Meinen schlechten Schlaf nun vollkommen aufgebend setze ich mich kaputt auf und blicke unter trägem Blick umher. Die digitale Uhr am Fensterbrett zeigt an, dass es nicht einmal 5 Uhr morgens ist. Ich hatte nach unserem gemeinsamen Abend nicht einmal vier Stunden geschlafen.
Es herrscht Totenstille im Gebäude und nicht einmal draußen vernehme ich Geräusche. Es dringt nur hier und da Vogelgesang durch das angeklappte Fenster, während der Himmel nur langsam hell wird.
Die Kühle im Zimmer veranlässt mich, die Decke mehr an mich zu ziehen, während es wieder Hunters' Worte sind, die sich als erstes in meinem Kopf bilden. Fliehen.
Er hat mir ein Angebot gemacht, dass ich sonst immer herbeiwünsche. Denn nach allem wollte ich nie etwas anderes im Leben, als zu fliehen und nie wieder zurückblicken zu müssen. Er weiß nicht, wie schwer es mir gefallen ist, seinen Vorschlag abzuschlagen, aber ich musste. Ich konnte nicht einfach alles, dass ich durchgemacht und erarbeitet hatte einfach wegschmeißen. Es tut mir vielleicht nicht gut, aber es sind die Sachen, die mich ausmachen. Würde ich sie ein für alle Male von mir stoßen, würde ich mich selbst in Vergessenheit wiegen und wäre nie wieder ich selbst. Ich kann auch Maddie nicht einfach stehen lassen. Und Jona sowieso nicht. Ich würde mich in sein Leben einmischen, bis ich überzeugt davon bin, dass er eigenständig und mit eigener Kraft das Leben bewältigen kann.
Aber wer war ich schon? Zum anderen kann ich doch mein eigenes Leben nicht bewältigen. Also wer war ich, das der anderen bewältigen zu wollen?Ich will diese Gedanken nicht weiter führen. Mit verzerrtem Gesicht stehe ich auf und versuche mit dem Verstand im hier und jetzt zu sein. Was mich wieder auf Hunter bringt.
Gestern hatte er mir noch gesagt, dass er wegen mir auf dem Boden seines Computerzimmers schläft, um mir meinen Raum zu lassen. Und mich wollte er nicht auf dem Boden schlafen lassen. Egal, wie sehr ich ihn umstimmen wollte.
"Ich schlafe sowieso kaum." hatte er zur Ausrede verwendet und um das zu bestärken, hat er sich an seine Rechner gesetzt, sobald ich mich schlafen gelegt habe.Jetzt, als ich die Tür zu diesem Raum leise öffne, sitzt er jedoch nicht im Schreibstuhl. Nein, der Raum ist stockdunkel und nur die blinkenden Lichter, die zeigen, dass die Rechner nur im Standby-Modus sind, sind die einzigen Lichtquellen.
Im schwachen Sonnenlicht hinter mir, dass geradeso bläulich durch die Wolkendecke kommt, sehe ich ihn tatsächlich an der nebenliegenden Wand in seinem provisorischen Bett liegen, dass aus einfachen Decken gemacht ist, die er immer wieder weglegt.
Der Anblick ist schmerzhaft. Ich bin erst drei Tage wieder in seinem Leben und ich mache ihm jetzt schon große Umstände. Etwas sollte doch zu tun sein.
Tief durchatmend studierte ich seine Silhouette im Dunkeln. Eines war klar in unserer Situation: Ich würden Bram nie loswerden können.
Egal, was wir planen, was wir tun, er würde mich nicht einfach so davonkommen lassen und es gibt nichts, dass wir dagegen tun könnten. Aber ich könnte das beste darauß machen.
Wenn ich Bram dazu bringe Hunter zu helfen, ihm einen guten Platz zu besorgen, könnte wenigstens einer von uns beiden den Weg einschlagen, den wir als Jugendliche geplant hatten. Und wenn ich in dem Wissen gelassen werde, dass wenigsten Hunter seine Träume verwirklichen konnte, dann könnte ich mit einem Schmerz weniger weiterleben.
Ich weiß, dass Bram ihm einen außerordentlich guten Platz im IT-Bereich geben kann. Und auf diese Weise wird der Kontakt zwischen Hunter und mir vielleicht nicht unterbrochen. Hoffe ich jedenfalls. Wenn ich genug mit den Wimpern klimpere, wird Bram sicherlich nachgeben. Für mich.
Ein brodelndes Gefühl bildet sich in meiner Magengrube, die mir einen Kloß in den Hals treibt. Für mich. Was er wohl gerade treibt?"Willow?" Bevor ich mit den Gedanken wieder auf verbotenes Terrain abdriften kann, bringt mich Hunters' klare Morgenstimme zurück.
Mit berechenbaren Blick schaue ich auf ihn hinab, wo er sich auf den Unterarm gestützt das Auge reibt. "Tut mir Leid," sage ich leise in einer Stimme, die sich fremd anhört, "Habe ich dich geweckt?"
"Naja, ich war nur im Halbschlaf. Wieviel Uhr ist es?"
"5."
Ächzend lässt er den Kopf hängen, bevor er anfängt sich zu erheben. "Wieso bist du wach?"
Ich zucke nur die Schultern, was er wahrscheinlich nicht sieht, weil er zu beschäftigt ist die Gliedmaßen zu strecken, um wach zu werden.
"Hast du überhaupt geschlafen?"
Brummend reibt er sich das Kreuz und blickt verschlafen hinter sich. Seine dunkelblonden Haare stehen überall ab und anhand seiner Haltung kann ich erkennen, wie kaputt er eigentlich ist. "Vielleicht 'ne Stunde? Ich muss noch einige Aufgaben erledigen, bevor Spencer hier auftaucht." raunt er und lässt den Arm schlapp fallen, als er sich wieder mir zuwendet. Bei meinem Anblick, scheinen sie sofort ein wenig mehr Energie auszustrahlen.
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I'll get you
Teen FictionNur Dank dem Stipendium darf Willow auf die Eckerfield gehen und ihr Collegeleben so richtig starten. Freunde, Feinde, Verrückte, Stress. Doch einen Punkt hatte sie nicht erwartet. Bram Chester. Einer von den abgehenden Studenten und mit seinem Gesi...