Da sollte doch was zu machen sein

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Als ich unsicher direkt vor ihm anhalte, greift er meine Arme und zieht mich mild an sich heran. Es passiert zwar nicht schnell, aber zu schnell für meinen Schock, als er mich auf seinen Schneidersitz zieht und die Arme von hinten um mich legt.
Versteift spüre ich nur, wie sich seine harte Wärme auf meinen Rücken verteilt und halte die Luft an, während alles in mir komisch kribbelt.

Mit starkem Druck um meinen Bauch, presst er mich an sich und ich erschrecke, als er seinen Kopf neben meinen einbettet und mich sein Atem streift. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.
"Nur bei mir bist du vor allem sicher." raunt er leise neben meinem Ohr und streicht meine Wange mit seiner Nasenspitze, was mich innerlich zusammenzucken lässt. Etwas in mir ruft nach Protest vor seinen Worten, aber ich bin viel zu aufgewühlt von dieser Berührung, als das ich irgendetwas sagen könnte.
Kurz versuche ich mich unauffällig wegzustämmen, aber er scheint es dennoch zu merken und drückt mich noch viel weiter in seine Umarmung, sodass mein Kopf schon teilweise in seiner Halsgrube liegt und es sich anfühlt, als würde er meinen gesamten Körper einhüllen.

"Bram, was wird das?" frage ich leise und versuche meine Atmung normal zu halten. Doch er vergräbt seinen Kopf weiter in meine Halskuhle und grummeld wortlos.

Es vergehen sicherlich nur wenige Minuten, aber sie fühlen sich für mich elend lang an. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich schon glühen muss und bin in einem Zwiespalt zwischen den Optionen, mich gewaltsam seinen Armen zu entreißen oder mich einfach zu entspannen.

"Ich muss dich wirklich verschreckt haben, wenn du trotz des Wissens, dass ich dir die Absicherung im Leben hätte geben können, die du dir immer gewünscht hast, mich trotzdem abserviert hast." brummt seine Stimme irgendwann schwach und er bewegt seinen Kopf nur langsam und wohl eher wahllos.
Einen Moment beschäftigt mich das Wort 'verschreckt', während er seinen Kopf anfängt an meinen zu schmiegen und ich so gut es geht nicht auf seine Nähe einzugegen versuche. Ich hatte eher gedacht, dass ich ihn einfach von Natur aus nicht groß leiden kann, aber vielleicht hat er mich einfach nur verunsichert und verängstigt mit seinem Verhalten die letzten Monate. Umso mehr habe ich Hintergedanken darauf, dass er mich jeden Moment würgen könnte oder wieder etwas versucht, dass ich nicht will.
Plötzlich spüre ich seinen heißen Atem hinter meinem Ohr und ehe ich es mich versehe umschließen seine weichen Lippen die Spitze meines Ohrs. Geschockt zucke ich weg, doch er zieht mich sofort wieder zu sich, während er tief aber amüsiert lacht. "War nur ein Ausrutscher. Keine Sorge." raunt er heiser und kuschelt sich wieder so sehr an mich, dass ich schon vermute, wir legen uns gleich hin.
Es ist unerträglich.

"Weißt du, ich habe eine Überraschung für dich." meint er dann irgendwann. Jedoch bin ich nicht so begeistert es zu hören, wie er vielleicht wollte.
Als er endlich anfängt sich von mir zu lösen, tut er es eher widerstrebend, aber ich atme leise tief durch und setze mich ein wenig zu schnell von ihm weg, als er aufsteht.

Er geht aus dem Raum und schließt die Tür hinter sich ohne sie abzuschließen. Aber inzwischen sollte ich gut genug Bescheid wissen, um nicht gleich loszustürmen. Bram muss man anders überlisten. Mit einer Methode, die nicht zu voreilig geschlossen wurde.
Wie erwartet öffnet sich die Tür nicht einmal eine Halbe Minute später und er hält eine kleine Pappbox in einer Hand, als er wieder zum Bett kommt. Auf der linken Seite bleibt er stehen und holt den fragwürdigen Inhalt raus, um ihn auf den schwarzen Nachttisch abzustellen und sein Kabel in voller Länge auszubreiten.
"Was ist das?" rutscht es mir aus, als ich mich gespannt vorlehne.
Mit einem Grinsen kniet er sich zu Boden und fängt an die Steckdose im Boden zu suchen, dass sich hinter dem Nachttisch befindet.
"Ein  Heimplanetarium." meint er nur und erhebt sich nach dem einstecken wieder. Mit einem Knopfdruck unter der Kugel, fängt sie an zu leuchten und taucht den gesamten Raum in ein dunkelblau mit berauschenden Abbildern von Sternen, die sich sogar bewegen.
Erstaunt öffnet sich mein Mund, während ich den Kopf im Nacken habe, um alles aufzufassen. "Wow." hauche ich ungewollt. Es zeigt das Universum in einer der detailliertesten Varianten, die ich je gesehen habe.

Ihn gar nicht mehr beachtend höre ich nur seiner Stimme zu. "Ich dachte, das bringt dir ein wenig Abwechslung. Und hilft dir mit der Einsamkeit, wenn ich nicht hier bin."
Zwar verzieht sich mein Mund, aber ich kommentiere es nicht. Irgendwie sagt er auch die Wahrheit. Es ist etwas, dass mich ablenken wird, wenn ich alleine bin und das brauche ich so dringend, dass ich mich über dieses Geschenk mehr freue, als ich sollte. Wieso macht er das überhaupt? Meine Brauen ziehen sich verwirrt zusammen und ich würde gerne seinen Gesichtsausdruck sehen, doch halte mich davon ab. Weil es eine Belohnung war. Meine Gedanken steuern zwar nur meiner Verwirrung bei, aber es bewegt etwas in mir. Er meinte, ich darf raus, wenn er überzeugt ist, dass ich nicht wegrenne. Da sollte doch was zu machen sein.

I'll get youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt