Wir sind nun mitten in den Prüfungen, weshalb ich an nichts und niemanden, außer meinen Lernstoff denken kann. Und doch schlägt sich etwas zu mir hindurch. Ein Phänomen, dass ich nicht erwartet habe. Bram Chester setzt sich nicht wie seit Monaten neben mich, sondern bleibt etwas Abseits stehen, bevor er sich an den Rand der linken Seite setzt. Kurz kreuzen sich unsere Blicke, was mich auffluchen lässt. Doch beide schauen wir schnell weg.
Ich sollte einfach nicht darauf achten. Es fühlt sich deutlich besser an, seit er nicht mehr an mir ist und mich bei jeder Möglichkeit in dem Gebäude abfängt. Und jetzt kann ich mich viel besser auf das Seminar konzentrieren, dass langsam dabei ist zu beginnen.
Doch es ist Maddy, die sich diesmal nah neben mich abstützt und auffällig unauffällig an mir vorbei zu einem Gewissen Herrn sieht. Schon aus dem Augenwinkel ist zu sehen, wie verdutzt sie ist. Ich insgeheim auch, aber das werde ich niemals zugeben. "Sag' mal sehe ich richtig?" sagt sie leise, aber wird von mir so gut es geht ignoriert. "Wieso setzt Bram sich auf einmal woanders hin?" flüstert sie und ich atme tief durch.
"Ist doch egal."
"Hast du mir zu eurem Gespräch etwas verschwiegen? Er sieht angepisst aus." murmelt sie.
Ich jedoch kann nur genervt die Augen rollen und höre mit dem Schreiben auf, um sie leise anzuzischen. "Er sieht fast immer angepisst aus. Überlasse ihn sich selbst. Ist doch nicht meine Schuld, wenn er so egozentrisch ist."
"Willoooow?"
Doch ich wende mich einfach ab. "Lass' es einfach ruhen. Niemanden interessierts." flüstere ich und schreibe wieder von der Tafel ab."Oh, Süße. So, wie ich es sehe, sind wir nicht die Einzigen, die Brams plötzliches untypisches Verhalten bemerkt haben." murmelt sie und ich hebe darauf meine Augenlider, um den Blick unbemerkt im Raum schwenken zu lassen. Tatsächlich sehen ihn einige verwirrt an, aber sobald ich Augenkontakt mit jemanden begehe, schotte ich es endgültig ab und halte meinen Blick für den Rest des Seminars auf meinem Blatt geheftet. Ich brauche mich damit nicht zu beschäftigen.
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Bram pov.
Es ist die Fahrt zur Schule, die mit am schlimmsten ist. Mein Körper fühlt sich restlos an und kann einfach nicht still halten. Eigentlich wollte ich gar nicht zu amerikanischer Literatur kommen, erst recht, weil ich dann Willow sehen und mich wieder ihrer Kälte gegenüber mir aussetzen müsste. Aber genau dann habe ich mir bei meinem Powerlauf gedacht, dass ich genau wegen ihr kommen sollte. Um ihr meine Meinung zu bieten.
Also habe ich mein Training am Morgen abgebrochen und halte nun vor der Eckerfield, die sich mit den letzten Studenten füllt.Ohne ein Wort an meinen Fahrer, steige ich energisch aus unserem schwarzen Mercedez und muss mit der Wut aufpassen, welche die Erinnerungen an dieses Mädchen verursachen. Ich hab' mich zwar dumm gestellt, als sie mich abserviert hat, aber gemerkt habe ich es. Ein drittes Mal. Ein scheiß drittes Mal hat sie das getan. Und ich werde aus Trotz zum Seminar gehen.
Pass' bloß auf, was du machst.
Denkt, sie wäre so machtvoll. Dabei kann sie, wenn es ernst wird, nicht 'mal den Mund öffnen. Ich verzerre das Gesicht, als ich an das eine Mal in der Videothek denken muss und laufe davon nur energischer über den Hof der Universität. Es hat sich so gut angefühlt, als ich meine Hand auf ihrer Seite hatte und sie, wie eine Puppe, achtsam zur Seite geschoben habe, um den kleinen Pissern eins Auszuwischen. Es ist lange her. Zu lange, weshalb das Gefühl inzwischen sehr schwach ist, doch ich versuche so gut es geht daran festzuhalten. Und sobald ihre Lippen in meine Gedanken kommen kann ich das Knurren nicht unterbinden, während ich die Eingangstür kraftvoll aufschmeiße. Alleine die Weise, wie sich ihre Lippen leicht geöffnet haben, als sie von meinem Griff an ihrem Hals erschrocken war, macht mich verrückt. Der kleine Schock auf ihrem Gesicht hat mir überraschender Weise gefallen. Sogar sehr. Und ich durfte so nah an ihr stehen, dass ich es fast hätte schmecken können. Ich weiß, dass sie mich anziehend findet. Es wartet tief in ihr drinnen. Sie will es, nur weiß sie es noch nicht. Und nur ich kann ihr diese Seite zeigen. Sie darauf aufmerksam machen.
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I'll get you
Teen FictionNur Dank dem Stipendium darf Willow auf die Eckerfield gehen und ihr Collegeleben so richtig starten. Freunde, Feinde, Verrückte, Stress. Doch einen Punkt hatte sie nicht erwartet. Bram Chester. Einer von den abgehenden Studenten und mit seinem Gesi...