Anruf

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Es waren 500 Euro, die der Kellner aus Claea, als Trinkgeld von Rufus bekommen hatte und ich komme darüber nicht hinweg. Ist es normal, eine solche Summe auszugeben? Oder war es eine kleine Beisteuerung, den Mund über mich zu halten?
Ich kann es nicht sagen, weshalb mein Kopf schon raucht, sobald wir wieder zurück im Penthouse sind.
Dabei fällt mir Bram sofort ins Auge, der vor der Couch etwas am Handy schreibt. Sobald er den Kopf hebt, treffen sich unsere Blicke und ich erstarre an Ort und Stelle, während Rufus dicht hinter mir anhält.
Tief ausatmend steckt er das Handy in die Hosentasche und kommt auf mich zu. "Und? Wie war euer kleiner Ausflug?"
Fixiere den Kopf auf das hier und jetzt, Willow. Doch es gelingt mir, nur ein kleines Lächeln hervorzubringen. "Ganz schön. Danke."
Mit stechenden Augen bleibt er direkt vor mir stehen und lässt seine Hände um meine Taille fließen, was mich die Luft anhalten lässt. Dann platziert er auch schon einen kurzen Kuss auf meine Lippen, der so weich ist, dass es mich schwach werden lässt. "Wie fandest du die Bar?" raunt seine Stimme, während er mit gesenkten Lidern auf mich hinabblickt.
"Ganz..Ganz gut. Maddie wollte schon immer mal dorthin."

Er grinst auf. "Dann kannst du sie damit irgendwann sicherlich eifersüchtig machen."
Erstarrend sehe ich in die Augen, die sich nicht lesen lassen. "Ich werde sie irgendwann sehen?" Doch er zuckt nur die Schultern und schmiegt mich mehr an sich. Ich sollte nicht daran denken. Er macht mir bestimmt nur falsche Hoffnungen.
"Wie war das Meeting?" kann ich nicht mehr warten.
"In Ordnung."
"Worum ging es?"
Er lacht leise. "Das bleibt ein Geheimnis." Verdammt. Dieser Typ muss echt erst geknackt werden, bevor er etwas ausspuckt, was?"
Gespielt fange ich an zu schmollen und sehe mit glasigen Augen auf. "Wieso ein Geheimnis darauß machen?" schnurre ich perfekt, doch spüre etwas in mir aufkommen, dass ich nicht zurück halten kann. "Es ist nicht so, dass ich je die Möglichkeit dazu haben werde, es jemanden zu erzählen." Wow.
Er streicht mir durchs Haar. "Es war ein Meeting über ein kleines Geschäft, dass ich zurzeit aufbaue. Sagen wir es so." und küsst mich wieder. Diesmal länger.
Doppel Wow. Es hat trotzdem funktioniert.

"Ich würde mich dann wieder um deinen Vater kümmern, wenn du mich nicht mehr brauchst." unterbricht uns Rufus und ich sehe über die Schulter zu ihm, sobald Bram sich von mir löst.
"Klar, danke für deine Dienste."
Er nickt. "Alles für Willow." und geht. Seine Bemerkung lässt etwas tief in mir warm werden.
"Was für ein Arsch." murmelt Bram, sobald der MIB-Angent weg ist und ich sehe erstaunt zu ihm, "Fängt an dich mehr, als mich zu mögen." und sieht von der Tür wieder zu mir. Sofort verfestigt sich der Griff um mich wieder und ich zwinge mich zu grinsen.
"Tja, ich bin nun mal liebenswürdiger, als du."
Wieder zuckt er die Schultern. "Vielleicht."


Die nächsten Tage, schaffe ich es um Bram herum relativ entspannt zu spielen und bringe mich dazu über alle seine Witze zu lachen, was auch ihn berühren zu scheint. Was ich auch schaffe, ist mich unbemerkt vor intimen Berührungen zu drücken. Bei denen würde ich ihm nichts mehr vorgaukeln können. Und auch mir nicht. So sehr ich seinen Körper begehre, mein Leben hier verbingen, will ich nicht. Wieder auf dem Weg meines alten Vorhabens, fühle ich mich deutlich klüger. Ich darf mich nicht an dieses Leben gewöhnen, sonst hat Bram das Spiel, dass ich damals stumm erklärt habe, gewonnen.
Jedoch ist ein Tag anders verglichen zu allen anderen. An dem, wo sein Smartphone nicht aufhört zu klingeln. Während des gemeinsamten Frühstücks habe ich nichts gesagt und einfach mit angesehen, wie er sein Handy auf stumm schaltet und tut, als wäre nichts.
Selbst, als er sich von mir verabschiedet, weil er zur Arbeit muss, sehe ich das verräterische Blinken des Handys aus der vorderen Hosentasche. Doch er sagt nichts, gibt mir einen Kuss und geht.

Zwar nutze ich die Gelegenheit, mich umzusehen, doch entdecke neben einem Sportraum, weiteren Schlafzimmern und einem dunklen Raum mit einer Bar nichts weiteres. Sein Büro, als auch ein Raum im unteren Bereich sind abgeschlossen. Und ehe ich es mich versehe ist Bram wieder da, deutlich ausgelaugt und fertig. Dennoch schlägt er vor sich in den Kinoraum zu verschanzen, um abzuschalten.
Aber egal wie sehr wir es versuchen, wir können uns auf die Serie, die wir angefangen haben nicht konzentrieren. Bram wegen was auch immer und ich lasse mich von ihm immer wieder ablenken. Bis das Handy anfängt zu vibrieren..
Ausatmend löse ich mich aus seiner Umarmung. "Wieso blockst du die Nummer einfach nicht?"
Er schnauft, als hätte ich einen schlechten Witz gemacht. "Denkst du, ich hätte es nicht getan, wenn ich es könnte?"
"Und wieso kannst du nicht?" Sofort wird sein Blick steinhart.
"Weil es so ist."
Ach, wieder ein Geheimnis. Verbissen sehe ich ihn an. Ich will schon weiter fragen, als es wieder vibriert. Angespannt sieht er auf das Display, doch als der Name Rufus zu lesen ist, entspannt er sich und geht mit einem belegten "Was los?" ran.
Ich erkenne Rufus Stimme auf der anderen Seite, doch kann die Worte nicht verstehen.
"Sie lassen immer noch nicht locker." brummt Bram nur zur Antwort. "Keine Sorge, ich passe auf. Sollte was sein, gebe ich dir Bescheid, also komme runter. Ich habe immer alles im Griff." Dann dreht sich sein Gesicht zu mir. "Hast du Lust auf Sushi?" brummt er leise und ich zucke die Schultern. "Und bring uns bitte die übliche Portion Sushi." sagt er diesmal wieder ins Handy und legt auf.
"Ich glaube nicht, dass Rufus es mag den Lieferanten zu spielen, wenn er deutlich wichtigeres zu tun hat." murmle ich herablassend.
"Er hat hier nicht das sagen. So wieso, er findet es schon nicht so schlimm. Der Typ braucht Beschäftigung."

Augenverdrehend sehe ich wieder zur Leinwand, doch spüre kurz darauf einen Kuss auf der freien Schulter, weil ich ein Tanktop trage. Mit großen Augen sehe ich zu Bram, der mich mit brennenden Augen mustert, während er den Mund nicht von meiner Haut nimmt.
Mit zittriger Atmung zwinge ich mich bei mir zu bleiben. "Du interessierst dich gar nicht für diese Serie, kann es sein?"
Ein Grinsen entsteht, dass ich auf mir bilden spüre. "Ist das so auffällig?" raunt er und richtet sich auf, um sich über mich aufzubauen, bevor er mich sanft auf den Rücken presst und seine Lippen sofort auf meine legt, ohne mich auch nur einen anderen Fetzen seines Körpers spüren zu lassen.
Aber es reicht nur, das Sofa zu meinen Seiten vor seinem Gewicht nachgeben zu fühlen, als auch diese einnehmenden Lippen, um mich verrückt zu machen.
Dann drückt er mir doch das Knie zwischen die Beine, um sie zu teilen, und presst sein Becken einladend gegen meine Mitte, was mich leise aufstöhnen lässt. Als er sich löst, um mir sein Grinsen zu zeigen und mich seinen heißen Atem auf dem Gesicht spüren zu lassen, ist es das vibrierende Handy, dass uns innehalten lässt. Irgendwie gut?

Mit einem Mal angespannt knurrt Bram in sich und stütz sich ab, um nach dem Handy zu greifen, es jedoch zur Seite zu werfen, sobald er auf das Display sieht.
Nun schlecht gelaunt legt er sich kaputt auf mich und vergräbt das Gesicht in meiner Halsgrube, um dort sanfte Küsse zu verteilen.
"Irgendwann musst du antworten." meine ich leise.
"Einen Scheiß muss ich." knurrt seine Stimme und verpasst mir mit der Vibration an meinem Hals einen Schauer.


Doch Bram ist nicht der einzige mit schlechter Laune, sobald Rufus uns unser Essen bringt. Er sieht sogar richtig angepisst aus und verlangt mit Bram kurz zu reden, der laut stöhnt, weil er eigentlich das Essen in seinen Händen endlich verschlingen will.
Also willigt er ein, während ich auf der weißen Couch sitze und die nächtliche Skyline Manhattens hinter mir gar nicht beachte. Jedoch gehen sie nicht weit. Sie halten etwas weiter unter der Treppe an, wo sich Rufus sofort mit Fragen aufbaut, die ich kaum verstehen kann.
Es ist kein angenehmes Gespräch. So weit kann ich dem folgen.
Die einzigen Worte, die bis zu mir ankommen, sind "gefährlich", "unreif" und "wenn dein Vater davon mitbekommt.".

Deshalb ist Bram nun wirklich mies gelaunt, als er das Gespräch ohne weiteres beendet und zum Esstischt stampft. Ich kann erkennen, wie sein Kiefer zuckt, als er Rufus verscheucht und mir grob befielt, mich zum Tisch zu setzen, was ich auch eingeschüchtert tue.
Er stellt mir meine Box voller Sushi hin und setzt sich wie gewohnt gegenüber an die Spitze. Jedoch, das jetzt eine unangenehme Stille zwischen uns herrscht.
"Was...Was ist denn passiert, dass selbst Rufus so besorgt ist?"
"Nichts! Er ist nur zu paranoid und denkt, ich hätte in meinem Alter noch das Hirn eines Jugendlichen."
"Naja..." ziehe ich es in die Länge und bekomme einen eisernen Blick.
"Jetzt nicht Willow." knurrt er und ich hebe unschuldig die Hände, bevor ich mit dem Essen beginne.
"Ich will nur nicht, dass du dich so aufregst. Das ist alles." versuche ich es noch mit vollem Mund. Sushi. Oh mein Gott. Sushi ist das beste auf Erden. Zum ersten mal habe ich es mit Maddie probiert und kann seitdem nicht ohne. Wenigsten hat Bram einen guten Geschmack. Und genau dieser lässt die angespannten Schultern bei meinen Worten sinken.
"Ich weiß. Danke." murmelt er, ohne mich anzusehen.

Nach dem Essen gießt er uns uns noch Wein ein und zieht mich auf die weiche Eckcouch, nachdem er die Lichter gedimmt hatte. Ich stelle mich schon ein, dass es nicht nur bei einer warmen Umarmung bleibt, doch genau da klingt das Handy von einer Nachricht auf und er liest sie sich genervt durch. Doch es bleibt nicht dabei.
Es geht alles so schnell, dass ich nicht weiß wohin mit mir. Zuerst spüre ich, wie er sich immens anspannt und ein leises "Scheiße." zischt, bevor er abrupt aufsteht und ich deswegen fast zur Seite falle, hätte ich mich nicht rechtzeitig abgestützt und das Weinglas dabei gut balanciert.
Als ich wieder zu ihm sehe, hat er das Handy schon am Ohr.
"Rufus. Jetzt ist es ein Problem. Ein sehr heftiges."
Alleine seine Stimme macht mir klar, dass selbst ich mir jetzt unheimliche Sorgen machen sollte.

I'll get youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt