.
Mein Kopf ist einfach nur leer. Selbst die Stimmen höre ich nicht mehr, was eigenartig ist. Es ist ungewohnt.Es öffnet sich eine Tür, doch nicht mal darauf reagiere ich. Ein leises "Guten Morgen." und es schmerzt, es nicht zu erwidern, aber ich bin zu starr. Mein Kopf versucht etwas zu verarbeiten, dass ich jedoch nicht mitbekomme.
Die Matratze senkt sich neben mir und ich erkenne seine Silhouette im Augenwinkel. "Hey." kommt es weich, "Süße, was ist denn los?" Seine große Hand legt sich über meinen Bauch und streichelt mich warm, was eine Regung in mir verursacht.
Ich versuche die Tränen zurückzuhalten, als er sich vorlehnt, ohne seine Wärme von mir zu nehmen. Sein Finger streicht über mein gekreuseltes Kinn. "Komm schon. Sag es mir. Ist es wegen gestern?" haucht er nah an mir.
Getroffen schließe ich die Augen und spüre, wie die Tränen, gegen die ich gekämpft habe, an meinen Wangen runterfließen. "Bram," fixiere ich ihn mit wackelnder Stimme, "Ich habe meine Mutter umgebracht."
"Und das ist auch nichts schlechtes." legt er seine Hand sofort über meine Haare, "Es musste getan werden."
"Ich bin nie für's Morden. Und deshalb weiß ich nicht, was gestern mit mir los war." quake ich unter Tränen.
"Willow, du hast es getan, weil es das einzig Richtige war. Wir haben das gemeinsam getan, ok? Wir sitzen im selben Boot."
Etwas ruhiger gestimmt mustere ich ihn. Seine Haare sind zerzaust, aber sein Gesicht vollkommen entspannt. Er weiß, was er sagt und ist scheinbar vollkommen überzeugt davon. Es macht es mir leichter, ihm dabei zu folgen.
"Es ist unser gemeinsames Geheimnis, ok?" flüstert er und streicht mir wieder gedankenverloren über die Unterlippe, "Wenn wir zusammenhalten wird nie jemand etwas erfahren. Wir genießen unser Leben und gut ist."Es klingt verlockend, aber eine Sache lässt mich dennoch nicht los. "Aber wie soll ich de Fakt akzeptieren, dass ich ein Leben genommen habe?"
"Das musst du nicht." Verzweifelt verziehe ich die Brauen. Ich verstehe langsam gar nichts mehr. "Du musste es lediglich hinnehmen und weiter machen. Du darfst dich davon nicht überweltigen lassen. Es ist nun mal passiert. Und glaube mir, ich weiß genau, wovon du da redest." raunt er.
"Ehrlich?"
Matt lächelt er schief und stoppt seine Hand beim Streicheln. "Ehrlich. Als ich meine erste Person hatte, hatte ich genauso reagiert, wie du. Konnte nicht schlafen, nicht essen und vor allem kaum reden. Alles wirkte plötzlich so...erdrückend."
Verwundert setze ich mich auf und sehe ihm direkt in die Augen, was er voller Ruhe erwidert. "Geht das irgendwann weg?"
"Aber natürlich. Du musst es nur hinnehmen und weitermachen. Es ist nichts schlimmes." legt er seine Hand gegen meine Wange, was eine lindernde Wirkung auf mich hat. "Wir sind gemeinsam in dieser Sache. Für immer."
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I'll get you
Teen FictionNur Dank dem Stipendium darf Willow auf die Eckerfield gehen und ihr Collegeleben so richtig starten. Freunde, Feinde, Verrückte, Stress. Doch einen Punkt hatte sie nicht erwartet. Bram Chester. Einer von den abgehenden Studenten und mit seinem Gesi...