Klarheit

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"Wie klingt ein kleiner Urlaub für dich?" ertönt sein Raunen nach geraumer Zeit innerhalb des Dampfes, weshalb ich meine Sinne erst einmal etwas wachrütteln muss, bevor ich den Kopf träge heben kann, um in seine Augen zu sehen. Sie sind fest entschlossen und fixierend, weshalb ich Mühe habe, wieder wegzusehen.
"Wie meinst du das?"
Er bewegt sich minimal unter mir. "Willow, ich merke, dass es dir schlecht geht. Und glaube mir oder nicht, aber ich hatte auch nicht die rosigste Zeit, während du wie vom Erdboden verschluckt warst. Deshalb würde ich gerne eine richtige Auszeit nehmen. Nicht nur das." hob er die Hand aus dem Wasser und deutet damit um uns, während ich jeden seiner Atemzüge spüre, "Kein eintägiger Ausflug. Sondern ein richtiger Urlaub. Wir können wegfliegen. Sei es eine Woche oder zwei. Was hälst du davon?" Gespannt sieht er mich an.
Urlaub? "Ich war noch nie verreist." krächze ich und spüre eine beunruhigende Leere in mir.
"Dann wird es höchste Zeit, meinst du nicht?" lächelt er traurig.
Schon lange wollte ich in einen anderen Staat oder besser: In ein anderes Land. Aber mir stand nie genug Geld zur Verfügung. Und die erste realistische Planung mit Maddy in diesem Jahr wurde ja zum Reinfall.
"Wohin wolltest du schon immer mal hin?" streicht er mir über die Haare, bevor sich seine Hand an meinem Nacken festsetzt und fest umgreift.
Überlegend zucke ich die Schultern. Überall wäre mir recht. Aber mit Bram? Ich weiß nicht, ob der Hüpfer meines Herzens aus Aufregung oder Panik entsteht.

Mit festem Griff zieht er meinen Kopf zu sich und presst seine Stirn gegen meine. "Wir werden schon etwas passendes finden." raunt er mit geschlossenen Augen und ich kann den Blick nicht von seinem zufriedenen Lächeln nehmen.
Eine Wucht an Emotionen durchbricht mich und ich atme zittrig durch, bevor mich ihr Überfluss versteifen lässt. Alarmglocken gehen in mir auf und ich weiß nichts besseres zu tun, als mich aus seinem Griff zu lösen und nach langem meinen Körper von seinem zu trennen.
Abstand suchend lehne ich meinen Rücken gegen das andere Ende der Wanne und halte mich angeknackst an den Rändern fest. Dabei ignoriere ich seinen verwirrten Ausdruck.

Der fehlende Körperkontakt verursacht ein Ziehen in meiner Lunge und doch habe ich Mühe meine Beine so gut es geht nicht mit seinen in Berührung kommen zu lassen.
"Liebst du..mich wirklich?" krächze ich gedankenverloren.
Erst nach kurzer Stille traue ich mich in sein Gesicht zu sehen, wo er die Brauen verwundert oben hält. "Natürlich. Mehr, als je jemanden zuvor." haucht er und der Schein der Kerzen verstärkt den glasigen Ausdruck in seinen Augen.
Beschämt sinke ich tiefer in das Wasser, bis es sich über meine Lippen legt und ich spüre, wie meine Wangen heißer werden, als zuvor. Noch einen Moment überlegend schaue ich auf das inzwischen schaumlose Wasser und spüre die integrierte Heizung unter uns arbeiten. Dann recke ich den Kopf minimal wieder aus dem Wasser, um meine nächste Frage leise zu äußern: "Aber du hast jemanden schon vor mir gehabt, oder?"
Ich suche seinen Blick nach einem verräterischen Funken ab, doch ich finde nur ruhige Entschlossenheit dahinter, die mir gilt. "Nein." Erstarrt halte ich inne. "Ich hatte noch nie jemanden, der solche Gefühle in mir geweckt hatte."

Seine Armmuskeln zucken in dem gedimmten Licht, während er seine Hand ins Wasser taucht und sie darauf durch seine Haare streicht. Tief ausatmend stellt er sich wieder meinem überraschten Blick.
Ich will etwas sagen, doch die Enge in meinem Hals macht es nicht sofort machbar. "Was ist mit deinen Eltern?"
Den Kopf schief legend mustert er mich eingehend. "Das ist etwas anderes. Und selbst diese Gefühle sind nichts im Vergleich mit denen zu dir."

Ein Tropfen löst sich von seiner Stähne und fällt lautlos auf seine schimmernde Brust, während die Stille um uns mich zu erdrücken versucht. Ich höre nur meinen eigenen harten Herzschlag, der meinen Hals rhytmisch aufschmerzen lässt. Doch der Schmerz fühlt sich zum einen gut an.
Seine Augen sind intensiver, als vorhin, wo ich vor ihm meine Kleidung abgestreift hatte und verursacht ein pulsieren zwischen meinen Beinen.
Dann - geschmeidig und doch schnell - lehnt er sich vor und lässt das Wasser zart aufplätschern, während es in einer großen Welle zu mir schwappt und ich in darauf auf mir spüre, die Beine getrennt von seinen.
Erschrocken starre ich zu ihm hinauf, als er sich an dem Wannenrand zu meinen Seiten abstützt und den Rücken über mich krümmt. Von oben auf mich hinabstarrend beobachtet er jeden meiner Gesichtsmuskeln und es ist plötzlich Bram über mir, den ich damals kennengelernt hatte. Der Bram, der einfach nur ein selbstbewusster Arsch mit undurchschaubarer Fassade war und meine Aufmerksamkeit von Anfang an auf sich gezogen hatte, wie ich nun feststelle.
Die Art, wie sein Blick auf mir liegt, lässt mein Herz kurz zusammenziehen, bevor es verschnellert aufpocht.
"Du weißt, ich hasse es mich zu wiederholen." brummt er stark über mir, was mich zusammenzucken lässt. Aber ich wage es nicht, von seinen einnehmenden Augen zu sehen. "Aber ich sage es dir so oft, wie nötig: Du bist alles, was ich auf dieser gottverdammten Welt brauche."

Ein Bruch. Stark und erschütternd, dass ich Tränen in den Augenwinkeln spüre. Doch genau dieser Bruch verursacht ein klares Bild, dem ich all die Zeit entfliehen wollte. Es ist so einleuchtend, dass ich weiß von nun an kann ich es nie wieder leugnen:
Ich liebe Bram. Und so erschreckend, wie dieser Fakt auch sein mag, in diesem Moment muss ich es einsehen.
Die Tränen werden zum Überfluss und vermischen sich mit dem Wasserfilm über meiner Haut. Ein fassungsloser Blick bildet sich auf Brams Gesicht, den ich sicherlich selbst gehabt hätte, würde mein gekreuseltes Kinn nicht jegliche Fasern meines Gesicht versäuern.
Sprachlos hebt er schon die Hand, um sie mir von den Wangen zu streichen, doch ich untergrabe sein Vorhaben, als ich rein aus Verlangen sein Gesicht umgreife und es zu mir runterziehe, um ihn sehnsüchtig zu küssen, als würde mein Leben davon abhängen.
Deutlich überfordert versteift er sich und zuckt zurück, was unsere Lippen kurzzeitig voneinander löst und einen erdrückenden Wall an Enttäuschung und Trauer über mich rollen lässt. Doch bevor ich meine Hände verletzt zurückziehen kann presst er seine Lippen umso stärker gegen meine und drückt mich gefährlich tief in das Wasser.
Für zwei Sekunden tauchen meine Ohren unter Wasser, dass ein dumpfes Strömen mich einnimmt, bevor seine Arme sich fest um mich schlingen und zu einem krachenden Platschen wieder über die Oberfläche ziehen, um seinen Oberkörper mit meinem zu verschmelzen.
Überrascht aufkeuchend greifen meine Hände in seine Haare, um einen festeren Halt zu haben, bevor ich seinen Kuss genauso gierig erwiedere.
Ohne Aufwand presst sich sein Becken unter dem Wasser gegen mich und das Wasser um uns schwappt immer wieder über meine Schultern, sodass es sich nicht nur seelisch, sondern auch physisch anfühlt, als würde ich davontreiben.

Knurrend löst er die Arme um mich, um mein Gesicht zu umpacken, während er droht, mich zu verschlingen, und meinen nackten Rücken gegen das Keramik zu pressen, sodass kaum noch ein Tropfen zwischen mir und dem Material passt. Sein wildes Verlangen lässt mich aufglühen und vollkommmen verlieren, dass ich meine Beine enger um ihn schmiege und ohne nachzudenken das Becken einladend gegen ihn presse.
Aufstöhnend drängt er mich ein wenig weiter aus dem Wasser, als er sich auch schon minimal löst und darauf ein heftiges Kribbeln durch meinen Körper jagt, als er mich inbrüstig ausfüllt und ich jauchzend nach Luft ringe.

I'll get youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt